9. 1 Monotheismus und trinitarische
Lösungsversuche
Der Glaube
an den einen Gott, den Schöpfer aller Dinge, und die biblische Erfahrung, dass
dieser Gott sich im Sohn und im Geist geoffenbart hat, stellten der frühkirchlichen
Theologie eine sehr große Aufgabe rational zu klären. In diesem Umfeld genügte
nicht mehr die Wiederholung von Würdetiteln, mit denen die Urgemeinde ihren
Glauben an Jesus von Nazaret zum Ausdruck gebracht hatte, vielmehr ergab sich
die Notwendigkeit, das Verhältnis von Christus und Gott, den er als Vater
angesprochen hatte, mit Hilfe seinshaft metaphysischer Begriffe zu erläutern.
Formen des
monarchischen Gottesbildes
Ein
gewisser Theodotos, Gerber aus
Byzanz, betrachtete Jesus von Nazaret als bloßen Menschen, der jedoch bei der
Taufe im Jordan mit göttlicher Kraft erfüllt worden sei (dynamistischer Monarchianismus). Diese rationalistische Auffassung,
fand zahlreiche Anhänger, auch wenn ihrem Begründer von Papst Viktor alsbald
die kirchliche Gemeinschaft verweigert wurde. Seine Schüler gewannen sogar den
Bekenner Natalis für die Leitung ihrer Gemeinde und stellten so erstmals einen
Gegenpapst auf.
Noch
größeren Nachdruck legte auf die Einzigkeit Gottes der sog. modalistische Monarchianismus, der
einen realen Unterschied zwischen Vater und Sohn (Zwei-Götter-Lehre) leugnete. Die
Offenbarung Gottes durch den Logos betrachteten ihre Vertreter, Noet aus Smyrna, als Erscheinungsweisen
(modi) des Vaters, der selbst Mensch
geworden sei und am Kreuz gelitten habe; sie wurden deshalb auch Patripassianer genannt. Nach Rom
übertragen, fand diese Lehre eifrige Anwälte.
Tertullian wies (adversus Praxean, 213) die Gleichsetzung im monarchischen
Gottesbild zurück und sprach in wegweisender Form von den Dreien unius autem
substantiae; als erster verwendete er die Begriffe trinitas und persona.
Der
Modalist Sabellios deutete
schließlich die Offenbarung Gottes in drei Stufen, und zwar als Vater in der
Schöpfung, als Sohn bei der Erlösung und als Geist bei der Heiligung. Diese
dreifache Offenbarungsform kennzeichnete er je als Prosopon (Maske, Person). Der gelehrte Hippolyt beschuldigte sogar
Papst Zephyrin der Begünstigung des Modalismus, worauf dieser einen theologischen
Mittelweg suchte.
Der Fortgang
der trinitarischen Diskussion
Origenes
sprach und anerkannte den Terminus omoouios, sofern er die Zugehörigkeit zur
gleichen Natur aussage. Dieser Begriff wurde von einer Synode zu Antiochien im Jahre 268 verworfen, im Gefolge der
Absetzung des Bischofs Paul von Samosata (+272). In seinem monistischen Gottesbild
kam dem Logos keinerlei personhafte Eigenständigkeit zu. Nach ihm wohnte Gottes
Weisheit wie bei den Propheten im Menschen Jesus.
Die
Auseinandersetzung um den christlichen Gottesglauben macht den Mangel einer Terminologie
sichtbar. Neben der Logoslehre gewann bei der Entfaltung des trinitarischen
Gottesbildes der Hypostasenbegriff an Gewicht, um die Eigenständigkeit der
Personen auszudrücken. Hypostase (in der platonischen Metaphysik) hat die
Bedeutung des im Einzelding verwirklichten Seins erhalten.
Für
Origenes bildeten jedenfalls Vater, Sohn und Geist die unterscheidbaren
Wesenheiten, eben drei Hypostasen, allerdings in der Weise der Subordination.
Obwohl seiner Theologie von Seiten des einfachen
Glaubens wie von den Vertretern des monarchischen Gottesbildes
Widerstand entgegengebracht wurde, hat dieser Entwurf der in Hypostasen
gegliederten Trinität entscheidend den Fortgang des Gottesverständnisses im
Osten geprägt.
