Wednesday, 1 May 2013

John Baptist Metz 1928 Politische Theologie




  1. Johann Baptist Metz (1928)

Johann Baptist Metz, weltweit anerkannter Theologe und Begründer der "Neuen Politischen Theologie", ist am 5.8.1928 geboren. Der emeritierte Münsteraner Hochschullehrer gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Theologen in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65). Der Schüler des Jesuiten Karl Rahner hatte Einfluss auf Entstehung und Entfaltung der lateinamerikanischen Befreiungstheologie und wurde in seinen Entwürfen wiederum von dieser mitgeprägt. „Wenn Theologie alle Fragen wirklich perfekt beantworten kann, ist es schon falsch. Es geht auch um den Schrei des leidenden Menschen, den unbeantworteten Schrei.“[1] Johann Baptist Metz bleibt, auch mit 80 Jahren unruhig, unruhig wie seine Theologie. Ihn treibt „die Rede von Gott nach Auschwitz“ nach dieser Menschheitskatastrophe um.
Die neue Politische Theologie von Johann Baptist Metz ist zu einem einer der einflussreichsten theologischen Denkansätze weltweit geworden. Die Befreiungstheologie aus der Dritten Welt ist ohne die Impulse der Politischen Theologie nicht zu denken. In solidarischer Kritik an seinem Lehrer Karl Rahner hat Metz die Theologie grundlegend erneuert. Eine Theologie, die sich nicht von vornherein absichert gegen die konkrete Geschichte und ihre Katastrophen, eine Theologie, die, die Leidensgeschichte der Menschen ansieht, eine Theologie, die in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der Zeit nicht einfach eine bequeme Zuschauerrolle einnimmt, sondern sich darin selbst aufs Spiel setzt - das zeichnet das Denken von Metz aus.

