Teil I: Grundlegung der Tugendethik
1. Vorklärung
Einleitung, Notwendigkeit von Grundhaltungen
Was ist Tugend? (Vorläufige Begriffsbestimmung)
Verhältnis zwischen Tugendethik und Normethik
-
Zusammenhang von
Tugendethik und Anthropologie
2. Zur Tradition der Tugendethik
Der biblische Befund
Einige Stationen der geschichtlichen Entwicklung
Plato
Aristoteles
Thomas von Aquin
-
Einordnung der
Tugend in das theologische Gesamtkonzept: Glückseligkeit
-
Definition des
sittlich Guten
-
Ethik als
Anthropologie: Richtigsein des Menschen
-
Passiones-Lehre
-
Habitus-Begriff:
Geneigtheit der Potenz zum Akt, operatives Moment
3. Neuere Entwürfe der Tugendlehre
Schockenhoff (Tugendlehre des Thomas)
- Tugend ist
Verfasstheit gemäß dem Anspruch der Wirklichkeit zu leben
- Ertrag der
Tugendlehre des Thomas für die Gegenwart:
-
Leistungsfähigkeit
-
Wahl des Optimums
des Seinkönnens
-
Grundriss,
Allgemeines ist individuell zu aktualisieren
-
Genese der
sittlichen Haltung. Möglichkeitsbedingungen des Reifungsprozesses werden in den
Blick genommen
- Sensibilisierung
der Erkenntnisfähigkeit
4. Tugendethik als konsiliatorische Ethik (vgl. Aufsatz von Müller)
- Einsicht,
Aufdecken, Orientierungshilfen
Anthropologischer Zugang zur Tugend
Tugend ist sittlich geprägte Lebenskompetenz
-
Tugend ist
Bewältigung der Anforderungen des Lebens (sittl. Kompetenz ermöglicht das
Lebenkönnen)
-
in den Tugenden
entfaltet sich sittliches Können und damit eine Lebenskompetenz
-
Antibegriff gegen
eine funktionale Vereinseitigung der Lebenskompetenz
-
Lebenskompetenz
ist ganzheitlich (vierdimensionale Bezogenheit, Glaubenskompetenz)
- Lebensbewältigungslehre
Zusammenwirkten aller psychischen Fähigkeiten in der Tugend
-
Ganzheitliches
Tugendverständnis auf dem Hintergrund des Menschenbildes von Vetter
-
intellektuelles
Moment (Wertwissen): Wissen um
(vor)sittliche Werte
-
voluntatives
Moment (Wertwille): Tugend bindet den
Willen an das erkannte Gute
-
Wertwissen und
Wertwille werden von der emotionale Wertbejahung (Wertliebe) getragen
-
sensitives
Moment: Tugend bedeutet eine Sensibilisierung der Sinne
-
Die Antriebe
stellen dem Tugendverhalten die Dynamik
-
Imagination
(rezeptiv, produktiv) Tugend lebt von Vorbildern
-
Ganzheitliches
Tugendverständnis hat eine aufnehmende Seite (Offenheit für die sittliche
Wahrheit) und eine aktive (Entscheidung, die das Gewissen aktualisiert)
- Tugendlehre ist
konsiliatorisch, weil sie Reifungslinien aufzeigt, die Orientierungen geben
Voraussetzungen des sittlichen Könnens, bzw. der Entfaltung von Tugend
-
Tugendethik ist
nicht appellativ, sondern beantwortet die Frage nach der Entfaltung von Tugend
- Es geht um die
Spannung zwischen Freiheit und Vorgegebenheiten
Vorgegebenheiten des Könnens
-
schöpfungstheologische
Sicht: das von Gott vorgegebene Werdeziel, Primat der Gnade
- humanwissenschaftlicher
Sicht: Psychosoziale Faktoren: innere Vorgegebenheiten (Anlagen, Neigungen)und
äußere (Beziehungspersonen), die entweder sittliche Freiheit fördern oder
behindern → Kooperation
Können durch Lernen und Üben in Freiheit (Bedeutung der Freiheit in bezug auf die Vorgegebenheiten)
-
Stellungnahme zum
eigenen Leben, negative Vorgegebenheiten als Herausforderung annehmen
-
Freiheit ist
Voraussetzung: der Betroffene muss die Weiterentwicklung seines Könnens wollen
- Lernbereitschaft
ist unverzichtbarer Teil der Lebenskompetenz
Geschenk des Könnens (Tugend aus der theologischen Perspektive)
-
Die
Vorgegebenheiten werden im Glauben transparent auf die Ewigkeit
-
Die Gnade
ermöglicht das sittliche Tun → Tugend erweist sich als geschenktes Können
- Kooperation von
Gnade – Vorgegebenheiten – Freiheit (triadische Struktur, Gnade ist
übergeordnet))
Theologie der Tugend: sittliches Werden und Handeln im Wirkfeld der Gnade
-
Der Glaube als
Hilfe zur Tugend: neue Erkenntnismöglichkeiten und Motivation zum sittlichen
Handeln
-
Sittliches
Handeln erscheint als Mitarbeit mit der Gnade, Tun des Guten ist Antwort auf
das Handeln Gottes → responsorischer Charakter der christlichen Ethik
- Wie steht nun Gnade und Freiheit im
Zusammenhang?
