Monday, 29 April 2013

Exegese AT, Gen 1-11, SS 05 Vorlesung



Exegese AT, Gen 1-11, SS 05

0              Einleitung              2
1              Die Urgeschichte Gen 1-11 im Pentateuch in ihrer kanonischen Gestalt: Ein Überblick              2
1.1 Inhaltlicher Überblick der Urgeschichte              2
1.2 Das Problem des Umfanges der Urgeschichte und ihrer Beziehung zu den Vätererzählungen              3
1.3 Zur Gliederung der Urgeschichte              4
1.4 Die Urgeschichte im Kontext des Pentateuch              4
2              Literarkritische „Stolpersteine“ – von der Synchronie zur Diachronie der Urgeschichte              5
2.1 Ein forschungsgeschichtlicher Überblick: Die Urgeschichte im Kontext der neuzeitlichen Pentateuchexegese              5
2.2 Priesterschriftliche Texte in der Urgeschichte              7
2.2.1 Der Umfang der priesterschriftlichen Urgeschichte              7
2.2.2 Zum Aufbau und Theologie der Priesterschrift in der Urgeschichte              7
2.2.3 Zur Bedeutung der priesterschriftlichen Urgeschichte für die priesterschriftliche Geschichtstheologie              8
2.3 Die vorpriesterliche Urgeschichte – der sogenannte Jahwist              8
2.3.1 Der Umfang der vorpriesterlichen Urgeschichte und die Frage nach einer übergreifenden Komposition              8
2.3.2 Das Problem der Entstehung und Komposition der vorpriesterlichen Urgeschichte              9
2.3.3 Zur Theologie der vorpriesterlichen Urgeschichte              9
3              Zum religionsgeschichtlichen Hintergrund der Urgeschichte              10
3.1 Der babylonische Atramhasis-Mythos              10
3.2 Weitere auffällige Entsprechungen zwischen der biblischen Urgeschichte und den altorientalischen Mythologien zur Urzeit              10
4              Exegese ausgewählter Texte aus Gen 1-11              10
4.1 Der priesterliche Schöpfungsbericht Gen 1,1-2,4a              10
4.1.1 Übersetzung (siehe Blatt)              10
4.1.2 Textkritik              10
4.1.3 Abgrenzung, Form und Struktur              11
4.1.4 Das Problem der literarischen Einheitlichkeit von Gen 1,1-2,4a              11
4.1.5 Zum traditionsgeschichtlichen Hintergrund von Gen 1,1-2,4a              12
4.1.6 Erklärungs- und Lösungsmöglichkeiten der inhaltlichen Spannungen in Gen 1,1-2,4a              12
4.1.7 Einzelexegese von Gen 1,1-2,4a              13
4.1.8 Zur Rezeptionsgeschichte von Gen 1,1-2,4a.              23
4.2 Die nichtpriesterliche Schöpfungs- und Paradieseserzählung Gen 2,4b-3,24              24
4.2.1 Übersetzung              24
4.2.2 Abgrenzung und Form              24
4.2.3 Inhaltliche Ungereimtheiten und Stolpersteine in Gen 2,4b-3,24              25
4.2.4. Modelle zur Entstehung von Gen 2,4b-3,24              25
4.2.5 Gliederung              27
4.2.6. Einzelexegese              27
4.2.6.1 Die Erschaffung des Menschen: Gen 2,4b-7              27
4.2.6.2 Der Paradiesesgarten und seine Geographie: Gen 2,8-14              29
4.2.6.3 Der Mensch im Paradiesesgarten: Gen 2,15-25              30


Wichtig ist unser Text, warum Israel und welche Rolle es in der Welt hat, denn Israel wurde aus der Welt heraus berufen. Das ist eine wichtige Funktion der Urgeschichte. Und aus diesem Text ist der Schöpfer ins Glaubensbekenntnis eingeflossen, nicht die Erwählung des Gottesvolkes.
es geht um Wesen, Sinn und Ziel des Menschen, besonders Sündenfall, ab Gen 2, 4b.

Literaturliste:
vorausgesetzt für Prüfung ist die Lektüre zweier Kommentare:
       Lothar Ruppert in Forschungen zur Bibel einfach und ohne Hebräisch.
       Klaus Westermann, sehr dick, und auch:
       Horst Seebaß, schwer zu lesen. Die anderen sind zu mager, reichen nicht für Prüfung.

0       Einleitung

12.04.05
Allgemeines zur Urgeschichte: (10 min fehlen)
-         im Glaubensbekenntnis: Gott als Schöpfer (des Himmels und der Erde)
-         Joh 1,1 Gen 1,1: Im Anfang   εν αρχη; Schöpfung + Logos werden miteinander verbunden (NT)
-         Gleiches Glaubensdokument von Juden und Christen: Gott als Schöpfer der Welt
-         Zweimalige Erzählung von der Erschaffung des M: 1,26-31 + 2,7
-         2,4b-3,24: Frage nach Urstand der Beziehung zwischen Mensch und Gott; Sündenfall (Theologie- und Dogmengeschichte); vgl. Röm 5; Erbsündenlehre (Auseinandersetzung mit der Reformation)
-         vgl. Apg 2,1-12 zum Turmbau

1       Die Urgeschichte Gen 1-11 im Pentateuch in ihrer kanonischen Gestalt: Ein Überblick

1.1 Inhaltlicher Überblick der Urgeschichte


Kanonisch: Text, so wie er heute vorliegt; Rolf Rendtorff erzählt nach

- Beginn: Toledot (erster Schöpfungsbericht): Beginn der Geschichte Gottes mit den Menschen, Ziel: Segnen + heiligen; 6. Tag: Mensch, dann Ruhetag
- Zweiter Schöpfungsbericht: 2,4b-25; Unterschied: v. a. der M steht im Mittelpunkt (Beziehung des M zur Welt): erst wird M geschaffen, dann die Tiere (erst Frau ist ebenbürtiger Begleiter); bis 2,22 ist Gott das handelnde Subjekt, dann der M
- Sündenfall: M jetzt selbstverantwortlich, werden vertrieben + müssen die Freiheit selber leben; Mann herrscht ab jetzt über die Frau (war also nicht ursprünglich, sondern Folge des Sündenfalls) → Entfremdung der Geschlechter
- Steigerung gegenüber Sündenfall im Brudermord sowohl in Handlung als auch in Reaktion Jahwes: 4,1-16 Mord statt verbotener Frucht; Gott verjagt Kain + setzt Gewalt eine Grenze 4,15 (Kainszeichen)
- 4,17-24: eigentlich erster Stammbaum: darin: technische & kulturelle Errungenschaften der M. z. B. Zither- und Flötenspieler → positiver Zug/Entwicklung (vgl. 4,17.20)
- Steigerung in V23: Rachsucht Lamechs
- 4,25ff. Beginn religiösen Kultes: V26 Gott wird angerufen
- 5,1-32: Toledot; entstprechend Entstehung von Himmel und Erde, jetzt aber der Menschen: er reicht bis Noach, der 500 Jahre alt drei Söhne hatte. Set war der Ersatz von Abel, er wird berücksichtigt. Auffallend hohe Lebensdaten: Metuschelach: 969. Die Söhne sind immer Folgen des Segen Gottes: vermehrt euch und seid fruchtbar.
- 6,1-4 folgt Erzählung mit mythischem Hintergrund. Es geht um Beziehung von Gottessöhnen mit Menschentöchtern. Daraufhin beschränkt Gott das Alter der M auf 120 Jahre. Der Mensch hat wieder Grenze überschritten V5. Jahwe bereut, den Menschen geschaffen zu haben: Gen 6,6. So beschließt Jahwe, alle Menschen zu vernichten und alle Lebewesen auch (da Tiere auf M hin geschaffen 6,13 vgl. 2,18ff.), Ausgenommen ist Noach und Söhne 6,8f. → Gnadenhaftigkeit (sola gratia ex. im AT nicht; ist immer verbunden mit dem Handeln des M)
- Arche ein Mikrokosmos mitten im Chaos → Gegenerzählung zur Schöpfungsgeschichte (hell+dunkel, Tag+Nacht bleibt). Gen 7, 11-24: Flut. Die Schöpfung wird wie in Gen 1,1 wüst und Chaos
- Bestand wird zugesichert (8,22)
- 9,1ff nachsintflutliche Welt; Noach wird von Gott gesegnet, und er soll wieder fruchtbar sein und sich vermehren, also Gottes Segen liegt auf der Welt. Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist anders. M ißt jetzt Fleisch 9,3 (kein Blut, kein M)
-  Bund mit Noach ist ohne Vorbedingung. Gott garantiert noch mal den Bestand des Lebens, so der Regenbogen. Er ist Zeichen für Bund.
- 9,18f Toledot
- 9, 20-29 Entehrung Noachs. Der Sohn wird vom Vater verflucht. Die anderen Söhne sind gesegnet, weil sie den Vater ehren. Also jetzt ist auch gestört: Verhältnis Eltern und Kinder. Also: Gott und Mensch, gleiche Geschlechter, Geschwister; alles ist gestört.
- Noach nimmt Gottes Stelle ein, weil er Sohn verflucht, so wie Gott den Kain verflucht hat. Und Noach segnet auch die anderen Söhne. So gilt jetzt die Beziehung zu Jahwe nur noch für die Semiten, Israel wird noch nicht genannt.
- 10,1-32 Toledot: Entstehung der Völker. Jedes Volk hat Stammvater. Es geht nicht um Einzelpersönlichkeiten. Ähnlich wie 5,1 hat dieser Stammbaum auch wieder den Segen und zwar den Segen des Noach. Ab V21 geht es wieder um den Stammbaum einer Linie. (Israel in gesamter Urgeschichte nicht erwähnt; kein Stammvater + kein Gebiet; kommt erst in Vätererzählungen)
- 11,1-9 Turmbau (Spannung: 11,1 spricht von allen M → einem Volk, die aber davor schon aufgeteilt wurden → zerstreut waren); 10,31 Sprachenvielfalt; Turmbaugeschichte ist wieder Auflehnung der Menschheit gegen Jahwe. Der Blick wird nun auf die ganze Welt, alle Völker ausgeweitet, die Völker verstehen sich nicht; sich einen Namen machen Hochmut
- 11,10: Toledot. Der Stammbaum läuft auf Terrach zu, der Abram zeugte. In V31 will Terrach nach Kanaan ziehen. Aber sie kamen nicht weit. Erst Abram kam dann von Haram nach Kanaan. Ende.
- Urgeschichte = Vorgeschichte der Patriarchenerzählung → Vorgeschichte Israels
14.04.05
- Zwei Hauptthemen sind im Vordergrund:
- immer neue Zuwendung und Güte Gottes.
- Zwiespältigkeit menschlichen Da-Seins (kulturelle Erfolge + Schuld → Entfremdung von Gott +      untereinander)
→ realistischer Blick auf G + M

