Saturday, 29 June 2013

Die Ausbreitung des Christentums



2. Die Ausbreitung des Christentums


Der Impuls zur christlichen Mission ging vom Wirken Jesu selbst aus, der in den Mahlgleichnissen (Mt 22,1- 14);  die eschatologische Dringlichkeit seiner Heilsbotschaft ins Bewusstsein gehoben hatte. Unter dem Eindruck des Christusereignisses warben die Jünger als Apostel und Evangelisten für das endzeitliche Heil, das sie in Jesus von Nazaret gekommen glaubten (Mt 28,19). Die Anerkennung eines gesetzesfreien Christentums (Apg 15,1-35) ermöglichte das Überschreiten der Grenzen des Volkes Israel, und sie öffnete der Mission das Tor zur antiken Welt. Auf den Wegen des allgemeinen Verkehrs erreichten die Verkündiger des Glaubens die Menschen in den Städten, wobei sie Anschluss in den Gemeinden der jüdischen Diaspora suchten. Die gemeinsame Sprache (Koine) förderte eine einheitliche Kultur im gesamten Mittelmeerraum, der durch politisch-militärische Einbindung der Macht Roms (Pax Romana) unterstellt war.

Das Zeitalter des Hellenismus hatte so zu einem Austausch geistiger Strömungen geführt, in dessen Gefolge sich nicht nur ein kosmopolitischer Zug geltend machte, sondern gleichzeitig östliche Mysterienkulte den juridischen Rahmen römischer Religiosität auflockerten. Keinesfalls traf das Evangelium auf ein religiöses Vakuum; es trat vielmehr in Konkurrenz zu einem polytheistischen System, dessen Anerkenntnis im Opfer nach römischem Verständnis die Wohlfahrt des Reiches (salus publica) bestimmte. Der geradezu ängstlich praktizierten Religiosität entsprach andererseits eine Erlösungssehnsucht, die nicht zuletzt der Aufnahme des Evangeliums entgegenkam. Während aber die biblische Botschaft von Jesus als dem Messias bei den Hörern der alttestamentlichen Umwelt auf unmittelbares Verständnis stieß, nötigte der Übergang der missionarischen Verkündigung in den griechisch-römischen Kulturraum zu einer geistigen Übertragung ihrer Aussagen. Dabei setzte nicht bloß der Monotheismus Israels andere Rahmenbedingungen als der Polytheismus der hellenistischen Welt, es galt zugleich gegenüber hebräischem Denken den philosophisch-seinshaft orientierten Verständnishorizont der Hörer aus dem Heidentum zu berücksichtigen, der zwangsläufig zu einer Hellenisierung / Romanisierung des Christentums führte.


Das Judenchristentum und seine Verbreitung

Die Jerusalemer Gemeinde betrachtete die Universalität der Heilsbotschaft Christi als Angebot an ganz Israel, und sie hat ihre Verkündigung auf diese religiös-ethnische Grenze beschränkt. Christliche Glaubensgemeinschaften entstanden nach späteren Nachrichten in den östlichen Gebieten Adiabene und Osrhoene; neben Thomas, der bei Eusebios  [H.e.III 1,1] als Apostel von Parthien vorgestellt wird, tauchen Namen von Missionaren auf wie Addai (Thaddäus) und seines Schülers Mari.

Apokryphe Werke, etwa die Thomas-Psalmen oder die Oden Salomos, abstammen diesem Umfeld und weisen judenchristlichen Charakter auf. Der angebliche Briefwechsel König Abgars von Edessa mit Jesus  [H.e.I 13,1 ff]  spiegelt wohl frühes Ausgreifen christlicher Mission nach Osten wider, die möglicherweise auch Indien erreichte [H.e. V, 10,3].  Im Übrigen weisen auch die Ursprünge des Christentums in Ägypten auf Jerusalem zurück, denn Bruchstücke eines dort bekannten Ägypter- sowie eines Hebräerevangeliums enthalten Anklänge an das Judenchristentum.