Eingegossene Tugenden: sittliches Können aus Gnade (Thomas)
-
Gott schenkt die
Tugend (Eingießung), aber nicht an der Freiheit des Menschen vorbei (Erwerb)
-
Eingießung ist
Ursprung und Ermöglichung der Tugend, Erwerb ist der Konsens des Menschen →
Gott handelt, damit der Mensch handeln kann. Gnade ist operans et cooperans
-
Primat der Gnade
ist gewahrt, der Anteil des Menschen am sittlichen Handeln ebf.
-
Die dem Menschen
von Gott geschenkte Gnade wird zur neuen Wurzel des menschlichen Handelns
-
Das Element der
eingegossenen Tugend vermittelt die Freiheit mit der Gnade, Thomas verhindert
das Auseinanderdriften von Ethik und Theologie, da sich das ethische Denken im
Kraftfeld der Gnadentheologie bewegt
- Grundthese: Das
freie Handeln des Menschen ist Antwort auf den Ruf Gottes. Gott schenkt mit den
theologischen Tugenden die anderen Tugenden dazu
Befreiung zu Glaube, Hoffnung und Liebe durch die Begegnung mit dem menschgewordenen Wort Gottes
-
Die thomasische
Sicht muss durch eine heilsgeschichtliche und personale Perspektive ergänzt
werden
-
Menschen ist auf
Gnade angewiesen für ein gelingendes Leben in Beziehung
-
Gnade ist
Inbegriff der personalen Zuwendung Gottes zum Menschen
-
AT
-
NT, Reich Gottes
-
Wirken des Hl.
Geistes und Kirche
-
Verhältnis von
Gnade und Freiheit
-
Die Ermöglichung
von Glaube, Hoffnung, Liebe durch die Gnade (durch die Begegnung mit Gott)
erweist sich als Befreiung zu Beziehung und Selbststand
-
cooperatio: Das
Gnadenhandeln knüpft an der Freiheit an und eröffnet dem Menschen die
Möglichkeit des Mitwirkens mit der Gnade
-
drei Modelle der
Gnadenlehre (Synergismus – Monergismus – Energismus)
-
Gnade ist
Ermöglichung der Freiheit
-
Analogie zum
Verstehen des Verhältnisses von Gnade und Freiheit ist die menschliche
Beziehung:
-
Das
Angenommenwerden in Liebe befreit zum Tun des sittlich Guten
-
echte personale
Beziehung geht aus Freiheit hervor und setzt Freiheit frei
-
Beziehung nicht
nur Symbol für Gnade, sondern Ort der Vermittlung von Gnade (Realsymbol)
-
Die Gnade
erreicht den Menschen durch geschöpfliche Vermittlung
-
Problem der
negativen Vorgegebenheiten: Leitgedanken als Antwort
-
Erlösungsbedürftigkeit,
Angewiesensein auf Gnade
-
Gott wendet die
Unheilsgeschichte zur Heilsgeschichte
-
Christus ist die
Gnade des Neuanfangs, Kreuz – Erlösung
-
Glaube gibt
Zuversicht, bewahrt vor Verzweiflung
- Kirche ist
Reifungsgemeinschaft
Teil II: Die konkreten Tugenden
Zustimmung zum eigenen Dasein als Voraussetzung sittlichen Handelns und Werdens
Selbstannahme als Problem
- Dasein, Leib, Geschlechtlichkeit,
Sozialpsychologie
Die lädierte Fähigkeit zur Selbstannahme (Hintergründe für das Problem der Selbstannahme aus psychotherapeutischer Sicht)
- Def.: Neurose
Die Bedeutung der neurosen-psychologischen Erkenntnisse für die Moraltheologie (ethische Relevanz)
- Einschränkung des
Könnens, der ethischen Handlungsfreiheit
Typologie des Problems der Selbstannahme anhand zweier Strukturbilder
Narzissmus
-
Persönlichkeitsstruktur:
-
Egozentrik,
Selbstwertdarstellung
-
zwei Strategien
-
Zugang zum Du:
