Exegese des Alten
Testaments:
„Das Recht ströme wie
Wasser“ (Amos 5,14) –
Ausgewählte Texte
aus dem Buch Amos
- Das AT besteht aus
den 3 Teilen Pentateuch (=Tora), den nebiim und den ketubim
- die vorderen
Propheten gehen von Jos – 2Kön25
- die hinteren
Propheten sind Jes, Jer, Ez und das 12-Prophetenbuch (darin auch Amos)
- in der LXX, welche
die Bücher nach ihrem Umfang ordnet, steht Am an 2.
Stelle
(9 Kapitel), bei uns steht er an dritter Stelle
- Amos ist der älteste
der Schriftpropheten
- wir unterscheiden in
vorklassische und klassische bzw. Schriftprophetie
vorklassische Prophetie (z.B. Elia): überwiegend Prophetenerzählungen
Schriftprophetie: weniger Erzählungen, mehr Worte des Propheten
- bei Amos werden die
Worte nun also wichtiger als die Taten des Propheten
- im Dodekapropheton
haben die 12 Propheten nicht als Einzelgrößen Einzug in das AT gehalten,
sondern unter dem Dach des Dodekapropheton, welches bereits in Sir eine feste
Größe spielt
Allerdings werden die Propheten durch einzelne Zwischenüberschriften
charakterisiert, was allerdings buchtechnische Gründe hat: im
Synagogengottesdienst war es einfacher, alles auf eine Rolle zu schreiben und
durch Überschriften zu gliedern
Theologischer Grund: auffällig symbolische Zahl: 12
- das Dodekapropheton
ist ein Extrakt atl Prophetie aus ca. 5 Jahrhunderten: Etnstehungszeit 8.-3. Jh
vChr
- Am gilt als die
Keimzelle des späteren Dodekapropheton
- der Inhalt von Am:
da er zu den vorexilischen Propheten gehört, überwiegt bei ihm die
Unheilsprophetie mit starkem sozial-kritischen Akzent (vgl. Hos, Jes, Mi)
- auffällig bei Am
ist, dass bei ihm fast ausschließlich die Sozialkritik vorherrscht -> das
ist v.a. im 8. Jh vChr erstaunlich
um dies zu verstehen, ist der traditionell geschichtliche und
sozialgeschichtliche Hintergrund wichtig -> Am verkündete die Kritik im
Namen Jahwes
- Literarkritik:
widersprüche, unmotivierte Dopplungen, inhaltliche Verschiebungen, verschiedene
Interessen, sprachliche Indizien
-
Redaktionsgeschichte: einzelne Verse werden zueinander in Beziehung gesetzt
empfohlene
Literatur:
- Herbert Donner:
Geschichte Israels
- Gunter Fleischer:
Von Menschenverkäufern... S. 346-426
- Reiner Albertz:
Religionsgeschichte Israels I
- ! Kommentarreihen
z.B. NEB oder Kleine Biblische Stuttgarter Kommentare
- Hans Walter Wolf:
Amos-Kommentar
- !!! Jörg Jeremias:
Amos-Kommentar; Reihe ATD (?)
- !!! Gunther
Fleischer : Amos Kommentar; Reihe ATD
- Wilhelm Rudolf:
Amos-Kommentar; Reihe KAT
Monographien:
- !! Jörg Jeremias:
Amos und Hosea; FAT Bd. 13 (bes. für 1.5 und 1.6)
- Aaron Schadt: Zur
Entstehung des 12-Prophetenbuches; BZAB (bes. für 1.7) -> am Ende des Buches
sehr leserfreundlich zusammengefasst!
Geschichtlicher
Überblick:
- Am hat vermutlich
das eingetroffene Erdbeben kurz vorher vorhergesagt und hat sich damit als
wahrer Prophet erwiesen dessen Worte sich in Kürze erfüllt haben
- das „Erdbeben“ ist
bei Am eher eine Art Themenangabe, da bei ihm mehrfach von Erdbeben die Rede
ist
- Am lebte/prophezeite
in den letzten beiden Dritteln der Regierungszeit des Jerobeam, ca von 773-737
vChr
- das Nordreich in
dieser Zeit (9.Jh vChr.):
920: Aufspaltung, es bilden sich eigene Herrschaftsdynastien
Jerobeam II herrscht in der Nimsiden-Dynastie, welche durch König Jehu
begründet wurde
In der Mitte des 9.Jh. erstarkt das Nordreich und expandiert in den Westen
- 8.Jh. vChr.:
König Ahab (der Gegenspieler Elias) will das Vordringen der Assyrer verhindern,
die Assyrer gewinnen wohl, was aber keine Auswirkungen für die palästinischen
Kleinstaaten hat
841 und 839vChr.:?
838vChr.: der assyrische Drucklässt nach und König Hassael kann den
Aramäer-Staat festigen -> dasNordreich Israel kann den Aramäern wenig
entgegensetzen (s. Elia-Elischa-Zyklus); 2 Kön 13,4
in Am 1,6-8; 13,5 und Jes 9,10f. wird vom grausamen Vorgehen der Amoniter und
Moabiter berichtet
- 787 vChr.:
erst unter König Jerobeam II wendet sich das Blatt und die Macht des
Aramäer-Staates geht zurück
Expansion nach Westen
Die Assyrer setzten das Aramäer-Reich unter Druck
Jerobeam II stellt den territorilen Bestand des Nord-Reiches wieder
her
(vgl. 2Kön 14,25 und
Am 6,13)
- aber: von dem neuen
Wohlstand profitiert nur die Oberschicht des Staates
- 747 vChr.: Jerobeam
II stirbt und mit der Dynastie geht es schnell zu Ende
- 740 vChr.: ein neues
assyrisches Großreich erwächst
- 738 vChr.: der
assyrische Großkönig nimmt große Teile des Aramäer-Staates ein und unterwirft
z.B. auch Israel im Sinne einer Vasallinentät
-> das Nordreich Israel ist damit sozusagen „Geschichte“
Also: unter Jerobeam
II herrschte Wohlstand, da Israel sich von den Aramäern erholen konnte,
allerdings gab es diesen Wohlstand nur für den sog. „Adel“
Die
sozialgeschichtliche Dimension von Amos:
- großenteils
prophetische Drohworte (z.B. Am 6,4: gegen die Faulheit der reichen
Oberschicht, der eine große Gruppe von Armen gegenübersteht oder Am 8,4:
soziale Zerklüftung der Gesellschaft)
- Amos ist der erste,
der sich so deutlich sozialkritisch äußert; vor Amos ging es der Prophetie
meist um die Reinheit der Jahwe-Religion (Elia, Elischa) oder um die Bertung
des Königs (Hofpropheten, z.B. Nathan oder Gad)
- am ehesten
Sozialkritik findet man vor Amos noch in 2Sam12 oder 1Kön 21
- aber Kritik an einer
ganzen sozialen Schicht gab es vor Amos nicht, also erst seit der Mitte des 8.
Jh., was erstaunlich ist, denn das Problem zwischen Arm und Reich gab es vorher
bestimmt auch schon
ein bisschen klingt dies auch im AT an -> s.o.g. Stellen oder auch die
Rechtssätze:
Ex21-23: Bundesbuch
(Ex21,2-6: über hebräische Sklaven -> wirkt der Tendenz entgegen, die Not
der Sklaven auszunutzen)
1Kön4f. und 12,4: die
Kritik am Verhalten des Königs wurde in eine Sozialkritik verpackt
1Sam8: indirekte
Kritik am Handeln des Königs
-> die Sozialkritik
bezieht sich aber trotzdem wenn dann auf das Handeln des Herrschers und nicht
auf die ganze Sozialschicht wie bei Amos
- wie kommt es nun
dazu, dass im 8.Jh. vChr. in Israel eine solche soziale Form herrscht, dass ein
Prophet sich aufgerufen fühlt, Sozialkritik zu üben? Wie kommt es zu einem
solchen Unterschied in der Gesellschaft, dass große Kluften zwischen Arm und
Reich herrschen?
- Vier wichtige Thesen
für die sozialgeschichtliche Situation Israels im 8.Jh. vChr.:
1.) (Herbert Donner)
- die sozialen
Schwierigkeiten stehen in Zusammenhang mit der Einführung des Königs
-> der König musste
das Beamtentum einführen, wofür es wenige geeignete Leute gab
-> so holten die
Könige Leute aus den kaananäischen Stadtstaaten (z.B. Megiddo) welche aus der
intellektuellen Elite stammten und vom König aus dessen Krongut ausgestattet
wurden
-> diese Beamten
hatten eine grundsätzlich andere Auffassung vom Bodenrecht wie die Israeliten
-> denn die
Israeliten dürfen kein Land von einem anderen Israeliten zur Vergrößerung irhes
eigenen Landes kaufen; ebenso dürfen sie auch ihr Erbe nicht verkaufen, da das
Land ja eigtl Jahwe gehört (1Kön1,21)
-> für die
Kanaaniter war dies kein Problem, sie trieben die Bauern in die Verschuldung,
um so an Land zu kommen
-> so wurden die
Könige reicher und die Bevölkerung ärmer
-> die
Rechtsordnung der Könige veränderte die festgelegten Besitzverhältnisse
- die Sozialkritik bei
Amos steht damit in einer bestimmten Entwicklungsstufe im Kontext eines
Prozesses, der mit der Einführung des Königs begonnen hat und gegen den sich
zur Wehr gesetzt wird
2.) (Klaus Koch)
- es gab wohl einen
konkreten Anlass, der Am veranlasste, im Nordreich als Prophet aufzutreten
(z.B. ein punktuelles Ereignis, das aber nicht näher von Koch erläutert wird)
3.) (Oswald Lorenz)
- das Problem liegt im
Gegenüber von Stadt und Land, da hier unterschiedliche Kulturen hervorgebracht
werden
- bei Amos (z.B.
Am6,1) wird die Oberschicht in Samaria angegriffen
-> die Reichen
praktizieren einen sog. Renten-Kapitalismus, bei dem sämtliche regelmäßige
Anteile am Produkt der Bauern und Gewerbetreibenden durch Zinsen oder Steuern
eingetrieben wurden
-> Kapitalismus
deshalb, weil es darum ging, diese Renten zu maximieren, es ging also nicht
mehr um die bloße Versorgung
-> dies entsprach
nun überhaupt nicht dem Streben der bäuerlichen Familienbetriebe, welche auf
Selbsterhalt ausgerichtet waren
- die Oberschicht
wollte sich möglichst alles aneignen -> planmäßiges Verschulden der Bauern
und Handwerker -> möglichst noch Dauerschulden, um eine totale Abhängigkeit
zu erreichen
-> das Kapital
wurde dann verwendet für den Konsum der Reichen
- der Grundbesitz
wurde an Kleinpächter weitergegeben, die ausgebeutet wurden
=> nicht
beantwortet ist damit aber die Frage, wie es zu dieser Verschuldung kam
4.)
(Kippenberg/Werthen?)
-
Transformationsprozess des Grundeigentums der Wirtschaft und Gesellschaft
-> die entstandene
Aristokratie eignete sich gewaltsam das Land an
-> Transformation
der Abhängigkeit
- früher: Versklavung
Fremder und Versklavung eigener ethnischer Angehöriger
- jetzt: unbefristete
Verknechtung und Verkauf in Fremdsklaverei
- Spezialisierung im
Anbau für den Export (vgl. heute z.B. in Lateinamerika den Kaffeeanbau)
-> unrentable
Familienbetriebe können nun nicht mehr konkurrieren und werden ausgesiebt
=> all dies ist im
Kontext der Einführung des Königtums zu sehen!
- die menschliche
Arbeit und Boden werden zu Waren
➔
es wird auch nicht mehr auf die Eigenversorgung gezielt, sondern die
bäuerlichen Existenzen werden ausgeschaltet
Fleischer kritisiert
alle vier Thesen:
Zu 1.):
Das Beamtentum
entstand ja schon 200 Jahre früher bei Salomo. Warum die Probleme dann grade im
8.Jh. v.Chr. auftreten, wird nicht deutlich
-> die Sozialkritik
des Königtums müsste dann eigentlich stärker sein
Zu 2.):
In der Sozialkritik
des Am gibt es keinen konkreten Anlass zu erkennen
Zu 3.):
Die Spaltung von Arm
und Reich wird vorausgesetzt, aber es wird eben nicht erklärt, wie es dazu
kommt
Zu 4.): es wird nicht
klar, was diesen Transformationsprozess auslöst; er wird nur beschrieben, aber
nicht erklärt
These Fleischer und
Zapff:
Die Modelle von Donner
und Koch beschreiben nur, erklären aber nicht, ähnliches ist auch bei den
anderen Modellen zu kritisieren
Fleischer fragt nun:
1.) wieso müssen sich manche Schichten
verschulden?
2.) wie können Bauern
enteignet werden bzw. wie wird der Boden zur Ware der Mächtigen?
Zu 1.) Praxis der
Erbteilung
- ungleiche Verteilung
des Erbes:
der Erstgeborene
erhält 1/3 des Erbes
die Nachgeborenen
müssen sich den Rest teilen
-> so kommt es zu
einem deutlichen Ungleichgewicht in der Bodenverteilung und Familienbetriebe
können nicht mehr ernährt werden
- durch
Expansionskriege können dann neue Territorien gewonnen werden
-> die Israeliten
konnten sich ausweiten und z.B. die Nachgeborenen sich Land aneignen
-> ab dem 9.Jh.
v.Chr. (Aramäerkriege) war dies jedoch nicht mehr möglich und die Israeliten
mussten sich auf ihr Land beschränken
-> im 8.Jh. kam es
dann zum oben beschriebenen Problem, denn die Erbteilung war noch nicht so weit
fortgeschritten, außerdem : 2.)
Zu 2.) Zunehmendes
Bevölkerungswachstum
- die Entwicklung zu
einem zentral regierten Staat
-> archäologisch
können ein starkes Siedlungswachstum, Bevölkerungswachstum und Urbanisierung
nachgewiesen werden
-> so gewannen die
Städte also mehr an Bedeutung und es kam zur soziologischen Umstrukturierung
-> in den Städten
lebten ausdifferenzierte Berufsgruppen, welche auf Warentausch angewiesen waren
-> für sie war es
nötig, sich einen surplus zu erwirtschaften, der über den eigenen Bedarf
hinausging
-> die neue
Wirtschaftsform war also auf Handel und Austausch angelegt
- außerdem: das
Verwaltungswesen:
-> die
Beamtenschaft und das Militär waren auf Abgabe und Unterhalt angewiesen ->
wieder musste ein surplus erwirtschaftet werden
26.10.2004
- Bevölkerungswachstum:
die Leute kamen mehr in die Stadt, weil sie sich auf dem Land nicht mehr
ernähren konnten
-> die
Verstädterung wirkte zwar zunächst dämpfend auf das Bevölkerungswachstum und
die Zersplitterung des Landes -> deshalb wurde das Problem nicht gleich akut
-> auch durch die
Aramäerkriege (Menschenverluste) gab es kein großes Bevölkerungswachstum
- die Zeit des Am war
also eine Friedenszeit, die allgemeine Entwicklung war jedoch weiter
fortgeschritten:
- es gab zwei starke
Extreme:
die städtische
Oberschicht
die stark verarmte
Unterschicht
- der Sippenethos
wurde durch die Verstädterung mehr und mehr aufgegeben und der Zusammenhalt war
nicht mehr so stark
-> er wurde auch
von der Oberschicht nicht mehr praktiziert, stattdessen beutete sie die
Unterschicht skrupellos aus
-> bei
Zahlungsrückständen und Missachtung der Grundrecht verloren die Bauern ihre
Liegenschaften und mussten ihre Familie und sich selbst verpfänden
- die Oberschicht
lebte dagegen im ungehinderten Lebensgenuss, was sie vermutlich als Segen
Jahwes interpretierten (vgl. Ijob: er fühlte sich anfangs gesegnet wegen seinem
Reichtum)
- die Kritik des Am
bezieht sich nicht auf die Strukturen der Gesellschaft an sich, sondern auf den
unbarmherzigen Umgang mit den Armen, also auf das konkrete Verhalten
Zusammenfassung:
1.) die Sozialkritik
des Am stellt gegenüber der älteren Königskritik etwas Neues dar -> im AT
gibt es eigtl. keinen Vorgänger dieser Art der Kritik
2.) die Sozialkritik
des Am setzt die soziale Differenzierung in Arme und Reiche bereits voraus,
dieser Zustand als solcher wird nicht kritisiert, deshalb wird der Zustand wohl
auf natürliche Weise entstanden sein (Erbteilung und Bevölkerungswachstum)
3.) vorliegende Texte
sind also eine Reaktion des Am auf eine sozialgesellschaftliche Situation, die
erst jetzt wirksam wurde
4.) die Oberschicht
erstarrte in ihrer Bahn, die Unterschicht wurde immer schwächer
-> zunächst
stoppten die Urbanisierung und die Menschenverluste während der Kriege diesen
Prozess, doch während der Friedensepoche unter König Jerobeam II. spitzte sich
die Entwicklung zu, und die Oberschicht bereicherte sich an der Unterschicht
5.) Mentalität: es
gibt keinen Ständezusammenhalt mehr, sondern nur noch Eigenbezogenheit
6.) Am erhebt seine
Stimme gegen das unsolidarische Verhalten der Oberschicht in dieser speziellen
Situation
Name: kommt sonst im
AT nicht mehr vor
-> ein Vergleich
könnte gezogen werden mit amassia (2Chr 17,6): Danksagung
-> amassia wäre ein
westsemitischer Theophor = Jahwe trägt
-> Amos wäre dann
die Kurzform dieses Namens oder die passivische Bedeutung: der von Jahwe getragene
(eher wahrscheinlich ist aber die aktivische Bedeutung)
- auch bei Am gilt: es
sind Worte von Propheten und weniger
Erzählungen über den Propheten
-> dies ist bei
Schriftpropheten normal (Ausnahme: Jeremia: Erzählung und Worte)
- trotzdem haben wir
relativ viele Informationen über Amos und wissen die ungefähre Zeit, seinen
Herkunftsort und Beruf
- Am stammt aus einem
Ort namens Tekoa (heute: hirbet theku), welcher am Rand der Wüste Juda
(Steinwüste) liegt
-> „Herodion“
(eine Art Burg von Herodes dem Großen, welcher dort begraben liegt) liegt im
Norden des Ortes Tekoa
-> nach Osten geht
Tekoa in die Wüste Juda über und fällt zum Toten Meer (- 700m uM) hin ab
-> war Am also ein
Hinterwäldler?