1.2 Das Problem des Umfanges der Urgeschichte und ihrer Beziehung zu den Vätererzählungen


- grob: 1-11 (dann Berufung Abrahams: nicht mehr ganze Menschheit, sond. eine Person)
- exakt schwierig: 12,1ff eindeutig zu Vätererzählung; 11,26; 11,32; 12,9 verschiedene Meinungen; fließender Übergang! Dadurch wird die Urgeschichte an die Vätergeschichte herangerückt. Patriarchenerzählung entwickelt sich aus ihr (→ = Vorgeschichte!!)
- Rad: vor Abraham war Schuld des Menschen, nach Abraham kommt der Segen Jahwes; lawinenartiges Anwachsen von Schuld → Berufung Abrahams → Segen JHWHs wird betont (12,2f: sehr oft „segnen“; Urgeschichte = Negativfolie der Vätererzählung; Ungehorsam/Fluch – Gehorsam/Segen)
- Baumgart anders (nicht Zapff!!): Urgeschichte endet in 9,29 (vgl. 5,32; 7,6); bis dahin Einzelpersonen, dann Völkertafel → kollektive Größen; wichtige Themen + Leitworte enden hier (Konflikt unter Brüdern, Umgang mit Nacktheit + Blöße des M, Umgang mit Tieren 9,17, Garantieerklärungen für Bestand der Erde durch G: 9,7 letzter Segen Gottes); Gen 10f als direkte Vorgeschichte der Vätererzählungen → Brücke/Übergang; er vergleicht 1-9 mit 10ff.: ab 10 politisch/geographisch gegliederter Raum (vorher keine Ortsbezeichnungen);
12,1ff setzt 10/11 voraus: JHWH als „Gott Sems“ in 9,26; Reihenfolge in den Stammbäumen erstaunt: Sem als Erstgeborener zum Schluß (in 10,1-31), 10,21ff. ist unvollständig (Pelek’s Kinder fehlen), Sem erneut in 11,10ff. (vollständiger Stammbaum) → Augenmerk soll auf Abraham fokussiert werden; 12,1ff. taucht der Titel „Volk“ auf (in Stammbäumen nicht): Dieses Volk geht auf Abraham zurück, der in ein bestimmtes Land ziehen soll, um ein Volk zu gründen (Volk + Land = Verbindung von Kap 10 und 12; 10,25 noch kein Territorium); Gen 11,1-9 = Kontrastfolie zu Abraham. Abram bricht von Osten nach Westen auf. (von Jahwe motiviert), Kap 11: das Volk geht von sich aus von Osten weg, 11,6: wir wollen ein Volk bleiben. Dagegen soll Abram ein großes Volk werden, beim Turmbau will man sich selbst einen Namen machen, Abram dagegen wird ein Name von Gott her verheißen. Das Vorhaben von Babel scheitert, Abrams Vorhaben dagegen gelingt. (Ost-West-Bewegung: Vertreibung aus Paradiesgarten, der im Osten lag)
→ Israel kommt erst als Spätling zur Existenz (geht ganz auf die Initiative Gottes zurück, der Abraham beruft), vgl. 10,30: Volk ohne Land
Spannung wird schon in 10,15ff. für Vätererzählung aufgebaut: Kanaan ist schon besiedelt → komplexe Kompositionsstruktur (Völkertafel auf 12ff hin komponiert)
19.04.05
10f steht in kompositionellem + theologischem Zshg. zum Nachfolgenden
nach Baumgart in 9,29 mit Tod des Noach Ende der Urgeschichte, Zapff verneint, aber jedenfalls mit 10 neuer Abschnitt (10 lehnt sich zwar an Stammbäume an, ist aber nicht genealogisch sondern Völkerentstehung; ABER: 11,10-27 Stammbaum Sem’s ist ähnlich 5,1-32 → dieselbe Struktur, geht um Einzelpersonen, Abfolge von Altersangabe, Zeugungsangabe,... vgl. 11,10f mit 5,6f; für Nachkommen Sem’s ex. kein Territoriumsbezug; → Verbindung/Kontinuität von 11 zur Urgeschichte) → kein absoluter Schnitt bei 9,29
=> 10+11 gehören noch zur Urgeschichte, sind Verbindung + Voraussetzung zu Vätererzählungen → radikale Trennung zw. beiden ist nicht mgl.; Urgeschichte bis 11,32

1.3 Zur Gliederung der Urgeschichte

- noch synchron; versch. Modelle mit geringfügigen Unterschieden (traditionell): nach Scharbert (NEB):
Geschichte der Menschheit von Erschaffung bis Sintflut: 1-5
Sintflut: 6,1-9,17
Menschheit nach Noach bis Ansiedlung Abrahams: 9,18-11,32
(ähnl. Ruppert, nur Ende in 11,26); Soggin: 2-fach Gliederung: 1,1-6,4 (vor der Sintflut), 6,5-11,32 (nach der Sintflut); allen gemeinsam: Sintfluterzählung = entscheidende Zäsur
- Baumgart: 3-Teilung (er liest synchron → achtet auf Struktursignale): 1,1-23 erster Schöpfungsbericht, 2,4-4,26 Erschaffung des M ff, 5,1-9,29 adamitischer Toledot – Tod des Noach
Kriterien dafür:
a) jeder Abschnitt ist ein Handlungszusammenhang
b) je eine Toledotangabe trennt die drei Teile: 2,4a + 5,1-32
c) alle drei Teile präsentieren eine je eigene erzählte Zeit
d) jeder hat eigenen Raum, Schauplatz
e) alle Teile haben verschiedene Hauptakteure
f) alle Teile enden auf nicht unähnliche Weise
- Erklärung dazu: 2,4 ist erste Toledotformel („Das ist die Entstehungsgeschichte von...“), 5,1 zweite → jeweils Überleitung und Abschluß; 1,1-2,3: Gott als Hauptakteur/Ort: gesamte Welt (Einheit des Raumes: Himmel + Erde), 2,4-4,36: unklarer: G + M und Kain + Adam/Schauplatz: Erdboden (Feld, Garten → lokale Eingrenzung); 5,1-9,29: Noach/Handlungsort: weite Räume der gesamten Welt (Himmel, Erde, Meer, Berggipfel + konkrete Örtlichkeiten: Arche, Zelt, Bergwelt → Mikrokosmen)
- Urteil Zapff: Eindruck, daß Wunsch = V.d.G. + Tendenz zur Beliebigkeit: Akteur + Ort sind als Kriterien für die Gliederung auszuscheiden (2. Teil: 4 Akteure, also keine Einheit; ist auch nicht direkte Fortsetzung vom ersten Teil); 2,4ff. = Explikation von 1,1-24
- Zapff gliedert:
1. 1,1-5,32 von der Welterschaffung bis zur Sintflut
2. 6,1-9,28 Sintflut
3. 10+11 nach der Sintflut (bis 11,32)

1.4 Die Urgeschichte im Kontext des Pentateuch

- Welche Beziehung hat die Urgeschichte zum ganzen Pentateuch (=Ursprungserzählung Israels)? Welche Rolle spielt sie innerhalb des Pentateuch/der Tora/darüber hinaus?
- ab Abr. wird das Besondere Israels im Unterschied zum Rest der Welt betont; → Urgeschichte = Allgemeines, das die gesamte Menschheit auszeichnet (12f condition israelitica – Jahwes Mühen um sein Volk); 1-11 conditio humana (Bemühen Gottes um Spezie Mensch)
- Westermann (BKAT): Urgeschichte hat viele altorientalische Parallelen (v.a. Schöpfungsmythen,  Sintfluterzählungen, z. B. im babylonischen Gilgamesch-Epos) → traditionsgeschichtliche Vorgaben bei Urgeschichte, Vätererzählungen haben keine religionsgeschichtliche Parallelen (nirgendwo sonst wir ein Mann von Gott gerufen, in ein anderes Land zu gehen); allg. Menschliches wird mit der Besonderheit Israels verbunden; literarische Klammer zw. beiden Teilen ist der Gottesname: in Urgeschichte und in der Partikulargeschichte Israels ist derselbe Gott am Werk → Israels Gott ist der Gott der ganzen Menschheit (dagegen: Dtn 32,8 → Vorstellung von Göttersöhnen klingt an); und die Toledots: = Gerüste für die eingebauten Erzählungen (zw. Gen 2,4a – Mose in Dtn 34,9)
- G. v. Rad: ??beide Teile in Sinn von Gegensatz??; Höhepunkt scheint vor der Sintflut bei lawinenartigem Anwachsen der Schuld erreicht zu sein; → zu einseitig, wenn UG nur Negativfolie + Kontrastgeschichte (ex. Kultur + Anlage zur Fruchtbarkeit + Segen Gottes auch vor der Sintflut)
- Geschichte Gottes mit Israel hat Bed. für die gesamte Menschheit, weil Heilsgeschichte mit Israel eingebettet ist in Geschichte Gottes mit der ganzen Menschheit, Geschichte Israels ist die Fortsetzung der Geschichte Gottes mit der Welt
- Sebass: Gen 37-50 (Josefsgeschichte): in Josef erfüllt sich ein Stück weit die Verheißung Gottes an Abraham (vgl. 12,2): Josef wird für die Ägypter zum Segen → 12-37 wird von zwei universalistisch orientierten Abschnitten umschlossen (durch Israel will Jahwe Segen über die Völker bringen)
- Ruppert: ∂ Beziehung zwischen Eden und das an Abraham verheißene Land: schwacher Abglanz des Gartens → am Ende des Pentateuch hat Teil der Menschheit ein neues Eden
=> Partikulargeschichte Gottes mit Israel hat Universalbedeutung

2       Literarkritische „Stolpersteine“ – von der Synchronie zur Diachronie der Urgeschichte

2.1 Ein forschungsgeschichtlicher Überblick: Die Urgeschichte im Kontext der neuzeitlichen Pentateuchexegese

- ∂ Stolpersteine: Wechsel des Gottesnamen (1,1-2,4a: Gott = Elohim (Ü=Gott); 2,4b-3,24: Gott = JHWH-Elohim (Ü = κυριος ο θεος – Gott der Herr/Herrgott)); erster Schöpfungsbericht setzt Wasserwüste voraus (babyl. Schöpfungsmythen), zweiter trockenes Land (lokale Gegebenheiten Palästinas spielen Rolle); umgekehrte Reihenfolge der Schöpfungswerke: im zweiten zuerst der M + Anlegung eines Gartens auf den M hin; 6,1-4: G begrenzt Lebenszeit der Menschen auf 120 Jahre → 6,11: Noach über 600/9,29: + weitere 350 Jahre = starb mit 950 → Widerspruch zu 6,1-4
- Witter (1711) fiel der Wechsel der Gottesnamen auf; 1735 von Astruc bestätigt → Unterscheidung von jahwistischer und elohistischer Quelle
- Wellhausen: Vierquellentheorie: Jahwist, Elohist, Priesterschrift, und Dtn (= literarische Textgruppen). In UG nur PS und J (= vorpriesterliche oder nichtpriesterliche Schrift = VPS = NPS), PS = jüngere Schicht
- Zur PS: literarischer Charakter: ist eine durchgängige Schicht (mindestens bis Sinaigeschehen nach Zenger); ursprgl. Charakter?: 3 Theorien:
→ Wellhausen: ∂ eigenständige Quellen



PS



NPS



                                +                             = Gen 1-11




Argumente: Aufeinanderfolge von 1. + 2. Schöpfungsbericht & Altersunterschied (6,1-4.11); in sich geschlossene Darstellung von PS (kann ohne NPS ex.); ABER: 6-9 nur eine Fluterzählung (Verbindung/Verknüpfung von beiden Schichten) → können nicht getrennt werden (sonst keine einheitliche Erzählung); Zeitangaben in 7,12.17.24 passen nicht zusammen
(ALSO: PS und NPS waren ursprünglich eigenständige Quellen)
21.04.05
Rendtorff: PS keine eigenständige Quelle, sondern Redaktion einer schon vorliegenden nichtpriesterlichen Schrift (→ redaktionelle Bearbeitung); ABER: hätte merken müssen, daß Chronologie falsch ist = Redaktionsmodell
Blum: Kombination aus beiden: weder Quelle noch Redaktion sondern Komposition: PS habe vorhandene Vorlagen eingearbeitet + verknüpft