9.2
Das Reichskonzil in Nizäa - 325
Alexandrien, der bedeutendste Mittelpunkt griechischer Bildung und
christlicher Theologie in Ägypten, erlebte während der ersten Regierungsjahre
des Kaisers Konstantin eine theologische Debatte, an der das christliche Volk
sich leidenschaftlich beteiligte.
Ein frommer Priester mit
Namen Arius (280-336) vertrat
die Auffassung: Es gibt nur einen Gott, den ewigen Vatergott. Christus ist
Geschöpf (factus) wie wir,
lediglich vom Vatergott mit göttlichen Kräften ausgestattet und an Sohnes Statt
angenommen. Diese Lehre des Arius löste in den christlichen Gemeinden weit über
Ägypten hinaus beträchtliche Unruhe aus. Konstantin beobachtete diese religiöse
Auseinandersetzung unter den Christen tief besorgt, da sie den Aufbau und die
Einheit seines Reiches gefährdete.
Aus der Verantwortung für die politische und religiöse Einheit des
Reiches berief Kaiser Konstantin eine allgemeine Bischofsversammlung nach Nizäa
in Kleinasien. Tagungsstätte war ein Saal des kaiserlichen Sommerpalastes. Etwa
300 Bischöfe waren erschienen. Eusebius berichtet in seiner Kirchengeschichte:
Von der Kaiserstadt (Rom) war der Bischof (Silvester) wegen seines Alters nicht
gekommen; Priester (Vitus
und Vincentius) waren aber erschienen
von ihm, seine Stelle zu vertreten. Von Alexandrien erschien Bischof
Alexander mit seinem Diakon Athanasios, dann Eustathios von Antiochien und
Marcellos von Ancyra.
Schärfster Gegner des Arius war der Diakon Athanasius (seit 328 Bf von Alexandrien). Flüchtig betrachtet, ging der Streit um
einen einzigen Buchstaben.
Arius sagte,
Christus sei dem Vater homoi-usios =
wesens-ähnlich,
Athanasius
hingegen verkündete als Lehre der Kirche, Christus sei dem Vater homo-usios = wesensgleich.
Nach heftigen Auseinandersetzungen wurde am 19. Juni 325 von den
Konzilsvätern die Lehre des Arius verurteilt und die Wesensgleichheit mit dem
göttlichen Vater und damit die ewige Gottessohnschaft Christi feierlich
verkündet:
Wir glauben...an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, als
Einziggeborenen gezeugt vom Vater, aus seiner Wesenheit, Gott von Gott, Licht vom
Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt '(in Ewigkeit), nicht geschaffen
(in der Zeit), wesenseins mit dem Vater.
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa
ist noch heute gemeinsamer Besitz der katholischen, orthodoxen und
evangelischen Christen. Am 27. Juli 325 wurde das Reichskonzil von Nizäa
beendet. Arius und
seiner beiden Anhänger Secundus von Ptolemais und Theonas von Marmarika, wurden
umgehend ins Exil geschickt. Die übrigen arianisch gesinnten Bischöfe nahmen
das Bekenntnis an; in einem Schreiben an seine Heimatgemeinde rechtfertigte
Eusebios von Caesareia sein Verhalten weniger mit theologischen Argumenten als
mit Hinweisen auf den Frieden der Kirche, den man dem Kaiser verdanke.
Der Streit wurde aber offen oder auch versteckt
weitergeführt. Selbst Kaiser Konstantin wurde schwankend. Er ließ Arius aus der Verbannung rufen und schickte Athanasius, den mutigen
Verteidiger der unverkürzten Lehre der Kirche, in die Verbannung. Am
Lebensschicksal des Bf. Athanasius wird sichtbar, wie die Kaiser sich bald für,
bald gegen den Arianismus einsetzten. Unter vier Kaisern musste Athanasius
fünfmal (insgesamt 17 Jahre) in die Verbannung gehen. Er war in der ersten
Verbannung in Trier gelandet. Arianismus wurde endgültig in der zweiten Hälfte
des 4. Jh. beigelegt (Konzil von
Konstantinopel, 381).
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