Beruf: s. Überschrift:
der unter den Schafzüchtern war
-> vgl. aber 2Kön
3,4: König Mescha von Moab hatte die gleiche Berufsbezeichnung, war aber nun
wirklich kein einfacher Schafhirte
-> vgl. die EÜ: sie
gibt Am den Beruf Schafzüchter (?)
- in Am 7,14 finden
wir zwei weitere Berufsbezeichungen:
-> prokkär (ist ein
hapax legomenon, d.h., dieses Wort kommt nur einmal in der Bibel vor)
= Rinderhirte oder
Viehzüchter
-> poles schikmin
(ist eine Partizipialform): Feigenziehen -> vgl. EÜ
-> vgl. 1Kön 10,27:
Maulbeerfeigenritzer: war sehr zahlreich in der Schefela (dem Hügelland vor dem
judäischen Land)
-> das Holz des
Maulbeerfeigenbaums war Bauholz (ungleich der Zeder, deren Holz für Täfelungen
verwendet wurde)
-> der Ritzer
dieses Holzes war ein Pars pro Toto
-> wichtig bei
dieser Arbeit war, dass die unreifen Feigen mit einem scharfen Instrument
geritzt werden mussten, so dass der bittere Saft abfließen und der übrige Saft
schneller süß werden konnte
-> die
Maulbeerfeigen gedeihen nicht in den rauen Bergen, sondern eher im geschützten
Jordangraben oder der vorgelagerten Schefela
-> Am musste also
seinen Heimatort verlassen, um seinen Beruf ausüben zu können
-> seine Tätigkeit
war nicht die eines einfachen Bauern, sondern er gehörte der Mittelschicht an
und war unabhängig in seinem Lebensunterhalt
- Am 7,10 (vgl. Mi):
es war damals vielleicht üblich, dass die Leute prophezeiten und dafür etwas zu
essen bekamen
-> Am antwortet
darauf, dass er die „professionelle“ Prophetie nicht nötig hat, da er eine
selbständige Arbeit hat
- Am 7,15: weitere
Berufsbezeichnung:
Jahwe hat ihn von
seiner Herde weggeholt (Herde auf hebräisch: Kleinviehherde, also Schafe etc.)
-> vgl. 1Sam 16,11:
Anlehnung an David: auch er wird von seiner Herde weggeholt, um König zu werden
-> Am will damit sagen, dass sein Amt für ihn auch etwas überraschend kam
(hier also weniger eine Berufsbezeichnung und mehr Theologie)
- Am kommt also aus
einem judäischen, bäuerlichen Milieu, entstammt der Mittelschicht und hat zwei
oder mehr wirtschaftliche Standbeine
- Am ist informiert
über die Probleme der Nordreicher
-> er ist an sich
interessiert, verlässt Tekoa auch zeitweilig (durch seine Maulbeeren) und
kriegt dadurch von der Welt etwas mit
- Am tritt in Samaria
(der Hauptstadt des Nordreiches) auf
-> aber auch in
Beth-El (Am 7,13), dort verkündet er Unheil
-> dadurch kommt es
zum Konflikt mit dem Priester Amazja
-> dort endet er
auch mit der Prophetie (wurde er ausgewiesen oder starb er den Märtyrertod, wie
eine apokryphe Schrift berichtet?)
- das soziale Milieu
(vgl. Aufsatz von Helga Weippert; OBO 64, Freiburg/Schweiz 1985)
-> Am 4,1: Am
versteht etwas von Rindern -> er vergleicht auch die reichen Frauen mit
Kühen (Fett und große Stärke; vgl. auch Am 4,2b.3)
-> Am weiß als
Bauer, dass die beschriebenen Katastrophen verheerend sind, da das Vieh in
dieser Zeit auf die Weide muss
-> weitere
ländliche Stichworte: Am 1,3b: Drehschlitten
-> Am 8,1f:
Obstkorb
-> von der
unbebauten Wüste im Osten drohen die Gefahren: Löwen, Bären, Schlangen
-> Am 5, 18-20
beschreibt die Erlebniswelt des Am (der Löwe als Unheilstier für die Menschen
ist im Alten Orient häufig
-> Am 3,12
entspricht Ex 22,9-12
- Am 6,4: Betten aus
Elfenbein -> d.h. sie sind nicht völlig aus Elfenbein, sondern mit
Elfenbeinintarsien
-> Bezug zum Löwen:
sie stehen auf Löwenbeinen oder sind mit Löwenbildern verziert und hatten
dämonenabwehrende (apotropäische) Funktion
-> Am 3,4: das
löwenhafte Auftreten Jahwes ist nicht mehr schützend (Verfremdungseffekt),
sondern Jahwe verhält sich wie ein Löwe gegen die Oberschicht
- Am hat also das
Verhalten eines Mittelständlers: er kann die Faulheit der Oberschicht nicht
verstehen
Am 1,1: Überschrift
mit drei wesentlichen Elementen:
1. Name,
Beruf/Herkunftsort
2. chronologische
Einordnung in Bezug auf zwei Könige
3. weitere
chronologische Präzisierung: zwei Jahre vor dem Erdbeben
spezifisch für die
Überschrift des Am-Buches sind 1. (zum Teil) und 3. (als Ganzes)
1.) Worte, die der
Prophet schaute
vgl. Hos, Joel, Mi,
Zef: hier wird von einem Wort Jahwes berichtet,
das an den Propheten erging (die anderen Propheten-Bücher unterscheiden sich in
der Überschirft eh völlig)
-> der Herkunftsort
ist ähnlich wie bei Mi beschrieben
-> der Beruf ist in
keiner weiteren Überschrift genannt (auch nicht bei den übrigen Propheten,
außerhalb des 12-Proph.-Buches)
-> die Zeit ist
analog zu anderen prophetischen Schriften (vgl. Hos, Mi, Zef)
Schlussfolgerungen:
1) Worte, die Am sah:
es gibt bei am eine
ganze Reihe von Visionen (im 12-Proph.-Buch ist Am damit sogar einzigartig)
-> besonders in Am
7-8: Visionszyklus (so ließ mich sehen
der Herr Jahwe)
2) Berufsbezeichnung:
in Am 7,12-14 kommt
der Beruf nochmals zur Sprache: Am betont, dass er kein Professioneller ist,
sondern einen säkularen Beruf hat
-> die Prophetie
des Am ist etwas Neues, indem sie völlig frei ist von persönlichen Interessen
-> Am will kein
Geld durch die Prophetie verdienen und stellt dies auch gleich am Anfang
richtig -> bei den späteren Propheten ist dies dann nicht mehr nötig
Zu 2.): Chronologie
Hos, Am, Mi und Zef
stehen in Korrespondenz zu Königen
Hos (welcher länger
als Am auftrat) und Am sind Nordreichspropheten
-> in ihrer
Prophetie wird Jerobeam II. genannt, allerdings werden sie auch in Bezug zu den
Königen im Südreich gesetzt
Mi und Zef werden mit
den Südreichskönigen in Bezug gesetzt (wichtig für Prüfung: ihre Wirkungszeiten
nachlesen!)
- Am ist also Teil
einer chronologisch angeordneten Reihe von prophetischen Büchern
- bei Hos und Am fällt
auf, dass der Südreichkönig vor dem Nordreichkönig erwähnt wird, obwohl sie
doch im Nordreich wirken -> dies ist kein Zufall, sondern die Relevanz für
das Südreich (welches nicht nur wichtig war für das Nordreich)soll damit
herausgestellt werden
- zur Prophetie des Am
kann gesagt werden, dass er schon auch historisches Interesse hat, aber auch
viel „Wort“ dabei ist, das seine Relevanz nach dem Untergang des Nordreichs für
das Südreich behält
Auffallend ist die
Ähnlichkeit zum Königsschema des deuteronomistischen Geschichtswerk (bes.
1,2Kön)
-> These: Hos, Am,
Mi, Zef sind eine Fortsetzung des deuteronomistischen Geschichtswerkes
-> ! Zapff jedoch
verweist auf das Göttinger 3-Schichten-Modell!
-> der DtrP hatte
hier seine Hände im Spiel
-> es gilt auf
jeden Fall: die Bedeutung des Jahwe-Wortes gilt, auch unter geänderten
Umständen
Zu 3.) Chronologische
Präzisierung: zwei Jahre vor dem Erdbeben
-> lange wurde dies
ausschließlich chronologisch verstanden
-> Jörg Jeremias:
dies ist keine chronologische Angabe, sondern bezieht sich auf den Inhalt des
Am-Buches
-> Bezüge bei Am
auf das Erdbeben:
Am 2,13
Am 8,8
Am 9,1
Am 9,5
(Am 7-9: Visionen mit
Plage)
-> in Am 9,1 ist
der Tempel nicht nur als Gebetsstätte zu verstehen, sondern kann auch in Bezug
zur Schöpfung gestellt werden: in das Chaos
wird der Kosmos gestellt -> der Tempel ist hier ein
stabilisierender Faktor für den für den Kosmos -> der Tempel als Mittelpunkt
der Welt: wenn er nicht schwankt und die Gottheit noch im Tempel wohnt, ist die
Welt vor dem Chaos bewahrt
2.11.2004
-> vgl. ähnliche
Vorstellungen in Israel:
Hag 1,2-11: der Tempel
steht für die Fruchtbarkeit des Landes
Ps 46: der Tempel als
Ort der Sicherheit vor chaotischen Völkern
Der Tempel als Ort der Beziehung zwischen Jahwe und seinem Volk
-> in diesem
Zusammenhang ist bei Am das Beben der Schwellen bzw. der Tragbalken zu
verstehen: das Ende der Gottesbeziehung zu Israel wie auch das Ende der
Schöpfungsordnung! (vgl. Am 9,2-4: Verfolgung der Israeliten durch Jahwe)
-> Israel schwebt
als Ganzes in Gefahr, es wird nicht „nur“ ein Erdbeben geben, sondern Israel
geht verlustig der Beziehung zu Jahwe und der Weltordnung (= Zerstörung des
Tempels)
die tiefe Gefährdung
Israels wird auch in folgenden Stellen deutlich:
Am 2,13: Strafwort
gegen Israel
Am 9,1: Erzittern der
Tempelschwellen
Am 8,8,: das
menschliche Versagen ist schuld an der Katastrophe
In der Überschrift
wird das zentrale Thema von Am bereits angedeutet: die Verfehlungen Israels
bringen den Kosmos zum Wanken
->
Glaubwürdigkeit des Am bezeugt sich darin, dass das vorausgesagte Erdbeben auch
tatsächlich eingetreten ist
ein Blick auf den
Textkorpus (s. Blatt „Gliederung des Amosbuches“)
Gliederung in vier
Teile:
I: sechs Gerichtsworte
gegen benachbarte Völker
Ein
Gerichtswort gegen Juda
Ein
Gerichtswort gegen Israel
Eine Steigerung ist
der Umfang der Juda- und Israelstrophe
Die Verbrechen gegen
die Menschlichkeit und Menschenrecht ziehen das Gericht durch Jahwe nach sich
II: Unheilsworte gegen
Israel
Drei Höraufrufe:
Am 3,1; Am 4,1; Am 5,1
-> allerdings
liegen sie nicht auf einer Sinnebene:
der erste Höraufruf
richtet sich an die vornehmen Frauen
der zweite und dritte
Höraufruf richtet sich gegen die Gesamtheit Israels
-> zwischen Am 3,4
und Am 5,6 wechselt der jeweilige Adressat:
Haus Israels = Staat
Söhne Israels = Volk
Am 3-4: die Taten des
Volkes sind verantwortlich für den Untergang des Staates in Am 5-6
Am 3-4: als Gottesrede
stilisiert (wird allerdings nicht immer durchgehalten)
Am 5-6 (Reaktion auf
vorheriges unheilvolles Jahwewort): hier spricht der Prophet selbst (vgl. Am
5,1: Totenklage über Israel)
III + IV: siehe Blatt
Am 3,1: Gotteswort
Am 3,3-8:
Legitimation/Berufung des Propheten
Am 5,1-17:
Ringkomposition (einzelne Textabschnitte von außen nach innen entsprechen
sich):
A: Am 5,1-3
„Totenklage“
B: Am 5,4-6 „Suchen“
Jahwes
C: Am 5,7
Schuldaufweis Israels
D: Am 5,8 Doxologie
C’: Am 5,10-12
Schuldaufweis Israels
B’: Am 5,14f „Suchen“
des Guten
A’: Am 5,16f
„Totenklage“
(die EÜ nimmt hier
eine Versumstellung vor)
-> die Doxologie
steht also im Zentrum der Ringkomposition -> Aussageziel: den Lobpreis des
richtenden und strafenden Gottes als vornehmste Aufgabe dem unbußfertigen
Israel vor Augen halten
Am 5,18; 6,1: Wehrufe
-> sachliche Begründung dafür in Am 5,21-24; 6,2-11
Am 5,25; 6,12:
didaktische Frage
-> Am 5,26f; 6,14:
Vollstreckung des Todesurteils
-> Auffallend ist
die zentrale Stellung der didaktischen Frage
-> Jeremias meint,
dass damit die Möglichkeit einer Einsicht gegeben ist, eine Erinnerung an
heilvolle Anfänge, aber auch an die außer Kraft gesetzte Rechtsordnung
-> ! die
Möglichkeit zur Umkehr ist also noch gegeben
III: Visionszyklus
Fünf autobiographische
Visionsschilderungen, die durch zwei Texte unterbrochen werden: Am 7,10-16 und
Am 8,4-12
Die ersten vier
Visionen entsprechen sich jeweils paarweise
Die Plage, die über
Israel hereinbrechen soll, könnte vom Propheten durch seinen Einspruch noch
abgewendet werden
3. und 4. Vision:
Bilder, die für das baldige Ende des Volkes stehen (Obstkorb: Israel ist im
negativen Sinne reif für die Ernte)
Am 7,8;8,2: der
Prophet kann keinen Einwand mehr erheben -> auch die prophetische Fürsprache
und Barmherzigkeit Jahwes kommen an eine Grenze, wenn die Unwilligkeit zu groß
wird
Mit Am 7,10-17 ist ein
narrativer Text eingefügt
-> Am 7,7-10:
Halsstarrigkeit Israels gegenüber dem prophetischen Wort -> Jahwe bleibt
also nichts anderes übrig als das unaufhaltsame Gericht -> die Begründung
für das Gericht steht in Am 7,7-17
Am 7,9: die
Vernichtung der Kulthöhen Israels ist berechtigt, denn diese Orte sind keine
Orte mehr, an denen auf Jahwe gehört wird (Amazja erzählt davon) -> damit
ist die dritte Vision begründet
Am 8,3 wird in Am 8,10
aufgegriffen: Ergänzung im Sinne einer Explikation
Am 9,1-4: fünfte
Vision: Klimax gegenüber den anderen Visionen, da sie singulär steht
Hier wird nicht mehr
von den Symbolen der Vernichtung gesprochen, sondern Jahwe selbst kommt und
richtet
-> Zerschlagung des
Knaufs = Anfang der Vernichtung durch Jahwe
Am 9,5: hymnischer
Abschluss mit Gottesprädikation
➔
Zenger: Am 9,1-4 bedeutet, dass die universale Gottesherrschaft nochmals
vertieft werden soll
IV: Am 9,7-15
Ausschließlich
Heilsworte für Israel in vier Abschnitten
1. V 7f:
Spruch-Jahwe-Formel
2. V 9f: hinweisendes
Ja (Einleitung) und fiktives Zitat (Abschluss)
3. V 11: „an jenem
Tag“ und Gottesspruchformel (vgl. auch schon 4.)
4. V 11-15: Abschluss:
erweiterte Gottesspruchformel, die durch die Botenformel abgeschlossen wird
die Teile sind
einander paarweise zugeordnet:
1. V 7-10:
angekündigtes Ende als Läuterungsgericht, welches das Haus Israel als Ganzes vernichten wird (vgl. in V 8: das
Königreich wird schon vernichtet, aber noch nicht das Haus Jakobs)
2. V 9-15: positive
Zukunftserwartung: eschatologisches Finale
-> steht in
direktem Kontrast zu den Unheilsbildern im Vorangegangenen
-> V 14 (neue
Pflanzung) widerspricht Am 4,9
-> begrenztes
Gericht: V 8-10: Läuterungsgericht mit einem Durchgang zu neuer Heilszeit
in V 12 wird Edom
(südöstlich von Israel) erwähnt: inhaltlicher Zusammenhang zum folgenden Obadja
(V 8f; 21)
durch die Bezüge zu
den vorderen drei Teilen (Thema: Erdbeben) wird ein Neuanfang angekündigt
Jeremias spricht von
einem engen Bezugszusammenhang zwischen den
Visionsberichten (Am 7+8)
und den Völkersprüchen (am Beginn des Buches)
-> Reihung von
einzelnen Sprüchen mit paarweiser Entsprechung
-> die Visionen
enthalten jeweils einen Fürbittruf
-> der
Visionszyklus erreicht in der 5. Vision (Am 9,1-4) seinen Höhepunkt
(Klimax: durch die Zerstörung des Tempels wird die rettungslose Verlorenheit
Israels angekündigt)
- inhaltliche
Verbindungslinien: Am 2,13: Garben/Getreide, schwankender Wagen vgl. 4. und 5.
Vision: Obstkorb, Zerstörung des Tempels => Erdbeben
Am 2,6-16 und die
Visionen: Revozierung der Erwählung Israels
Am 2,9 und Am 2,13-16
entspricht Am 7,1-6 (Verschonung) und Am 8,1-3; 9,1-4 (Vernichtung)
Am 2,6 entspricht Am
7,8; 8,2: es gibt keine Verschonung mehr
-> bewusste
Komposition (inhaltlich und formal) von Völkersprüchen und Visionen
Visionen: Konsequenzen
Völkersprüche: warum
ist es so, dass die Welt von einem Sinneswandel betroffen ist?