  1. Einführung

Was ist eigentlich Politische Theologie? Politische Theologie ist keine Primär Staats-Rechts-oder Gesellschaft Theorie, sondern eine Theologie mit dem Gesicht zur Welt, Gottesrede in dieser Zeit. Im Hintergrund des Konzepts der neuen Politische Theologie steht ein Problem das sich abgekürzt mit dem Stichwort, „Gott und Zeit“. Politische Theologie ist ein kritisches Korrektiv gegenüber einer extremen Privatisierungstendenz in der gegenwärtigen Theologie. Metz versteht sie gleichzeitig als positiven Versuch, die eschatologische Botschaft und den Bedingungen unserer gegenwärtigen Gesellschaft zu formulieren. Er erläutert die politische Theologie als kritisches korrektive innerhalb der gegenwärtigen Theologie. Nach der Politische Theologie, wird die Welt nicht als Kosmos verstanden, dem Existenz und Person gegenüber stehen, sie wird aber auch nicht als rein existentielle oder personale Wirklichkeit verstanden sonder als gesellschaftliche Wirklichkeit in einem geschichtlichen Prozess: „Und die Kirche lebt nicht neben oder über dieser gesellschaftliche Wirklichkeit, sondern in ihr als gesellschaftliche Institution.“[2]
Durch seine Orientierung an den eschatologischen Verheißungen gewinnt der Glaube immer neu eine kritische Haltung gegenüber seiner gesellschaftlichen Mitwelt. Dies war das Ergebnis der Verborgenen Überlegungen zur Politischen Theologie. Nach der Politischen Theologie muss der Glaube nicht institutionalisiert sein, aber ein Träger einer kritischen Freiheit gegenüber der heutigen Gesellschaft.
„Der Begriff Politische Theologie wird in der gegenwärtigen theologischen Diskussion in einem ganz bestimmten Problem-und Sinnzusammenhang gebraucht.“[3] Politische Theologie ist ein kritisches Korrektive gegenüber eine gewissen Privatisierungstendenz in der gegenwärtigen Theologie. Politischer Theologie knüpft kritisch an die gegenwärtige innertheologische Problemsituation an und sucht die tendenzielle Privatisierung des Kerns der christlichen Botschaft. Zum einen erscheint die Politische Theologie als kritisches Korrektiv gegenüber einer gewissen Privatiserungstendenz in der gegenwärtigen Theologie. Zum anderen erscheint Politische Theologie als Versuch, die eschatologische Botschaft des Christentums unter den Bedingungen unserer Gesellschaft und mit Berücksichtigung des Strukturwandels ihrer Öffentlichkeit zu formulieren
Politische Theologie bezeichnet nicht primär eine neue theologische Disziplin neben anderen, mit einer bestimmten regionalen theologischen Aufgabenstellung. Sie ist nicht einfach etwa, angewandte Theologie, gewissermaßen auf Öffentlichkeit und Politik angewandte Theologie. In dieser Hinsicht ist sie auch nicht einfach identisch mit dem was man innerhalb der Theologie, politische Ethik nennt. Politische Theologie reklamiert nämlich einen Grundzug im Aufbau des kritischen theologischen Bewusstseins überhaupt, das freilich von einem neuen Theorie-Praxis-Verhältnis bestimmt ist: Diese Politische Theologie bezieht alles auf die eschatologische Botschaft Jesus, aber auf einem Weg mit der neuen Ausgangssituation der kritischen Vernunft.
Politische Theologie sucht unter Berücksichtigung der Situation der aufgeklärten und säkularisierten Gesellschaft, eine Gesellschaft, die, die Botschaft von Heil, Vergebung und Versöhnung reflektiert. Sie reklamiert das Bewusstsein vom anhängenden „tödlichen“ Prozess zwischen der eschatologischen Botschaft vom Reiche Gottes und der jeweiligen gesellschaftlich-politischen Öffentlichkeit unter Berücksichtigung von deren geschichtslosem  Strukturwandel.
Nach der Politischen Theologie kann man nicht die zentrale Verheißung der Reich Gottes-Botschaft (Freiheit, Friede, Gerechtigkeit, Versöhnung), radikal privatisieren, sondern muss den Einzelnen in eine kritische Freiheit gegenüber seiner gesellschaftlichen Mitwelt einsetzen. „In Wahrheit sucht die Politische Theologie, diese „säkularisierte“ Welt als Ausgangspunkt von Theologie und Verkündigung radikal ernst zu nehmen“ [4] Die Politische Theologie kann und muss auch die zentralen theologischen Wahrheiten im Hinblick auf das in ihr artikulierte Verhältnis von Glaube und gesellschaftsbezogener Vernunft auslegen. „So erschient in ihrem Lichte der christliche Glaube als Gestalt gesellschaftskritischer Freiheit und die Kirche als Ort dieser Freiheit, zu der sich der Christ im Angesicht der eschatologischen Botschaft berufen weiß.“[5]Die Politische Theologie behauptet Glaube, Hoffnung und Liebe als Gestalt gesellschaftskritischer Freiheit und Kirche als Ort und Institution gesellschaftskritischer Freiheit.