                              
                               ←
                              
                               ←
                              
                               ←


ABER: ∂ Doppelungen: Ex 17,1b-7 + Num 20,1-13 (Wasserwunder) = Dubletten mit jeweils eigenen Akzenten (→ Fortschreibung komisch, weil dann Bearbeitung von PS); Wiedersprüche (z. B. Alter des Noach) hätten bemerkt werden müssen (ist nicht ersichtlich, warum die Redaktion das tut)
=> Zapff für Wellhausen             
- Zenger (Gottes Bogen in den Wolken, 1983): PS-Texte lassen die Intention nur dann erkennen, wenn losgelöst vom Rest + zusammen gelesen (z. B. Ex 7,1-11,10 Plagen; ähnl. Gen); → sukzessive Offb Gottes in PS (UG, VE, Mose: erkennbar am Gottesnamen: von Elohim über El-Schaddai zu JHWH in Ex 6,3) läßt sich nur feststellen, wenn PS herausgelöst von NPS → PS eher eigenständige Erzählung/Werk
- Zu NPS: (=J; Herr/Gott der Herr)
→ Wellhausen: J = älteste Schicht im Pentateuch (beginnt in Gen 20), meist via negativa erschlossen, aber trotzdem literarische Unstimmigkeiten → NPS in sich nicht einheitlich: Gen 2,4b-3,24 inhaltliche Ungereimtheiten, die sich nicht auflösen lassen: Gen 2,9: 2 Bäume, spielen aber darauf keine Rolle mehr, 2,17 nur noch einer; 3,2 ähnl. → Eindruck: Verbot bezieht sich nur auf 1, aber 3,22!; 3,23/24 Doppelung; Adam als M (nicht als Mann erschaffen) → wird von Begrifflichkeit zum Namen (wird erst Mann, als Eva erschaffen); versch. Gottesbezeichnungen auch in NPS (Schlange spricht nur von Jahwe, nicht Jahwe-Elohim); Gen 2-3 vermischt mehrere Themen: Erschaffung des M, Sündenfall, Schlange + G, ... → ungewöhnlich, da hebräische Erzählweise normal nur 1 Thema (wie z. B. Kain + Abel); Schöpfungserzählung kann unabhängig gelesen werden, Paradieserzählung dagegen setzt Schöpfungserzählung voraus; Wellhausen: einige Teile wissen von Sintflut nichts (4,16-20; 11,1-9 → knüpft offenbar direkt an Vertreibung aus Paradies an); Sintflut dagegen setzt 2f. voraus (vgl. 6,5-8); FRAGE: Sintflut später eingefügt?
- Versch. Lösungsansätze:
→ Eisfeld/Forer: J hat verschiedene Schichten (v.a. Laienquelle + Jahwist) = Neueste Urkundenhypothese



J2



J1



                                +    



→ Ruppert/Sebass: Bearbeitung der Vorlage (Jahwist) durch Redaktor (Jehowist) (nicht nur als Ergänzer, sond. fügte auch eigenständige Quellen unter Bearbeitung in seinem Sinn ein)



J

                                           ←

                          +             



auch der Jahwist hätte schon vorgefundene Erzählungen aufgegriffen + interpretiert → erste Komposition (also weniger eigenständiger Autor als Sammler + Komponist)
ähnl. Westermann und Schmid; beide Wege bis jetzt Literarkritik
[Exkurs: Traditionsgeschichte: welche Motive/Traditionen liegen einem Text zugrunde; Überlieferungsgeschichte: welche mdl. Vorlagen gibt es? (=Textveränderung durch mdl. Weitergabe)]
∂ keine endgültige Lösung, nur Einigkeit in Grundzügen
26.04.05
Blum: ∂ keine vorpriesterliche Quellenschrift, sonder ursprgl. eigenständige Erzählkränze wurden miteinander verbunden (ähnl. Ruppert):
Ruppert:

E3

E2

E1





                       JG

                                                                                                       In Jahwistische Grundschrift eingeflossen


E4

E5




                         JE
Jehovist hat JG unter best. Gesichtspunkten
                                                                                                       überarbeitet


Blum:

E3

E2

E1




AEK                     JEK

                                                                                           Abrahams- + Jakobserzählkreis zusammengefügt


E4

                                                                                                       + Urgeschichte später angefügt

VG       + AEK     JEK





Beiden gemeinsam: ursprgl. ∂ unterschiedliche Erzählkränze, die durch einen Redaktor zusammenfügt wurden (Zapff eher für Ruppert: Urgeschichte von vornherein als Vorgeschichte der VE + Kontrastfolie zu VE konzipiert (Urgeschichte war von Anfang an Teil der nichtpriesterlichen Schrift)
- Die drei Modell müssen sich nicht ausschließen (können sich ergänzen)
=> ∂ nichtpriesterliche Grundschrift. Diese wurde ergänzt und theologisiert.

2.2  Priesterschriftliche Texte in der Urgeschichte

2.2.1 Der Umfang der priesterschriftlichen Urgeschichte

vgl. Blatt 8a (Zenger + Kratz)
- Schema der Stammbäume in PS: Lebensalter + Erstgeborene, Lebensalter + weitere Nachkommen, Summer der Lebenszeit + Tod
- In Völkertafel liegt jedenfalls eigene Überlieferung (älteres Material) zugrunde + wurde in den Zshg. eingefügt + in Toledot-Form umgeschrieben
- Problem: wenn Gen 10 herausgenommen, wird die Ordnung der Stammbäume gestört: ∂ je 5 in UG + VE: 1,1-2,4a; 5,1-32; 6-9; 10; 11,10-26 & 11,27-32; 25,12-17; 25,19-35,29; 36; 37,2-49,33  → planvoller Aufbau der PS

2.2.2 Zum Aufbau und Theologie der Priesterschrift in der Urgeschichte

- Zshg. zw. Gen 1,1 und Ex 1,7 durch Toledotformeln (Gen 37,2 werden letzte Mal Väter genannt); ähnl. Ex 1,13-Dtn 34,9 (Geburt-Tod Mose) → grundsätzliche Zweiteilung der PS
- Struktur Urgeschichte: der Schöpfungsbericht und die priesterliche Fluterzählung sind die zwei narrativen Texte, Rest sind Toledots → Zweiteilung (jeweils ohne J):
- Schöpfung bis Noach: 1,1-5,32 (Wasser kommt und geht); Flut bis Terach: 6-11,26
- Toledotformeln in 2,4a (Unterschrift) und 5,1 (Überschrift) grenzen ab + binden die Geschichte menschlichen Lebens an die Schöpfung von Himmel und Erde (Schöpfung ist mit Geschichte des menschlichen Lebens verbunden)
- In 5 10-gliedrige Toledot: Leben-Zeugen-Sterben; theologische Aussage vom „Segen“ wird ausgehend von 1,1-2,4a entfaltet (v.a. 1,28)
- Gottebenbildlichkeit: 5,3 + 1,26f: Was also für alle Menschen am Beginn galt, das gilt für das Leben Adams.
- ....   ?  (1 Aspekt fehlt) sth.: auch nach der Sintflut geht das Leben mit Zeugung Leben und Tod weiter, nur Leben verkürzt
- Nach der Flut abermals Schöpfungssegen: 9,1 (analog zum ersten 1,28, mittels Toledot): Völker breiten sich jetzt über die ganze Erde aus; zeitl. Rückverweise: vgl. 9,28; 10,32; 11,10  „nach der Flut“
- 10 ist Erfüllung von 9,1-3 (Inbesitznahme der Erde durch den M) → 10,32; nur Israel wird nicht erwähnt
- Semitengenealogie 11,10-26; mehrfache Fkt.: a) 5 parallele .... : Strom des Lebens fließt trotz der Flut weiter, b) PS siedelt Abraham noch in der Urzeit an (vgl. Lohfink: aufgrund der Lebensdaten, sind Abrahams Vorfahren bei dessen Geburt dabei (10 Generationen zw. Noach + Abraham)) → 1,1-11,26: priesterschriftliche UG
[WICHTIG: 5 Toledot, 2-Teiligkeit, verbindende Elemente: Segen, Antipoten: Stabilisierung der Welt, Flut, wieder Stabilisierung)

2.2.3 Zur Bedeutung der priesterschriftlichen Urgeschichte für die priesterschriftliche Geschichtstheologie

(nach Zenger: Gottes Bogen in den Wolken)
- Entstehung in der exilisch/nachexilischen Zeit
- Theologische Anliegen: Eroberung Jerusalems/Zerstörung des Tempels 586 v. Chr: Grundlagend er vorexilischen Religion sind vernichtet → durch Desorientierung sucht PS nach Fundamenten, die durch die Katastrophe nicht zerstört werden konnten (vgl. Beschneidung, Sabbat → Identifikationsgrößen im Exil, gehen auch ohne Tempel → Stabilisierung)
- Die vorstaatliche Gründungsgeschichte Israels eignet sich dafür am besten: es können leicht Parallelen zu Gegenwart gezogen werden → Daseinslegitimation des bedeutungslos gewordenen Jahwevolkes (vgl. Gen 17: Jahwe schließt Bund mit dem staatenlosen Stammvater)
- PS kennt keinen Bund am Sinai → ∂ reine Heilsbünde ohne Bedingung (Noach + Abraham), Gen 17 baut auf Gen 9 auf (Dtn dagegen hat Mose als Hauptakteur, kennt dritten Bund)
- Gründungsfigur in PS = Abraham (Adam + Noach als Stammväter einer neuen Menschheit, Abraham als Stammvater Israels; alle drei erhalten den Segen Gottes) = Entfaltung der Urgeschichte (kein Gegenentwurf) → Israels Geschichte = konstitutive Zeit der Geschichte von Himmel + Erde → auf Leben, nicht auf Tod, hin ausgesagt
- Hermeneutischer Schlüssel für die Geschichtstheologie nach Zenger:
→ ∂ semantische + inhaltliche Bezüge zwischen UG + Exodusgeschehen: 7 Schöpfungstage (1,1-2,4a) + 7 Plagen (Deutung: Gott ist dem Chaos überlegen + den ägyptischen Gottheiten/dem Pharao, beide Kämpfe entscheidet Gott für sich); Wasser der Flut (Berge/Lebewesen bzw. Streitmächte werden bedeckt) Gen 7,19 + Ex 14,28, „spalten“ in beiden Erzählungen (Gen 7,11 + Ex   ; bedeutet Rettung und Untergang) → Ambivalenz des Eingreifens Gottes für seine Schöpfung → Heilswirken Gottes ist in der Schöpfung grundgelegt; Wüstenwanderung/Mannaerzählung (die chronologische Anordung ist auf 7-tägigen Schöpfungszyklus bezogen: Ex 16,22.27 – 6 Arbeitstage + ein besonderer siebter Tag, weder in VE noch Ex war davon die Rede), vgl. Gen 1,1-2,4a: 6 Arbeitstage + ein Ruhetag; Stichwortanbindung: Ex 16,15 „übergeben“ vgl. Gen 1,29ff; Ex 19,1-39,43 wird der Sinn des Sabbat erklärt (Ex 24,26b; 25,8.9, vgl. Gen 2,3): Israel soll am siebten Tag kreativ werden im Auftrag Jahwes, damit er gegenwärtig werden kann → soll ihm eine Wohnung/Zelt bauen (weitere Stichwortverbindung: „Arbeit“ in Ex 39,43 + Gen 2,2; „heilig“ Ex 39,41 + Gen 2,3)
28.04.05
Ex 40,17-Lev 9,24 → 7-Tage-Schema + Neujahrschronologie der Fluterzählung (VPS: Flut = 1 Jahr: Gen 8,13, vgl. Ex 40,17: Aufstellen der Wohnstätte an Neujahr → neue Ära beginnt, vgl. Mythen im Vorderen Orient) → Schöpfergott tritt seine Weltherrschaft definitiv an (nach Flut + ägyptischen Plagen); Arche (=Mikrokosmos) 10x so lang, wie Holzbau des Heiligtums (= Ausgangspunkt des Kosmos gegenüber dem Chaos)
=> Bogen von Schöpfungsgeschichte zum Exodus. Immer ist das Chaos durch Jahwe überwunden worden.  Ziel ist das Heiligtum. Aus ihm kommt der Segen.
WICHTIGe Punkte in PS: Überwindung der Flut/des Chaos; 7-Tage-Schema; Motiv der Arche im Heiligtum

