Saturday, 29 June 2013

9. 1 Monotheismus und trinitarische Lösungsversuche



9. 1 Monotheismus und trinitarische Lösungsversuche


Der Glaube an den einen Gott, den Schöpfer aller Dinge, und die biblische Erfahrung, dass dieser Gott sich im Sohn und im Geist geoffenbart hat, stellten der frühkirchlichen Theologie eine sehr große Aufgabe rational zu klären. In diesem Umfeld genügte nicht mehr die Wiederholung von Würdetiteln, mit denen die Urgemeinde ihren Glauben an Jesus von Nazaret zum Ausdruck gebracht hatte, vielmehr ergab sich die Notwendigkeit, das Verhältnis von Christus und Gott, den er als Vater angesprochen hatte, mit Hilfe seinshaft metaphysischer Begriffe zu erläutern.

Formen des monarchischen Gottesbildes

Ein gewisser Theodotos, Gerber aus Byzanz, betrachtete Jesus von Nazaret als bloßen Menschen, der jedoch bei der Taufe im Jordan mit göttlicher Kraft erfüllt worden sei (dynamistischer Monarchianismus). Diese rationalistische Auffassung, fand zahlreiche Anhänger, auch wenn ihrem Begründer von Papst Viktor alsbald die kirchliche Gemeinschaft verweigert wurde. Seine Schüler gewannen sogar den Bekenner Natalis für die Leitung ihrer Gemeinde und stellten so erstmals einen Gegenpapst auf.

Noch größeren Nachdruck legte auf die Einzigkeit Gottes der sog. modalistische Monarchianismus, der einen realen Unterschied zwischen Vater und Sohn (Zwei-Götter-Lehre) leugnete. Die Offenbarung Gottes durch den Logos betrachteten ihre Vertreter, Noet aus Smyrna, als Erscheinungsweisen (modi) des Vaters, der selbst Mensch geworden sei und am Kreuz gelitten habe; sie wurden deshalb auch Patripassianer genannt. Nach Rom übertragen, fand diese Lehre eifrige Anwälte.

Tertullian wies (adversus Praxean, 213) die Gleichsetzung im monarchischen Gottesbild zurück und sprach in wegweisender Form von den Dreien unius autem substantiae; als erster verwendete er die Begriffe trinitas und persona.

Der Modalist Sabellios deutete schließlich die Offenbarung Gottes in drei Stufen, und zwar als Vater in der Schöpfung, als Sohn bei der Erlösung und als Geist bei der Heiligung. Diese dreifache Offenbarungsform kennzeichnete er je als Prosopon (Maske, Person). Der gelehrte Hippolyt beschuldigte sogar Papst Zephyrin der Begünstigung des Modalismus, worauf dieser einen theologischen Mittelweg suchte.

Der Fortgang der trinitarischen Diskussion

Origenes sprach und anerkannte den Terminus omoouios, sofern er die Zugehörigkeit zur gleichen Natur aussage. Dieser Begriff wurde von einer Synode zu Antiochien im Jahre 268 verworfen, im Gefolge der Absetzung des Bischofs Paul von Samosata (+272). In seinem monistischen Gottesbild kam dem Logos keinerlei personhafte Eigenständigkeit zu. Nach ihm wohnte Gottes Weisheit wie bei den Propheten im Menschen Jesus.

Die Auseinandersetzung um den christlichen Gottesglauben macht den Mangel einer Terminologie sichtbar. Neben der Logoslehre gewann bei der Entfaltung des trinitarischen Gottesbildes der Hypostasenbegriff an Gewicht, um die Eigenständigkeit der Personen auszudrücken. Hypostase (in der platonischen Metaphysik) hat die Bedeutung des im Einzelding verwirklichten Seins erhalten.

Für Origenes bildeten jedenfalls Vater, Sohn und Geist die unterscheidbaren Wesenheiten, eben drei Hypostasen, allerdings in der Weise der Subordination. Obwohl seiner Theologie von Seiten des einfachen Glaubens wie von den Vertretern des monarchischen Gottesbildes Widerstand entgegengebracht wurde, hat dieser Entwurf der in Hypostasen gegliederten Trinität entscheidend den Fortgang des Gottesverständnisses im Osten geprägt.