- die heutige
Anordnung hat mit der Entstehung des Am-Buches zu tun: die Universalität
Israels (die von vorne herein besteht) soll hervorgestellt
werden
-> Visionszyklus:
die Geduld Gottes ist zu Ende (bei Jes u.a. ist es eigtl. umgekehrt)
Die Rolle von Teil
III:
Am 3-6 ist aus
inhaltlicher Sicht heraus gerahmt:
- konkrete Anklagen
gegen die Oberschicht Samarias
- Begründung der
Gerichtsankündigung in Teil I
-> darauf baut Teil
III auf: er setzt die Schuld Israels (Ruf in Am 7,2) voraus
in Am 3-6 gibt es
verschiedene auffallende Entsprechungen zu Hos
z.B. Am 4,4; 5,21-27:
die Kultkritik spielt besonders bei Hos eine wichtige Rolle
2. Gliederungsschema
mindestens drei oder
vier Hymnusfragmente (vgl. Brevier: die kleinen Horen):
vgl. Am 4,13; 5.8; 9,5
(1,2) = Jahwe ist sein Name -> Verherrlichung der weltüberlegenen Macht
Jahwes, der die Welt erschaffen hat und ihre Ordnung erhält -> er hat
allerdings auch die Macht, ihre Ordnung zu erschüttern
- die Hymnenfragmente
stehen an zentraler Stelle:
Am 4,13: schließt den
ersten der drei Teile ab
Am 5,8: bildet das
Zentrum der Ringkomposition von Am 5,1-17
Am 9,5: bildet den
Abschluss des Visionszyklus
Am 1,2: das Am-Buch
selbst beginnt mit einem Hymnen-Fragment
- Gliederung: im Sinne
eines Responsoriums stehen die Hymnen an zentraler Stelle um Jahwe als den zu
proklamieren, der als universaler Weltenherrscher die Feinde seiner Ordnung
vernichtet
- die Hymnen im
12-Proph.-Buch haben inhaltliche Entsprechungen:
Hos 4,3; Mi 1,3f; Zef
1,2f; Nah 1; Hab 3 -> Möglichkeit, dies als buchübergreifende Perspektive zu
deuten
!!BT: Hans Walter
Wolf: PKAT -> Amos-Kommentar
Gattungen in der
Sprache:
Botenrede
Freie Zungenrede
Visionsberichte
Eigentümliche
Sprachelemente
Gattungen
1. Die Botenrede:
prophetische Redeform,
die streng an Jahwes Auftrag gebunden ist -> das göttliche „Ich“ kommt zum
Tragen; meist wird sie durch eine Formel abgeschlossen
Am 1,3: Botenformel:
so spricht der Herr
Am 2,16:
Gottesspruchformel: Spruch Jahwes
Am 6,8: Schwurformel:
Gott hat bei sich selbst geschworen
Am 7,16:
Proklamationsformel: Darum hört jetzt das Wort des Herrn
2. Die freie
Zungenrede
alle Rahmenformen
fehlen, die Jahwe als Sprecher nennen
-> Jahwe in dritter
Person
-> Prophet als
Zeuge Jahwes
- 3 Möglichkeiten:
a) prophetische
Hinführung zum Jahwewort: A, 3,1; 4,1; 5,1
b) didaktische Fragen
(z.B. im Rahmen einer Disputation): Am 3,3-6 -> der unlösbare Zusammenhang
von Sache und Folge kann nicht bestritten werden -> unwillkürliche Folgerung
durch rhetorische Fragen
-> vgl. die
weisheitliche Lehr- und Streitrede: die gegnerische Position soll entkräftet
werden
c) Wehrufe: objektiv
belehrender Sinn (ungleich der Heilsrufe der Unterweisung), eher katechetischer
Elementarunterricht
-> z.B. Am 5,18
(insgesamt gibt es nur vier selbständige Streitworte und höchstens drei Wehrufe
-> die Botenrede ist bei Am häufiger)
4.11.2004
3. Visionsberichte
das prophetische Ich
tritt in den Vordergrund, die anderen Adressaten treten zurück
Am schreit zu Jahwe,
dieser antwortet ihm
Der Sendungsauftrag an
Israel wird nur indirekt angesprochen
Es ist aber auch kein
Berufungsbericht des Am wie z.B. in Jer 1; Jes 6
Wolff spricht hier von
autobiographischen Erinnerungen, die am originärsten auf die Gestalt des
Propheten verweisen -> dies ist allerdings in der neueren Forschung
umstritten, welche sagt: das Ziel des Visionsberichtes ist ein
legitimatorischer Sinn
-> durch den
Ich-Stil wird eine hohe Authentizität erreicht
-> durch diese Form
kann leichter die höchste Autorität für sich in Anspruch genommen werden
Steins sagt, dass
dadurch auch die Propheten als Fürbitter des Volkes dargestellt werden (vgl.
Mose)
4. eigentümliche
Sprachelemente
a) Worte gegen fremde
Völker:
gestaffelter
Zahlenspruch: Am 1,3-2,16
zunächst Zahl x, dann
x+1, wobei das +1 immer die Hauptbetonung trägt
-> ursprünglich
kommt dies aus dem Unterrichtsstil Israels, wo dies eine Lerntechnik (Mnemo-Technik)
war -> das vierte Element wird so besonders hervorgehoben
-> oft findet man
dies auch in Sprichwörtern, besonders im weisheitlichen Buch Jes Sir; vgl. auch
Spr 30,18 (Betonung auf Punkt vier: der Weg des Mannes)
- bei Am sind es
allerdings keine Belehrungen, sondern unwiderrufliche Strafankündigungen Jahwes
-> dies soll den Bedrohten die Möglichkeit nehmen, sich im Voraus zu
entschuldigen
b) Antithesen (im
Zusammenhang mit Mahnworten)
z.B. Am 5,4:
antithetische Parallel von Imperativ: typisch weisheitliches Formelement
vgl. Spr 9,6-8
(Imperativ, Meditiv)
Spr 3,1 (Imperativ,
Meditiv, Lebenszusage)
Am 5,5b (Erweiterung
dieser weisheitlichen Form)
c) Wortspiele
Wolff: die Botschaft
soll mit Schärfe in die Ohren und ins Gewissen einschneiden; dies kommt
besonders im Hebräischen zur Geltung:
Am 6,7: berrasch golim
= Verbannte
Am 6,1: ruschit abnim
= Spitze der Völker
Am 6,6: reschit
schebanim = Öl (?)
Am 5,5b: Alliteration
zwischen dem Ortsnamen Gilgal und der hebr. Wurzel
gabal
(= fortgehen)
d) Bilderreichtum
die Bildung des
Propheten und seine soziale und berufliche Herkunft werden sichtbar:
Am 3,12
Am 3,4.8
Am 3,5: die Jagd ist
ihm auch vertraut
Am 2,13:
landwirtschaftliches Umfeld
Am 2,9: Pflanzenwelt
(die Libanon-Zeder und die Eichenwälder (vgl. Dan) gibt es auch heute noch)
Am 5,7: Wehrmut
-> selten gibt es
zu diesen Bildern eine Vergleichsformel (nicht: „ist wie“)
Am 3,8: Jahwe wird mit
einem brüllenden Löwen identifiziert ohne eine direkte Vergleichsformel ->
die extreme Eindeutigkeit und schockierende Schärfe der Sprache des Amos kommt
hier zum Ausdruck (vgl. auch Am 4,1: gegen die feinen Frauen der Oberschicht)
5. Gattungen
Am zeigt hier eine
hohe Variabilität und Kreativität
a) Gerichtswort:
Verbindung zwischen Scheltwort und Strafansage (das Scheltwort, welches
vorausgeht, in Form einer Begründung der Strafansage)
Am 3,3b:
Scheltwort/Benennung der Schuld; Am 3,4a: Strafansage (deshalb...)
Am will Jahwes
Gerichtswort von Anfang an als gerecht bezeugen
Reine Scheltworte sind relativ selten -> Wolff findet sie nur
zweimal: Am 6,12; 4,4 (dieses in Verbindung mit einer ironisierten anderen
Gattung (Beth-El und Gilgal sind Heiligtümer im Nordreich): Gattung der
priesterlichen Tora oder Belehrung -> hier kreativ in eine Scheltrede
verwandelt)
b) Strafankündigung
ohne Scheltrede (seltener als die Scheltrede)
Am 5,3: eingebettet in
die Totenklage (der Prophet weint wie eine Klagefrau über Israel -> vgl. Am
5,1)
Die Totenklage nimmt
antizipatorisch die düstere Zukunft vorweg
Dass das Unheil so
beklagt wird, als wäre es bereits Wirklichkeit, das ist hier besonders
schockierend
=> Sprachform und
Gestaltung sind bei Am besonders vielgestaltig, das Gerichtswort ist allerdings
beherrschend
- der weisheitliche
und kultische Beriech werden kreativ verwendet, ebenso wie das Element der
Verfremdung -> dadurch hört der Zuhörer interessierter zu
Es gab einen Umbruch
in der alttestamentlichen Exegese:
Canonical approach:
kanonisierte Annäherung
-> als kanonisierte
Ganzheit
-> die Am-Worte von
heute wurden verbindlich, nicht die
damalige Struktur
-> die
protestantisch geprägte Bibelexegese ist der Hintergrund dafür
- Rolf Rentoff:
deutschsprachige, synchrone Übersetzung wichtig (synchrone Ebene: was liegt vor
und welche theologischen Erkenntnisse können wir daraus schließen? Diachrone
Ebene: Entstehung des Buches)
- Zapff: auch wenn in
Deutschland nicht besonders beliebt, so ist es doch wichtig, dass Literarkritik
betrieben wird und der Text z.B. auf Dopplungen, Widersprüche, Korrespondenz,
sprachliche Eigenarten etc. untersucht wird, da bestimmte Phänomene nicht alle
von einem einzigen Autor stammen können
-> bei synchroner
Arbeit besteht die Gefahr, dass Texte ihre Konturen verlieren, die theologische
und Geschichte Relevanz kann verloren gehen
-> obwohl das Wort
darüber hinaus immer noch gültigen Charakter hat
(BT: Steck:
Methodenlehre)
Phänomene im Buch
Amos:
I
Die Überschrift des
Amos-Buches
Offensichtlich wurde
Am mehrfach überarbeitet und hat so einen längeren Entwicklungsprozess erfahren
Auch hier gilt es das
chronologische Königsschema ( vgl. Hos 1,1; Am 1,1; Mi 1,1; Zef 1,1)
-> in drei der vier
Überschriften wird vom „Wort des Herrn“ gesprochen
-> bei Am fehlt
diese Bezeichnung, es heißt nur „Worte von Amos“
-> Erklärung: dem
Ergänzer, welcher die Bücher überarbeitete, lag eine ältere Überschrift des Am
vor -> es ist also keine neue Formulierung, sondern lediglich eine Ergänzung
9.11.2004
(Skript von Johannes)
Ältere Ergänzungen bei
Am sind: „Schafzüchter“; „die Worte, die er zwei Jahre vor dem
Erdbeben sah“
Jüngere Ergänzungen:
s. Angabe der Könige: Südreichskönig Usja -> doch ist Am im Nordreich
aufgetreten
-> warum dann also
die Nennung des Südreichkönigs? -> die auffällige Vorausstellung dieses
Königs (vgl. Hos): die Überschrift und dieser Teil des Buches ist im Hinblick
auf Südreichleser geschrieben (-> Südreichsperspektive!!)
Am 3-6: dieser
Abschnitt charakterisiert die Worte als prophetisches Wort und nicht als
Jahwewort
Am 1-2; 7-9: Jahwerede
-> also ist die
Überschrift ursprünglich wohl Am 3-6 einmal vorangestanden -> Samaria
wird angeklagt
-> in den anderen
Kapiteln wird ganz Israel und sein Umfeld angeklagt
Sprachliche Härten in
der Überschrift:
es wird vom
Schafzüchter und Visionär gesprochen, allerdings wird der Visionär hinten
angestellt und ist deshalb wohl eine spätere Ergänzung (-> Relativsatz)
Inhaltliche Härten:
Verbindung zwischen Worten und Visionen
-> Worte, die Am in
Visionen „hörte“: ist an sich ein Widerspruch
-> vgl. hebräisch:
hazar = schauen, Visionen haben
-> in
autobiographischer Form wird hier von Visionen gesprochen (s. auch der
Visionszyklus: Am 1,1 nimmt darauf Bezug)
Am 3-6: Worte des
Propheten
Am 7-9: Visionen des
Propheten
Am 7-8: nicht nur
Jahwe-Rede
Der Grundbestand der
Visionsberichte ( Am 1-4; 7-9) ist für viele Exegeten Grundbestand und damit
authentisch
-> einige Exegeten
sagen, dass die fünfte Vision (Am 9,1-4) eine nachträgliche Ergänzung sei
-> für Steins ist
der gesamte Visionszyklus eine Überarbeitung
-> Jeremias hält es
für möglich, dass die Präzisierung des „Schafzüchters aus Tekoa“ (vgl. Am 7,14)
eine Ergänzung ist
- „zwei Jahre vor dem
Erdbeben“ setzt die Verbindung von Am 3-6; 7-9 voraus und ist somit auch
als sekundäre Ergänzung anzusehen
Verschiedene Stadien
der Entstehung:
1. Am 3-6 ist der
älteste Teil (Worte des Amos)
die Überschrift war
wohl: „Worte des Amos der einer von den Schafzüchtern von Tekoa war)
2. dieser Teil wurde
dann wohl erweitert durch Am 7-9; 1-4
die Überschrift wurde
erweitert durch „zwei Jahre vor dem Erdbeben“
3. die „zwei Jahre vor
dem Erdbeben“ wurden in Beziehung gesetzt, indem sie durch die Nennung der
Südreichkönige erweitert wurden (vgl. auch die Nähe zu DtrG -> Am wurde wohl
deuteronomistisch beeinflusst)
II
Am 1,2-2,16:
Völkerspruchzyklus
Am 1,2:
Beziehung zum Südreich („vom Zion her brüllen“)
->
Kultzentralisation: Jerusalem ist der einzige Wohnort Jahwes) vgl. auch den
Spruch gegen Juda (Am 2,4f): Am weissagt hier gegen Israel, nicht gegen Juda,
doch hier: Wechsel der Thematik
-> Prophezeiung
gegen Juda: s. Am 2,4b (8.Jh. v.Chr.): gegen das Fremdgöttergebot: vgl. DtrG :
Kritik an der Fremdgötterverehrung
-> sonst ist die
Kritik des Am ja eher sozial motiviert, hier nun aber auch Kultkritik
-> weiteres
Beispiel: Am 1,11: Edomspruch in Bezug auf das Südreich: ist aber eine
nachträgliche, nachexilische Ergänzung
-> eher:
Babylon-Zerstörung: vgl. Obd 11: die Edomiter zerstörten gemeinsam mit den
Babyloniern Jerusalem (586 v.Chr.) -> man darf also nicht nur 722 v.Chr. im
Blick haben
-> vgl. Am 1,9:
Tyrus-Wort: eng mit dem Edomwort verbunden
Am 1,3-2,16:
Völkerorakelspruch, bestehend aus acht Sprüchen -> hat wohl vorher aus fünf
Sprüchen bestanden (vgl. Am 7-8: Visionszyklus: hat auch nur fünf
Visionen)
-> Am 3-6: war wohl
der ursprüngliche Kern und war vermutlich durch die Visionen gerahmt gewesen
-> Dreierstruktur
des Buches: Am 1-2; 7-9;1-4: rahmen den Völkerzyklus/Visionszyklus, die wohl
beide zur gleichen Zeit entstanden sind
-> die drei
Visionen (8-3=5) können wohl literarkritisch ausgeschieden werden
III
Dreierstruktur; auch weitere
Hymnenfragmente
Am 4,13; 5,8; 9,5f
=> kein
ursprünglicher Bestand: kommen jeweils sehr plötzlich und stoßen sich
inhaltlich
s.5,8: Umstellung des
Textes in der EÜ zur besseren Verständlichkeit
Am 9,5f: hebt sich von
der vorausgehenden Vision in Am 9,1-4 ab -> das Hymnenfragment ist formal
abgehoben
-> insgesamt prägen
diesem Doxologien dem Am-Buch einen liturgischen Charakter auf, fallen damit
aber natürlich auch aus dem Gesamtrahmen
IV
Am 9,7-15: vgl. Am 8,2
und 9,8: unaufhebbarer Widerspruch
Am 9,7-10: Art
Einschränkung des Jahwe-Gerichts
-> das Volk wird
zerstreut, geht aber nicht völlig unter
-> in Am 8,2 aber
schon!
