Saturday, 29 June 2013

10. Das donatistische Schisma in Afrika (Donatismus)



10. Das donatistische Schisma in Afrika (Donatismus)

Nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke traf Kaiser Konstantin als Herrscher des Westens auf eine zwiespältige Kirche in den afrikanischen Provinzen, welche die einheitliche Verehrung des Christen-Gottes bedrohte. In einer Art Vergangenheitsbewältigung kam es dort wegen des Verhaltens in der Diokletianischen Verfolgung erneut zu Streit, der aus der Dynamik christlicher Lebenspraxis zu einer Spaltung führte.

Eine umstrittene Bischofsweihe in Karthago

Nach dem Tode des Bf. Mensurius von Karthago wählte die dortige Gemeinde im Jahre 312 den Diakon Caecilian zum Nachfolger. Eine Minderheit verweigerte ihm jedoch die Anerkennung, weil er die Betreuung gefangener Christen vernachlässigt habe; vor allem aber warf man ihm die Mitwirkung des Bf. Felix von Abthungi bei seiner Weihe vor, der wie die beiden anderen Konsekratoren im Verdacht der Traditio stand. Der Einspruch gegen Caecilian wurzelt in der Überzeugung, dass ein Traditor als Sünder die persönliche Heiligkeit verloren habe und deshalb auch nicht den Heiligen Geist vermitteln könne.

Geradezu nach Art einer Vererbung überträgt sich vom Ursprung her sündhafte Befleckung und verhindert so Eingliederung zur heiligen Kirche. Solche Grundsätze afrikanischer Theologie, wie sie vor allem Cyprian entwickelt hatte, führten über persönliche Animositäten hinaus zum Widerspruch gegen die Konsekration Caecilians. Seine Gegner trugen den Fall dem BF Secundus von Tigisis (Primas von Numidien) vor. Eine Synode von fast 70 Bischöfen, prüfte die Angelegenheit und sprach die Absetzung über Caecilian aus. Gleichzeitig erhob sie den Gegenbischof Majorinus, der nach seinem Tod im Sommer 313 einen Nachfolger erhielt, den tatkräftigen Donatus von Casae Nigrae (+355). Das Schlagwort von der Traditio, das seine polemische Kraft aus der Gleichsetzung von Christi Wort und Schrift bezog, führte dazu, dass in Afrika Altar gegen Altar gestellt wurde.

Das Eingreifen Konstantins

Vermutlich von seinem Ratgeber Bf Ossius von Cordoba über die Vorgänge in Afrika informiert, verfügte Kaiser Konstantin im Zuge seiner neuen Religionspolitik nicht nur die Entschädigung des Kirchenvermögens, sondern regelrechte Geldzuwendungen, bezeichnenderweise an den Klerus, der mit Caecilian in Verbindung stand. Die kaiserlichen Schreiben aus der Zeit 312/13 setzen die Existenz rivalisierender kirchlicher Gruppen voraus, sie verraten aber keine Kenntnis der theologischen Streitpunkte. Mehr um Unruhen einzudämmen und das staatliche Wohl durch die Einheit des rechtmäßigen Kultes zu sichern, stellte der Kaiser die Hilfe seiner Beamten in Aussicht. Aufgeschreckt durch diese Begünstigung wandten sich die Gegner Caecilians an Konstantin und baten um Beilegung der Streitigkeiten, und zwar durch gallische Bischöfe, weil es dort keine Verfolgung gegeben habe. Damit wurde der innerkirchliche Streitfall durch Initiative der Donatisten bei der weltlichen Gewalt anhängig. Der Kaiser zog das Verfahren aber nicht an sich, sondern beauftragte Papst Miltiades (310-314), zusammen mit gallischen Bischöfen die Angelegenheit zu klären; dazu sollten Vertreter beider Parteien erscheinen.

Im X. 313 versammelte sich in Rom eine Synode, verstärkt durch 15 italische Bischöfe. Die Verhandlungen ergaben die Haltlosigkeit der Vorwürfe gegen Caecilian; es kam vielmehr zur Verurteilung des Donatus. Seine Anhänger gaben sich jedoch mit dem Urteil nicht zufrieden und appellierten wegen angeblicher Formfehler an den Kaiser. Im Bewusstsein seiner Verantwortung für die vera religio ordnete Konstantin erneut eine richterliche Untersuchung durch eine größere Zahl von Bischöfen an, die im August 314 in Arles zusammentraten. Die Synode verwarf die Appellation der Schismatiker, anerkannte nach römischem Brauch die Weihe durch einen Traditor. Ihre Beschlüsse übersandte sie zur Veröffentlichung Papst Silvester I.
Den Freispruch für Karthagos BF Caecilian und die Entlastung des Felix von Abthungi beantworteten die unterlegenen Donatisten wiederum mit einer Intervention beim Herrscher, um eine Revision des Urteils zu erreichen. Noch immer auf Ausgleich bedacht, ergab ein Prozess in Mailand (316) erneut die Schuld der Donatisten. Tumultuarische Unruhen und steigender Fanatismus nötigten nun zu Eingreifen. Kirchen der Donatisten wurden beschlagnahmt, einige ihrer Bischöfe verbannt und gegen die Aufständischen Truppen eingesetzt, ein Vorgehen, das die Opposition jedoch nur verschärfte, so dass der Kaiser ihre Verfolgung wieder einstellte.

Die Konsolidierung des Donatismus

Konstantins Duldungspolitik ermöglichte die Rückkehr verbannter donatistischer Bischöfe. Als letzteren in Cirta eine Kirche weggenommen wurde, stiftete der Kaiser Ersatz aus öffentlichen Mitteln. Den so gegebenen Freiheitsraum nützten die Schismatiker aus, um ihre Gemeinden zu konsolidieren. Um das Jahr 336 konnte ihr Führer Donatus in Karthago 270 schismatische Bischöfe zu einer Synode versammeln. Mit dem Anspruch, die Kirche ohne Flecken zu sein, lehnte die Donatisten jede Gemeinschaft mit Katholiken ab. Die Bewegung gewann immer mehr an Boden und wurde, von Autonomiebestrebungen, zur Religion von fast ganz Afrika. Der Sieg über den aufständischen Donatisten, das Wirken des Hl. Augustinus und zuletzt die Wandalen legten das Schisma nieder.

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