9.2 Das Reichskonzil in Nizäa - 325


Alexandrien, der bedeutendste Mittelpunkt griechischer Bildung und christlicher Theologie in Ägypten, erlebte während der ersten Regierungsjahre des Kaisers Konstantin eine theologische Debatte, an der das christliche Volk sich leidenschaftlich beteiligte. Ein frommer Priester mit Namen Arius (280-336) vertrat die Auffassung: Es gibt nur einen Gott, den ewigen Vatergott. Christus ist Geschöpf (factus) wie wir, lediglich vom Vatergott mit göttlichen Kräften ausgestattet und an Sohnes Statt angenommen. Diese Lehre des Arius löste in den christlichen Gemeinden weit über Ägypten hinaus beträchtliche Unruhe aus. Konstantin beobachtete diese religiöse Auseinandersetzung unter den Christen tief besorgt, da sie den Aufbau und die Einheit seines Reiches gefährdete.

Aus der Verantwortung für die politische und religiöse Einheit des Reiches berief Kaiser Konstantin eine allgemeine Bischofsversammlung nach Nizäa in Kleinasien. Tagungsstätte war ein Saal des kaiserlichen Sommerpalastes. Etwa 300 Bischöfe waren erschienen. Eusebius berichtet in seiner Kirchengeschichte: Von der Kaiserstadt (Rom) war der Bischof (Silvester) wegen seines Alters nicht gekommen; Priester (Vitus und Vincentius) waren aber erschienen von ihm, seine Stelle zu vertreten. Von Alexandrien erschien Bischof Alexander mit seinem Diakon Athanasios, dann Eustathios von Antiochien und Marcellos von Ancyra.

Schärfster Gegner des Arius war der Diakon Athanasius (seit 328 Bf von Alexandrien). Flüchtig betrachtet, ging der Streit um einen einzigen Buchstaben.

Arius sagte, Christus sei dem Vater homoi-usios = wesens-ähnlich,
Athanasius hingegen verkündete als Lehre der Kirche, Christus sei dem Vater homo-usios = wesensgleich.

Nach heftigen Auseinandersetzungen wurde am 19. Juni 325 von den Konzilsvätern die Lehre des Arius verurteilt und die Wesensgleichheit mit dem göttlichen Vater und damit die ewige Gottessohnschaft Christi feierlich verkündet:

Wir glauben...an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, als Einziggeborenen gezeugt vom Vater, aus seiner Wesenheit, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt '(in Ewigkeit), nicht geschaffen (in der Zeit), wesenseins mit dem Vater.

Das Glaubensbekenntnis von Nizäa ist noch heute gemeinsamer Besitz der katholischen, orthodoxen und evangelischen Christen. Am 27. Juli 325 wurde das Reichskonzil von Nizäa beendet. Arius und seiner beiden Anhänger Secundus von Ptolemais und Theonas von Marmarika, wurden umgehend ins Exil geschickt. Die übrigen arianisch gesinnten Bischöfe nahmen das Bekenntnis an; in einem Schreiben an seine Heimatgemeinde rechtfertigte Eusebios von Caesareia sein Verhalten weniger mit theologischen Argumenten als mit Hinweisen auf den Frieden der Kirche, den man dem Kaiser verdanke.

Der Streit wurde aber offen oder auch versteckt weitergeführt. Selbst Kaiser Konstantin wurde schwankend. Er ließ Arius aus der Verbannung rufen und schickte Athanasius, den mutigen Verteidiger der unverkürzten Lehre der Kirche, in die Verbannung. Am Lebensschicksal des Bf. Athanasius wird sichtbar, wie die Kaiser sich bald für, bald gegen den Arianismus einsetzten. Unter vier Kaisern musste Athanasius fünfmal (insgesamt 17 Jahre) in die Verbannung gehen. Er war in der ersten Verbannung in Trier gelandet. Arianismus wurde endgültig in der zweiten Hälfte des 4. Jh. beigelegt (Konzil von Konstantinopel, 381).


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