  1. Entstehung der neuen Politischen Theologie

Wer die Politische Theologie von Johann Baptist Metz einordnen und bewerten will, muss ihre Genese, ihre Grunderfahrung im Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils so wie in der Protestbewegung der damaligen Zeit kenntlich machen. Politische Theologie ist eine Theologie, die in einer so herausfordernden Situation Verschärft sich die Frage nach Status, Programm und Bedeutung. Politische Theologie ist eine Theologie, die unter dem Spannungsbegriff, “Mystik und Politik in ihrer dialektischen Grundtendenz sichtbar gemacht werden soll. „Politische Theologie ist ein Begriff, der heute eher in die jüngste Theologiegeschichte als in die Gegenwart gehört; die vor Jahren unter diesem Titel Angetretenen benutzen das Wort selbst kaum noch; nicht weil es veraltet geworden wäre und eine vermeintlich unpolitischen rein religiösen Spiritualität habe weichen müssen, sondern weil andere das, was wir Ausgang der sechziger Jahre mit Politischer Theologie meinten, indessen eindeutigen gesagt haben.“[6]
1967 brachte Johann Baptist Metz den Begriff, „Politische Theologie“ in die theologische und öffentliche Diskussion. Er wollte die politische Theologie als eschatologisch verstandene Botschaft des Christentums unter den Bedingungen der modernen Gesellschaft kritisch und prophetisch formulieren. Er wollte aus der Enge der Bürgerlichen „Religion als Privatsache“ und den Beschränkungen der damaligen transzendentalen, existentialen und personalistischen Theologien im Nachkriegsdeutschland ausbrechen.  „Der Vorgang der Privatisierung, der als erstes und entscheidendes Krisenmoment der Aufklärung behandelt werden soll, dürfte seine Wurzel in jenem Konflikt zwischen Kirche und Staat haben, der sich im Spätmittelalter anbahnt und dann besonders in der Zeit der Konfessionskriege und Konfessionsspaltungen verschärft.“[7] Jede eschatologische Theologie muss zu einer Politischen Theologie also eine gesellschaftskritische Theologie weiden.
„Kirche und kirchliche Theologie waren immer versucht, die Kritik religiöser Autorität rein theoretisch-argumentativ zurückzuweisen unter Beibehaltung des oft Autoritäten in der Kirche.“[8] Politische Theologie geht nicht um eine Politisierung der Kirchen. Sie unterschützt die Politik des Vatikans und den politischen Katholizismus nicht. Sondern es geht um eine Theologie mit dem Gesicht zur Welt, und um Gottesrede in dieser Zeit. Und das Reich Gottes ist nicht gleichgültig gegenüber den Welt Handels preisen. Neue basisdemokratische und sozialistische Ideen entzündeten die Kritik der Studenten am Zustand der Universtäten und der politischen Restauration in der bundesdeutschen Gesellschaft. Was aber die Entstehung einer neuen Politische am tiefsten motivierte, war das Erschrecken über das Versagen der Kirchen und Theologien angesichts des deutschen Menschheit Verbrechens, das mit dem Namen Auschwitz unauslöschlich bezeichnet wird.


    1. Was will die Politische Theologie
In den heutigen Tagen wird die Politische Theologie unter verschiedensten Formen diskutiert. Politik und Theologie sind mit allem einander verbunden. In der Verbindung beider ist mindestens ein Präjudiz getroffen, dass nämlich „Politisch“ nicht verstanden werden kann als Taktik der Machapplikation auf die Gesellschaft. Unsere Gesellschaft ist sehr rational geworden. Wenn Politik und Theologie miteinander verbunden werden dann handelt es sich um eine Frage, die an die theologische und kirchliche Substanz selbst heranreicht. Metz wollte zwei Einstiegspunkte in die Bestimmung von politischer Theologie geben. Einmal im Blick auf die Situation und die Aufgabe der Theologie und einmal im Blick auf die Situation der Kirche, Zunächst im Blick auf die Situation und die Aufgabe der Theologie. Nach Metz die Idee und der Begriff, „Gott“ der so zentral und unaufgebbar für uns ist. „Was wir mit Gott meinen nur überzeugend Sichtbar gemacht werden, wenn wir die befreiende, die kritische Kraft des Inhalts dieses Wortes, „Gott“ gegenüber allen physiologischen und gesellschaftlichen Determinanten immer neu freisetzen und aufzeigen.“[9]