Die Paulinische Missionstätigkeit

Unter den Verkündern des Evangeliums, das weithin von unbekannten Missionaren durch die Provinzen des Römischen Reiches getragen wurde, ragt der aus Tarsus stammende Saulus-Paulus hervor, der nach seiner Bekehrung (Apg 9,3-18) von Barnabas zur Mitarbeit unter den Gläubigen Antiochiens gewonnen wurde (Apg 11,25). In dieser hellenistisch orientierten Großstadt nahm das Leben aus dem Glauben jene gesetzesfreien Formen an, die zwar zum Konflikt mit der Jerusalemer Urgemeinde führten, letztlich aber die künftige Heidenkirche prägen sollten.

Aus der heidenchristlichen Gemeinde Antiochiens kam der Anstoß, Paulus und Barnabas zum Werk der Mission zu bestellen, wobei die Überzeugung vom nahen Ende der Welt die Dringlichkeit einer universalen Glaubensverkündigung steigerte (Mt 10,23).

Die erste Missionsreise (Apg 13,1-14,28) führte beide zwischen 44 und 48 über Zypern nach Kleinasien, und zwar von Pamphylien bis in das südliche Galatien. Der Weisung folgend, wonach Gottes Wort zuerst den Juden verkündet werden muss (Apg13,46), traten sie in den Synagogen der jeweiligen Städte auf, fanden aber vor allem bei den Heiden Gehör (Apg14,27). Mit dem Verzicht auf die Beschneidung bahnte sich ein schwerwiegender Konflikt über die Geltung des Gesetzes an (Apg15,1-5), der schließlich auf einem Treffen in Jerusalem, dem sog. Apostelkonzil, um das Jahr 48/49 geklärt wurde. Die Delegation mit Paulus und Barnabas behauptete die Freiheit der Heidenchristen vom mosaischen Gesetz; andererseits setzte Jakobus in seinen Klauseln die Enthaltung von Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktem und von der Unzucht durch (Apg15; Gal 2,1-10).

In der zweiten Phase seines missionarischen Wirkens (50-53) besuchte Paulus erneut die Gemeinden Kleinasiens, setzte auf eine Vision hin nach Makedonien über (Apg 15,36-18,22).

Nach einem Zwischenaufenthalt in Palästina wurde schließlich 53-58 Ephesos das Zentrum seiner dritten Tätigkeit (Apg 18,23-21,17), die Stadt der Artemis, in der das Evangelium judenchristlicher Art schon Wurzeln geschlagen hatte. Trotz Schwierigkeiten, etwa mit den Silberschmieden (Apg 19,21-40), gelang Paulus der Durchbruch im religiösen Umfeld, und er nahm in Briefen die Sorge um bestehende Gemeinden wahr. Weiter gezogen nach Griechenland, eröffnete er der römischen Gemeinde von Korinth aus seine Absicht, bis Spanien, zu reisen, da er im Osten kein Arbeitsfeld mehr habe (Rom 15,23).

Zunächst kehrte Paulus nach Jerusalem zurück, um eine Kollekte (Gal 2,10; Rom 15,26) für die Urgemeinde zu überbringen. Allerdings kam es dort zu Zusammenstößen mit den Juden, die zu seiner Gefangennahme und nach zweijähriger Haft zur Überstellung nach Rom (um 61) führten. Die Bewegungsmöglichkeiten in der Hauptstadt erlaubten Paulus weiterhin missionarische Arbeit, wenn nicht gar Reisen zu seinen Gemeinden, bis er nach altkirchlicher Tradition während der Verfolgung (um 64) unter Kaiser Nero (wohl aber schon früher) das Martyrium erlitt.

Paulusreisen:
44 – 48 n. Chr.
Seleukia, Salamis, Paphos, Attalia, Perge, Antiochien (Pisidien), Ikonium, Lystra, Derbe.

50 – 53 n. Chr.
Antiochien, Tarsus, Derbe, Lystra, Ikonium, Dorylaem, Troas, Neapolis, Philippi, Thessalonich, Beräa, Athen, Korinth, Ephesus, Samos, Caesarea, Sidon, Seleukia.

53 – 58 n. Chr.
Antiochien, Tarsus, Derbe, Lystra, Ikonium, Antiochien (Pisidien) Ephesus, Pergamon, Troas, Neapolis, Philippi, Thessalonich, Beräa, Athen, Kenchreä, Korinth, Bereä, Thessalonich Philippi Neapolis, Assus, Milet, Rhodos, Patara, Tyrus, Ptolemäus, Caesarea, Jerusalem.