-> Am 9,7-10 ist
eine spätere Ergänzung mit dem theologischen Ziel, das Gericht auf eine Zeit
einzuschränken, um Raum zu geben
-> Am 9,11-15:
explizit heilseschatologischer Schluss durch eine insgesamte Wende des
Geschicks (vgl. 8,2: definitives Ende aus der Südreichsperspektive heraus
formuliert
-> Am 9,11:
vielleicht soll das Davidkönigtum wieder rehabilitiert werden (Reben in Jerusalem)
-> 9,14: das Volk
Jahwes wird wieder eingepflanzt -> vgl. Deuterojes: unbedingtes Gericht –
unbedingtes Heil -> Am 9,11-15: spätere Ergänzung
Zusammenfassung:
Es gibt mindestens
sechs verschiedene Textgruppen (s. Blatt)
1. Eine Präsentation
des historischen Am soll gegeben werden (Am 3-6)
Am 3-4: Worte gegen
die Oberschicht Samarias
Am 5-6: Totenklage
über Israel -> Konsequenz aus Am 3-4
-> Am 3-6 geht wohl
nicht direkt auf den Propheten zurück
-> Jeremias:
3,9-4,3 geht wohl auf unmittelbare mündliche Rede des Propheten zurück, da es
auf bestimmte Personen bezogen ist und verschiedene Sitze im Leben hat
-> Tendenz zur
Interpretation: nicht mehr allein die Oberschicht, sondern das gesamte Volk
wird angesprochen (Am 3,2) -> die ursprüngliche Botschaft wird ausgeweitet,
weil es die Verbrechen nicht verhindert hat
-> die Worte wurden
also nicht einfach nur gesammelt, sondern auch jeweilig angeordnet, um die
Bedeutung der Worte dann auszuweiten
2. Am 3-6: über diese
Stelle gibt es unter den Exegeten keinen wirklichen Kontext
Jeremias: Am 3-6 steht
wohl mit dem Visionszyklus 7-8 und dem Völkerspruchzyklus 1-2 in Zusammenhang
-> trotzdem ist Am
1-2; 7-8 von Am 3-6 zu unterscheiden
Steins: es gibt wohl
nur in der 3. und 5. Vision etwas, das auf Am zurückgeht
-> am wenigstens
sind wohl nach Steins die drei Völkerorakel auf Am zurückzuführen
-> es gab wohl 2x
fünf Einheiten: den Völker- und Visionszyklus, die beide darin gipfeln, dass
Gott seine Drohungen ausführt (vgl. Am 2,6: ich nehme es nicht zurück; Am 7,8:
ich verschone mein Volk nicht noch einmal)
-> es wäre dann
eine Rahmung um den Kern (Am 3-6)
-> aber: kein
anderes Buch beginnt mit Völkerorakeln, meist ist es umgekehrt: vgl. Jes 6:
Vision des Propheten -> erst das Gericht über Israel und dann erst über die
Völker
-> Jahwes Gericht
ist am Ende immer ein Weltgericht (vgl. Zef 2: Gericht über die Völker)
-> bei Am ist es
aber umgekehrt
Jeremias: zunächst kam
wohl der Visions- und danach der Völkerspruchzyklus -> erst im Nachhinein
wurden diese dann in umgekehrter Reihenfolge verarbeitet
-> wieso die
Umstellungen?: die Visionen sprechen von der Ungeduld Gottes –> Jeremias
gibt aber keine weitere Antwort darauf
-> ein anderer
Grund dafür könnte sein: durch den Beginn mit dem Völkergericht wurde die
Botschaft in einen universalen Rahmen gestellt (frappierende Ähnlichkeit der
Völkersprüche)
-> Irsael- und Völkerstrophen:
Israel soll wohl mit den Völkern über einen Kamm geschoren werden (vgl. Am 2,6)
-> aber: Am 3,2:
Heilsgewissheit -> hat aber keine Wirkung auf die Verschonung Israels
-> Gedanke der
Nivellierung Israels: vgl. Am 6,2: Israel ist nichts Besonderes
Schadt: Problem der
Vorrangstellung der Völkerorakel: Am war wohl im Zweiprophetenbuch ein Nachtrag
zum buch Hos -> so kommen die Völkersprüche wohl aus beiden Büchern zusammen
Der Sinn der Anordnung
des Visionszyklus:
Autobiographische Form
(1.P.Sing.)
Der Visionszyklus ist
wohl der Höhepunkt des Buches und ist die Konsequenz der Einzelvergehen (Am
3-6) -> er birgt eine immanente Steigerung in sich
Die Völkerworte, am
3-6 und der Visionszyklus sind in die Zeit kurz nach 722 v.Chr. anzusiedeln
-> der Sinn dieser
Komposition: Am soll als wahrer Prophet gezeigt werden
Zusammenfassung:
These: die ältere
Sammlung von Am 3-6 wurde durch Am 1-2; 7-9 und 1-4 erweitert unter redaktioneller
Bearbeitung
-> Ziel der
Überarbeitung des Grundbestandes war, dass Am als der Verkünder des Untergangs
dargestellt werden sollte
Redaktionsgeschichte:
die späteren Tradentengruppen legen neue Kompositionen vor (z.B. wurde das
universale Gericht im assyrischen Vorgehen gesehen)
11.11.2004
3. Zum Amosbuch
Es sind Texte, die dem
deuteronomistischen Geschichtswerk (Jos-2Kön 25) nahe stehen
-> vgl. auch die
Chronologisierung der Überschrift
-> auch lässt sich
eine klar judäische Perspektive erkennen (vgl. Am 2,4f)
-> das Wort gegen
Juda weitet sich zum Gericht gegen Juda aus -> aber: aufgrund des
Toraverstoßes ist dies kein menschenrechtliches Vergehen
-> es ist
wohl ein dtr.-deuteronomistischer Zusatz und deshalb spätere Bearbeitung (vgl.
Jahwe-Alleinverehrung) -> laut Schadt ist dies eine D-Schicht
- weitere Prägungen:
Geschichtsrückblick:
Am 2,10-12
-> Vgl. Dtn 5,6
(Einleitung zum Dekalog) und Dtn 26,8 -> vgl. Am 3,1b; 9,7-10 (der Exodus
wird als Tat Jahwes an Israel nivelliert)
Deutung/Verständnis des
Propheten:
Wichtig: die Schuld
Israels ruft noch nicht unmittelbar Jahwes Strafhandeln hervor -> es gehört
dazu, dass Jahwe immer wieder Propheten „auferstehen“ lässt -> erst bei der
Abweisung der Propheten wird Gott zornig (Dtn 18,18 vgl. Am 2,11 ->
widerstand Israels gegen die Propheten)
Am 2,10: der von Jahwe
gesandte Prophet erfährt durch Israel insgesamt
Ablehnung -> Am wird hier nicht mehr als Individualgestalt betrachtet,
sondern in eine Reihe von Propheten gestellt (vgl. Am 1,1: trotz des unterschiedlichen
Verkündigungsprofils ist Am in einen Rahmen von Propheten gestellt)
Als Begründung des
Gerichts wird die Fremdgötterverehrung angeführt (vgl. Dtn 5,7 -> Am 2,4;
5,25f.) -> Polemik auch gegen Götzenbilder (vgl. Dtn 5,8)
Am 2,13-16: ein
Hinweis auf das Prophetenverständnis wird vermisst, deshalb wurde Am 2,11 wohl
nachgetragen; auch Am 2,12 thematisiert dann den Widerstand Israels gegen die
Propheten
Die D-Redaktion
verschärft die Tendenz der Ablehnung (vgl. Priester Amazja in Am 7,10)
Folgende Texte werden
der D-Schicht zugewiesen:
Am 1,1; 2,4f.
(Juda-Spruch); 2,10-12; 3,1b.7 (Auszug aus Ägypten); 5,25f.; 9,7-10 (diese
Stelle ist allerdings umstritten in ihrer Zugehörigkeit)
Datierung dieser
Bearbeitung (vgl. die Juda-Strophe in Am 2,4f.: das Ereignis ist schon
geschehen, hernach wird es aber so beschrieben, als wäre es gerade erst
geschehen -> Prophetie, die das Ereignis angeblich angekündigt hat
vaticinium ex evento = Weissagung aus dem Ereignis heraus): vermutlich bereits
exilische Zeit, denn der Untergang des Südreichs und die Verbannung der
Oberschicht nach Babylon werden vorausgesetzt
-> vgl. auch Am
1,11-12: Am wurde in der Zeit des Exils offensichtlich neu bearbeitet, um nun
aus dem neuen Hintergrund (Exil) gelesen zu werden -> Jahwes Wort hat auch
später in der neuen Situation mit neuen Adressaten (Südreich) noch Gültigkeit
-> durch die
Juda-Strophe wird auch das Südreich in die Reihe der bedrohten Völker
eingereiht, vielleicht kann auch Am 1,2 dazu gestellt werden: Zion als einzig
möglicher legitimer Ort, wo Jahwe-Verehrung möglich ist und wo er wohnt (vgl.
1Kön 8 ->dtn)
Jetzt geht es v.a. um
die Verstöße gegen die Verehrung Jahwes
-> Schadt: wenn Am
9,7-10 auch D-Schicht ist, dann wäre das zu dieser Zeit der Schluss des
Am-Buches gewesen, denn hinterher kommt wieder eine heilsgeschichtliche Wende
(auch sprachlicher Unterschied) -> das alte prophetische Wort des Am wird
jetzt neu aktualisiert in einem neuen Hintergrund mit neuen Adressaten
-> Am kann so in
einem großen Gesamtzusammenhang gelesen werden, indem er in einer Reihe von
Propheten steht, die alle vor dem Untergang Israels warnen (Hos, A, Mi, Zef)
Die Hymnenfragmente in
Am 4,13; 5,8f. und 9,5 sind weitgehend unbestritten
-> Koch u.a. zählen
zu diesen Hymnenfragmenten auch Am 1,2; Schadt allerdings zählt diesen Vers zur
D-Schicht
Zu den unbestrittenen
Hymnenfragmenten gibt es die hypothetische Annahme, dass sie zu einem Psalm
zählen, dessen Teil über Am verteilt wurden, um ihm eine bestimmte Struktur
aufzuprägen -> den Schluss hätte dann eine Art Responsorium gebildet
Zur Funktion und
Intention dieser Hymnenfragmente:
Horst: durch das Thema
der Hymnen soll die Verherrlichung der weltüberlegenen Macht Jahwes dargestellt
werden
Fleischer: er sieht in
den Hymnen eine Steigerung: der Schöpfer der Welt hat auch die Macht zum
augenblicklichen Umsturz seiner Schöpfung
Schadt: auch er sieht
eine sich steigernde Abfolge; außerdem gibt es eine deutliche Unterscheidung
zwischen Gott und dem Heiligtum:
-> Am 4,13b: Jahwe
zertritt die Kulthöhen
-> Am 9,1: das
Heiligtum von Beth-El wird von Jahwe zerstört
-> vgl. Am 9,6:
Jahwe wohnt nämlich im Himmel und nicht auf der Erde -> die Präsenz Jahwes
in einem konkreten Heiligtum wird in Frage gestellt
Die Hymnenfragmente
sind aber eher geprägt von einem Erschauern vor Jahwe, der in nicht-
menschlichen Maximen handelt
Zapff: die
Hymnenfragmente betonen die Transzendenz und Souveränität Jahwes, der ein
undurchschaubarer Gott bleibt
-> dennoch bleibt
eine Hoffnungsperspektive: vgl. den Schlusssatz der Hymnen:
-> Jahwe hat einen
Namen, er ist anrufbar
-> in
außergewöhnlichen Katastrophen kann die garantierte Ordnung Jahwes nicht
erschüttert werden -> er behält seinen heilvollen Namen
16.11..2004
die Hymnen folgen wie
Antiphone den Gerichtsworten
-> das Handeln
Jahwes ist gerechtfertigt, aber es wird auch die Hoffnungsperspektive betont
-> die
Hymnenfragmente sind wohl später eingefügt, da sie eine Botschaft für ihre Zeit
in sich tragen
(BT: Fleischer:
Amos-Kommentar)
Am 4,8: betont das
Ordnungs- und Heilschaffen Jahwes, dies wird dann in Am 9,6 aufgegriffen,
ebenso wird das Heil auch wieder hergestellt
-> der Name
garantiert also Jahwes heilvolle Gegenwart
Die Hymnenschicht
antwortet auf die Proben der exilischen Zeit: Jahwe schafft zwar Chaos, dann
aber auch wieder Ordnung und man kann ihn trotzdem immer wieder anrufen
Fleischer: Am 9,7-10
ist eine eigene spätere Fortschreibung
-> die theologische
Lösung wäre dann: das Gericht an Israel wird zu einem Reinigungsgericht
umfunktioniert
-> das sündige
Königtum ist dann nicht mit den Sündern in Israel gleichzusetzen und diese auch
nicht mit dem Gottesvolk als Ganzes -> denn das sündige Königtum und die
Sünde in Israel kommen um; dass das Gottesvolk aber bestehen bleibt, ist eine
nachexilische Erfahrung
V
Am 9,11-15:
heilseschatologischer Schluss
-> Beschreibung
einer Restitution Israels
-> ist eine klare
redaktionelle Fortschreibung, da sie Bezug nimmt auf andere Texte des Am-Buches
Am 9,8: die Vision
eines idealen Königtums wird diesem Vers in Am 9,11 entgegengesetzt
Am 9;11: Jungfrau
Israel
Am 9,14: damit wird Am
5,11 aufgehoben
Vgl. Hag und Sach: sie
spiegeln Am 9,11-15 wieder
-> die Bestrafung
Israels scheint abgeschlossen zu sein und das Heilshandeln Jahwes wird erwartet
-> Hag 2,15-19:
Wideraufbau des Tempels -> der Segen schlägt sich (wie in AM) in
landwirtschaftlichen Gütern nieder
-> Am 9,11-15: das
im vorherigen Am angekündigte Gericht ist nun definitive Vergangenheit (Exil
der Oberschicht und des Volkes)
-> jetzt:
Durchgangsstation zu neuer Zuwendung Jahwes zu seinem Volk
Die Heilsverheißung
wird dem Propheten in den mund gelegt -> das Unheil hat sich erfüllt, jetzt
soll das Heil sich also auch erfüllen
-> Überzeugung:
Jahwe ist ein treuer Gott, auch über das Gericht hinaus, das Heil triumphiert
über das Gericht -> Hoffnungsperspektive der neuesten Fortschreibung
Zusammenfassung:
I
Am 3-6 entstand noch
vor dem Untergang des Nordreiches durch Samarien
-> Gerichtsworte
gegen die Oberschicht; Israel als Adressat der Gerichtsworte
II
722 v.Chr. wurde durch
Am prophezeit
Der Völkerspruch- und
Visions- Zyklus rahmen in einer Fünfer-Zahl
-> das
unwiderrufliche Gericht ist eine Mahnschrift für judäische Adressaten
III
In der exilischen Zeit
wurde die D-Schicht überarbeitet
-> es wird Bezug
genommen auf das untergegangene Südreich
der Untergang von 586
v.Chr. wird damit theologisch begründet
IV
Die Hymnenfragmente
besagen, dass das Gericht gerechtfertigt war, bezeugen aber auch die dauernde
Präsenz Jahwes
V
Zur D-Schicht gehören
nicht Am 9,7-10
? Reinigungsgericht?
VI
In der nachexilischen
zeit entsteht der heilseschatologische Schluss
-> Jahwe wird sich
an Israel heilvoll erweisen
I-VI ist das
Entstehungsmodell
Redaktionsgeschichtliches
Modell:
Die Offenbarung ist
keine geschichtliche Größe
-> Gottes Wort geht
in verschiedene Situationen hinein
-> das inspirierte
Wort ist inspirierendes Wort und will eine neue Wirklichkeit erschließen
-> also: kein
strenges sola scriptura Prinzip, sondern Predigt und Leben (vgl. Franziskus)
sollen eine Interpretation der Hl. Schrift sein
Am und das
Dodekapropheton können unabhängig voneinander interpretiert werden; jedoch
wurden diese 12 Schriften immer als Einheit betrachtet und als solche auch
überliefert (sie wurden z.B. immer auf eine
Rolle geschrieben (vgl. Qumran-Funde)
- auch in Sir 49,10
werden die 12 Propheten erwähnt
-> haben sie eine
jeweils eigene Aussage?
-> man könnte sie
auch als 12-stimmigen Ausdruck einer prophetischen Stimme betrachten
Hat das
Dodekapropheton nun als Ganzes eine Botschaft und welche Rolle spielt in diesem
Zusammenhang das Buch Am?
- amerikanische
Exegese: synchrone Arbeitsweise:
-> das
Dodekapropheton wird als Ganzes betrachtet, da die Komposition, die Strukturen
und Schlussfolgerungen für eine Einheit sprechen
- deutsche Exegese:
vieles spricht für eine sukzessive Bearbeitung
-> vgl. die Art und
Weise des einzelnen Buches im Kontext des Dodekaprophetons (z.B. reicht die
Hymnenschicht über Am hinaus)
-> Vertreter:
James Novalski (s.
Literatur-Liste)
Aaron Schadt (ev.)
Zapff (bes. Micha ? )
Berry A. Jones
Govalick (vgl. Ex 34,6
mit dem Dodekapropheton)
Die Überschriften im
Dodekapropheton (besonders die vier Übschriften in Am, Mi, Hos und Zef) weisen
große Ähnlichkeiten auf -> die Autoren wollten diese Bücher auf jeden Fall
als Einheit verstanden wissen
Schadt: es gab
verschiedene redaktionelle Bearbeitungen in Am -> Frage, ob sie sich in das
ganze Dodekapropheton verlängern
Jeremias (vgl.
Lit.-Liste: S.87-106): wenige Jahrzehnte nach dem Auftreten von Hos und Am
wurden ihre Worte nicht nur verschriftet, sondern auch in einen konkreten
Bezugszusammenhang gesetzt
Allerdings gibt es
zwischen Am und Hos nur wenige Übereinstimmungen
-> das Ende Israels
ist zwar beiden in nächster Zukunft zu erwarten, jedoch gibt es
unterschiedliche Begründungen dafür
-> bei Am tritt die
Sozialkritik stark in den Vordergrund, er verweist auf das gesellschaftliche
Zusammenbrechen der Ordnungen
-> Hos kritisiert
mehr das kultische Fehlverhalten, das Königshaus (Nord) und die verfehlte
Politik; besonders jedoch den Gottesdienst seiner Zeit
-> auch bei Am
spielt der Kult eine Rolle, jedoch mehr im Zusammenhang mit der Unterdrückung
der Armen im Alltag, wegen der die Oberschicht einen entarteten Kult feiern muss,
um ihr Gewissen zu beruhigen
-> Israel feiert
sich hier selbst und nicht mehr Jahwe
-> Am verwirft zwar
die Wallfahrten nach Beth-El, erwähnt aber nicht das Stierbild dot (im
Vergleich zu Hos)
- Hos: Israel muss
sich mit seiner Gottesgeschichte beschäftigen
- Am: Kritik an
Südreich
-> inhaltlich hat
er viel mit Jes und Mi gemeinsam (Sozialkritik)
- waren Am und Hos nun
trotz der Unterschiede Zeitgenossen?