2.3 Die vorpriesterliche Urgeschichte – der sogenannte Jahwist

2.3.1 Der Umfang der vorpriesterlichen Urgeschichte und die Frage nach einer übergreifenden Komposition

- Gen 1-11 – Ps = VPS = J:
1.    Schöpfung und Fall des Menschen: 2,4b-3,24
2.    Kain und Abel + kulturelle Entwicklung der M-heit: 4
3.    Fluterzählung: 6-8
4.    Noach: 9,18-27
5.    evtl. Teile der Völkertafel in 10
6.    Turmbau zu Babel: 11,1-9
-         2,3ff + 11,1-9 entsprechen sich (inhaltlich: Verhalten richtet sich gegen Jahwe direkt); ähnl. 4,1-24 + 9,18-27 (Konflikte zw. Brüdern, Entfaltung von Stammbäumen, kulturelle Errungenschaften)
-         Anwachsende Lawine der Sünde durch Flut (Kernbericht) gebremst, geht aber danach weiter
-         Also drei Ringe
-         Roter Faden schwer zu entdecken: Erzählungen stehen nebeneinander
-         Westermann zweifelt zusammenhängendes Geschehen (also eine Geschichte) an: ∂ keine Abfolge → „Urgeschehen“ (zeitlose Anfangserzählungen, geschichtslos)
-         Beispielserzählungen, in denen M’en sich verfehlen können: Mann gegen Frau, Bruder gegen Bruder, Sohn gegen Vater, Gemeinschaftsverfehlungen gegen Gott (6,1-4; Selbstüberhebung 11,1-9; Gebotsübertretung: Paradies) → Westermann legt Wert auf Struktur + Thema der jeweiligen Einzelerzählung (nicht des Gesamten)

2.3.2 Das Problem der Entstehung und Komposition der vorpriesterlichen Urgeschichte

-         ∂ kein Konsens
-         neueste: Ruppert und Kratz: beide gehen von Urgeschichte aus, die erweitet wurde (Zapff eher für Ruppert)
-         Ruppert: zweistufiges Modell, fragt nach Parallelen + mdl. Vorgeschichte; Beobachtung: in Adam geht es um die Menschheit schlechthin („Adam“ = Gattungsbezeichnung für „Mensch“ → Menschheit, erst als Eva dazukommt, also das erste Menschenpaar/Urelternpaar existiert, wird der mythische zum historischen Aspekt: ein konkreter Mensch/Mann); Gen 4 an Paradieseserzählung angeschlossen → geschichtlicher Ablauf; in Turmbaugeschichte ebenfalls mythischer Zugang: Geschehen betrifft die gesamte Menschheit → verweist auf Allgemeingültiges; Konsequenz: Jahwist griff auf 2 Erzählkompositionen zurück (Paradieseserzählung/Turmbau + Flutgeschichte) und verband sie (Turmbau weiß von Flut nichts → ursprünglich unabhängig + später zusammengefügt); Überarbeitung durch Redakteur JE (Jehovist), der J ethisch vertieft + umfassender motiviert und den heilsgeschichtlichen + paradigmatischen Charakter aufdeckt: 2,18-24; ∂ 2 Genealogien: 4,17-24 + 9,18-26 → jehovistische UG (Zsfg.: ∂ mythische Züge, die auf das Allgemeine verweisen, und es gibt Züge, die aus dem Urgeschehen eine Urgeschichte machen: Individualisierung)
Problem: Ruppert setzt Pentateuchforschung mit unterschdl. Schichten voraus (was umstritten ist) + die Überarbeitung von J muß nicht der Redaktor JE sein
-         Altnernative: Kratz (nach Wellhausen): ∂ Stücke, die von der Sintflut nichts wissen (Paradieserzählung, der Kainitische Stammbau, Turmbaugeschichte, Kain und Abel, Entehrung des Noach); Rahmenteile 6,5-8 und 8,20-22 veranschaulichen die Schlechtigkeit der Menschheit, der Stempel wird durch die Flutgeschichte aufgedrückt → prägt alles; Entstehungsgeschichte von 6-8 (VPS) = Fremdkörper: ∂ 2 Fassungen von UG: eine ohne Flut, eine in der Fluterzählung nachgetragen wurde (als hermeneutischer Schlüssel); 2 verwandte aber selbständige Erzählungen liegen zugrunde (s. Blatt 10a); Redaktion war Jahwist → Einfügung Flutbericht, These: ∂ niemals ein eigenständiger priesterschriftlicher Flutbericht, sond. erst nachträglich sind in die NPS priesterliche Elemente eingefügt worden
=> Ruppert wichtig, von Zapff vorausgesetzt

2.3.3 Zur Theologie der vorpriesterlichen Urgeschichte   

-         man kann nicht von einheitlicher Theol. Sprechen → durch JE neue/andere Akzentuierung
-         Grundschicht J: VE (12-40) als positive Antwort auf UG zu verstehen (allg. nach G. v. Rad); UG = Geschichte sich steigernden Fluches – dagegen Segen bei Abraham (12,3b); J will erklären, warum die Menschheit des Segens bedürftig ist → aus UG wird die Berufung der Väter motiviert
-         Ruppert: Menschheit ist nicht Heil-los erschaffen; schwächt Rad etwas ab; Sündenfall = sein-wie-Gott, dann Vertreibung, Turmbau = Ersatz für Eden → Gegenbild zur trotzigen Menschheit ist Abraham (der wortlos einer einschneidenderen Weisung gehorcht (ähnl. Noach) und dem ein Land verheißen wird („Ersatzeden“); Jahwe dagegen hält am Heil fest (siehe Abraham, Noach)
-         Datierung unsicher: Ruppert für davidisch/salomonische Ära; aber: Monolatrie wird schon sichtbar (Jahwe ist die einzige bekannte Gottheit in der UG) → verweist auf spätere Epoche: eher ausgehendes 8. Jhd. (mit Zenger)
-         Jehowist: Sünde des M = Gemeinschaftssünde von Mann und Frau → Griff nach völliger Autonomie (ähnl. Kain + Abel 4,6-8; Entehrung Noach; Turmbau); menschl. Errungenschaften (4,17-24; 11,1-9) in negativem Licht; dennoch läßt Gott den M nicht fallen → schenkt Kleidung (Paradies, ähnl. Noach’s Sohn) und Arbeit (3,23) → Gott beschützt und bewahrt auch
=> JE-Stellen: 4,1.2a.17-24.25-26; 5,29; 9,18f; 10,1b.8-19.21.24-30
-         Datierung JE: nach Ruppert: 728-699 Zeit von Hiskija: da Stilisierung der Frau als Verführerin in UG, vgl. Kultprostitution 8. Jhd (auf jeden Fall nach J!), Schlange könnte Baal entsprechen (= Kult kann Gefahr sein)
=> Jahwist: Erhebung gegen Gott; Jehowist: Autonomie des Menschen

3       Zum religionsgeschichtlichen Hintergrund der Urgeschichte

-         Israel = Teil seiner Umwelt → versch. Einflüsse
-         ∂ Parallelen zur altorientalischen Umwelt (direktes Abhängigkeitsverhältnis aber eher unwahrscheinlich; sond. UG steht in breitem Strom von Urzeiterzählungen → mythisch + zeitlos → nach Westermann als „Urgeschehen“ zu bezeichnen, d. h. es werden paradigmatische Aussagen über das Wesen des Menschen gemacht); ABER: das ist keine hinreichende Erklärung für die UG (obwohl teilw. richtiger Ansatz)
vgl. Zsfg. von Ruppert
-         Ruppert: stammesgeschichtliche Zusammenhänge von einzelnen, teilweise auch mythischen, Erzählungen = UG (→ Ätiologie)

3.1 Der babylonische Atramhasis-Mythos

- Atramhasis bedeutet: der herausragende Weise
- ∂ assyrische Version aus dem 7. Jhd. v. Chr.; altbabylonische Version: 1700 v. Chr. (fragmentarisch)
- Inhalt: Erschaffung des M, ∂ 2 Stufen von Göttern (niedrige müssen arbeiten → begehren auf → M wird zum Arbeiten erschafften für die Götter); neues Problem: M macht Lärm → belästigt die Götter → diese schickten Plagen (Trockenheit, Seuche, Sturm), hat keine Wirkung → Flut: Arche incl. Lebensmittel + Tiere (menschl. Held: Atramhasis), bringt Opfer dar => Zshg. von Schöpfung des M und Flut (ähnl. Bibel)

3.2 Weitere auffällige Entsprechungen zwischen der biblischen Urgeschichte und den altorientalischen Mythologien zur Urzeit

- sind Motiventsprechungen
- Gilgamesch-Epos: ∂ Fluterzählung (12. Jhdt v. Chr., babyl.): wahrscheinlich von Atramhasis entnommen, Flut incl. Aussendung von Vögeln (Taube, Schwalbe, Rabe)
- Die Toledot analog zu z.B. sumerischen (Vorgänger der Babylonier) Genealogien: hohe Lebensdaten
- 11,1-9 entsprechen sumerischem Text: aber: umgekehrte Zielrichtung: Ende der Sprechverwirrung
- ähnlich in indischen (Turmbau) und afrikanischen (Holzgerüst zum Himmel) Parallelen (nach Franz)

4       Exegese ausgewählter Texte aus Gen 1-11

4.1 Der priesterliche Schöpfungsbericht Gen 1,1-2,4a

4.1.1 Übersetzung (siehe Blatt)

4.1.2 Textkritik

20.05.05
Der Text ist gut überliefert, aber es gibt Unterschiede zur masoretischen Lesart:
V7: Masoretisch: Der Tatbericht „und es geschah so“ steht am Ende von V7 und somit als Bestätigung zu verstehen. Die LXX hat ihn schon in V6. Hier ist er als Beschreibung des Folgenden zu verstehen (Doppelpunkt). Folge: unterschiedliche Bedeutung. Hebräisch: es geschah so, wie berichtet wurde. Griechisch: ist eine Vollzugsbeschreibung (es geschah so, wie gleich beschrieben → Einleitung), keine Vollzugsbestätigung, vgl. V9.11.15; (sonst immer zwischen Wort und Tat, hebr. Text weicht hier also ab → LXX=Korrektur?)
V11 ist es ähnlich. Aber da ist es klar eine Beschreibung mit Doppelpunkt.
V9: Im MT fehlt die Beschreibung der Umsetzung des Planes Gottes; LXX fügt zw. 9+10 Tatbericht ein (Subjekt = Wasser) und ergänzt bewusst, weil sie die Regel einhalten will (ob das ursprünglicher ist, ist umstritten); evtl. bewußte Intention vom masoretischen Text: Wasser gehorchen einfach auf das Wort Gottes → bedarf keiner weiteren Beschreibung → G treibt die chaotischen Wasser allein durch sein Wort in die Schranken (spielerische Leichtigkeit wird im Gegensatz zu den babylonischen Göttern gezeigt)
 V20b: Der Tatbericht fehlt im MT. LXX hat „und es geschah so“ eingefügt; hier ist er im Hebräischen wirklich ausgefallen, man muss ihn ergänzen. Da wäre die Formel eine Einleitung: es geschah wie folgt (Doppelpunkt).

