Saturday, 29 June 2013

11. Leben aus dem Glauben



11. Leben aus dem Glauben


Die Christen lebten im Umfeld der heidnischen Gesellschaft. Sie hielten sich vor der Öffentlichkeit nicht zurück, denn bei ihnen findet sich Selbstbeherrschung, wird die Enthaltsamkeit geübt, die Einehe beobachtet, die Keuschheit bewahrt, die Ungerechtigkeit ausgemerzt, die Sünde mit der Wurzel ausrottet, die Gerechtigkeit geübt, das Gesetz eingehalten, Frömmigkeit durch die Tat bezeugt, Gott bekannt, die Wahrheit als Höchstes betrachtet. Man verlor die Liebe, das höchste Geheimnis des Glaubens, nicht aus den Augen, ein Tatbestand, der auch von Nichtchristen wahrgenommen wurde.

Katechumenat und Taufe

Der Zugang zur Kirche erfolgte in der Taufe. Um die Umkehr zu prüfen und in das Leben aus dem Glauben einzuüben, schaltete man dem Taufakt das Katechumenat vor. Solche Vorbereitung begegnen wir bei hl. Justin, insofern jene, die glauben und versprechen, ihr Leben danach einzurichten, zu Gebet, Fasten und Reue angeleitet wurden. Voll ausgebildet erscheint das Katechumenat in der Kirchenordnung Hippolyts. Danach wurde ein Taufbewerber (ausgeschlossen: Lehrer, Schauspieler, Soldaten) durch einen Bürgen in die Gemeinde eingeführt und nach Prüfung der Lebensumstände durch den Ritus des Kreuzzeichens als christianus oder catechumenus aufgenommen. In der Regel erfolgte 3 Jahre lang eine Unterweisung durch einen Lehrer (Laien); die gleichzeitige Teilnahme am Gebets- und Lesegottesdienst der Gemeinde vermittelte Erfahrung ihrer Frömmigkeit. Eine erneute Prüfung des Lebenswandels leitete die unmittelbare Vorbereitung der nunmehr electi genannten Katechumenen ein, wobei die tägliche Unterweisung in der Heiligen Schrift sowie das Leben in Gebet und Fasten begleitet waren von Handauflegungen mit exorzistischem Charakter. Der Bf trat bei letzter Stufe der Vorbereitung, die einige Wochen vor dem österlichen Tauftermin begann, immer mehr als Betreuer der Katechumenen in den Vordergrund.

Das Katechumenat wurden im Laufe des 4. Jh. ausgebaut. Wegen der hohen Anforderungen hatte sich der Trend geltend gemacht, den Anschluss an die Kirche nur als Katechumene zu suchen und die Taufe aufzuschieben. Die Taufwilligen bereiteten sich unmittelbar vor, in der Fastenzeit (Quadragesima) vor Ostern. Sie wurden durch Einschreibung in den Kreis der competentes aufgenommen, die als Gläubige galten. Eine wichtige Rolle spielte die Auslegung des Glaubenssymbols bzw. im Westen dessen Übergabe an den Taufbewerber. Als Kern des christlichen Glaubensbewusstseins bildete diese traditio symboli den Höhepunkt der Unterweisung, dem die redditio vor dem Bf, d.h. die mündliche Wiedergabe als Ausdruck vollen Glaubens, folgte. Nunmehr enthüllte man dem Taufbewerber auch das Vaterunser.

Die Taufe wurde in einer Liturgie gespendet, und zwar in der Nacht zum Ostersonntag. Der Bf sprach einen Exorzismus über die Täuflinge und bezeichnete sie mit dem Kreuz. Anschließend weihte man Öle. Darauf folgten einzeln die Absage an Satan und die Salbung mit Exorzismus-Öl. Nun wurden die Täuflinge nach Ablegen der Kleider in das Taufbecken geführt und nach ihrem Glauben an Gott, den Vater, an Jesus Christus und an den Heiligen Geist befragt. Der Täufling antwortete jeweils mit Ich glaube und wurde dann vom Bf untergetaucht bzw. mit Wasser übergössen. Den Taufakt beendete eine Salbung des Dankes. Dann erfolgte die consignatio durch den Bf, die Geist-Mitteilung durch Handauflegung und Salbung. Mit einer Taufeucharistie für die von den Neophyten nicht nur Brot und Wein, sondern auch Milch und Honig als Zeichen des Gelobten Landes sowie Wasser im Hinblick auf die geschehene Reinigung gespendet wurden, schloss die Liturgie der Taufe. In einer Art Nachbereitung führte man die Getauften während der folgenden Woche in die Mysterien des Glaubens ein. Diese mystagogischen Katechesen (Cyrills von Jerusalem,+386) begleiteten den neu Neophyten, die seit Konstantinischer Zeit weißer Kleider trugen. Hipolit spricht schon von einer Kindertaufe und Origenes bezeichnet sie als apostolischen Brauch.
Die Eucharistie