Jeremias und Schadt:
nach dem Untergang des Nordreiches 722 v.Chr. könnte es eine Ar Vereinheitlichung
und In-Bezug-Setzung beider unterschiedlicher Bücher gegeben haben
(vgl. Amos-Tradent)
1. Kritik am Königtum
(s. Blatt)
Am 7,9-17: Ausnahme:
hinter dem Priester erscheint das Königtum als Opponent zu Am (Am
7,10); vgl. Am 3-6: als Antwort in Am 7,15 -> der Vorwurf missversteht den
historischen Am -> der Vorwurf könnte eher Hos treffen (Hos 5,1f)
-> Angleichung: die
Redaktion fügte Am 7,9 ein -> das ist das einzige Wort des Am gegen das
Königtum
-> Am 7, 9-17
(Strafansage gegen den König) bekommt so einen neuen Sinn -> die
Einbeziehung von Amazja und seiner
Familie ist ein Symbol für die Verbannung ganz
Israels
-> Hos 1 zeichnet
hier ein deutliches Gegenbild zur Propheten-Familie
weitere Beispiele für
die Verbindung zwischen Am und Hos
Vier Gedanken aus der
Hos-Übelieferung: (in Bezug auf Am 3,2?)
1. Die Schuld Israels
wird mit dem Begriff „awon“ bezeichnet -> dieser Begriff kommt bei Am sonst
nie mehr vor, ist allerdings häufig bei Hos (in Bezug auf die Schuld Israels)
2. die Ahndung der
Schuld: Verb „pakat“ = Heimsuchung
-> kommt bei Am nur
noch einmal vor, bei Hos dagegen in: 1,4; 2,15; 4,9; 9,9; 12,3 etc
3. das besondere
Verhältnis zwischen Jahwe und Israel wird mit dem Verb „jahda“ ausgedrückt
-> vgl. Hos 13,5: Jahwe hier als Subjekt
-> die ältere
Überlieferung spricht dagegen kaum von diesem Verhältnis
4. die freie
Etnscheidung Jahwes, sich Israel zuzuneigen
-> die
Verantwortung Israels erwächst gegenüber Jahwe (bei Am nur in 3,2),
-> bei Hos prägt
diese Verantwortung die Kapitel 11 und 13
zwei Anliegen Schadts
zur Stützung dieser These:
- Am 3,2 wurde an
zentraler Stelle durch eine Redaktion eingetragen
- Am 3,2: die
Botschaft des Am wurde mit Hilfe hoseanischer Begriffe zusammengefasst ->
hatten sie also das gleiche Grundanliegen?
Die Vorform des
Visionszyklus war ja schon da, warum gab es jetzt die Verbindung zu einem Buch von Hos und Am?
Schadt: die Begründung
liegt in dem chronischen Legitimationsproblem der Prophetie
-> besonders die
Unheilsprophetie galt als zusätzliche Bestätigung der prophetischen Botschaft
-> Propheten als Zeugen für die Schuld Israels -> wenn dies nun auch noch
doppelt dargestellt wurde, musste die Ankündigung also wirklich stimmen
-> die Geschichte
gibt also den Worten beider Propheten Recht –> ihre Unabhängigkeit war für
die Richtigkeit wichtig
Hos wird vor Am
gestellt, obwohl er jünger ist
weil: -> Schadt:
Hos 1 und Am 7,10-17 bilden einen Rahmen
-> Hos 1,4
entspricht Am 7,10: beides mal kommt ein König vor
-> so könnte die
Meinung entstehen, dass Hos vor Am auftrat, weil sein könig älter ist
-> Am fällt auch
leichter zu lesen, wenn vorher schon Hos gelesen wurde
der Untergang des
Nordreichs wird theologisch begründet und das Südreich wird ermahnt, nicht das
selbe Schicksal erleiden zu müssen
Datierung: dtn.-dtr.
Zeit: Mitte des 7. Jh.
Stunden nachtragen!
2.12.2004
4. Vision:
Übermaß der
angehäuften Schuld Israels: Am geht vom definitiven Ende aus (was die Exegeten
schon immer beunruhigt hat)
-> mit der
Oberschicht wird ganz Israel vernichtet
Am 5,15: es gibt eine
zaghafte Möglichkeit auf Hoffnung nach dem Gericht -> aber: sind dies
tatsächlich die Worte des Am oder ist es spätere Bearbeitung?
-> vgl. Am
9,7-10.11-15: Zukunftshoffnungen
Gründe für die
Gerichtsankündigung: drei Stoßrichtungen:
1. Soziale Missstände:
Gewaltakte der Reichen
gegen die Schwachen (Am 2,6; 4,1), die der Willkür der Reichen ausgeliefert sind
(Am 2,8; 5,11)
-> sie werden in
Schuldsklaverei getrieben
-> es gibt keine
Solidarität mit den Armen (vgl. das altisraelitische Sippenrecht)
-> süßes Nichtstun:
Am 6,4
2. Außerkraftsetzen
des Gesetzes mittels Einflussnahme und Bestechung:
-> die
Gerichtsbarkeit ist außer Kraft gesetzt
-> Am 5,10: falsche
Angaben; Bestechungsgelder für Richter
-> Am 2,7a; 5,12:
Unschuldige und Arme können nicht auf Gerechtigkeit hoffen
-> Am 2,6b: wegen
Nichtigkeiten gerät man in Schwierigkeiten
3. Verfehlter Kult:
Am 5,21f.: zwar
aufwändige Gottesdienste, aber ohne Wirkung auf das konkrete Verhalten
-> es ist nur
religiöse Verbrämung, weil der soziale Zusammenhang gegenüber den Volksgenossen
nicht besteht
-> es ist perfide:
erst nimmt man den Armen das Geld, um davon dann reiche Opfer darzubringen
ein Schuldbekenntnis
findet nicht statt, weil es ja tolle Opfer gibt -> man hat die Verbindung zu
Gott aufgekündigt
So kommt es zum Ende
Israels: Jahwe zerstört die Gotteshäuser selbst
Bei Am gibt es
verschiedene Deutungen vom Gericht:
Am 3,11;6,14: Krieg im
Land
Am 7,17: Schändung der
Frau des Priesters, Tötung der Kinder, Exhimierung ganz Israels
Vgl. Am 4,2
Erwartungen von Am an
das Volk: Recht und Gerechtigkeit!!
Am 5,14: das Recht
ströme wie Wasser
Recht = mischpat =
kodifiziertes Recht -> Grundlage einer jeden Gemeinschaft
Zedaka (?) =
Gerechtigkeit -> nicht kodifizierbar, trotzdem braucht sie jede Gemeinschaft
(vgl. Ehrenamt etc.)
-> besonders
wichtig: die Solidarität mit den Schwachen: sie sollen als Personen, nicht als
Ware betrachtet werden
Am 5,21f. der
Gottesdienst und der soziale Dienst sollen miteinander in Einklang gebracht
werden
Die Botschaft des Am
richtet sich auch an die umliegenden Völker (Am 1,3-2,16: Völkerspruchzyklus
-> diese Völker sind aber nicht die direkten Hörer)
-> aber auch die
Verbrechen der anderen Völker werden von Jahwe gesühnt werden
->
Tun-Ergehens-Zusammenhang: die böse Tat wird auf den Täter zurückfallen
Am 3,2: vgl. NT: wem
viel gegeben ist, von dem wird auch viel gefordert werden
II
Folgende Rückschlüsse
können aus der Theologie des Am gezogen werden:
- zentrale Stellung:
die Stärkung der ethischen Dimension der Jahwe-Religion
-> vgl. die
Beurteilung des Jahwe-Kultes: wo Gott instrumentalisiert wird, nützt ein Kult
nichts, sondern er beschleunigt noch das Ende
-Sozialverhalten und
Kult gehören für Am zusammen -> theologische Ideologiekritik des Am: Jahwe
ist kein Helfershelfer der Reichen (derer, die seinem Willen nicht gehorchen)
Jahwe ist bei Am nicht
kultkritisch an sich! Am geht es aber um den Zusammenhang von Kult und Leben
-> wesentlicher Aspekt altisraelitischer Gottesvorstellungen: Ideal der
Egalität
-> Vorstellung
eines Gottes der kleinen Leute mit einem befreienden Tun
-> Gott dient man
also am besten durch Solidarität mit den Armen
- weiterer Aspekt:
Universalisierung und Potenzierung des Gottesvorstellung: Jahwe ist für Am die
Macht, welche das Schicksal der Völker weit über Israel hinaus bestimmt
(vgl. Am 1-2)
Die Einzigkeit Jahwes
ist nicht Thema, sondern Voraussetzung bei Am -> dies ist erstaunlich, weil
dies eigtl. erst in der ausgehenden Exilszeit verbreitet ist
Die Quelle des Am
liegt in vorexilischer Theologie -> Monolatrie: es gibt andere Götter, aber
es wird nur einer verehrt
Jahwe als Gott des
Gerichtes: er handelt sehr unerwartet an seinem Volk (vgl. Am 5,18-20)
-> der Tag Jahwes
ist ursprünglich ein tag der helfenden Nähe Gottes; hier tritt also ein
Verfremdungseffekt auf: der Tag wird düster
die radikale
Gerichtsankündigung wurde schon früh als problematisch empfunden, deshalb gab
es wohl auch eine positive Fortschreibung
Also: Gott ist kein
lieber Gott, sondern einer, der Verfehlungen durchaus ernst nimmt und sich
nicht kaufen lässt, auch nicht durch noch so tolle Gottesdienste
-> der Leser soll
sich aber auch Gott anvertrauen und die Hoffnung haben, dass Gott auch da noch
Zukunft schaffen kann, wo die Menschen nur das Ende sehen
-> ein Gott, der
richtet, tritt auch für das recht ein -> ihm ist nicht alles egal ->
wenigstens für die Armen ist dies eine frohe Botschaft
Fleischer: Gott
spricht durch de Propheten zum Menschen -> wer den Prophet und sein Wort
nicht annimmt, verschließt sich dadurch Gott
Höhepunkt:
Fleischwerdung Gottes in Jesus Christus -> wer das Wort Gottes aufnimmt,
verfällt nicht dem Gericht -> ist auch noch bei Johannes dem Täufer so
Das alttestamentliche
Verständnis eines Propheten: er deckt Fehlverhalten auf, benennt verdrängte
Schuld, weist auf das selbstzerstörerische Tun hin -> Begründung in den
Missständen der Gegenwart
-> wenn der Prophet
abgewiesen wird, wird er zum Verkünder des Untergangs
III
Grundkonstanten für
die heutige Theologie und das heutige Leben:
1. die Sozialprophetie
von Am ist ein konstitutives Element biblischer Theologie geworden
-> Am wird zwar
selten zitiert, den gedanklichen Ansatz findet man aber oft im NT (vgl.
Weltgericht; was man dem Nächsten tut, tut man Jesus etc.)
- für die Kirche:
Option für die Armen -> aber nicht nur in kirchlichen Hilfsorganisationen,
sondern z.B. auch in der Theologie der Befreiung
2. Am verkündet einen
Gott, der Stellung für die Armen nimmt -> dies geht einher mit einer
Ideologiekritik (Gott lässt sich nicht missbrauchen)
-> Am erinnert an
einen Gott, der auffordert zur Befreiung und Herstellung menschenwürdiger
Verhältnisse
-> die Rede vom
Gericht ist letztlich eine Frohbotschaft für die Armen und Unterdrückten
-> vgl. NT: auch
hier wird im Endgericht geteilt zwischen Arm und Reich
3. Am sagt, dass Gott
durch seine Propheten spricht -> dies hat Theologiegeschichte gemacht
zentrales
Theologumenon (jüdisch und christlich): Gott tritt in Kommunikation mit den
Menschen
-> besonders ist,
dass das Wort nicht abstrakt ergeht, sondern in einer gewissen Zeit in eine
bestimmte Situation hinein -> dies hat ungeahnte Wirkung und regt zu
ständiger theologischer Aktualisierung an
„Hörer des Wortes“: K.
Rahner -> das Hören wird zum lebensentscheidenden Kriterium
Fleischer: Gott
verschafft sich den Zugang zum Menschen durch sein Wort (heute: Wort = Bibel)
-> das Wort ist ein zerbrechliches Medium, da es überhört, verdreht etc.
werden kann
- im Hören des Wortes
liegt auch für uns heute die Verheißung des Lebens
7.12.2004
in der Übersetzung
lassen sich einige Einflüsse aus der LXX erkennen (s. Skript)
-> aber: der
hebräische Text ist eigentlich sehr eindeutig, warum die LXX hier manches
anders übersetzt, ist nicht einleuchtend
V 9b: übersetzt mit
Wirrnis -> die Bedeutung ist aber umstritten; im hebräischen Wörterbuch
findet man dazu: Bestürzung, Panik; eine andere Deutung könnte auch sein:
Verwirrung im feindlichen Herr -> führt zu Gemetzel und Selbstvernichtung
(vgl. 1Sam 5,9)
-> auf jeden Fall
ist damit ein lebensbedrohendes Verhalten gemeint, da die Menschen sich
gegenseitig selbst verursachen (z.B. Terror)
- Rudolff und Zapff
sprechen sich jedenfalls für die Übersetzung mit „Wirrnis“ aus
- die Vulgata
übersetzt mit „Tollheiten“ und die LXX mit „tammasta pola“: vieles Wunderbare
V 9; vorletzte Zeile:
ashoukin (m,pl) = bedrängte Personen oder Bedrängnis
-> das Hebräische
kennt keinen Superlativ, deshalb hier die Pluralsteigerung und die Übersetzung
mit „Bedrängnis“
V 11: Korrektur von
Zapff: der masoretische Text schreibt „Bedrängnis und Umzingelung des Landes!“
-> also kein Verb, sondern ein Nomen im genitiven Sinn -> Prädikat geht
aber auch
-> deshalb versteht
es Rudolff als Ausruf mit Ausrufezeichen, was aber sonst nirgends im AT belegt
ist
-> deshalb kann man
hier mit einer Verschreibung rechnen: das „waf“ war ursprünglich ein „yod“;
ursprünglich hieß es dann: „Bedrängnis umzingelt das Land“ -> aus dem Nomen
„Umzingelung“ wird also das Verb „umzingeln“
Am 4,3: das letzte
Wort ist unklar: haharmona; der Berg Hermon heißt im Hebräischen: “hermon“;
die LXX übersetzt mit Berg Rema
Bei den Targum ist
hermona in Richtung Armenien oder wird auch übersetzt mit „Bannort“, vgl. häräm
= der Bann
Am 3,9-4,3: Abgrenzung
aus formalen und inhaltlichen Gründen
-> an die
Adressaten ergehen Ausführungen über die Berufung des Propheten
Am 3,9: Aufrufe an
anonyme Boten oder Herolde, die Ausrufe in Ägypten und Heschdod machen sollen
Der Unterschied zu den
vorhergehenden Teilen:
- nun wird sich
dezidiert Samaria und seinen Verbrechen zugewandt: Am 3,10; 3,12; 4,1-3
In Am 4,3 gibt es dann
durch die Botenformel eine klare Abgrenzung
- außerdem fehlen die
vorherigen Themen und Orte; es geht nun um den in Beth-El und Gilgal vollzogenen
Kult
=> Am 3,9-4,3 ist
also klar aus dem heutigen Kontext herauszutrennen
Die Funktion im
heutigen Kontext: (vgl. Jeremia und Fleischer: Amos-Kommentar)
Am 3,1: Gotteswort:
Jahwe will Israel durch seine Strafe zur Rechenschaft führen
Am 3,3-8: das Handeln
Jahwes wird in verschiedenen Bildern vorgeführt : Löwe, Horn etc.
Die Legitimation des
Propheten wird herausgestellt: er tritt auf, weil Jahwe spricht; Am soll zur
Ermunterung des Volkes werden
Am 3,4: Beginn des
ersten Spruches
Am 3,12-15: Spruch des
Herrn
V 12: Leute aus Israel
als Adressat; aber:
V 13: es kann nicht
ganz Israel damit gemeint sein, eher eine Gruppe (Jakobsgruppe) davon
-> evtl. ist dies
an die anonymen Herolde aus V 9a oder an Madoditer oder Ägypter um die Stadt
herum gerichtet
-> jedenfalls gibt
es einen Bruch im 2. Spruch: V 13-15
Der 3. Spruch ist ein
Höraufruf, ein Basschan –Ruf, welcher mit der Botenformel endet
In Am 3,9-4,3 gibt es
eine inhaltliche Profi-Steigerung
V 11: es wird vom
Feind gesprochen, der das Land umzingelt und von der Plünderung der Paläste
Samarias
Wadenbeine und
Ohrläppchen: nur wenige Teile und gerade die unwichtigsten werden
zurückgelassen
V 14: Zerstörung von
Bet-El
V 15: Plünderung und
Vernichtung der Paläste
Am 4,3: Höhepunkt
Gliederung:
1. Umzingelung
2. Plünderung
3. Tötung der Männer
4. Zerstörung von
Bet-El
5. Zerstörung von
Samaria
6. Wegführung der
Frauen
Der Vorwurf von Am 3,9
wird nun in 4,1 mit dem Vorwurf an die Frauen auf einen Personenkreis hin
zentriert
Ashak = unterdrücken
-> 3,9 entspricht 4,1: Rahmung des Ganzen mit „Unterdrückung“ als Leitwort
Die Adressaten:
In Am 3,9-11 werden
die Angeklagten noch nicht direkt angesprochen, sozusagen erst mal eine
„Bestandsaufnahme“
In V 12-15 scheint der
Prophet in einer Art Disput zu stecken: Am erklärt, was gerettet werden wird:
nämlich unbedeutende Reste -> doch auch hier sind die Adressaten (die sog.