Bestätigung
-
Psychogenese:
-
konditionale
Liebe
- emotionale
Verlassenheit
Depressivität
-
Persönlichkeitsstruktur:
-
Minderwertigkeit,
Selbstablehnung
-
zwei Strategien
-
Zugang zum Du:
Bejahung
-
Psychogenese:
-
frühe
Entbehrungen
-
vermittelte
Schuldgefühle
- Angst vor
Liebesverlust
Moraltheologische Relevanz dieser Erkenntnisse
-
Narzissmus,
Depressivität sind Ausdruck einer Beeinträchtigung des Könnens
-
Depotenzierung
des personalen Steuerungselements, dem Willen fehlt die Kraft
-
Polarität des
Daseins (Selbstsein-Mitsein) wird zum Problem
-
keine Entfaltung
zum Selbstsein möglich (fehlende Wahrheit)
-
Wege zur Heilung
- theologische
Deutung
Selbstbejahung aus ethisch-theologischer Sicht
Ethisch: Selbstannahme als sittliche Grundhaltung
-
Zustimmung zum
Dasein ist erste Voraussetzung zur Selbstannahme
-
asketischer
Charakter
-
dynamischer
Charakter
- Selbstannahme
konkretisiert sich in Entscheidungen
Theologisch: Deutung aus dem Glauben
-
schöpfungstheologische
Begründung der Selbstannahme
- heilsgeschichtliche
Begründung der Selbstannahme
Ansätze zur Problembewältigung: Hilfen und Helfer zur Annahme seiner selbst
Psychogenetische Voraussetzungen
-
familiaritas:
Selbstannahme setzt Angenommensein voraus
- Eltern als
Interpreten der Liebe Gottes
Heilung aus personaler Begegnung (Zustimmungshelfer)
-
Heilfaktoren der
personalen Beziehung: Echtheit, Anteilnahme, Verstehen, Auseinandersetzung
Hilfen aus dem Glauben (Kirche als Gemeinschaft)
Die Kardinaltugenden
-
7 Thesen des
menschl. Richtigsein (Zusammenfassung des christlichen Menschenbildes anhand
der Tugenden)
Klugheit
-
philosophische
Grundlage: Wahrheit der Dinge
-
Erkennen
(kognitiver Pol)
-
Gelehrsamkeit
(docilitas)
-
seinstreues
Gedächtnis (memoria)
-
klarsichtige
Sachlichkeit im Unvermuteten (sollertia)
-
Entscheiden
(voluntativer Pol)
- providentia
(Unsicherheitsfaktor)
Gerechtigkeit
-
Grundgedanke: das
Zustehende geben (Haltung des Einzelnen)
-
weil der Mensch
Person ist (→ Erschaffen-Sein), stehen ihm Rechte zu
-
3 Formen von
Gerechtigkeit:
-
Tauschgerechtigkeit
(Beziehung der Einzelnen zueinander)
-
zuteilende
Gerechtigkeit (Beziehung des sozialen Ganzen zum Einzelnen)
- gesetzliche
Gerechtigkeit (Beziehung des Einzelnen zum sozialen Ganzen)
Tapferkeit
-
Verwundbarkeit
-
Existenz des
Bösen
-
Grundakte der
Tapferkeit: Standhalten und Angriff
- Ordnung der Angst
Maßhalten
-
(Ein)Ordnung der
Grundstrebungen in das Ganze des personalen Lebens (Mensch ist nicht von Natur
aus gut)
-
Wehrung der
Selbstzerstörung
-
Polare Struktur
(Verwirklichung und Verzicht)
-
moralpsychologische
Perspektive: 5 Voraussetzungen:
- Selbstannahme –
Sinnfrage – Bestätigung – Lebensaufgabe – Oasen der Freude
Theologische Tugenden
Die grundlegende Bedeutung dieser Trias für die christliche Existenz
Glaube, Hoffnung, Liebe als Antwort auf die Geheimnisse des dreifaltigen Gottes
Die Grundlagen der theologischen Tugenden
-
Teilhabe am
Gottesverhältnis Jesu (3 Dimensionen)
-
Kurzdefinition
von Glaube, Hoffnung, Liebe
- Zeitbezug der
theologischen Tugenden
Glaube