4.1.3 Abgrenzung, Form und Struktur

Abgrenzung:
1,1 = Überschrift/2,4a =Unterschrift/Toledotformel Rahmen (Stichwort „Himmel und Erde“ + „erschaffen“)
Der Bericht ist keine Erzählung (nach Ruppert: ∂ keine Handlung mit Höhepunkt + Dramatik); hier: formalisierter Bericht der Schöpfung zum Zweck einer theol. Lehre („Schöpfungsgeschichte“ insoweit: ist Beginn einer Geschichte, die in menschl. Toledot ihre Fortsetzung findet, besser: Schöpfungsbericht)
Form/Gliederung:
Sieben-Tage-Schema: „und es ward Abend, ..., erster... Tag“; nur am siebten Tag fehlt diese Formel, denn der siebte Tag hat keinen Abend besondere Bedeutung. Das sieben Tage Schema von Tag und Nacht ist einzigartig, es kommt in anderen Mythen nicht vor.
Andere gleichlautende Formulierungen: Tage eingeleitet durch Anordnung/Befehl: 1,3.6.9.11.14.20.24.26 [Ausnahme: V11: am 3. Tag ergreift G nochmals das Wort: 2 Schöpfungswerke an einem Tag (ähnl. 6. Tag: Tiere + Menschen; V26: Kohortativ (Aufforderung ermahnend): „Laßt uns M machen...“ → sonst nie (sonst Jussiv: imperativischer Konjunktiv) → M wird hier direkt von G angesprochen]; „so geschah es“ (Ausnahmen: 6. Tag: dort nur im Zshg mit der Schöpfung der Tiere, nicht beim M; am ersten Tag als Vollzugsbestätigung; fehlt ganz in 20b); Tatberichte: z. B. 4b (nach jeweiligen Wortberichten), ∂ Variationsbreite → teilw. Fremdausführung (vgl. V12: „Erde“ = Subjekt) (Abweichungen: V22.28: Gott segnet die Geschöpfe → werden besonders herausgestellt gegenüber den anderen Schöpfungswerken; Ausnahme: Tiere des Feldes in 24f), V9 hat keinen Tatbericht; zweimalige Benennung der Werke durch G: V5.10, danach nicht mehr; Billigungsformel: „G sah, daß es gut war“ V4.10.12.18.21.25.31 (Steigerung in 31 + auf die ganze Schöpfung bezogen) → Formel fehlt in V7.27 (wollte evtl. Doppelung mit 31 vermeiden)  => trotz gewisser Monotonie ∂ genügend Abweichungen; teilw. bewußte Aussageintention (z.B. nur Lebewesen v. a. M wird gesegnet)
Gliederung:
1,1              Überschrift (Himmel + Erde, „erschaffen“)
1,2              Exposition/Überleitung
1,3-5              1. Tag (Zeit + Ordnung, Tag/Nacht)
1,6-8              2. Tag (Schöpfung des Lebensraumes)
1,9-13              3. Tag (Schöpfung bzw. Ausgestaltung des Lebensraumes; Erde, Meer, Pflanzen)
1,14-19              4. Tag (Zeit + Ordnung, Tag/Nacht, Festzeiten, Tage + Jahre)
1,20-23              5. Tag (Besiedlung des Lebensraumes, Wasser, Himmel)
1,24-31              6. Tag (Besiedlung   -„-   , Erde, Zuweisung der Pflanzen als Nahrung)
2,1-3              7. Tag (Zeit + Ordnung, Ruhe)
2,4a              Unterschrift korrespondierend mit 1,1 (Himmel + Erde, „erschaffen“)

Struktur ist von Zeit + Ordnung bestimmt, v. a. 1., 4., 7. Tag
Dazwischen stehen 4 andere Tage. Da steht immer ein Doppelpaar von Tagen. Der 2. und 3. Tag beschreiben die Schöpfung des Lebensraumes. Pflanzen gelten nicht da als Lebewesen sondern als Ausstattungsgegenstände. Am 5. und 6. Tag werden Lebewesen geschaffen, die den Raum besiedeln. Dies geschieht durch Stichwortverbindungen. So wird V7 mit V20a (Wasser → Wassertiere) und V8 mit 20b (Himmel → Vögel) verbunden. V10 mit 22b: Meer und Erde; V11 mit Samenbäumen gehört zu V29, wo es zur Nahrungszuteilung kommt.

4.1.4 Das Problem der literarischen Einheitlichkeit von Gen 1,1-2,4a

Steck: Text erweckt Eindruck von durchgeplanter Konzeption mit einheitlichem Gestaltungswillen → Schein trügt, ∂ inhaltliche Spannungen:
∂ 8 Schöpfungswerke + 7 bzw. 6 Schöpfungstage: grundsätzlich: 1 Tag = 1 Werk (an vier Tagen erfüllt: 1.,2.,4.,5.), Ausnahme: 3. + 6. Tag: je 2 Werke: Spannung eingefügt in größere Ordnung: 3. + 6. Tag in Bezug; sachliche Gegebenheiten: Erschaffung des M nicht an einem Tag trotz Wichtigkeit + Scheidung der Wasser auf 2. und 3. Tag verteilt
Das Licht wird am ersten Tag erschaffen, Lichtspender Sonne und Mond kommen erst am vierten Tag. Davor, am dritten Tag, gibt es schon Pflanzen, erst dann kommt die Sonne.
Der zweite und der fünfte Tag stehen in Beziehung. (Ausnahme: Seetiere werden am 5. erschaffen, Meer aber am 3., nicht am 2.)
2,1: am 6. Tag wurde die Erde vollendet, 2,2a: erst am 7. Tag wurde die Schöpfung vollendet (setzt Tun Gottes am 7. Tag voraus) → nach 2,2b ruhte Gott am 7. Tag, so kann er nicht, wie in 2,2a steht, am siebten Tag vollenden.
Entstehung der einzelnen Schöpfungswerke: Anordnung folgt Tun Gottes (vgl. z. B. V6) → Doppelung → ∂ 2 verschiedene Schöpfungsvorstellungen, die sich eigentlich ausschließen: Wort sollte ins Dasein bringen, aber brauchen konkrete Schöpfungstat hier → Spannung zw. Wort- + Tatbericht (Bsp: Schmitt: V20 Seetiere wimmeln in H20: erscheint, als wenn Wasser beauftragt wurde, ist Widerspruch zu 21: G erschuf Seeungeheuer (ähnl. V24f)

Exkurs: Bemerkungen zur Entstehung eines Textes:                                             hier Rainer nicht korrigiert, bei mir S. 15
Gen 1 ist literarisch nicht aus einem Guss. Es gibt drei Möglichkeiten, um Spannungen zu erklären:
a.      literarkritische Deutung, da gab es Verschiedene Autoren. Oder ein Autor verknüpft verschiedene Redaktoren. Das Sieben-Tage-Schema kommt nicht aus der Tradition, sondern eher aus der Intention des Autors. Es ist erst am Ende eingefügt. Wenn man das Sieben-Tage-Schema abzieht, gibt es immer ein Nebeneinander von Wort- und Tatbericht. Das sucht man nach Möglichkeit a) literarkritisch zu lösen. Rad sieht da zwei Quellenstränge: einen Wortbericht und dann einen Tatbericht. Dieser Versuch ist heute falsch. Denn der Tatbericht ist kein eigener Text, sondern nur ein Fragment. Außerdem fehlt manchmal Wort- oder Tatbericht. z. B. heißt es manchmal: lasset uns Menschen machen. Steck sagt heute: es gab keinen eigenen Wort- und keinen eigenen Tatbericht. Eine andere Lösung: Ergänzungshypothese. Da ist entweder Wort- oder Tatbericht die Grundlage, das wurde dann jeweils ergänzt. Es war wohl so: der Wortbericht wurde durch einen Tatbericht fortgeschrieben. Aber das kann nicht sein, denn beide Texte sind zu sehr verzahnt. Also: Wortbestand kann nicht die Vorlage sein, die dann durch Tatbericht ergänzt wurde. Man sieht: Literarkritisch ist das Problem nicht zu lösen. Es kann keine Ergänzungen geben. Heute sagt man: der Text ist einheitlich.
b.      Es wurde ein vorliegender Text fortgeschrieben. Oder es gab erst mündliche Überlieferung, diese wurden dann angereichert und erst spät verschriftlicht: Überlieferungsgeschichte..
c.      Kombination von a) und b): man verknüpfte Texte, die schon da sind, und schrieb diese dann fort. Ein Verfasser fügt etwas ein, ohne auf Stimmigkeit zu achten. Da werden also Traditionen eingefügt: Traditionsgeschichte. Beispiel: die Erschaffung der Landtiere, siehe oben. Da gab es Traditionen, wo es eine Mutter Erde gab, da alles hervorbrachte, dagegen gab es eine Intention des Autors, der aber sagen will: Gott ist der Schöpfer. Also: Tradition gegen die Intention des Autors.

                   Consensus communis: 7-Tage-Schema ist Intention eines am Ende stehenden Autors der Textgeschichte
                   2,1-3 noch nachträgliche Ergänzungen?
                   Nebeneinander von Wort- und Tatbericht (nach Rad 2-Quellen-Stränge → ∂ dann aber nur Fragmente und nicht zwei vollständige Berichte) → Ergänzungshypothese (eins ist die Ergänzung des anderen, nach W. H. Schmitt), aber: beide haben ps-Elemente (∂ also keine sprachliche Differenz) → ist einheitlich von 1 Autor (nach Literarkritik) → Überlieferungsgeschichtliche Erklärung (Schmitt): ∂ mdl. Überlieferungsgestalt, wurde bereichert → Steck: so komponiert kann der Text schwer ziellos eine lange Überlieferungsgeschichte gehabt haben → traditionsgeschichtliche Erklärung: war einheitlicher Text von Anfang an ( Zapff): ∂ versch. Überlieferungskontexte (nicht –texte!!!) → planvoll angelegtes Sinnganzes; Ruppert: Kombi zwischen Literar- und Traditionskritik (Zuerst kombinierter Wort-Tat-Bericht, der dann im Exil überarbeitet wurde, durch einen babylonischen Enuma-Elisch-Mythos. Das löst viele Probleme. Denn dann wurde das Sieben-Tage-Schema erst durch Babylonisches später draufgelegt.)

4.1.5 Zum traditionsgeschichtlichen Hintergrund von Gen 1,1-2,4a

12.05.05 (fehlt, von Siggi kopiert, Rainer nicht überarbeitet)
Memphitisches Denkmal:
Das war die Grundlage laut Ruppert. Um 710 vor Äthiopierkrieg nach altem Papyri aufgezeichnet. Es war ein Schöpfungsbericht. Vielleicht 2500 vor Christi entstanden oder auch erst um 800 → umstritten.
Pta heißt die ägyptische Schöpfer-Gottheit. Er erschuf die Welt durch das Wirken seines Herzens und seiner Zunge. Vom Herzen erdacht und durch die Zunge ausgedrückt. Am Ende des Denkmals gibt es Ähnlichkeit mit Schöpfungsbericht der Bibel. Da gab es auch erst Wortbericht, nämlich eben das Werk der Zunge, und dann kommt der Tatbericht. Da steht, was die Gottheit alles machte. Ruppert sieht diese Parallele. Also Konzeption ist: Erst Wort, dann Tat, das war dem AT so vorgegeben von diesem Denkmal. Noch eine Ähnlichkeit ist: am Ende ruhte die Gottheit. Gen 2, 2 sagt auch so. Im Denkmalstext heißt es statt. Ruhen, er war zufrieden. Das ist aber nur eine andere Übersetzung des hebräischen Ruhens. Zugleich meint diese Übersetzung aber auch die Billigungsformel in Gen 1.
Enuma-Elisch:
Babylonischer Schöpfungsmythos. Dichtung in sieben Tafeln. Enuma-Elisch meinen die ersten Worte. Übersetzt mit: als droben. Zeit: 19. - 17. Jh.. Es ist die erste babylonische Dynastie. Der Schöpfergott Marduk soll da zum universalem Gott werden. Dieser Marduk siegt über die Unterwelt, danach wird Schöpfung und Kosmos vollendet. Dieser Text stammt aus dem Neujahrfest am 14. des Monats Nisan. Ähnlichkeiten: Marduk besiegt den Tiamad. Aus diesem Tiamad wurde dann der Kosmos geschaffen. Dann schied er oben und unten, so wie im AT. Danach ähnlich wie in Gen 1, 14 bis 19 wird die Erschaffung von Sonne und Mond erzählt. Sie sollen da zur Einteilung der Zeiten dienen. Auch die Erschaffung des Urmenschen hat Ähnlichkeiten. Der Mensch ist das letzte Werk des Marduk. Marduk kündigt den Menschen an wie in Gen 1, 26. Unterschied dazu ist: der Mensch wurde nicht geschaffen, um über Tiere zu herrschen, sondern Marduk schuf ihn, damit der Mensch den Göttern helfe, in der Welt zu regieren. Der Mensch wurde aus dem Blut eines Gottes geschaffen, bei Enuma-Elisch. Das ist im AT die Gottebenbildlichkeit. Ähnlichkeiten solle es auch mit Gen 1, 2a geben. Da ist genauso ein Chaos, wie bei Kampf gegen das Urmeer Tiamad. Es gibt da eine Urgötterlehre von Hernopolis. Dies ist eine ägyptische Urgötterlehre. Da kommen auch Urgewässer vor, aus der die Schöpfergottheit hervorsteigt. Gen 1, 2 gehört zur Aussage hinsichtlich des Zustandes der vorgöttlichen Welt.