Oberschicht) noch nicht direkt angesprochen
Erst in Am 4,1-3 wird
die Gruppe der Schuldigen direkt angesprochen -> Steigerung
Fleischer: weil Am
3,9-11 die Vergehen nur in abstrakten Begriffen und erst hinterher recht
konkret schildert, waren sie wohl in überschriftartiger Form geschrieben
Am 3,12-4,3:
bestimmten Gruppen wird etwas zur Last gelegt
Gattung:
Am 3,9-11: Gattung der
prophetischen Gerichtsworte
Zum klassischen
Gerichtswort zählt hier:
- Schuldaufweis in V
9f
- Unheilsansage (gegen
Samaria)
jetzt wird die Gattung
aber weiterentwickelt:
sog. Herolds- oder
Boteninstruktion:
der Prophet ist in der
Rolle eines Königs, der einen Boten entsendet, welcher ein Gutachtergremium
zusammenstellen soll, das Samaria objektiv beurteilen soll
Am 3,12:
Disputationswort (Wolff)
-> Position des
Propheten: es gibt keine Rettung vor dem Gerichtshandeln Jahwes (-> gegen
die Disputationsgegner); die einzige Rettung: die der Ohrläppchen und
Wadenbeine
V 13: Warnruf
V 14 und 15:
Unheilsansage: der Untergang wird angekündigt
Am 4,1-3: klassisches
Gerichtswort:
V 1: Schuldaufweis
gegen die reichen Frauen in der Oberschicht
V 2: Unheilsansage:
Verbannung
V 12-15 sind dem
klassischen Gerichtswort schwer zuzuweisen, da sie insgesamt zu pluriform
gestaltet sind (vgl. Gliederung des Textes)
Am 3,9-11; 4,1-3:
literarisch weitgehend einheitlich (sagen alle außer Rotzoll)
Nur V 10
(Botenspruchformel als sekundäre Ergänzung) stört die Syntax des Satzes
V 11: das Adonai
(All-Herr)vor Jahwe ist eine spätere fromme jüdische Überarbeitung (vgl. Am 4,2)
-> es soll daran erinnern, dass „Jahwe“ nicht ausgesprochen wird
V 13 und 14: macht
Schwierigkeiten
V 14b: unvermittelt
wird von den Altären Bet-Els (Heiligtum) gesprochen -> bisher war von
Samaria die Rede gewesen (wie auch wieder in V 15)
V 13 setzt einen
anonymen Adressaten voraus und auch den Zusammenhang zwischen dem 1. und 2.
Samariaspruch
Würden V 13 und 14
herausgenommen werden, würde V 15 ganz gut an V12 anschließen -> damit
gelten sie als nachträgliche Ergänzung
Ziel: der erste Spruch
sollte enger mit dem zweiten verbunden werden, indem die Herolde nochmals
erwähnt werden, weil sie Israel etwas verkündigen sollen
Der Zusammenhang zu Am
7,10-17:
Grundbestand von Am
3,9-4,3: Am 3,9-11; 12+15, 4,1-3
-> Jeremias und
Fleischer sagen zusammen mit der älteren Exegese: die Worte des historischen Am
sind mit ziemlicher Sicherheit: Am 3,12+15; 4,1-3
-> denn: sie haben
einen konkreten Adressaten im Blick (vermutlich haben sich dann ihre Schüler
Notizen gemacht)
- allerdings sind bei
Am 3,9-11 die Meinungen geteilt:
-> Wolff und
Rudolff zählen sie zu den Worten des Am
-> Fleischer sagt,
dass sie erst später dazukamen, da von der Umzingelung durch den Feind und der
Plünderung Samarias die Rede ist -> wenn die Worte aus dem 8.Jh. stammen,
scheint die Assur-Krise hier aufzuscheinen
-> außerdem benutzt
Jahwe hier menschliche Subjekte (Bedränger), um das Gericht zu vollziehen
-< in der
ursprünglichen Fassung (z.B. V 15) wird Jahwe selbst aktiv; auch in Am 4,2f.
gibt es kein direktes menschliches Subjekt
Am 3,9-11 sind keine
original amosischen Worte, denn:
-> die Adressaten
werden nicht direkt benannt
->
Überschriftscharakter der Sprüche
Komposition:
Art Geschehnissabfolge
Am 3,9-11 ist eher
eine Redaktion, die Jeremias als Amos-Tradenten bezeichnet:
-> erste Redaktion
des Am-Buches
-> also nach dem
Untergang des Nordreiches
Zusammenfassung zur
Entstehung:
1. Ausgangspunkt ist
Am 3,12.15; 4,1-3
-> diese Teile
wurden unabhängig voneinander überliefert und entstanden mit dem Auftreten des
Propheten in der Nordreich-Metropole Samaria
2. vermutlich nach 722
v- Chr. wurden diese Sprüche zusammengestellt und durch Am 3,9-11 ergänzt (Am
3,9-11 bildete eine Art Überschrift)
-> die Umzingelung
durch die Assyrer wird angekündigt
3. Nach dem Untergang
des Nordreichs wurde die Einheit durch V 13f. ergänzt: das Unheil gegen das
Nordreich wird angekündigt, Am wird abgelehnt
Am 3,9-11 ist ein
Gerichtswort, bestehend aus zwei Teilen
Zentrales Stichwort
ist: Paläste (kommt in jedem Vers von 9-11) vor
Die Paläste sind
beladen mit Schuld
Die Paläste sind Orte
des Gerichtes
V9:
Heroldsinstruktionen an anonyme Adressaten (kommt im AT häufiger vor:
vgl. Jer 4,5+16)hier: Warnung; bei
Jes 40,9f. z.B. ist es die Rettung
Israels
-> hier: eine klare
Verfremdung: denn die Gattung dient dem Herbeirufen zweier Mächte, die das
Untreiben in Samaria bezeugen sollen
wer sind aber die
Boten?
Rudolff: nimmt
himmlische Boten an (vgl. Jes 40,1)
Sicher ist jedenfalls,
dass es gedachte Boten sind; eine rhetorische Aussendung von Boten
-> Jahwe zieht
auswärtige Beobachter heran, die ihn in seinem Urteil unterstützen sollen
-> wichtig: es sind
zwei Zeugen (vgl. das israelitische Rechtswesen, welches sich auf Zeugen stützt
-> Zungenrecht -> vgl. Passion: hier stimmt das Zeugnis nicht überein;
vgl. auch Dan 13: Susanna-Geschichte; das römische Rechtswesen dagegen stützt
sich auf Indizien): Aschdod und Ägypten
auch hier wird eine
Art Gerichtsprozess beschrieben: es soll zwei Zeugen geben, so dass das
Todesurteil unausweichlich wird
-> aber wieso
gerade Aschdod und Ägypten?
-> zwei
unterschiedliche Meinungen:
- die Israeliten sind
auch nach allgemeinen Grundsätzen verwerflich,
d.h. auch die Heiden würden sie verurteilen
-> auch den anderen
Völkern wird damit ein ethisches Bewusstsein zugesprochen (wäre heute das
„Naturrecht“)
- Zapff: Aschdod und
Ägypten waren ausgewiesene Fachleute in Sachen Unterdrückung
-> Aschdod gehörte
zur philitäischen Pentapolis (vgl. David-Goliath) und war ein erfahrener
Unterdrücker
-> für die Ägypter
galt sozusagen das Synonym „Unterdrückung“
Es ist auch die Rede
von den Palästen in Aschdod und Ägypten -> sie können so also das Treiben
der Oberschicht in Israel noch besser beurteilen
-> Israel, das
Gottesvolk, ist sozusagen auf das Niveau der Unterdrücker zurückgefallen –
welche Schande!
-> Jahwe muss sie
nun nicht mehr aus der Unterdrückung befreien, sondern sie selbst vernichten
Begriff „Paläste“:
Man darf dabei nicht
die neuzeitliche Vorstellung von Palästen haben
Es waren eher
mittelalterliche Burgen (eher düster), aber bescheidener
Ein Palast in einer
altorientalischen Stadt war größer als der normale Wohnungsbautypus
Er war mit Quadern und
nicht mit Stroh oder Lehm gebaut
Die Paläste hatten
meist ein Obergeschoss, was besser war für die Verteidigung (vgl. Wohntürme im
MA) -> innen konnte man sich gut wohl fühlen
1Kön 16,24: um 876
v.Chr. gründete König Omri (israelitisch) die Stadt Samaria, indem er den Berg
Samaria von Schemer kaufte; „Samaria“ -> Schemer
- Omir gewinnt damit
den Platz, der zum Krongut des Königshauses gehört (vergleichbar mit dem Status
der Hauptstadt Jerusalem, welche zum Krongut der Davididen gehörte)
-> somit gab es den
König von Juda und den König von Jerusalem, beide hatten ihre Städte selbst
erobert und konnten damit tun, was sie wollen
-> Samaria gewann
dadurch auch größere Unabhängigkeit vom Stämme-Verband
9.12.2004
Die Dynastie von Omri
konnte sich einige Zeit auf dem Thron halten, dann orientierte sich Omri immer
mehr nach Westen
-> sein Sohn Ahos
heiratet dann Isebel (welche beim Deuteronomisten nicht besonders gut wegkommt)
-> Ahos baute
Samaria zur Metropole aus (mit ägyptischen, phönizischen u.a. Einflüssen und
Vorstellungen -> vgl. die ausgegrabenen Plaketten aus Elfenbein, die in
Tyros oder Damaskus hergestellt wurden, und auf denen ägyptische Motive
dargestellt sind -> damit wurden die Betten der Reichen verziert)
-> die Oberschicht
Samarias war also aufgeschlossen für die Strömungen der Zeit
Das Mauerwerk eines
Palastes bestand immer in Quaderreihen von abwechselnd einem großen und einem
kleineren Stein -> israelitischer Baustil
Samaria wurde die
Metropole des Nordreichs und Sitz des Königs
Die Oberschicht suchte
auch den Prunk des Königs zu kopieren (vgl. Barock: Versailles)
Aschdod und Ägypten
sehen bei ihrer Prüfung „große Wirrnis“ = mechomo (eigtl. aber im Plural);
mechomo ist der Zustand im Gegensatz zum Shalom-Zustand = Frieden, Heil
„mechomo“ hat einen
kriegerischen und mörderischen Grundklang; vgl. Spr 15,16: mechama ist das
Gegenteil von „Gottesfurcht“
hier: mechomod=
Aufhäufen von Schätzen und ebenfalls das Gegenteil von Gottesfurcht, welche
nicht abzutrennen ist von dem Verhalten gegenüber der Mitmenschen
„ashoukin“ =
Unterdrückung (auch: Unterdrücker -> wäre aber eher „mechomod“)
Ashoukin ist wieder
Plural, weil es die Steigerung im Blick hat
Fleischer übersetzt
mit „ ashankin“ = Erpressung
V 10: Schlussfolgerung
aus Beobachtungen
Urteil in
grundsätzlicher Art und Weise -> durch die Botenspruchformel als Jahwewort
dargestellt (stärkt dadurch die Aussage noch mal)
-> vgl. Spr 8,9;
24,26 Sir 11,21 => der Aufrichtige und Gerade
Jeremias: „Aufhäufen
von Schätzen“ und „der Aufrichtige und Gerade“: Am benutzt hier Begriffe der
Weisheit, um die Offensichtlichkeit der Wahrheit darzulegen -> man muss also
das israelitische Recht nicht kennen, um zu erkennen, was schlecht ist
-> es geht also
nicht um die Schuld wegen Unwissenheit, sondern auch die Oberschicht weiß, was
Recht ist und verstößt dagegen
V 10b: die Adressaten
werden sichtbar: diejenigen, die Gewalt aufhäufen in ihren Palästen ->
beißende Kritik: es wird nicht von Gold gesprochen, sondern von dem, was ihm
vorausgeht: Gewalt und Bedrückung
-> Wolff: ironisch
verschärfte Anklage
V 10a ist der
Gegensatz zu V 10b
Wolff: hamas =
Gewalttat (gegen Menschenleben)
Schod = Schädigung von
Sachwerten
Jeremias: hamas =
lebenszerstörende Gewalttat
Wa’schod = Gewalt am
Land
Fleischer: sieht
ebenfalls die Konkordanz: beide Termini sind nicht eindeutig festzulegen und voneinander
abzugrenzen -> eher sind sie ein Sammelbegriff für soziale Unterdrückung
jeglicher Art, die auch vor Gewalt nicht Halt macht, sich aber nicht darauf
beschränkt
V 11: eigentliche
Gerichtsansage: Jahwe kündet das
Unheil an -> macht es dadurch noch sicherer
3 Elemente dieser
Gerichtsansage:
1. Umzingelung durch
einen Bedränger (anonymer auswärtiger Feind) evtl. Aramäer oder (eher) Assyrer
(wenn der Spruch von einem Amos-Tradenten stammt, denn die assyrer vernichteten
722 v.Chr. den Rest des Nordreichs -> das prophezeite Wort in Bezug auf
bereits Geschehenes)
2. Verlust der Macht
3. Plünderung der
Wohnburgen
der Begriff „Paläste“
wird aufgegriffen und bewusst an den Schluss gesetzt -> sie bieten nun
keinen Schutz mehr -> die alttestamentliche Vorstellung des sogenannten
weisheitlichen Tun-Ergehens-Zusammenhangs wird hier sichtbar
-> die Paläste als
Ausgangspunkt der Schuld werden nun zum Ort der Bestrafung
=< evtl. ! stammen
diese Verse von einem Amos-Tradenten, denn Am spricht in der Regel das Volk
direkt an
Das zweite Wort ist
sehr wahrscheinlich auf den historischen Am zurückgehend, da es sich gegen eine
bestimmte Gruppe richtet
V 12 und 15:
Disputationswort:
V 12: unvermittelt
scheint von Rettung gesprochen zu werden, aber: sie muss genauso unerwartet
interpretiert werden
Leitwort von V 12 ist
„retten“ = nasal (wichtig!)
Hier ist es ein
Kausativstamm in der Hifil-Form
In V 12b: passivisch
(Nifal-Form): sie werden gerettet
-> es ist
umstritten, wie V 12bß zu verstehen ist:
Wolff: es ist eine
nachträgliche Begründung der vorhergehenden Vernichtung; vgl V 15:
vorweggenommene Begründung (wäre also eine Art Scharniervers)
Fleischer: V 12bß ist
ein Kontrast zwischen dem Verhalten der Oberschicht und dem, was sie grade tut
(faul rum liegen)
Zapff: vermutlich ist
beides gemeint
V 12aß: unvermittelter
Beginn mit „retten“; vgl. Ex 3,8 (Dornbusch): „um zu retten“ -> ist also ein
Zentralbegriff in der Heilsgeschichte Israels
-> Jahwe ist bis
jetzt der, der Israel rettet, aber nicht vernichtet -> dem wird jetzt Am
entgegengesetzt
-> die Reichen
haben sich wohl als gesegnet von Jahwe empfunden (vgl. Ijob 1,10)
-> vgl.: bis in
calvinistische Kreis zählten Reichtum und Erfolg als Zeichen göttlicher
Erwählung und Segens
-> die Reichen
empfinden so auch kein schlechtes Gewissen
-> Am hat nun einen
sarkastischen Klang: der Sinn wird ins Negative verkehrt
-> Am bedient sich
des Hirtenrechts, das ihm als Viehzüchter bekannt ist (vgl. ähnliche
Weissagung: Ex 22,9-12):
-> ein von einem
anderen Tier gestohlenes muss ersetzt werden
-> damit der Betrug
durch Hirten aber ausgeschlossen werden kann (vgl. NT: guter Hirte), muss der
Hirte, wenn das Schaf von einem Tier gerissen wird, einen Beweis erbringen:
z.B. den Ohrzipfel oder den Wadenknochen
-> ist also eigtl.
keine Rettung, da das Schaf ja trotzdem tot ist
-> übertragen auf
die Oberschicht Samarias: der Totalverlust muss festgestellt werden
- Wortspiel: nasal =
retten; aber ursprüngliche Bedeutung: = herausreißen
-> die Rettung der
Oberschicht besteht also nur im Herausreißen der Reste aus dem maul des Löwen
-> vgl. Am 3,8: Jahwe brüllt wie ein Löwe: er ist wohl ein Löwe gegenüber
der Oberschicht
Die Adressaten werden
als Söhne Israels angesprochen (vgl. Gen 32,29) -> die Israeliten sind die
Stammsöhne Israels, d.h., sie sind schon erwählt, das schlägt jetzt aber um,
wegen ihres Benehmens
V 12bß: vgl. Am 6,4:
die Betten scheinen Am besonders zu stören
-> warum stört Am
das Sitzen und Liegen auf einem Bett?
-> Betten und
andere Ausstattungen im Alten Orient waren Luxusgüter: ein einfacher Mann legte
sich auf den Boden und wickelt sich in eine Decke oder den Mantel (vgl. Dtn 24)
-> Betten gab es
nur bei Reichen oder Königen (vgl. Ikonographie-Darstellungen)
14.12.2004
die Betten waren
ähnlich groß wie unsere, die Matratze war bespannt
die Längsbalken al
Kopfende waren halbbogenförmig heruntergebogen
-> halbbogenförmig=
amaschtu (arkadisch) = amaeschaet (hebr.) -> heutige masoretische Form im
Text: daemaeschaek -> Beziehung zum Wort „Damaskus“ (vgl. Damast):
vielleicht wurden dort Stoffe oder Kissen hergestellt)
pa’at: leitet sich ab
von puta, was vermutlich das Fußende/die Fußwand war, welche das Wegrutschen
der Matratze verhinderte
=> die Betten waren
also gemütlich
vgl. Am 6,4:
Elfenbeinbetten (= Verzierungen aus Elfenbein)
-> oft mit
ägyptischen Motiven (vermutlich aus Phönikien oder Damaskus)
-> ist für Am kein
Problem, da er Sozialkritik übt und nicht, wie Hos, Kultkritik und Kritik an
fremden Göttern
Die Füße der Betten
enden tiergestaltig: z.B. in einem Löwenfuß
Auch das Kopfende
konnte als dämonenartige Gestalt geformt sein -> apotrophäische Funktion =
die Dämonen sollen abgehalten werden
-> die Dämonen
wurden oft tiergestaltig dargestellt, und der Dämon sollte durch sein eigenes
Spiegelbild erschreckt werden (vgl. romanische Kirchen)
Am: die luxuriösen
Betten ziehen Jahwe in der Gestalt des bösen Löwen (vgl. Bett) an, wehren Jahwe
jedoch nicht ab, sondern sind so der Untergang der Oberschicht
Spricht aus Am der
einfache Landwirt?
Ist er neidisch auf
das Nichtstun der reichen Oberklasse?
-> Am geht es
darum, dass dieser Müßiggang bezahlt wird mit Unterdrückung und Ausbeutung der
Armen (allein schon die Betten sind teuer!)
