Die Bibelinspiration
Die
Bibel ist kein offenbartes Buch, sondern inspiriert. (Gott hat sich nicht in einem Buch offenbart,
sondern einem Volk!)
→ Bibel =
Bezeugung der göttlichen Selbstoffenbarung & der Antwort des Volkes
Israels.
a) Universalität des
Inspirationsgedankens
Fachwort
= theopneusti von theos & pneusthos = wehen, blasen, einhauchen.
d.h.
geistgegeben.
Gott ist
Urheber mit einer passiven Haltung.
D.h. es
geht um den Geist Gottes in der Hl. Schrift.
Bereits in der Antike war dieses Phänomen
vorfindbar. – Eigenart des christlichen Inspirationsverständisses wird erst
deutlich, wenn man Weg bedenkt, auf dem das Judentum & daran anschließend
das Christentum dazu kamen, BESTIMMTE Schriften als heilige, als inspiriert zu
betrachten.
2
Aussagen:
(1)
Kausalzusammenhang
Inspirare – Gott hat bei Entstehung des Textes mitgewirkt, seinen Geist
eingehaucht.
(2)
Qualitätsaussage
Spiritus – Text ist geisterfüllt. Geist des Autors wird überspielt vom
anderen Geist, keine Kontrolle mehr möglich.
Inspirationsgedanke
dort, wo Überstieg des eigenen Tuns erfahren, das Gelingen ist der autonomen
Leistung entzogen.
b) Inspiriertheit der Heiligen
Schrift
In
neutestamentlicher Zeit:
∙
Besondere
der Hl. Schrift = geisterfüllter Inhalt.
∙
Dabei:
nüchterne Vorstellung von Geisterfülltheit:
∙
1
Kor 14,26-40 – Godi in rechter Einheit & Ordnung feiern.
∙
keine
Ekstase gefordert – es geht nicht um ein Bewusstseinsphänomen der Autoren.
∙
Ohne
dass Autor es wusste.
∙
Erst im Nachhinein wird Inspiriertheit an der
Qualität des Textes & in Bezug auf den Leser erkannt. (= kirchl. Lehre von
der Schriftinspiriertheit)
∙
Lehre
von der Schriftinspiration gründet in der Erfahrung, die die Kirche mit den
Texten gemacht hat.
∙
Ist
also eine Qualitätsaussage.
In der
Bibel gibt es keine Inspirationslehre, aber eine Grundlage: bibl. Texte sind
nachhaltig davon geprägt, dass Gott ein lebendig Handelnder ist, der den Menschen
ergreift, mit Geist erfüllt & zum Sprechen/ Schreiben bewegt (vgl.
Propheten).
AT –
Zusammenhang zwischen Geist & Wort, bes. in nachexil. Zeit (GW hat sich bewahrheitet):
∙
Jer
31,33
∙
Jes
59,21
NT:
∙
Mk
12,35f. Apg 1,16 – Zitieren von AT-Texten – 2 Petr 1,20
∙
1
Petr 1,21 als Ausgangspunkt dieser christlichen Interpretation von Israels Hl.
Schrift.
Keine
Weissagung wurde jemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern
vom Hl. Geist getrieben haben Menschen von Gott her geredet.
∙
1
Petr 1,10-12
∙
2
Tim 3,14-17
Gott hat nun JC als seinen geliebten Sohn
ausgewiesen & damit sicher gemacht, dass das Wort der Propheten wahrhaftig
von diesem Jesus handelt. Also muss die Hl. Schrift Israels christologisch ausgelegt
werden.
∙
Auffassung,
dass bibl. Texte durch ein bes. Charisma zustande gekommen sind.
∙
=
Paradigma der Prophetie.
∙
Es
gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Geisterfülltheit der Propheten &
Geistinspiriertheit der Schrift.
∙
Anfangs:
Schriftinspiration wurde nur auf die Propheten angewandt.
∙
Von
den Kirchenvätern dann auch auf Texte, die in neutestamentlicher Zeit
entstanden sind.
∙
Irenäus:
Hl. Geist inspirierte Apostel & Propheten.
∙
Inspirationsglaube
wurde vom Judentum übernommen & aufs NT übertragen, nicht aber reflektiert.
∙
In
ntl. Zeit stand die Geisterfülltheit (Qualitätsaussage) im Vordergrund.
∙
Später
musste die Theologie erklären, wie Inspiration näher zu verstehen ist. Also das
Zusammenwirken von Gott & Mensch (Kausalaussage).
Deshalb also:
c) Ausbildung
einer Inspirationslehre
Wesentliche
Elemente für die Inspirationslehre entwickelten sich im Hochmittelalter.
Thomas von Aquin:
∙
Auctor
instrumentalis
Hier:
wichtige Impulse für nachtridentinische
Zeit:
1. Hl.
Schrift ist heilig, weil sie zustande kam unter Einfluss des Hl. Geistes.
Sie ist Wort des Hl. Gottes.
2. wie im
Prophetenwort, so kommt auch im Wort der Hl. Schrift Gott im Menschenwort
zur Sprache. Gott ist der, der in der Hl. Schrift spricht.
3. der
menschliche Autor verhält sich zum göttlichen Autor wie ein Instrument
in der Hand des Schreibers.
Konzil von Florenz (1438-45): Qualitäts- & Kausalaussage
DH 1334
– Auctor ist Gott, er ließ die Texte durch den Hl. Geist schreiben.
Neuzeit:
Nähere
Bestimmung zwischen göttlichen & menschlichen Auctor strittig geworden – verschiedene
Modelle:
1.
mechanisches Inspirationsmodell –
Diktatinspiration
Gott diktiert dem Menschen, Mensch ist nicht
selbst beteiligt, ist nur Instrument.
↔ in der
Schrift kommt die Persönlichkeit der Autoren zum Ausdruck (unterschiedliche Form & Stil der Bücher).
2.
partielles Modell
Teil ist inspiriert (Aussagen über das Heil),
Teil ist rein menschl. Ursprungs (Geschichte des Volkes Israel). – strikte
Trennung von Menschenwort & Gotteswort.
↔ Bibel
als Ganzes = WG.
3.
Personalinspiration = Realinspiration
Verfasser wird vom Geist erfüllt. Inspiriert ist
die Aussageintention des Verfassers, in der sprachlichen Formulierung ist er
frei.
Wortwahl = Schreiber überlassen, Sache (res) =
inspiriert.
↔ Gefahr:
Sache vom Text gelöst & entwurzelt. Botschaft wird vom Sprachteil
entfremdet. Wort & Inhalt lassen sich nicht einfach trennen – es gibt
verschiedene Lesearten/ Varianten.
4.
Verbalinspiration
Ursprüngliches Modell (Kirchenväter). – Jedes
Wort ist inspiriert.
Bezieht sich nicht auf den Vorgang, sondern auf
den inspirierten Text. Wenn Bibel geistgewirkt ist, dann kann die pneumatische
Dimension auch in den biblischen Texten zum Ausdruck kommen, nicht nur in der
bibl. Sache.
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