4.1.6 Erklärungs- und Lösungsmöglichkeiten der inhaltlichen Spannungen in Gen 1,1-2,4a

                   Ruppert: das Sieben-Tage-Schema ist eine Überarbeitung. Anfangs nur Wort- und Tatbericht. Der wurde dann überarbeitet. Das ist die Lösung für die Tatsache, dass es jetzt sieben Tage und nicht sechs oder acht Tage gibt. Auch der Wort- und Tatbericht ist nach dem memphitischen Denkmal vorgegeben. Ungeklärt ist das Verhältnis von beidem. Literarkritisch gehören sie jedenfalls zusammen.
                   Seebass: es gibt ein kerygmatisches Gefälle. Das erklärt den Widerspruch, dass die Sonne erst am vierten Tag und was anderes schon früher, nämlich das Licht, geschaffen wurde. Das Licht wurde am ersten Tag geschaffen, das ist rein kerygmatisch zu sehen, ist gegen die Dunkelheit gerichtet. Jes 45, 7 sagt: Jahwe schafft Licht und Dunkel, und Heil und Unheil. Jahwe schafft beides. Der Schöpfungsbericht will zeigen: Gott schafft das Licht, und damit schafft er das Heil. Nur wenn dies am Anfang steht, kann danach ein Sieben-Tage-Schema stehen. Außerdem: am vierten Tag kommt die Sonne, da wird die Sonne geschaffen, die Sonne braucht man, damit sie über Tag und Nacht herrschen kann, also müssen zuerst Tag und Nacht geschaffen sein. Auch die Tatsache, dass die Gestirne wann anders als Sonne und Mond geschaffen werden, war ja ein Widerspruch. Auch das hat kerygmatische Gründe. Die Gestirne werden erst am vierten Tag geschaffen, das meint. Sie sind Werke unter vielen anderen. Zuvor wurde die Erde begrünt. Die Gestirne sollen dieser begrünten Erde, dem Kosmos dienen, die Gestirne sollen nicht selbst verehrt werden, deshalb werden sie dem Kosmos untergeordnet. Dann: der Mensch wurde mit den Landtieren am sechsten Tag geschaffen, das will zeigen: er ist letztes Schöpfungswerk, das unter lebenden Geschöpfen lebt. Der Mensch ist also das letzte Geschöpf in einer Kette von Geschöpfen, zu der er auch gehört. Nun sind viele Probleme gelöst.
                   Es gibt noch andere Spannungen, z. B. Wort- und Tatbericht, sowie die Beauftragung der Schaffung von Tieren, die dann Gott doch selber schafft, wird erst in der Einzelexegese gelöst. Zenger und Ruppert meinen, dass Gen 2, 1 erst später eingeführt wurde, um den siebten Tag bewusst einzuführen. Das wird später noch geprüft. Sicher ist: Gen 1, 1 bis 2, 4a ist literarisch einheitlich.

4.1.7 Einzelexegese von Gen 1,1-2,4a

19.05.05
(Übersetzungsmöglichkeiten siehe Blatt)
V1:
                   TyviareB-berēŝīt: In der EÜ steht: im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Im Hebräischen steht ein status constructus = Nomen, das mit Anderem in Verbindung steht. Beispiel: das Haus von x. Vom ersten Wort, sind also andere Wörter abhängig. „Am Anfang“ meint: zeitlichen, absoluten Anfang/Beginn (im Beginn/am Anfang), d. h. davor existierte nichts → ist pointiert an den Anfang gestellt
Frage: auf welchen Hauptsatz bezieht sich der Temporalteil? → 2 Möglichkeiten: dreigliedriges hypotaktisches Übersetzungsmodell oder zweigliedriges; beide werden heute abgelehnt, da in V2 nicht mehr wie in 1 „Himmel + Erde“, sond. nur noch „Erde“ → V2 setzt 1 nicht unmittelbar fort; „Himmel + Erde“ geordnete Welt im AT (V2 setzt Chaos voraus); gegen das dreigliedrige: V3 kann nicht der Schluß eines Satzes sein, sond. der Anfang, da die Schöpfung folgt; nach Sebass/Ruppert: berēŝīt muß nicht notwendig status constructus sein (vgl. Spr 8,22: Zeitangabe (Artikel) kann wegfallen → ∂ absolute Zeitangabe → „im Anfang schuf Gott Himmel + Erde“ → Bezug zu 2,4b); Bauks: status constructus bezieht sich nur auf V1 (vgl. Hos 1,2 → als Überschrift mit Doppelpunkt zu verstehen → Gen 1,1 = Überschrift im Sinn eines Mottoverses → V2 = Zurückgriff auf Zustand vor der Schöpfung + V3 = eigentlicher Schöpfungsakt); Zenger/Steck: adverbiale Zeitbestimmung „als Anfang schuf Gott“ → geht nicht um Anfang der Welt, sondern um den Anfang Israels + seiner Geschichte; (Zapff für Bauks)
=> adverbiale Zeitbestimmung oder status constructus
                   ar'B-bārā = erschaffen: = theol. Spezialterminus, nach Schmitt hauptsächlich bei Deuterojesaja + in der Priesterschrift: dabei ist der „Gott Israels“ immer Subjekt des bārā niemals eine fremde Gottheit oder ein Mensch: ist analogiefreies Schaffen Gottes (es wird nichts über das Wie der Erschaffung ausgesagt, nur über die Tatsache); göttl. Tun unterscheidet sich von menschlichem; ar'B ist keine creatio ex nihilo: aber ein freies ungebundenes Schaffen Gottes, ist konsequent eingeschränkt auf die Schöpfung am Anfang (vgl. 2,4; sonst kommt es nur noch 4x in der PS vor: 1,21.27 (3x): Erschaffung der Seeungeheuer – geht darum, mythische Vorstellungen auszuschließen; sind keine große Macht, Gott erschafft spielerisch – und des M)
                   erstes Subjekt ist „elohim“-Gott (im ganzen AT) → steht vor jeder menschl. Handlung, 34x im 1. Kapitel „elohim“ → Setzung Gottes allein → theol. Ziel: Jahwe als alleinigen Schöpfer zu zeigen (als Antwort/Gegensatz zu den babylonischen); „Himmel + Erde“ steht für das Ganze = Universum/All
V2:
                   = eigenständiger HS: 3 Nominalsätze
                   Beschreibung der vorweltlichen Situation in Bezug auf V3 → zeitl. vor V1 → V2 = Perfektform „war“ (nachdem Gott seine Schöpfung ins Dasein gerufen hat)
                   Parallelen zu altorientalischen Mythen (vgl. Bauks): ∂ Urgewässer vor Weltwerdung (v. a. Mesopotamien: Auftauchen eines Urhügels als erster Teil des Kosmos, Süß- und Salzwasser wird unterschieden: Apsu + Tiamat [Aber nirgends treibt dieses Urgewässer, das Chaos, die Schöpfung voran. Das Urgewässer ist eher eine materielle Basis. So in Enuma-Elisch, denn aus Tiamad entsteht der Himmel. Das Urmeer wird also nicht selbst tätig, in es wird die Schöpfung hineingestellt (→ ist nicht Voraussetzung, sondern Vorgegebenheit)]; Ägypten: Urgewässer Nun = träge + undifferenziert, hat göttl. Konnotationen)
                   Finsternis = Vorstufe der Zeit → Schöpfung = Konstituierung von Raum + Zeit (Errichtung der Zeit mit Erschaffung der Sonne). Aus dem Chaos kommt der Raum, aus der Finsternis die Zeit.
                   ~yhil{a/ x;Wrw – elohim weah = „Wind Gottes“, „Atem Gottes“, „Geist Gottes“; Wind spielt bei den Mythen keine Rolle (jedenfalls nicht als schöpferische Potenz wie im AT) → keine traditionsgeschichtlichen Vorgaben
24.05.05 (nicht da, von Marco)
                   ist mit rahæpæt (schweben, weibl.) verbunden (vgl. Dtn 32,11: J = Adler → beschützt sein Nest, über dem er schwebt → flattert; vgl. Ägypten: Gott Ammon Vogel, der auf Hügel von Hermopolis, der aus der Urflut aufgetaucht ist, landet → Gottes Geist Vogel, bereit, sich auf auftauchender Erde niederzulassen)
                   These (Schmidt): V2 eingefügt, im Rahmen der mdl. Überlieferung (= altes Überlieferungsstück) → ∂ keine durchgängige Vorstellung, Elemente findet man auch anderweitig (Vogel, öde Erde, Wasser) → außerdem Widerspruch zu V9: Erde/Wüste ∂ erst nach Rückzug des Wassers → V2 keine stringente Beschreibung des vorweltlichen Zustands, nur einige aus der Tradition übernommene Elemente, die nicht miteinander in Bezug stehen; werden später wieder aufgegriffen
                   Steck: Bezug von V2 zu folgendem Schöpfungsbericht, der Finsternis, Wasser und leere Erde voraussetzt → keine Einfügung eines mdl. älteren Überlieferungsstücks (denn: Finsternis → Nacht, Wasser → geschieden, leere Erde → begrünt; → in den Kosmos integriert)
=> traditionsgeschichtlich vorgeprägt, aber ins Ganze eingeordnet (Problem: flattern → kein Widerhall im Folgenden, → spätere Zufügung)
Einzelexegese von V2:
                   V2a ist mit V1 verknüpft: Erde; hier: vorweltlicher Zustand; w ist adversativ (= gegensätzlich) zu verstehen → Schöpfung war wüst und leer
                   tōhū wābōhū (= Hendiadyoin = Verbindung zweier synonymer Substantive): dunkle Klangfolge (u-Laute) → vermittelt grausigen Charakter der Vorwelt (vgl. Jes 34,10f – veröden; Jer 4,23 – wörtl., Gerichtsbeschreibung; beide: Umkehr der bestehenden zu chaotischen Verhältnissen); Erde entspricht noch nicht ihrer Bestimmung der bewohnbaren Erde/Wohnort, ∂ noch eine Art „Nicht-Erde“/Sinnlosigkeit, G muß sie in bewohnbar verwandeln
                   hōšæk-Finsternis: ägyptische Traditionen (chaot. Konnotation im alten Orient: nach Einbruch der Finsternis breitet sich die chaot. Welt aus, Hintergrund: kaum Beleuchtungsmöglichkeiten → stockfinster → wird als bedrängend empfunden; Finsternis erinnert an Grab = Ort der absoluten Gottferne, vlg. Ps 88; 104,20; Jes 50,30; 30,10; Tod Jesu → Finsternis); Finsternis wird Teil der Schöpfung, Gott nennt sie in V5 Nacht → integriert in Ordnungsgefüge
                   tehōm-Urflut: vgl. etymologische Ableitung von Urmeer Tiamad (Enuma Elisch) = Chaoswesen → chaot. Element wie Finsternis, ohne göttl. Konnotation; Bauks: Ableitung von tiham = Ozeanwasser ( akkadisch: tamtu) = Synonym zu majim/Wasser → im AT nicht grundsätzlich negativ als chaotisch (gegen tiamad), vgl. Gen 49,25 → fruchtbar machende Urquelle; in PS: Gen 7,11 → Quellen der Urflut strömen aus → chaotisch (→ nicht nur etymologisch zu sehen, sondern immer im Kontext) → hier chaotische Konnotation, weil sie Welt wieder überschwemmt hat, aber ohne göttl. Konnotation/Gegenmacht wie in Enuma Elisch
                   Finsternis + Urflut sind integriert in Schöpfung (segensreich) (obere Wasser/Himmel/Regen und untere Wasser/Quellen → Weltbild); Reihenfolge: Finsternis + Urflut gedrängt aufeinander: Finsternis über Urflut: in dieser Reihenfolge in Kosmos geordnet eingefügt: Finsternis vor Urflut (2. + 3. Tag); enge Verknüpfung der Elemente
                   Gemeinsamkeit zu Enuma Elisch: Leib des Chaoswesens Tiamad wird in die Schöpfung eingefügt → Himmelsgewölbe; Unterschied: ∂ Kampf zwischen Marduk + Tiamad         → ungenau/unklar vgl. andere Skripten
Im alten Orient gibt es immer einen Kampf, hier im AT ist kein Kampf da. Also kein Kampf und auch integriert Gott diese Elemente. Anders als bei den Mythen.