Was heißt Glauben – ein erster Zugang
-
Def. Glauben
- Glaubenshaltung -
Glaubensinhalt
Das Zeugnis der Hl. Schrift
-
AT: Abraham –
Glaube ist Weisung (Tora)
-
NT:
Christusereignis – Reich Gottes – Glaube ist Beziehung zu Jesus
-
synoptische
Tradition: Heilungserzählungen (Glaube als Voraussetzung)
-
Paulus: Glauben
heißt Teilhabe an der Existenzweise Jesu
- Johannes-Evangelium:
Glaube ist Zugang zur Wahrheit, Weg zum Glauben geht über Menschen
Ratzinger
-
doppelte Struktur
des Glaubens
-
Bezugspunkt des
Glaubens
-
Berufung des
Glaubenden
- Glaube ist
Kommunion mit Jesus
Glaube als ganzheitliche Haltung
-
Aspekte des
Glaubens (Schaubild):
-
Erkennen
(kognitiv)
-
Zustimmung,
Vertrauen (affirmativ)
-
Sich auf den Weg
machen (operativ)
-
Anwendung des
Strukturbildes von Vetter auf den Glauben
-
Glaube als
dialogische Existenz
- 5 Wege, die das
Hören auf Gott ermöglichen: Hl. Schrift – Liturgie – Begegnungen – Natur –
Gewissen
Heilender Glaube
-
Heilung im
theologischen Sinn
-
Wirkungen eines
heilenden Glaubens
- 3 Kriterien für
einen gesunden Glauben
Die Lazarusgeschichte in spiritueller Deutung
-
symbolischer
Zugang: der Mensch wendet sich von Gott ab und verliert seine Lebendigkeit
-
Glaube als
Erweckung aus dem Tod zum Leben
Hoffung – Grundkraft personaler Entfaltung
-
Mensch als homo
viator:
-
ausgerichtet auf
die Zukunft
-
letztes Ziel:
umfassende Erfüllung → Heil in der Ewigkeit
-
drei
Grundelemente der Hoffnung: Verlangen – Vertrauen - Erwarten
-
Fehlhaltungen:
Vorwegnahme des Zukünftigen, Verkennung des status viatoris
-
Verzweiflung:
Vorwegnahme der Nicht-Erfüllung (es wird nicht gut ausgehen) → Lähmung oder
Protest
-
Vermessenheit:
Vorwegnahme der Erfüllung, aber der status viatoris beinhaltet die Möglichkeit
des Scheiterns
-
Hoffnung erwartet
die Erfüllung:
-
Hoffnung ist auf
eine Verheißung bezogen: Abraham, die NT’liche Verheißung
-
Der Hoffende
vertraut auf die positive Wendung, weil er die Verheißung hat
-
Maria als Vorbild
-
Hoffnung
aktiviert den Menschen:
-
Haltung, die
Kräfte mobilisiert: Arbeit am Gelingen des Lebens
-
In der Hoffnung
ergreift der Mensch die Möglichkeit der Entfaltung
-
zwei Ebenen der
Hoffnung:
-
Hoffnungen auf
innerweltliche Erfüllungen
-
Hoffnung, die
sich auf die Gesamterfüllung menschlicher Existenz bezieht (Heil)
Liebe – Herzmitte christlichen Daseins
-
Ursehnsucht des
Menschen
-
Die Liebe ist die
bedeutendste christliche Grundhaltung 1Kor 13,13. Sie ist Maßstab des Lebens
-
Grundformel der
Liebe
-
2 Seiten der
Liebe
-
Die 3 Stufen des
Lernprozesses der Liebe (Gestaltwandel der Liebe)
-
Ichbezogene Liebe
-
gegenseitige
Liebe
-
selbstlose Liebe
-
Liebe in der
Perspektive des Glaubens:
-
Erschaffung ist
Urakt der Bejahung
-
Grund der
Liebenswürdigkeit ist allein die Herkunft aus Gott
-
Inkarnation –
Kreuz
-
Mensch ist
Geschenk für andere
-
Zusammenhang von
Selbstliebe – Nächstenliebe – Gottesliebe
-
Die 3
Grundvollzüge der Nächstenliebe
-
Wahrnehmungsfähigkeit
-
Bejahung (Ja- und
Neinsagen)
-
operativer
Aspekt, Umsetzung in konkreten Schritten
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