  1. Glaube in Geschichte und Gesellschaft

              Johann Baptist Metz gilt als der Vater der neuen Politischen Theologie. Er dezidiert Politische Theologie als Gottesrede zur Welt. Nach ihm darf Theologie nie situationsfrei betrieben werden, sondern muss die konkrete geschichtliche Situation, in der sie von Gott redet, aufnehmen.
              Worum geht es der neuen Poltischen Theologie? Ist Theologie, Rede von Gott in dieser Zeit? „Politische Theologie hat eingesetzt als eine Art korrektive als Korrektive gegenüber einer Situationsfrei Theologie, gegenüber allen idealistisch geschlossenen oder immer wieder sich schließenden theologischen Systemen. Sie betrachtet sich in diesem Sinne als „nachidealistisch“. Sie nährt sich aus einer gewissen Beunruhigung, aus einem gewissen Erschrecken, aus einer Erfahrung von Nichtidentität, über die noch näher Auskunft zu geben sein wird.“[10] Sie betrachtet sich in diesem Sinne als Nach-idealistisch. Sie nährt sich aus einer gewissen Beunruhigung, aus einer Erfahrung von Nichtidentität. Einmal die unabgegoltene Auseinandersetzung mit den Prozessen der Aufklärung, dann die Erfahrung der Katastrophe von Auschwitz, und schließlich die Vergegenwärtigung der nichteuropäischen, der Drittenwelt in der Welt der Theologie.
              Der Einbruch gesellschaftlicher und praktischer Fragestellungen in die systematische Theologie geschieht eigentlich schon im Prozess der europäischen Aufklärung mit ihrem Primat der praktischen Vernunft bei der Behandlung metaphysischer Fragen. „Wer treibt-wann und wofür wen und in welcher Absicht Theologie? Das sind nun keine arbeitseilig zu behandelnden Auszufragen mehr, sondern Konstitutionsfragen der systematischen Theologie.“[11] Mit diesen Fragestellungen gibt die Theologie nicht eine auf Wahrheit gerichtet vernünftige Verantwortung des Glaubens und seiner Tradition Preis. „Der Glaube muss sich nun angesichts einer Vernunft bewähren und sich über eine Vernunft mitteilen, die ihrerseits als subjekthafte Freiheit auch als Freiheit der Anderen und damit also Gerechtigkeit praktisch werden und zu sich selbst kommen will.“[12]
              Die neue Politische Theologie bildete sich ein Bewusstsein, dass sie, eine Theologie nach Ausschwitz ist, dass diese Katastrophe zur inneren Situation der Christlichen Gottesrede gehört. Als Theologie nach Auschwitz will die Poltische Theologie auf etwas aufmerksam machen, was in der Art wie das Christentum zur Theologie wurde, immer mehr in Vergessenheit geriet. Politische Theologie sucht dem Einbruch der sog. Dritten Welt wie der nicht europäischen Welt überhaupt in die Welt der Theologie Rechnung zu tragen-nicht nur pastoral, sonder im strikt theologischen Sinn, als Herausforderung an die Gottesrede. Einmal rückt dadurch die soziale und wirtschaftliche Zerrissenheit in der Welt, der sog. Nord-Süd Konflikt, der durch die Befriedung der Verhältnisse, die dem Evangelium direkt widersprechen wie Entwürdigung, Ausbeutung, Rassismus werden zu Provokationen des Kerns der Botschaft. Sie verlangen die Formulierung der christlichen Gottesrede auch in Kategorien des Widerstands und der Veränderung. Sehr früh sprach die politische Theologie deshalb von der Kirche als einer „Institution der gesellschaftskritischen Freiheit des Glaubens und von einer diesem theologische Ansatz korrespondierenden Veränderungsethik. Diese Veränderung in der Befreiungstheolgie wird sie zur Befreiung schließt freilich den Begriff der Schuldfähigkeit und Umkehrbedürftigkeit aller geschichtlichen Subjekte ein. Dies muss nicht zu einer politikfernen Romantisierung führen. Es soll nur den politischen Veränderungen die Basis des Hasses und der Gewalt entziehen.
              Politische Theologie versucht dieser Erfahrung von Nichtidentität, diesem Verlust der ethnisch-Kulturellen Unschuld der Gottesrede Rechnung zu tragen. Inkulturation, wie überhaupt der Blick auf die neue, ethnisch-kulturell vielfach verwurzelte Ausgangslage der Kirche bemüht sich um eine nachidealistische hermeneutische Kultur der Gottesrede, um die Kultur der Anerkennung der Anderen in ihren Anderssein und um die Aufdeckung der Spur Gottes in der Erfahrung ihrer Alterität.