Winter- und
Sommerhaus:
Umstritten in der Deutung
Fleischer: es gab zwei
Räumlichkeiten in einem Haus
-> Sommerhaus:
oben, wo der wind angenehm fächelt (vgl. Ri 3,20)
-> Winterhaus:
beheizbare Räume im Erdgeschoss
hier:
grammatikalischer Befund: das Winterhaus liegt über dem Sommerhaus, weil es als
erstes genannt wird; deshalb:
Jeremias/Wolff: es gab
zwei unterschiedliche Hausanlagen (vgl. 1Kön 21,18: König Ahab (ca. 100 Jahre
vor Am) hatte einen Palast in Samaria und das zweite Haus in Jesreel, dort war
es im Winter angenehmer; König Barakib (2. Hälfte 8. Jh.) beklagt, dass
er zwei Häuser in einem hat und will ein zweites haben)
-> dies wird jetzt
von der Oberschicht nachgeahmt
V 15: das Verschwinden
der Elfenbeinhäuser (bzw. –betten)
Das Elfenbein war
teure Importware und konnte auch gemeinsam mit Gold und Silber als Tribut
gelten
Das Elfenbein
kam aus Syrien, wo es im 8./9. Jh. V.Chr. Elefanten gab, die dann aber
ausrotteten
-> So musste das
Elfenbein zur Zeit des Am aus Sodan über Ägypten transportiert werden -> war
deshalb sehr teuer -> der absolute
Luxus wird deutlich
Stichwort „viele
Häuser“: Unter Jerobeam II gab es einen Bauboom, an dem aber nur die reiche
Oberschicht teil hatte (vgl. Jes5,9)
Am 3,12+15 in der
heutigen Anordnung: die Drohbotschaft von V 9 wird noch mehr verstärkt, es gibt
nicht mehr nur Ausbeutung, sondern auch Zerstörung
V 13+14: nachträglich
eingefügt
-> gegenüber dem
Kontext wechselt das Thema
-> es geht um die
Zerstörung des Reichsheiligtums Bet-El
Die Geschichte und
Bedeutung von Bet-El im AT:
Geographisch: es liegt
auf einem Bergsattel, 17km nördlich von Jerusalem
Der Ost-West-Übergang
von Jericho zum Mittelmeer schneidet sich hier und die Kamsunstraße (?) von
Sichem nach Beerscheba
-> Bet-El lag also
verkehrsgünstig
Ausgrabungen bringen
Ergebnisse bis in das Kalkolitikum (Steinzeit), bis in die Zeit des Jura wurde
dort eine Stadt nachgewiesen
Zur Zeit der Hyksos
spielte Bet-El eine schwierige Rolle (Umfassungsmauer ausgegraben)
Bet-El = „Haus Gottes“
= kanaanäisches Heiligtum vom Gott El
-> die
israelitischen Siedler machten daraus eine Kultstätte für Jahwe, die sie mit
der Gottheit El identifizierten
-> vgl. Gen 12,8;
28,17-22: Abraham soll dieses Heiligtum errichtet haben
Bet-El war zunächst
wohl das Lokalheiligtum des dort in der Nähe angesiedelten Staates Benjamin
-> unter Saul,
welcher sich die Stämme unterwarf, stieg es dann auf zum Reichsheiligtum neben
Jerusalem
vgl. 1Kön 1,26:
Jerobeam I macht Bet-El zum Staatsheiligtum und lässt dort das Stierbild
aufrichten -> so willer die Pilgerströme von Jerusalem abhalten = Sünde des
Jerobeam (1Kön 12,30)
vgl. Ex 32: der Tanz
um das goldene Kalb: gegen Tierkult in Bet-El
kanaanäische
Theologie: die Gottheit steht auf einem Stier, der ein Fruchtbarkeitssymbol ist
durch Jerobeam erfährt
Bet-El einen beträchtlichen Aufschwung
725 v.Chr.: assyrische
Eroberung des Nordreichens: Bet-El liegt in Ruinen -> neben Jahwe wurden
jetzt auch andere Götter verehrt
König Joschia: durch
Restituierungspolitik soll das Nordreich nun dem Südreich angeglichen werden
-> Kultreform (vgl.
Dtn): Kultzentralisation; aber: Bet-El wird endgültig zerstört (vgl. 2Kön
23,15f.)
V 13: die Einfügung
war vielleicht vor Joschia oder vor der Zerstörung -> Am soll also auch die
Zerstörung der Hauptstadt des Nordreichs vorausgesagt haben
-> in Am 7,12 wir
ihm eine weitere Verkündigung der Unheilsbotschaft verboten (in Bet-El)
Das Heiligtum:
Ein Ort, um mit der Gottheit
in Verbindung zu treten, ein Ort, um Sünden zu vergeben
-> wenn Gott jetzt
alles vernichtet, kann nicht mehr mit ihm in Verbindung getreten werden
-> die Ablehnung
erfährt Am ja eigtl. erst in Am 7, doch hier hat man die Botschaft der
Zerstörung dann schon im Ohr
V 13: zwei Imperative:
shemu. Höraufruf
’awad zusammen mit der
Präposition beth = warnen, einschärfen -> etwas soll im Haus Jakob
eingeschärft oder ermahnt werden -> wer wird hier ermahnt?:
Fleischer: V 9b: die
Bewohner der Paläste
Jeremias: Kontext: V
9: die Herolde (ausschließlich die Mitglieder des Gottesvolkes –typ.für die dtn
bzw. chronistische Theologie): angesichts der drohenden Strafe soll das Volk
zur Besinnung gerufen werden -> vgl. die Umkehrpredigt von den Leviten in
der dtn/dtr Epoche: sie rufen das Volk zum Hören auf und ermahnen es (vgl. Ps
81,9: Hörer = Israel; Mahner = Jahwe) -> hier: jeder soll hören und ermahnen)
Der Begriff „Haus
Jakob“ ist für Am ungewöhnlich
-> erst seit Am
9,8-10 (sekundärer Text) wird die Gemeinde im nichtsstaatlichen Gewand
beschrieben
-> Am öffnet sich
also für neue Leser: die Hörer sollen sich die Sünden Israels als warnendes
Beispiel vor Augen halten (vgl. Mi 3,12: Ankündigung)
Am 3,2: Ahndung der
Sünden Israels: Sünde ist nicht nur die ablehnung des Propheten (vgl. Am 7),
sondern man muss dazu auch Hos miteinbeziehen: bei Hos ist Sünde irregeleiteter
Kult (Hos 6,10; 8,5) -> Am wurde also damals schon im Kontext zu Hos
gelesen, was auf den Dtn zurückzuführen ist
V 14b: Altäre (Plural)
V 14c: Altar (Singular)
Fleischer: V 14b ist
ein Thema aus Hos (Hos 8,11;10,1)
-> Am und Hos
sollen durch redaktionelle Bearbeitung in Beziehung gesetzt werden
Zusammenfassung: die
Verfehlungen im sozialen Bereich wirken sich unweigerlich auf das
Gottesverhältnis aus
V 14c: Abbrechen der
Hörner des Altars:
Die Altäre hatten vier
erhöhte Ecken
-> der Ursprung
dieser Ecken ist bis heute unsicher
-> evtl. sollen es
vier Steinmale (Masseben) sein, in denen die Präsenz der Gottheit
veranschaulicht werden soll
-> aber: gewöhnlich
standen diese Steinmale neben den Altären
-> oder: es sollen
die Hörner eines Stieres sein als Zeichen der Mächtigkeit (vgl. Ijob: mein Horn
liegt im Staub)
-> praktische
Funktion: das Heiligtum galt als Asyl für Flüchtlinge die Bluträchern entkommen
wollten, wenn sie sich an den Hörnern festhielten, waren sie geschützt (vgl.
1Kön 1,50; Ex 21,40: kein Schutz für vorsätzliche Mörder)
-> oder auch:
Sühnehandlungen: das Blut von Tieren strich man an die Hörner, die ein Symbol
der Macht waren -> bei Abbruch der Hörner gab es an dem Ort keine Sühne mehr
und er war entweiht
Hier: Jahwe beraubt
sein Volk der Möglichkeit, Sühne zu leisten; evtl. Israel als Mörder
dargestellt; Israel hat jetzt keine Möglichkeit mehr, Asyl zu beantragen, denn
Gottes Erbarmen kann nicht endlos strapaziert werden -> die kultische
Verehrung hängt vom sozialen Handeln Israels ab
Am 4,1-3: Klassisches
Gerichtswort
V 1: Anklage
V 2+3: Strafansage
Damit in Zusammenhang
gebracht werden jetzt:
Am 3,10
(Unterdrückung)
Am 3,12b (Genusssucht)
Die Adressaten sind
jetzt Baschankühe (weibl. Endung: desh. Kühe)
Shemu (hört) =
Imperativ maskulin, plural -> das maskulin ist hier aber möglich, auch
wenn es Kühe sind
Exegese:
unterschiedliche Meinungen
Baschankühe
metaphorische gesehen sind wohlgenährte und fette Kühe (vgl. Ez 39,18)
Die Stiere von Baschan
stehen wegen ihrer Stärke für Bedrängnis (vgl. Ps 22,13)
Baschan ist eine
steinlose, fruchtbare Ebene, die nord-südlich vom See Genezareth liegt (heute
Israel); sie gilt als besonders fruchtbar
Die Frauen als
Baschankühe: damals war Kuh noch kein Schimpfwort, sondern vielleicht eine
Metapher für die äußere Erscheinung; damals galt als Schönheitsideal eine
wohlgenährte Frau (vgl. Jes 47,8: Babel als üppiges Weib -> ist hier positiv
gemeint)
Ps 22,13:
Gefährlichkeit der Baschanstiere: die reichen Frauen in Samaria zertreten die
ihnen ausgelieferten Armen
Helga Weippert: da
Samaria ja eher eine karge Gegend ist, werden die Zuhörer aufmerksam, wenn an
diesem ungewöhnlichen Ort die Baschankühe auftreten
-> der Zuhörer
fragt sich, wie diese Kühe da hin gekommen sind und wie sie fett geworden sein
könnten
-> Antwort: durch
die Unterdrückung der Armen
V 1b: Verhalten der
Kühe: zwei Partizipialformen: ashak = erdrücken, erpressen
Fleischer: vgl. Dtn
24,14: ashak = Vorenthaltung des Tagelohns gegenüber der Lohnarbeiter
Zapff sagt dagegen:
vgl. Am 3,9: die Baschankühe mästen sich mit erpresserischem und
ausbeuterischem Verhalten
Harossesot =
zerbrechen = physischer Zusammenbruch der Kräfte oder der wirtschaftliche
Zusammenbruch der Unterdrückten -> die Frauen richten die Armen in jeder
Hinsicht zugrunde
16.12.2004
dalim und epionim sind
die Opfer der Frauen
dal = Hilflosigkeit,
sich gegen etwas (z.B. gegen Macht) zu wehren
epion = Aspekt der
materiellen bedürftigkeit
V 1c beschreibt, in
welcher Weise die Unterdrückung geschieht
Adonehem:
enklitisches Personalpronomen, plural, maskulin (aber: die Kühe sind doch
weiblich) -> deshalb gibt es Schwierigkeiten bei der Interpretation
Saufen = ungebremster
Weingenuss (vgl. am 6,6: große Humoen)
Was ist am Wein
schlimm? Kommt doch öfters im AT vor (vgl. Ps 104,15; oder als Versüßung des
harten Alltags für die einfache Bevölkerung); aber vgl. auch: Spr 32,29f; Jes
28,7 -> im Orient sieht man es also nicht gerne, wenn jemand betrunken auf
der Straße wankt
-> es geht hier
also mehr um die Folgen des Weingenusses-> la’adonehem
die EÜ übersetzt: die
ihr zu euren Männern sagt
aber: adon ist meist
der Herr, selten der Ehemann (= ba’al)
deshalb gibt es in der
Exegese (die von einer Änderung ausgeht) meistens die Korrektur: enkl.
Personalpronomen, 2.Per. Plural: euren Herren oder ihren Herren
-> entweder wird
das Anspruchsdenken de Frauen betont, die zu faul sind, sich selbst Wein zu
holen
-> oder (Rudolff):
es ist eine ironische Feststellung, und es soll ausgedrückt werden, dass die
Männer sich dem Willen ihrer Frauen beugen („Herren“)
Zapff: es ist
wahrscheinlicher, dass keine Änderung vorgenommen wurde; das Suffix bezieht
sich dann auf die Armen und Hilflosen im Satz vorher
-> die Herren der
Armen sind dann die Sklavenhalter; diese Herren sind dann auch die Ehemänner,
von denen die Frauen genügend Wein fordern
-> Weinpartys sind
teuer, und darunter leiden dann die Armen, die von ihrem Herrn bis zum letzen
ausgesogen werden
V 2: beinhaltet die
Strafansage
Beginnt mit dem Schwur
Gottes (schwa = schwören)
Schawa steht
gewöhnlich im Niffal, meist ist eine Selbstverfluchung dabei, falls der Schwur
gebrochen wird -> unbedingte Selbstverpflichtung
-> vgl. das dtr
Geschichtswerk: im Kontext der Landverheißung gibt es 25 Belege für einen
Schwur Gottes an die Väter (z.B. Dtn 1,8)
-> diese Stelle
gilt aber nicht als Beispiel für die Stelle bei Am (Dtn ist ja eh jünger)
sonst war es so, dass
Am z.B. Dtn 1,8 herangezogen hat -> früher hieß es dann: künftiges Land;
jetzt heißt es: künftiges Gericht
-> der Eid Jahwes
ist jedenfalls die äußerste Form der Selbstfestlegung Gottes: er schwört bei
seiner Heiligkeit: dies steht für sein innerstes Wesen, für Gott selbst
vgl. Jes 6 (auf diese
Stelle geht das Sanctus zurück): Jes 6,5: der Sprecher erkennt seine Sünden
-> auch bei Am: die
Heiligkeit bewirkt ein tremendum faszinosum -> die Unwiderruflichkeit
betrifft nicht das ganze Volk, sondern nur die ausbeuterische Oberschicht
V 2aß: auf die Zukunft
gerichtete Ankündigung; aber: Partizipialform im Hebräischen: die Tage sind
kommend: das unabwendbare Gericht wird gegenwärtig gesetzt -> die Macht
kündigt die Wirklichkeit nicht nur an, sondern setzt sie auch
V 3: Deportation:
evtl. sind damit jetzt auch die Männer angesprochen (sofern sie das vorherige
Gericht überlebt haben)
V 2bα: Epp, 2. Person Plural maskulin ->
ist eine männliche Größe
Umstritten ist in der
Exegese, welches Werkzeug für die Deportation verwendet wird
Zinot = Dornenstachel;
aber auch: Fischerhaken, es könnte aber auch vom Arkadischen zinitu kommen =
Nasenseil
-> Zapff:
vermutlich war es ein Ochsenstachel, um die Tiere in Bewegung zu bekommen
V 2bß: feminines Suffix
2. Person Plural = von eurem Rest
Rest im AT: ist oft
eine symbolische Größe (z.B. bei der Heimkehr von einer Schlacht: wie groß die
Niederlage war, sieht man am Rest der Heimkehrenden)
-> hier: Jahwe wird
tabula rasa machen: es bleibt nicht mal mehr ein kläglicher Rest übrig
das umstrittene
Werkzeug bringt die Grausamkeit der Deportation zum Ausdruck
V 3: die Umstände der
Deportation werden genauer erkennbar
Breshen = gewaltsamer
Ausdruck
-> die Stadt ist
wehrlos und wurde gewaltsam erobert (evtl. Aramäer)
-> erfüllt wurde
diese Ansage dann 722 v.Chr (nach Amos!) als die Syrer Samarien eroberten
-> shalach =
senden, werfen (bei der Belagerung der Stadt wurden die Leichen hinausgeworfen;
vgl. Am 8,3)
-> hier: das Leben
der vornehmen Frauen ist keinen Pfifferling mehr wert
-> bei einer
Belagerung war es üblich, dass die Oberschicht entweder getötet oder deportiert
wurde -> die Frauen wurden dann zu Nebenfrauen und die Männer zu Sklaven
- Hermon = ha herbona
(hebr.): Berg an der Nordgrenze Israels, gehört schon zum Anitlibanon,
dazwischen liegt die Dekaebene
auch in diesem Text
zieht also das soziale Fehlverhalten die Strafe Jahwes nach sich -> hier si
besonders, dass auch die Frauen zur Rechenschaft gezogen werden, da sie sonst
als verantwortliche Personen nicht auftreten (ist aus frauenrechtlichen Gründen
ja eigtl. auch positiv zu sehen)
hier: die Prophetie
setzt das, was geschieht, als Wirklichkeit vorausm es ist keine Umkehr mehr
möglich (vgl. z.B. Jes 6: er sollte das Herz verstocken) -> ein anderes
Prophetieverständnis als z.B. bei Jona (Umkehr ist noch möglich)
Am 7+8: Am tritt als
Fürsprecher auf, trotzdem kommt das Unheil, weil auch die Geduld Jahwes nicht
überstrapazierbar ist (kein kuscheliges Gottesbild): Gott nimmt den Menschen
ernst, auch in seinem Tun
21.12.2004
Rezeption von Am:
2Kor 6,18:
Gottesbezeichnung
Lk 16, 19-31: Arme und
Reiche (beosnders die frage nach dem rechten Umgang mit Geld)
Am 4,1 vgl. mit den
aramäischen Targum: aus den Baschankühen wurden hier keine Frauen gemacht,
sondern Leute, die nicht genug haben können (entw. Regierende (pl.) oder der
König (sing.) -> vgl. Am 4,1-3: maskuline Suffixe und Verbformen
In den Targum heißt
es: ihr, die ihr reich seid an Viehherden damit wir saufen = lasst uns
herrschen -< hier kommt also nichts mit Frauen vor -> ist dann je nach
Gesichtspunkt frauenfreundlich oder -feindlich
Der Text geht mitten
hinein in die Gerichtsprophetie
Er ist gut überliefert
und einfach zu übersetzen
V 5: yoseb =
Partizipialform von Yashab = sitzen; wörtlich: der, der sitzt
-> bezieht sich
vielleicht auf ein Kollektivum, das singulär übersetzt wird: evtl. die