                   „Gottes Geist flattert über den Wassern“: ∂ keine direkte Parallele im alten Orient, außer Hermopolis-Urhügel; Lösungsansätze: Geist brütete über (f) → syrische Wurzel: reheb = brüten/beschatten; semitisch: zitterndes Schweben/Hin- + Herbewegen, vgl. Dtn 32,11 (meinen die meisten); sth. andere: rahafa = beben, zittern; andere: ∂ Superlativ: Gotteswind (> normaler Wind) → Gott als Verstärkung → starker Wind, Sturmwind sei chaotischen Elementen zuzurechnen (falsch, weil Elohim viel zu bewußt verwendet wird, um es als Superlativ zu gebrauchen); Valenz von „ruach“ ist breit: Wind, um Erde zu trocknen (Wind Jahwes schon in der Urwelt da, um Flut zu vertreiben, vgl. Ex 14: Rotes Meer, Gen 8,1: Wind trocknet Flut);
Schöpfungspotentialität Gottes, vgl. Ez 37,11f (Vision: tote Gebeine durch Geist lebendig gemacht), Ps 104,30; nach Zapff: alle Elemente gehören zur vorweltlichen Vergangenheit (V1 Mottovers, V2 Rückblende in vergangene Vorwelt → kein Schöpfungsakt in V2!), alle bisherigen Elemente der Vorwelt finden Echo im Folgenden → in die Schöpfung 1.-3. Tag integriert, → müßte auch für ruach elohim gelten → nochmaliges Auftauchen in V3 (Integration der Finsternis): Elohim sprach (Anthropomorphismus) → V2 Atem Gottes über den Wassern, um sich auszuschicken, in V2 um zu sprechen (V2 Luft holen, V3 sprechen), Gottes Atem bereits über der Vorwelt, raheb paßt gut, weil Hin- und Herbewegen/Flattern bezeichnet → paßt zum Atem, der in der Kälte zittert, um dann zu sprechen => ∂ kein Chaos, wo Gott nicht da wäre! (Ps 29,3: Stimme des Herrn erschallt über den Wassern = Motiventsprechung (keine sprachliche) => Atem formt sich ins Wort
                   Verständnis der Schöpfung: aus Chaos schafft Gott den Kosmos → verwendet Vorhandenes + fügt es ein → G nicht einziger Grund der Schöpfung, Chaos gleichursprünglich (creatio ex nihilo: Gottes strenge Transzendenz gegenüber der Welt, des Schöpfers Weltüberlegenheit, Weltzugewandtheit des Schöpfers/Akt grundloser Güte → setzt sich in 2. Hälfte des 2. Jhd’s durch); PS: ist kein philosophischer Text, sondern lehrhaftes Bekenntnis zum Schöpfungshandeln Gottes; ist traditionsgeschichtlich vorgegebenen Schöpfungsmodellen des alten Orients stückweit verhaftet (zwar modifiziert, aber nicht annulliert; Theologie im Kontext der damaligen Sprache → Gotteswort in Menschenwort), Schöpfung im alten Orient: Zurückdrängen des Chaos/Etablierung des Kosmos → es wird nicht gefragt, woher Chaos kommt [chaotische Vorwelt ist nicht etwas/keine Seinsteilhabe, sondern Chaos ohne Sinn und Ziel: tohu wabohu → von Sinn/Ordnung/Bestimmung her gedacht (wo kein Sinn, kein Sein; erst wenn Sinn da ist, ist Schöpfung)], G ist ausschließlich Urheber von Positivem → für Orientalen ist es widersinnig, daß Gott Chaos schaffen könnte (Schöpfung = Kosmos), nicht etwas/nichts sonder gräßlich/herrlich, Staunen: aus Häßlichem wird Herrliches durch Gottes Wirken; Auswirkungen bis in die Theodizee: Wie läßt Gott malum naturalem zu bei creatio ex nihilo? Lebenserfahrung: öde Wüste, großartige grüne Oasen/Palmen/Datteln → schwere Bedingungen für die Landwirtschaft, Chaos noch immer in der Welt + rebelliert gegen Gott, Gott drängt es zurück
[Erklärungen von Rainer: Die beste Möglichkeit für ~yhil{a/ x;Wrw kommt von Steck (fünfte Lösung): V2 tritt ja in die Vergangenheit, wie es vor der Schöpfung, vor V1 war. V2 ist älter also als V1. Somit ist V2 kein Schöpfungsakt. Denn es geht ja nur um die Vor-Welt vor V1. Und diese vor-weltlichen Dinge finden dann alle ein Echo in der Schöpfung: Wasser, Erde, Finsternis. Nun müsste auch der x;Wrw wieder irgendwo auftreten. Der Geist Gottes müsste eigentlich gleich in V3 seine Entsprechung finden. Da die Elemente ja in umgekehrter Reihenfolge alle wieder kommen. So gesehen müsste der Geist Gottes, der hier als letztes steht, als erstes in V3 dann wieder kommen. Und er kommt in V3 wieder: da holt Gott Atem, bevor er etwas sagt. Es ist der Atem Gottes, der sich anschickt das Schöpfungswerk zu schaffen. V2 ist ein Anthropomorphismus (menschenähnliche Götter). Das Verb würde auch dazu passen. Der Atem Gottes zittert in der Kälte, bevor Gott jetzt dann in V3 etwas sagt. Das ist wie wenn im Winter der Atem gefriert. Psalm 29,3 sagt dazu: die Simme des Herrn erschallt über den Wassern. Welches Schöpfungsverständnis liegt hier vor. Gott erschafft zuerst den Kosmos, die chaotische Vor-Welt. Dieses Vorhandene fügt Gott dann in die Schöpfung ein. Gott greift also auf etwas zurück, das schon da ist. Das ist ein theologisches Problem, weil Gottes Schöpfung dann nicht das erste wäre. So entwickelte man: creatio ex nihilo;
Der Schöpfungsbericht ist in erster Linie ein Bekenntnis zu Gottes Schöpfungshandeln und keine phil. Reflexion über die Schöpfung. Die theologische Aussage der Priesterschrift ist: Gott ist nicht Urheber des Chaos, das Chaos hat keinen Schöpfer. Gott ordnet erst das Chaos, das er nicht schuf. Aus Wirrem Chaos wird etwas Herrliches, das meint zu dieser Alten Zeit: Schöpfung. Die Linie ist: Grässlich Herrlich]
Der erste Schöpfungstag Gen 1,3 bis 5:
                   Inhaltliche Spannungen: Trennung von Licht/Finsternis in V5 (beides liegt schon vor) → Erschaffung des Lichts aber in V3 (Licht liegt also schon voraussetzungslos vor, Gott muß nur trennen) → traditionsgeschichtliche Vorstellung aus 5 in 3 nachträglich ergänzt (Schmidt)
                   Tatbericht in V3 fehlt („Gott machte das Licht“), vgl. V7; Billigungsformel folgt hier sofort auf Wortbericht; außerdem hier: „Gott sah, daß das Licht gut war“ sonst: „Gott sah, daß es gut war“; Scheidung bereits verankert (nicht wie in V6/7 explizit erwähnt); weiteres Problem: Erschaffung des Lichts 1. Tag → der Gestirne 4. Tag; Literar- bzw. Überlieferungsgeschichtliche Lsg. falsch, Steck: Spannungen erklärbar: Struktur des 1. Schöpfungstages: es geht um Licht als Schöpfungswerk Gottes → Finsternis spielt Nebenrolle bzw. ist nicht Schöpfungswerk (V3 nur Licht, Scheidung in V4 geschieht um des Lichtes willen → Licht + Finsternis keine gleichen Größen → G schafft nur das Positive, unterstrichen durch das Vorziehen der Billigungsformel „Gott sah, daß das Licht (nicht Finsternis, nicht Scheidung) gut war“ → Licht nochmals eingefügt in Billigungsformel); weitere Abfolge ist logisch/notwendig: Frage nach der bereits vorhandenen Finsternis bzw. Verhältnis: nach 3 sind Licht + Finsternis unverbunden nebeneinander → Scheidung setzt an in 4b; Benennung in 5: Einordnung in Schöpfungsordnung → Licht hat bei Erschaffung V3 noch keine Funktion → erst in V5 → Strukturierung der Zeit (Finsternis wird in Schöpfung eingegliedert/eingeordnet → machtvolle Eingliederung/Indienstnahme → erstes zeitliches Strukturierungsprinzip: verläßlich → chaosüberwindende Kraft Gottes; Zsfg: V3: Erschaffung des Lichts als positiv konnotierte Größe, V4: Verhältnisbestimmung zwischen Licht + Finsternis, V5: Funktionsbeschreibung/Eingliederung in den Kosmos