  1. Politische Theologie als Fundamental Theologie der Welt

Der Ansatz einer neuen Politischen Theologie ist entstanden aus der Frage nach der Möglichkeit eine „Theologie der Welt“.[13] In den Verhältnissen der neuzeitlichen Welt mit ihren Prozessen der Aufklärung, Säkularisierung und Emanzipation. Es gibt in der gegenwärtigen theologischen Situation drei Versionen, einer Theologie der Welt. Die erst Version ist Theologie der Säkularisierung. Für sie ist Theologie in den Verhältnissen der Neuzeit möglich, weil sich christlicher Glaube hier erstmals in seiner radikalen Andersartigkeit zur Welt zeigt. Dieser Glaube gibt nämlich jetzt die Welt an sie selbst frei, entlässt sie aus den normativen Ansprüchen der religiösen Tradition und bewirkt damit gerade zu ihrer fundamentale Säkularität. Christliche Glaube bleibt mit diesen Prozessen allein dadurch verbunden dass sie sie wirkungsgeschichtlich mitkontiturert hat. 
„Die Politische Theologie ist der Versuch, die eschatologische Botschaft des Christentums in den Verhältnissen der Neuzeit als Gestalt kritisch-praktischer Vernunft auszudrücken.“[14] Die Rede von Gott, die der Christlichen Theologie untrennbar verbunden ist, mit der Rede vom Vollzug der eschatologischen Herrschaft Gottes über die Welt, impliziert eine Rede vom Sinn und Subjekt der Gesamtgeschichte.
In der Position, der Politischen Theologie sucht sich die christlisch-theologische Version, der Praktischen Vernunft in den Verhältnissen der Neuzeit auszudrücken. Politische Theologie betont, dass Gott in seiner eschatologischen Herrschaft das Subjekt der Gesamtgeschichte ist. In diesem Sinne stellt sich das eschatologische Gedächtnis des Christentums den modernen Zynikern politischer und technokratischer Macht entgegen. Es führt dabei nicht etwa Gott als Lückenbüßer nachträglich in diese Problematik ein, sondern es erinnert an den Gott Jesus selbst als Subjekt der Gesamtgeschichte.

    1. Politische Theologie als praktische Fundamental Theologie
Jede neue Theologie wirkt für viele zunächst wie keine. Sie hat Legitimation Probleme. Auch die neue Politische Theologie hatte und hat sie. „Die politische Tendenz einer Politischen Theologie nur dann stimmt, wenn auch ihre theologische stimmt, und nicht umgekehrt.“[15] Politische Theologie, in kritischer Fortbildung ihres Ansatzes als praktische Fundamentaltheologie erläutert und entfaltet werden, wenn sie ihrerseits jene Grundlagenprobleme des Christentums auszubreiten sucht. „Politische Theologie will darauf aufmerksam machen, dass Theorie und Praxis hier nicht im üblichen Folgeverhältnis gesehen werden, bei der Praxis als Durchführung, Anwendung oder Konkretisierung einer Vorgefasste Theorie gilt. Praktische Fundamental Theologie wendet sich gegen eine undialektische Unterordnung der Praxis unter Theorie und Idee.“[16] Der christliche Gottesgedanke ist aus sich selbst ein praktischer Gedanke.
              Metz war schon in seinen früheren Überlegungen zum Ansatz einer Poltischen Theologie vom „Primat der Praxis“ ausgegangen. Dieser Primat bzw. das in ihm ausgedrückte Theorie-Praxis-Verhältnis war geradezu Stich-und Programmwort für den Ansatz dieser Theologie. Im blick auf die Grundlagendiskussion der Theologie hieß das:  „Das sogenannte hermeneutische Grundproblem der Theologie ist nicht eigentlich das des Verhältnisses von systematischer und historischer Theologie von Dogma und Geschichte, sondern von Theorie und Praxis, von Glaubensverständnis und gesellschaftlicher Praxis.“[17]
              Die Einsicht, dass sittliche Praxis nicht einfach gesellschaftlich unschuldig ist, und nicht politisch neutral ist, ist für die Theologie folgenreich. Das Ernstnehmen des Primats der Praxis in der Theologie bezieht sich dann nämlich nicht nur auf sittliche Praxis im engeren Sinn, sonder auch auf gesellschaftlicher Ebene.