In der Feier der Eucharistie erfuhr die Gemeinschaft der Gläubigen ihre Verbundenheit mit dem erhöhten Herrn ebenso wie untereinander. Dieses kultische Mahl, das schon frühzeitig als Opfer begriffen wurde, bildete die Mitte des Gemeindelebens und das Unterpfand der endzeitlichen Herrlichkeit. An ihm maß man die Zugehörigkeit zur Kirche.

Eine Beschreibung der sonntäglichen Eucharistiefeier bietet erstmals der hl. Justin. Im Unterschied zur Taufeucharistie ist der sonntäglichen Eucharistie nach dem Vorbild der Synagoge ein Wortgottesdienst vorgelagert. Die freie gesprochene Danksagung bewirkt die Umwandlung der Gaben. Der Aufbau des christlichen Gottesdienstes, in dem die Danksagung für Schöpfung und Erlösung eine mächtige Rolle spielt, ist also um die Mitte des 2. Jh. bereits vorgegeben.

Deutlichere Formen nimmt der Aufbau in der Kirchenordnung Hippolyts an, die mit ihrem Eucharistiegebet das älteste erhaltene Messformular bietet. Es hebt mit dem heute noch geläufigen Wechselgebet an und nimmt den Dank für die Heilstaten Gottes in Jesus Christus auf; sodann folgte das Gedächtnis von Tod und Auferstehung (Anamnese), das Opfermotiv im Darbringen von Brot und Wein (Anaphora) und die Herabrufung des Heiligen Geistes, damit alle Empfänger der Gaben von ihm erfüllt werden (Epiklese). Mit einer Doxologie schließt dieses liturgische Gebet, das mit seinen Grundgedanken Leitmodell eines eucharistischen Hochgebetes blieb.

Trotz Freiheit in der Gestaltung wies der Gottesdienst in den ersten Jahrhunderten eine gewisse Einheitlichkeit auf. Erst seit Konstantinischer Zeit bildeten sich um die kirchlichen Metropolen Antiochien, Alexandrien, Rom und Konstantinopel jene Liturgiefamilien. Unter dem Einfluss westsyrischer Gottesdienstform haben sich in der byzantinischen Liturgie die festen Gottesdienstformulare (Anaphoren) des Basileios und Joannes Chrysostomos durchgesetzt. Gebete und Hymnen ranken sich um die jeweilige Anaphora und betonen ihren Mysteriencharakter, der schließlich sogar im Kirchenbau durch Trennung des Altarraumes vom Kirchenschiff zur Geltung kam.

Die römische Liturgie, seit dem 4. Jh. lateinisch, verdrängte gallische und spanische Sonderformen. Der Wortgottesdienst bestand aus Lesungen, unterbrochen von Psalmengesang; die Übernahme des Kyrie eleison nach morgenländischem Brauch drängte die üblichen Fürbitten zurück. Dem Kanon, laut über die vom Volk gebrachten Gaben von Brot und Wein gesprochen, lag ein kaum veränderbares Formular zugrunde; nur seine Einleitung (Präfation) passte sich dem für das Abendland geläufigen Wechsel entsprechend dem Kirchenjahr an. Stehend empfing man die Eucharistie unter beiden Gestalten, erfüllt von Ehrfurcht. Nimm den Leib Christi mit Hand entgegen und sage das Amen dazu. Vom Entlassungsruf nach antikem Vorbild bürgerte sich der Ausdruck missa (Messe) als Bezeichnung für die Eucharistiefeier ein. Ehrfurcht vor den Mysterien und Schutz vor Neugier führten zur Entwicklung der Arkandisziplin, nämlich über das kultische Geschehen von Taufe und Eucharistie vor Ungläubigen Schweigen zu bewahren.

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