Gefangenreise: Jerusalem, Caesarea, Myra, Knidus, Kreta, Malta, Sarakus, Rhegium, Puteoli, Rom.

Der Missionsbereich des Petrus

Als erster Zeuge des Osterglaubens hatte der Apostel Petrus zunächst die Leitung der Urgemeinde von Jerusalem. Wohl schon frühzeitig nahm er die Mission unter den Juden auf; jedenfalls untermauerte Paulus seine eigene Sendung durch den Vergleich mit Petrus, der mit dem Evangelium für die Beschnittenen betraut sei (Gal 2,7). Diese Grenzziehung durchbrach freilich nach Auskunft der Cornelius-Erzählung (Apg 10,1-11,18) die Berufung des Erstapostels zum Heidenmissionar, ein Vorgang, der seine gesamtkirchliche Bedeutung ins Bewusstsein hob. Mit guten Gründen hat man die endgültige Formulierung der Jesusverheißung vom Felsenfundament der Kirche (Mt 16,17-19) mit dieser universalen Rolle des Petrus in Zusammenhang gebracht, auch wenn er sich durch sein Verhalten judenchristlicher Kritik ebenso aussetzte (Apg 11,3) wie dem Einspruch des Paulus (Gal 2,11-21).

Nur arme Anhaltspunkte weisen auf die missionarische Tätigkeit des Petrus (l Kor 9,5) außerhalb Palästinas; alte Nachrichten sprechen von der Errichtung des Episkopats in Antiochien [Origenes, hom.6,4].  Die Existenz einer Kephaspartei in Korinth (l Kor 1,12; 3,22) scheint einen Aufenthalt des Erstapostels vorauszusetzen, und auch die Adresse des ersten Petrusbriefes an die Auserwählten, die als Fremde in Pontus, Galatien, Kappadokien, der Provinz Asien und Bithynien in der Zerstreuung leben (l Petr 1,1) stellt möglicherweise einen Reflex seiner apostolischen Wirksamkeit dar. Zahlreiche Apokryphe - Schriften unter dem Namen des Petrus, wie die Petruspredigten in den pseudoklementinischen Schriften, das Petrusevangelium sowie die Petrusapokalypse bestätigen eine missionarische Verkündigung des Apostels, auch wenn ihre Wege im einzelnen kaum zu verfolgen sind.

Ein klares Petrusbewusstsein entfaltete jedoch die Christengemeinde Roms. Es gibt keine unmittelbaren Zeugnisse, die von einem Aufenthalt des Erstapostels in Rom sprechen. Die christliche Botschaft war zuerst von unbekannten Gläubigen in die Hauptstadt getragen worden, und sie gewann zunächst Anhänger unter den dortigen Juden. Eine knappe Notiz Suetons [Vita Claudi. 25]  wonach Juden wegen anhaltender Tumulte unter dem Antrieb eines Christos (impulsore Chresto) aus Rom vertrieben wurden, spielt wohl auf Auseinandersetzungen um die Messianität Jesu an, so dass man bereits für das Jahr 49, dem Zeitpunkt des Edikts, mit einer judenchristlichen Gemeinde rechnen darf, die sich auf Heiden erweitert hatte.
Vermutlich war es die Bedeutung Roms als Hauptstadt, welche Petrus anzog; jedenfalls lassen mehrere indirekte Zeugnisse keinen begründeten Zweifel an seiner Anwesenheit und dem Martyrium aufkommen.

Unter den literarischen Zeugnissen verrät die Ankündigung des Todes nach Joh 21,18 eine Kenntnis des in die Zukunft verlegten Ereignisses, und auch l Petr 5,13 setzt in pseudonymer Form einen römischen Aufenthalt des Erstapostels voraus. Im Übrigen bestätigt gerade die Überlieferung von Markus und seinem Evangelium, dass Petrus in Rom die Christusbotschaft verkündigt hat [h.e. II 15,2]. Von außerkanonischen Quellen erwähnt das Schreiben der römischen Gemeinde nach Korinth den Apostel Petrus als Beispiel für ertragene Mühsal und Zeugenschaft qualifizierter Art [1 Klem 5,1-4], ein Hinweis, der im Licht von Tacitus, ann. XV 44, ein Wissen vom Tode des Apostels während der Neronischen Verfolgung voraussetzt. Wie das Schreiben des antiochenischen Bischofs Ignatios an die Römer [Ignatios, Rom. 4,3] ein Nahverhältnis, so deutet die sog. Ascensio Isaiae (um 100) im Stil prophetischer Rede den Tod des Petrus an, wie übrigens auch das Fragment einer Petrusapokalypse (Anfang 2. Jh.).