  1. Ökumenischer Begriff der „Politische Theologie“

„Der Zuwuchs an theologischer Verständigung und christlicher Einheit wird nicht allein und nicht primär durch den unmittelbaren und direkten Dialog der Kirchen untereinander hervorgebracht, sondern durch die je eigene Auseinandersetzung der christlichen Kirchen und ihrer spezifischen Traditionen mit einem „dritten Partner“ nämlich mit den Problemen und Herausforderungen der Welt von heute.“[18] Die Ökumene-Begriff handelt von der theologischen und dogmatischen Frage der Überwindung dieser wesentlichen Differenzen im Bekenntnis selbst.
Die Kirche ist die Kirche des Sohnes, die Kirche Jesu Christi. „Der Theologische Fundort der verlorenen und gesuchten Einheit der Christen ist primär jene „fremde Welt“, die der Sohn als sein Eigentum, reklamiert und in die hinein Kirche sich immer neu übersteigen muss, wenn sie sich nicht selbst verlieren oder verraten will. Diese Fremde ist der Ort, an dem sich Christen Wiederfindern und wiedererkenne könne in der treue zu der eine Botschaft, in deren Angesicht der Konfessionalismus der Christen erscheint.“[19] Diese Fremde Ort ist der Ort, an dem sich Christen Wiederfinden und wiedererkennen können in der Treue zu der einen Botschaft, Annährung und Einheit geschahen so gewissermaßen indirekt und beiläufig. Sie kommen einander näher indem sie aus ihren eigenen kirchlichen Traditionen heraus immer neu diesen übersteigen und wächst in diesem indirekten ökumenischen Verfahren, Einheit, soziale Kooperation, substantielle Einheit im Glauben, Einheit in der Selbstranzendenz der Kirche und ihrer Traditionen als Einheit in Christus. Die christliche Kirche versuche, Kirche für die Heiden, Kirche für die ungläubige zu sein. Sie kommen sich untereinander näher und wachsen in der Einheit der Kirche Jesu Christi.

  1. Schlusswort

Die neue Politische Theologie, wie sie von Johann Baptist Metz initiiert und entwickelt wurde, hat die theologischen Grundlagenfragen entscheidend verändert. Anders als im vertrauten Identitätsdenken der Theologie nimmt sie die konkrete geschichtliche und gesellschaftliche Situation in die theologische Begriffsbildung selber auf. Sie nährt sich aus der beunruhigenden Erfahrung von Nichtidentität angesichts der Leidensgeschichten der Welt. Politische Theologie für Metz ist ein Gottesgedächtnis, das an die auch für die Kirche unhintergehbare „Autorität der Leidenden“ erinnert, ist den Angelpunkt in der gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die moralischen Grundlagen der Politik in der heutige Welt. Die von Johann Baptist Metz entwickelte Politische Theologie im engeren Sinn ist ein  theologischeskonzept, die eschatologischen Inhalte des christlichen Glaubens als kritisches Korrektiv innerhalb gesamtgesellschaftlicher Entwicklung zu interpretieren und so zur Überwindung ungerechter (gesellschaftlicher) Strukturen beizutragen. Aus der Verkündigung des Evangeliums müssen eine eindeutige Parteinahme und ein konkretes Engagement für die durch diese Strukturen Bedrohten, Benachteiligten und Diskriminierten folgen. Die politische Theologie ist dadurch eng verwandt mit der Befreiungstheologie, schwarzer Theologie und feministischer Theologie.


















Literatur

Metz, Johan Baptist: Glaube in Geschichte und Gesellschaft, Mainz 1977.
Metz Johan Baptist: Mystik und Politik, Mainz 1988.
Metz, Johan Baptist: Zum Begriff der neuen Politischen Theologie, Mainz 1997.
10


[1] http://domradio.de/aktuell/artikel_43695.html, v. 04.05.2009 (als Ausdruck u. Datei in der Anlage).
[2]  Johann, Baptist Metz,  Zum Begriff der neuen Politischen Theologie, Mainz 1997, 15.
[3] Ebenda, 26.
[4] Metz, Zum Begriff, 30.
[5] Ebenda, 31f.
[6]  Johann, Baptist Metz, Mystik und Politik, Mainz 1988, 13.
[7]  Johann, Baptist Metz, Glaube in Geschichte und Gesellschaft, Mainz 1997,  31.
[8] Ebenda, 36.
[9] Metz, Zum Begriff, 63f.
[10] Ebenda, 167.
[11] Ebenda, 168.
[12] Ebenda, 169
[13] Ebenda, 75.
[14] Ebenda, 77.
[15] Metz, Glaube in Geschichte, 44.
[16] Ebenda, 47.
[17] Ebenda, 49.
[18] Metz, Johann Baptist, Zum Begriff der neuen Politischen Theologie, 85.
[19] Ebenda, 86.

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