Bewohnerschaft des Sündentals -> der Zepterträger wird auch zerschlagen,
deshalb ist yosheb vielleicht eine singuläre Größe
-> Partizip yosheb=
der Thronende/Herrscher des Sündentals
-> vgl. V 8; die
Botenspruchformel in V 8 ist wohl einNachtrag -> vgl. Am 1,2: nur: der Herr
hat gesprochen
V 11:
Die LXX übersetzt: er
zerstörte die Mutter auf der Erde (= Mutterleib)
-> hebr.: rahamangw
= pl = Erbarmen
-> daraus leitet
sich rehem ab = sing = Mutterschoß
Am 2,7a: merkwürdige
Übersetzung
Hebr.: sh’ab =
schnappen, lechzen
Hier: Partizipialform:
sho’ apim = die schnappen -> wird aber eigtl nicht mit der Präposition beth,
sondern mit einem Akkusativ verwendet
-> es gibt auch den
Begriff hashapim -> shaupim -> shup = zertreten
-> LXX: die ihren
Fuß setzen auf
Am 2,6-16: die
Israel-Strophe ist vom Umfang her die größte -> offensichtlich lag hier ein
besonderer Schwerpunkt
Immer wieder entdeckt
man die Formelhaftigkeit, welche dem Text Struktur verleiht
Elemente:
1. Botenformel (leitet
das Wort gegen das jeweilige Volk ein):
amar jahwe: so spricht
der Herr
-> allgemeiner
Vorgang der Botschaftsübermittlung; vgl. Ri 11,14f. -> es kommt also aus der
Diplomatensprache (ein Bote zum König)
-> hier im AT: die
Botenspruchformel als Legitimierung als Bote Gottes
2. Gestaffelter
Zahlenspruch:
Am 1,6
Parallelismus der
poetischen Satzglieder -> eine Zahl wird im nächsten Vers gesteigert
Am 3-4 ist dafür das
häufigste Beispiel, gibt aber auch noch andere Staffelungen (vgl. Spr
30,15f.18f. Sir26,5)
Der
traditionsgeschichtliche Hintergrund dieser Zahlensprüche: vermutlich eine
mnemotechnische Hilfe im Unterricht in Israel
Es ist auffällig, dass
hier immer nur vier Verbrechen genannt werden
3. Unwiderruflichkeit:
ich nehme (es) nicht
zurück (im Hebr. Gibt es kein direktes Objekt)
-> ist entweder auf
das Wort der Strafansage oder auf die Strafe selbst zu beziehen
-> das macht hier
aber keinen Unterschied, es ist die gleiche Unwiderruflichkeit (Am 7,8; 8,2:
Visionsberichte)
Das klare Nein zu
Beginn von Am lässt auch erst mal erschauern
4. Stets analoge
Konstruktion: ’al = wegen: mit Infinitiv (Nennung des jeweiligen Verbrechens
des Volkes): das vierte Verbrechen ist immer das schlimmste -> es sind so
gut wie immer Kriegsverbrechen (außer Juda-Strophe) ohne genauere historische
Umstände
5. Strafansage
mehr oder weniger
formal
direkte Jahwerede:
Drohung, Feuer zu senden (Eschatologie)
Strafe an politische
Hauptverantwortliche (vgl. Am 3,9-4,3)
Auffällige
Unterschiede zwischen den Strophen:
In den folgenden
Strophen werden die weiteren Folgen des Handelns Jahwes erklärt (Feuer in den
Städten):
Am 1,3-5: Aram-Strophe
Am 1,6-8:
Gaza-/Philister-Strophe
Am 1,13-15:
Amoniter-Strophe (Erwähnung von Kriegsgetöse)
Am 2,1-3: Moab-Strohe
(Erwähnung von Kriegsgetöse)
Abschließende
Botenspruchformel bei allen vier Sprüchen: Jahwe hat gesprochen
Am 1,9f.:
Tyrus-Strophe
Am 1,11f.:
Edom-Strophe
Am 2,4f.: Juda-Strophe
-> die Sprüche
enden mit der Ankündigung des Feuers, die abschließende Botenspruchformel fehlt
aber -> es werden also keine weiteren Folgen angekündigt
es gibt also zwei
Gruppen:
1: folgen werden
angekündigt: Aram, Gaza, Amon, Moab
-> Am 1,3-5
entspricht Am 1,6-8: Vernichtung der Thronenden; Folgen fürs Volk;
->Am 1,13-15
entspricht Am 2,1-3: Kriegslärm und Fürsten
2: es gibt keine
weiteren Folgen: Tyros, Edom, Juda
Am 2,6-16:
Israel-Strophe:
Hier gibt es nur vier
Elemente (statt fünf), außerdem sind sie verändert
Die Botenspruchformel
und der gestaffelte Zahlenspruch sind zwar dabei, aber es gibt auch
Unterschiede:
1.: die
Schuldaufdeckung ist anders formuliert: in vier Perioden wird eine Reihe von
Verbrechen aufgedeckt
-> alle Verbrechen
werden genannt -> Steigerung: alle Verbrechen Israels sind der Erwähnung
wert
2.: die Verbrechen
richten sich nicht gegen die feindlichen Völker (wäre noch einigermaßen
erklärbar), sondern gegen die Angehörigen des eigenen Volkes -> ist ein
schier unfassbares Verbrechen
außerdem weitet sich
der Täterkreis: es geht nicht mehr nur um die politisch Verantwortlichen,
sondern um die Oberschicht, die sich des Verbrechens schuldig macht
Am 2,13-16:
Strafansage Gottes:
umfangreicher und umittelbarer als vorher
Das Gericht besteht
nicht mehr nur aus Feuer, sondern Jahwe lässt den Boden erbeben
Am 2,14-16: alle
Bewohner werden betroffen sein
Am 2,9-12:
geschichtstheologischer Rückblick: einstiges Handeln Jahwes an Israel
- Kontrastierung zum
Verhalten Israels
-> die Sünden
erscheinen noch viel schlimmer
-> das undankbare
Volk steht seinem Gott gegenüber
- das künftige
Gerichtshandeln wird so radikal sein wie das einstige Heilshandeln (vgl. auch
das Gericht der Ammoniter -> so wird er auch mit Israel verfahren)
V 12: nochmaliger
Aufweis der Verbrechen Israels (kommen allerdings recht spät):
- die Naziräer mussten
Wein trinken
- Mundverbot für
Propheten
auch der Abschluss ist
anders: keine Botenspruch- sondern eine Gottesspruchformel (Spruch Jahwes)
Wolff: eine feierliche
Bekräftigung der Gewissheit, dass im Prophetenspruch Jahwe selbst Israel entgegentritt
Sinn der
Gesamtkomposition:
Die Israel-Strophe
stellt einen Höhepunkt dar; die anderen Strophen laufen auf sie zu und sollen
sie vorbereiten -> die besondere Schwere der Verbrechen Israels soll
herausgestellt werden
Dies erklärt auch die
heutige Stellung der Völkersprüche am Anfang des Buches (vgl. auch Jes
1-12: Worte gegen Israel; Jes 13-27: Worte gegen die Völker)
Vgl. Ps 2,9:
ägyptischer Einfluss: wie Krüge werden die Völker zerschmettert Hintergrund: in
Ägypten wurden Feinde auf Steinfiguren oder Krüge geschrieben und diese dann
zerschlagen)
Hier geht es nicht
primär um die Vernichtung der Völker sondern darum, dass Jahwe selbst spricht
und souverän handelt (allerdings ist es ehr unwahrscheinlich, dass die
traditionsgeschichtliche Ableitung von diesen äg. Krügen kommt)- möglich, dass
es etwas mit dem Rahmen des Kultes zu tun hat (Kultprophet: Unheil für andere,
Heil für Israel)
-> wenn, dann wäre
das hier aber verfremdet dargestellt: denn hier mündet alles ein in ein
Gerichtswort gegen Israel
-> aufgrund der
erwähnten Heilstaten hätte Israel eigtl. noch mehr Strafe verdient
die Reihenfolge der
Völker:
Fleischer (und Zapff):
im Sinne einer doppelten geographischen Einkreisung Israels: die Völker
liegen geographisch alle um Israel herum
Tyros- Edom- und
Judaspruch: nachträgliche Einfügungen
Inhaltliche Kriterien:
Die ausführliche
Darstellung der Strafe Jahwes hat psychologische und theologische Dimensionen:
Das Verbrechen von
Tyros: Nichtgedenken des Juda.Bundes
Das Verbrechen von
Edom: ?
Das Verbrechen von
Juda: das Vergehen ist hauptsächlich theologisch beschrieben (keine Kriegsverbrechen
-> deuteronomistisch)
Am 2,3-5: es werden
sogar drei verbrechen genannt, es sind in sich geschlossene Sätze (keine
suffilierten Infinitive) und lasse ein exilisches Cholorit erahnen (586:
Zerstörung durch die Babylonier; vgl. auch Obd 14: Edom-Verbrechen:
Deportierung Israels)
Juda fällt also aus
dem Rahmen -> so bleiben noch vier Völkerworte:
Am 1,3-5: Aram
Am 1, 6-8: Gaza
Am 1,13-15: Amon
Am 2,1-3: Moab
=> jeweils zwei
Worte sind einander zugeordnet:
1,3-5 und 1,6-8
1,13-15 und 2,1-3
Die Zahl der
Völkerworte (+ Israel) = 5
-> vgl. Am 7-9:
Visionszyklus:
-> Am 7,1-3 und
7,4-6 (1. und 2. Vision)
-> Am 7,7-9 und
8,1-3 (3. und 4. Vision)
-> die fünfte
Vision entspricht der Israel-Strophe: auch sie steht isoliert den anderen
vieren gegenüber
Jeremias: weitere
Auffälligkeiten:
- in der ersten
Strophe des Paares werden die Grausamkeiten, welche das Nordreich betrafen,
beschrieben; Am 1,3; 1,13 -> Gilead ist Ostjordanland und damit Nordreich
-> betrifft Israel
- die zweite Strophe
der Paare gilt jeweils Juda; Am 1,6-8; 2,1 -> Edom und Gaza sind Nachbarn
von Juda
- die Aramäer- und
Amoniterstrophe: die dort geschilderten Verbrechen wandten sich gegen Israel
und empörten dieses
-> diese Strophen
gingen wohl noch auf die mündliche Überlieferung des Am zurück und wurden dann
ergänzt durch das Moab- und Gazawort
- Am 7,8+9 entspricht
den Völkersprüchen: 4+1=5
23.12.2004
aus dem 2-er
Völkerpaar entstand dann die 4-34 Gruppe + Israel = 5
Am 2,6-16: 8
Völkerworte
-> in der
nachexilischen Zeit kamen die Tyros-, Edom- und Juda-Strophen mit ihrem
exilischen Cholorit hinzu
- Am 2,6-16
(Israel-Strophe) ist heftig umstritten, ob sie ursprünglich amosische Aussage
war
es gibt zwei Linien:
1. Volkmar Fritz: die
Völkerworte und die Israel-Strophe hatten urspr. nichts miteinander zu tun
-> denn die
Israel-Strophe mit der Schilderung der vier Verbrechen steht im
Gegensatz zu der strengen Form der Völkerworte
-> die Israel-Strophe
wurde nachträglich den Völkerorakeln formal angeglichen -> die heutige
Konzeption entstand mit Israel als Klimax
-> Fritz sieht auch
kein amosiches Wort in den Völkersprüchen -> die Völkerworte sind das
Ergebnis einer nachträglichen Reflexion auf die Assur-Krise (particinium ex
eventum)
-> die Prophetie
also als Reaktion auf die Unterjochung Israels während der Assur-Krise
-> anhand der
geschichtlichen Ereignisse soll die Bestrafung für die Unterjochung aufgewiesen
werden
-> die Theologie hat
auch das Schicksal anderer Völker im Horizont desTun-Ergehens-Zusammenhangs
-> Jahwes Reaktion auf ihr Tun ist die strafe
2. Dietmar
Vieweger/Jeremias/Zapff: Die Aram-Strophe steht in Bezug zur Zeit des Amos!
-> es gibt einen
Zusammenhang zwischen der Worte gegen Aram und Amon: sie sind mit der
Israel-Strophe bereits verbunden
-> die
Israel-Strophe von der Anklage her interpretiert: sie weist 4 der 5 Elemente
der Völkerstrophen auf, modifiziert und vervollständigt sie aber -> deshalb
ist die Israel-Strophe die Klimax des gesamten Zyklus
-> Am bedient sich
also eines Verfremdungseffekts
-> z.b. in der
Aram-Strophe u.a. mit Gerichtsworten: der Hörer erwartet Heil für Israel
-> diese Erwartung
wird aber nicht erfüllt
Die Redaktion des Am
wurde später mit der des Hos zusammengestellt -> vermutlich zur Zeit des
Untergangs des Nordreichs
Die 4+1-Anlage:
Dankreflexion auf die Assur-Krise, aber erst nach der ersten Bearbeitung
Vermutlich
dtr-Beeinflussung: Am 1,3-6 und 2,1-3 -> Untergang des Südreichs: die
Paläste gehen in Flammen auf
Am 2,10-12 gehört
dazu: spezifisch dtr-Propheten-Theologie -> die Propheten warnen das erste
Mal
Am 2,9: umstritten
wegen der Ursprünglichkeit
Jeremias: gehört zum
Grundbestand
Fleischer/Zapff: wegen
des dtr-Kolorit eine Ergänzung; außerdem schließt V 13 nach der Ausschließung
von V 9-12 ganz gut an V 6-8 an
V 9-12: dtn.-dtr.
Theologie mit evtl. Ergänzungen
-< jetzt werden die
früheren Heilstaten Jahwes geschildert, weil vorher Israels Sünden besprochen
wurden
Am 1,3-2,16:
Redaktionsgeschichte: die Worte von Am werden unter einen neuen Situation
betrachtet: Jahwes Wort hat allgemeine Gültigkeit
Am 1,3-5: Wort gegen
Aram
Hauptstadt Damaskus
als Pars Prototo für das ganze Land
Wenn Gaza damit in
Zusammenhang gebracht wird, dann wegen den Philistern
-> die Aramäer und
Philister waren fast von Anfang an die Erzfeinde Israels
-> die Aramäer
geraten in davidische Großherrnschaft und machen Israel zu schaffen
Die Aramäer gingen
v.a. gegen Gilead vor, dessen Besitz nördlich des Jaboks war -> dieses
Gebiet war bekannt für seine Fruchtbarkeit und hatte ein natürliches
Einfallstor für die Aramäer
-> unter König Jehm
wurde Gilead mehr und mehr erobert
V 3: Verbrechen von
Damaskus
Pesha -> pesha(im)
= Sünde
’awon -> avon =
Vergehen, Sünde
hat’a -> hatta =
Sünde, Schuld
bei Am: pesha =
Vergehen gegen die Mitmenschlichkeit; Hass, Zank, Streit
-> es geht immer um
Eigentums- und Personaldelikte
Peshaim ist
Plural (vgl. Seraphim) -> auch im internationalen Berich gibt es ethische
Standarts -> Übersetzung also mit „Rechtsbruch“
Damaskus war evtl. im
4. Jahrtausend v.Chr. eine Karawanenstadt
V 3b: das schlimmste
der vier Verbrechen wird geschildert:
-> Aram hat Gilead
mit Dreschschlitten gedroschen (Dreschschlitten = nach oben gebogenes Brett mit
Eisenschneiden an der Unterseite -> die Tiere gehen beim Dreschen im Kreis
um einen sich verringernden Kornhaufen -> das Korn wird zerschnitten und
kommt auf die Tenne, wo das Spreu vom Weizen getrennt wird ( vg. Jes 41,15f.)
-> übliche Redewendung für kriegerische Erfolge
-> Gilead wird das
Opfer aramäischer Agression -> die Bevölkerung war Freiwild (vgl. 2Kön
10,32; 2Kön 13,3+7)
-> der Hang zur
Agression war bis mind 773 v.Chr. bei Aram zu finden -> sie stocherten v.a.
militärische in Israel (Ost-Jordan-Land) herum
-> die Gegnerschaft
eines starken Aramäerreiches ist also nicht ferne Verkündigung, sondern harte
Realität
V 4: Jahwe vollzieht das Gericht: er kann von
seinem angestammten Platz aus die Geschicke der anderen Völker lenken ->
nicht nur zum Schutz Israels! -> Universalisierung Jahwes (vgl. 1Kön 18,38:
von Jahwe kommt das Feuer -> im Alten Orient brauchte man das Feuer zur
Einnahme oder Zerstörung anderer Städte oder Regierungspaläste -> vgl. der
assyrische Großkönig Salmanasser III: „in seine Paläste warf ich Feuer“ ->
die Paläste galten als Symbol für die Macht einer Stadt)
Hassael und Ben Haddad
war das allgemeine Herrschergeschlecht in Damaskus
-> Hassael starb um
806 v.Chr. -> vgl. EÜ: chronologische Auflistung
V 5aα: Riegel zerbrechen = Eroberung einer
Stadt = Jahwe handelt direkt
-> vermutlich ist
damit die drohendende Assur-Gefahr gemeint
-> die Riegel waren
aus Bronze oder Eisen und damit der empfindlichste Teil einer Befestigung; sie
waren in die Torpfosten eingelassen und damit sehr stabil -> Jahwe kann
keine noch so sichere Befestigung trotzen
V 5aα und 5bß: hilearti = ich haue ab/ ich
fälle
Die Herrscher mit
ihren Örtlichkeiten = Verballhornung, da die Städte „Sündental“ oder
„Lusthausen“ heißen
-> vgl. Am 3,9-15:
Zusammenhang von Unrecht und genießerischer Pracht
Die Beka-Ebene liegt
zwischen dem Libanon und dem Antilibanon
Mit Bet-Eden ist evtl.
Bet-Adini am linken Eufrat-Ufer gemeint, welches 855 v.Chr. an die assyrische
Herrschaft übergegangen war
V 5bß: Exilierung der
Aramäer
Kir -> unsicher, wo
dies liegt
Vgl. Am 9,7: die
Aramäer kamen von da, werden nun also wieder zurückgeführt und ihre Geschichte
damit definitiv beendet -> vgl. Hos 8,13: Israel muss an seinen einstigen
Ausgangspunkt Ägypten zurück
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