Die Überzeugung von der Anwesenheit des Erstapostels in Rom verdichtete sich immer mehr und schlug sich in weiteren Zeugnissen nieder, wobei den Bischofslisten  [Ireneus, a.h.III 3,3]  nicht weniger Aussagekraft zukommt wie dem Hinweis des Porphyrios auf seine Kreuzigung [Makarios Magn. III 22]. Im Übrigen weist die geläufige Einheit von Petrus und Paulus trotz Differenzen auf eine gemeinsame Anwesenheit in der Hauptstadt, ein Befund, der in der Frühzeit des Christentums nie bezweifelt wurde.

Für die historische Beweisführung haben die Ausgrabungen unter St. Peter in Rom neue Gesichtspunkte erbracht. Im Zuge dieser Arbeiten gewann eine Diskussion zur Zeit des Papstes Zephyrinos (199-217) erhöhte Aufmerksamkeit, wonach der römische Presbyter Gaius auf die Begründung des montanistischen Anspruchs antwortet: Ich kann die Tropaia der Apostel zeigen. Du magst auf den Vatikan gehen oder auf die Straße nach Ostia, du findest die Tropaia der Apostel, welche diese Kirche gegründet haben. [H.e.II 25,7]. Der Ausdruck TROPAION schillert in seiner Bedeutung, kann aber aufgrund des Argumentationsganges wohl nur Grabmal besagen.

Das Wissen um diese Gedenkplätze wird freilich gespalten durch eine Nachricht im römischen Festkalender von 354, wonach für das Jahr 258 zusätzlich eine Gedächtnisfeier in catacumbas, also bei der heutigen Kirche San Sebastiano an der Appischen Straße, bezeugt ist. Ausgrabungen haben dort eine Kultstätte (Triclia) mit zahlreichen Petrus- und Paulusgraffiti freigelegt, jedoch keinen Grabplatz. Da überdies eine Inschrift des Papstes Damasus (366-384) vom Wohnen der beiden Apostel an diesem Platz spricht, entstanden mehrere Hypothesen zur Klärung des Befundes. Es handle sich um den ursprünglichen Bestattungsort, über Translationen im Zusammenhang der Valerianischen Verfolgung (258) bis zur Deutung als Kultplatz einer novatianischen Gruppe reichen die Erklärungsversuche.

Die während des Zweiten Weltkrieges begonnenen Grabungen unter der Peterskirche führten zunächst zur Freilegung einer antiken Nekropole. Im Zuge der Arbeiten entdeckte man die Memorialanlage der 326 eingeweihten Basilika Konstantins, welche eine ältere Grabaedicula an einem Bestattungshof umschloss. Dieses beschädigte Monument vor einer um 170 errichteten Mauer identifizierten die Ausgräber mit dem von Gaius erwähnten Denkmal, unter dem der Apostel Petrus bestattet gewesen sein soll. Auch wenn im Detail manche Fragen ungeklärt sind, so wurde dieses knappe Zentralgrab bezeichnenderweise von den umliegenden Bestattungen aus dem 1. Jh. geschont, so dass der Schluss auf das Grab des Apostels möglich ist, auch wenn Funden von Gebeinen Unsicherheit anhaftet. Konstantin der Große orientierte jedenfalls die Vatikanische Basilika an dieser Memorialstätte aus dem 2. Jh., und er nahm für die Ausführung seines Projektes erhebliche bauliche und rechtliche Hindernisse in Kauf, ein Umstand, der nur aus der Tatsache einer petrinischen Kulttradition im antiken Areal des Vatikans zu erklären ist.

Das Bewusstsein einer engen Verbundenheit der römischen Christengemeinde mit dem Apostel Petrus setzt seine Anwesenheit in der Hauptstadt voraus. Nach den erwähnten Zeugnissen leitete man zunächst aber keinen besonderen Führungsanspruch eines Nachfolgers ab, der offensichtlich erst mit der Durchsetzung des Monepiskopats in Rom sowie der entstehenden Bischofslisten [Hegesipp, h.e.IV22,3]  zum Tragen kam. Der Vorrang des Apostels Petrus innerhalb des Zwölferkreises wird so unter Berufung auf seinen Glauben zur Legitimation für den Primatsanspruch der römischen Bischöfe.


Verbreitung der Christengemeinden und ihre soziologische Zusammensetzung

Im Laufe des 2. Jh. erreichte die christliche Mission bereits die Menschen im ganzen Mittelmeerraum. Irenäus von Lyon (+202) erwähnt schon Kirchen in Spanien und bei den Kelten, im Orient, in Ägypten und Libyen, bezeichnenderweise auch in den germanischen Provinzen.
Frühzeitig wurde das Evangelium auch über die Reichsgrenzen hinausgetragen, vor allem im Osten, so dass Klemens von Alexandrien (+215) selbstbewusst erklären konnte: Die Lehre unseres Meisters blieb nicht nur in Judäa wie die Philosophie in Griechenland, sie breitete sich vielmehr über die ganze bewohnte Erde aus. Solche Äußerungen flössen sicher aus einer universalistischen Grundhaltung, aber die nachweisbaren Ortskirchen dieser Zeit bestätigen tatsächlich eine weite Streuung der Gemeinden.

Die christliche Mission in der jüdischen Diaspora und deren Umfeld entwickelte sich bewusst und ihre Zielgruppe bildete die Menschheit insgesamt, und zwar über alle Schranken gesellschaftlicher oder nationaler Art hinweg. Entgegen einer sozial-revolutionären These, setzten sich die urchristlichen Gemeinden aus Gläubigen aller Bevölkerungsschichten zusammen. Schon die klassische Frage nach dem ewigen Leben stellte ein reicher Mann (Mk 10,17-22), und sie bestätigt das Aufbrechen neuer Hoffnungen, die von den zeitgenössischen Philosophien, etwa dem Stoizismus, aber auch den gängigen religiösen Kulten nicht mehr hinreichend erfüllt wurden. Von den Fischern im Umkreis Jesu bis zu Angehörigen senatorischer Kreise in der römischen Gemeinde reicht bereits im 1. Jh. das soziologische Spektrum, das zunächst vom Milieu der Synagogen geprägt war. Gewiss zählte der größere Teil der Christen in dieser Zeit zu den unteren Schichten (l Kor l,26), doch die verschiedenen Verhältnisse der einzelnen Gemeinden und die rasche Öffnung auf die gebildete Welt verbieten es, vom frühen Christentum als sozialrevolutionärer Bewegung oder gar Sklavenreligion zu sprechen.


Das Problem der Hellenisierung

Der Übergang der christlichen Heilsbotschaft aus dem jüdisch-alttestamentlichen Umfeld in den griechisch-römischen Kulturraum zog eine Umsetzung des Evangeliums in die Vorstellungswelt und Denkformen der hellenistischen Hörer nach sich.

Trotz der aufkommenden Gefahr einer Judaisierung (im christlichen Lebensvollzug), blieb dieser Wurzelgrund (Rom 11,18) für die Geschichte des Christentums bestimmend.

Die missionarische Verkündigung erzwang eine Hellenisierung, die gerade das abendländische Christentum tiefgreifend prägen sollte. Es erfolgte unter einer vernunftgemäßen Auslegung des Wortes Gottes eine Transposition. Insbesondere ging man auf die metaphysische Fragestellung griechischer Philosophie ein und interpretierte das biblische Heilsgeschehen hin bis zu verbindlichen Glaubensaussagen in Seinskategorien.

Trotz Protesten beharrte die frühe christliche Verkündigung auf diesem Weg der Inkulturation, und sie stellte sich so einer universalen Herausforderung, zumal sich letztlich die philosophische Interpretation biblischer Aussagen als Schranke gegen die Häresie erwies.

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