31.05.05 (wieder meine Mitschrift)
                   das „Licht“ am Anfang der Schöpfung steh, geht auf PS-Autor zurück (findet sich sonst nirgends in altorientalischer Umwelt) → es wird pointiert herausgestellt, daß G nur Heil schafft
                   Gestirne nach Tag + Nacht geschaffen: Himmelsgewölbe muß geschaffen sein (2. Tag), damit die Gestirne am 4. Tag daran geheftet werden können; auch Tag + Nacht müssen vorher geschaffen sein, Begründung: 7-Tage-Schema ist auch vom PS-Autor (sonst nirgendwo bekannt) → Schöpfung des Lichtes muß am Anfang stehen, da sonst keine Trennung von Tag + Nacht für das 7-Tage-Schema erfolgen kann (zusätzliche Erklärungen: Ruppert: es wurde unterschieden zw. Gestirnen + Licht, weil Licht auch ohne Gestirne ∂ kann (siehe Dämmerung); die ∂ aber kaum in Israel → Steck: das Licht wurde am 4. Tag dann eingefügt in den Raum der Welt → Gestirne (vorher: Licht außerhalb des Himmelsgewölbes → durch Gestirne kam Licht auf die Erde)
Einzelexegese:
                   V3: „es werde Licht“ = Jussiv → unterstreicht die Leichtigkeit, mit der G die Schöpfung ins Dasein ruft → ∂ kein Kampf wie in den Mythen → Unterstreichen der sofortigen Wirklichkeit des Schöpfungsaktes (Gott schafft, indem er spricht); vgl. Ps 33,9 → Willensentschluß wird ausgedrückt
                   Licht - cor: erstes der Schöpfungswerke → herausgehoben, steht in Verbindung zum Kosmos → Gegensatz zur chaotischen Vorwelt in V2; vgl. Ps 104,2: Licht oft mit Jahwe selbst in Verbindung gebracht (Zenger: Licht Leben geben/am Leben teilhaben lassen; aber Licht hat in Gen keinen göttl. Charakter, sondern bleibt Schöpfungswerk)
                   V4: ∂ Unterschied zum 2. Schöpfungstag: 2. Tag: Vorgegebenes wird von Geschaffenem getrennt; hier: Licht wird von Finsternis, also Geschaffenes von Vorgegebenem, getrennt (Enuma Elisch: Schöpfung bezeichnet einen Trennungsvorgang: Tiamad (Untier) wird durch Marduk zerteilt und eine Hälfte wird zum Himmelszelt); Gott ist hier (V5) aber nicht Schöpfer/Urheber der Finsternis, sondern stellt sie durch die Benennung in den Dienst der Schöpfung (→ Finsternis wird geordnet) (vgl. ägypt. Vorstellungen: Nacht liegt nicht im Bereich des Sonnengottes)
                   V5 weiter: Tag wir hier von Morgen bis Abend gezählt: ungewöhnlich, da nach jüdischer Tradition der Tag normal am Vorabend anfängt; Gründe für die Abweichung: Ruppert: Schöpfung beginnt mit Licht → Morgen, und Tag hat Vorrang vor der Nacht (aus Chaos entstanden); Steck (besser): Schöpfungshandeln Gottes findet am Tag statt und nicht in der Nacht (z. B. 7. Tag kennt keinen Abend); außerdem: Licht bzw. Tag/Nacht = stabilstes Schöpfungswerk, auf das man sich absolut verlassen kann, vgl. Gen 6-9: durch die Flut wird alles zerstört, außer die Tagzählung (vor Hintergrund des Exils gelesen heißt das: Tag/Nacht-Ordnung = Beispiel für die von Gott gegebene Stabilität in einer zerstörten Welt); Seebaß: ∂ evtl. polemischer Hintergrund: in Babylon wurden die Tage nach Gestirnen gezählt → Aussage von 5b: Gott ist unabhängig von Gestirnen (Tag/Nacht ∂ unabhängig von Gestirnen)
Zweiter Schöpfungstag, Gen 1,6-8:
                   ∂ Spannung durch Aufeinanderfolgen von Wort- und Tatbericht in V6/V7: Wie hat der Verfasser das im Zshg. gesehen? Ruppert: Vollzug des Scheidebefehls (G befiehlt sich selber + tut es dann); Steck (hilfreicher): ∂ ähnl. Struktur beider Berichte → beide Verse sind wahrscheinlich von Anfang an aufeinander bezogen
                   V6: jehī: entw. (nach Ruppert) „es werde“ → direkter Befehl Jahwes, wonach sich das Gewölbe zu bilden habe; oder (nach Steck): „es sei“ → durativer (andauernd, anhaltend) Sinn: es bestehe auf Dauer → jehī ordnet nicht an, sondern verweist auf die Dauerhaftigkeit noch vor der eigentlichen Erschaffung
                   V6b: mabdīl = Partizip (kausative Form); Ruppert übersetzt mit „Scheidewand“ (→ Substantiv); steht aber in Bezug, da Partizipkonstruktion → bezogen auf „Gewölbe“ → „sei scheidend“ → ∂ ein durativer Aspekt von Partizipien (→ auch Bezug zu jehī, was nochmals den dauerhaften Charakter unterstützt) => Dauerhaftigkeit der Himmelsfeste zeigt sich über anfängliches Schöpfungshandeln Gottes hinaus in V7 (Steck) → geht nicht um konkretes Erschaffen, sondern um die Anordnung von Existenz + Funktion der Himmelsfeste durch Gott (→ Dauerhaftigkeit)
                   V7: = Durchführung: Subjekt für „jabdēl“ - scheiden fehlt → muß nicht „Gott“ (EÜ) sein, könnte auch „Himmelsfeste“ sein → G wird sonst in PS immer ausdrücklich als Subjekt des jeweiligen Verbs genannt (durch den Bezug auf Himmelsfeste + V6 = Dauer/V7 = Ausführung löst sich auch anderes Problem: „und es geschah“ eigentl. am Ende des Wortberichtes, hier am Ende vom Tatbericht; LXX setzt an Ende von V6 → Vollzugsbeschreibung, die die Erschaffung einleitet → ??nach Zapff richtiger?? → „und es geschah:“ ( folgendermaßen → unterstreicht auch die Dauer)
                   Erst am 3. Tag wird das Wasser geschieden + integriert → 2. Tag in sich noch unvollständig, Wasser noch chaotisch, ohne Funktion → sinnvoll, daß Billigungsformel hier (im masoretischen Text) entfällt und erst nach der Scheidung am 3. Tag eingefügt wird (Chaoswasser oberhalb des Himmelsgewölbes wird nicht benannt → kein Bezug zur Schöpfung, erst bei Sintflut)
                   Altorientalischer Hintergrund: Motiv der Trennung von Himmel (männl.) + Erde (weibl.) ∂ häufiger: Himmel befruchtet weibl. Erde → Babylon, vgl. Jes 55,10f; Ägypten: Himmel = weibl., Erde = männl., ∂ keine Befruchtung durch Regen in Ägypten wegen Nil, Sonnenaufgang Geburtsvorgang der Himmelsgöttin Nut; AT: Himmel + Erde  sind keine göttlichen Größen, sondern säkulares Schöpfungswerk Gottes
Einzelexegese:
                   V6: „Gewölbe“- rāqījca: = Nomen, oft mit Himmelsfest über setzt von rāqah-stampfen/breithämmern → ist eine feste, kupferne Platte → Halbkugel über der Erde ( Taucherglocke), vgl. Ps 148,4; 19,2; Jes 24,18; Gen 7,11; 8,2 (häufig im AT auch: „ausspannen des Himmels“ ausspannen eines Beduinenzeltes → Jes 40,22; beide Vorstellungen passen eigentlich nicht zusammen → ausspannen von Himmelsplatte?, aber wurde nicht im modernen technischen Sinn vorgestellt, sondern die Mächte des Kosmos interessierten; es geht um Assoziationen, die sich damit verbinden → Gewölbe also Kupferplatte + Zeltbahn (als Beschreibung des Erlebten)); hier: V6: Dauerhaftigkeit durch „Himmelsfeste“ nochmals unterstrichen → Assoziation der Stabilität + Dauerhaftigkeit des Schöpfungswerkes → der ganzen Schöpfung (vgl. Gen 7,11: Kosmos bricht nicht in Stücke); rāqījca durch Hieronymus mit „firmamentum“ (von firmus-stark) übersetzt → Kosmos ist von Gott stabil gemacht; mit „Zelt/Himmelszelt“ ist die Leichtigkeit der Schöpfungstat durch Jahwe ausgedrückt und die Schöpfung wird als Ort des Wohnens/Geborgenheit identifiziert => tendenziell wird das Gleiche ausgesagt: G bewahrt die Schöpfung + macht sie zu einem Ort, wo M und Tiere leben können
                   V8: Finsternis, Gewölbe, Land/Meer wird benannt → es wird Ordnung in das Chaos der Vorwelt gebracht → Integration in die Schöpfung → Daueraspekt des Werkes wird durch die Benennung gezeigt
Dritter Schöpfungstag, Gen 1,9-13:
                   ∂ 2 Schöpfungswerke, 2 Billigungsformeln (V10b, V12b; fehlte am 2. Tag, wird hier nach Scheidung der Wasser nachgeholt) 
                   letztmalige Benennung: Aufbau der Welt ist beendet (nach Schmidt), dann folgt der Ausbau der Welt mit V11 ( Lebensraum wird gegründet + dann kommen die Lebewesen ab 5. Tag) → Begrünung hängt aber doch mit dem ersten Werk zusammen, weil sie aus der nackten Erde einen bewohnbaren Platz macht
                   V9: auffallend: nicht Neues wird erschaffen, nur Scheidung von bereits Vorhandenem; hier nicht vertikale, sondern horizontale Scheidung (zw. Festland + Chaoswasser); Tatbericht fällt aus → LXX hat Zufügung (ist bestrebt, anzupassen), „und es geschah so“ steht statt dessen → zeigt wiederum Leichtigkeit Gottes (auf sein Wort hin geschah es einfach, im Gegensatz zu Enuma Elisch: Kampf Marduks gegen Tiamat; vgl. Ps 104,6f: Spuren einer Kampfesvorstellung noch vorhanden, ähnl. Hiob 38,8-11); ∂ klare Grenze der Chaoswasser: Ort der Sammlung; es wird hier vom Trockenen (nicht von Erde) gesprochen: Seebaß meinet, es fehlt noch die Begrünung, um den Namen Erde-aræş zu verdienen, aber in Gen 1,2 schon von Erde gesprochen (Zapff); „Meere-jammīn“: in EÜ Meer, aber eigentlich pluralische Form, Grund: „jam“ bezeichnete auch den Namen einer Gottheit, und um Verwechslungen zu vermeiden hier pluralisches jammīn (Meer hat keine göttl. Eigenschaften)
                   V10: letzte Benennung → chaotische Elemente endgültig in den Kosmos integriert → Abschluß des Aufbaus der Welt: Chaoswasser sind und bleiben als geordnete Größen Teil des Kosmos → Billigungsformel hier → bezeichnet Vollendung (Zustand der Schöpfung hat jetzt die Billigung Gottes)
02.06.05
Das zweite Werk des dritten Tages:
                   Auffälligkeiten von V11 zu V10: Benennung fehlt + ∂ keine Scheidung wie bei den ersten drei Schöpfungswerken (allenfalls die Scheidung in verschiedene Pflanzenarten, Subjekt: Erde) → ∂ kein Scheidungsvorgang bei dem Gott Subjekt wäre, Erde ist hier die Handelnde → siehe Tatbericht in V12 „das Land brachte...“ → Tatbericht in Frage gestellt: Erde hier schon Teil des Kosmos → kann Positives bewirken (= secunda causa – Schöpfung, die selbstkreativ mitwirken kann)
                   Pflanzen vor Gestirnen erschaffen, Grund: Pflanzen = unbewegliche Größen, gehören zur Ausgestaltung der Erde (vgl. V29f → als Nahrung dem M zugeteilt) um Erde für M bewohnbar zu machen (Pflanzen sind keine Lebewesen, weil kein Blut; AT: Blut = Lebensatem, vgl. Gen 9,4)
Einzelexegese:
                   V11: figura etymologica: „es grüne die Erde grünes Gras“ (aber in V12 „ließ...hervorgehen“); nach Steck ( Zapff): dæšæ-grünes = junges, frisches Gras nach dem Frühlingsregen (vertrocknet schnell bei Sonne; hier aber als Oberbegriff für das Folgende: Kraut + Bäume → steht nicht als Ersterschaffung, sondern im iterativen (wiederholend) Sinn → Anordnung zum Grünen bezieht sich nicht ausschließlich auf die erste Schöpfungsphase, sondern auf die sich immer erneuernde Vegetation (Frühling) → nicht 1 Vorgang einmalig, sondern Phänomen der sich erneuernden Vegetation → Unterschied zw. V11 (Anordnung auf Dauer) + V12 (Ersterschaffung)
                   V12: altorientalische Vorstellungen: Erde = weibl. → „Mutter Erde“ → vergöttlichte Größe → läßt Pflanzen/Tiere/M wie Korn hervorsprießen (vgl. Sir 40,1); hier kreative Verarbeitung: Erde bringt aufgrund des vorgängigen Wortes Gottes Grünes hervor, nicht aus Eigeninitiative (grammatikalisch liegt kein Imperativ vor, sondern Jussiv (Erde soll grünen lassen, und nicht „Erde grüne!“) → Erde ist nicht direktes Gegenüber Gottes (G befiehlt nicht der Erde, sondern über die Erde) → Abwehrung einer magischen Beschwörung durch G; realer Hintergrund: sind nicht die Verhältnisse in Palästina (Frühjahrsregen ist verantwortl. Für Grünes), sond. Überschwemmen der Felder (Ägypten)
                   Umständliche Beschreibung/Formulierung: Grün unterteilt sich: grünes Kraut mit Samen darin (Pflanzen des Feldes, die später als Nahrung dienen) + Bäume mit Früchten (versch. Arten; = oberirdische Früchte); tieferer Sinn: Ordnungsliebe von PS: Welt hat von G eine verläßliche Ordnung bekommen → Unterscheidung von Pflanzen und Bäumen (quasi naturwissenschaftliche Wahrnehmung der Welt → vgl. Gen 6,20; 7,14); Betonung von Samen: Arten sind auf Dauer angelegt (auch: Priester bekamen Abgaben von bestimmten Früchten: das wird hier in der Unterscheidung schon angelegt; PS = von Priestern geschrieben; vgl. Lev 19,19; 11,13  ???)
                   V12bβ: Billigungsformel → Billigung Gottes + Qualifikation „gut“
                   V13: Tatformel
Vierter Schöpfungstag, Gen 1,14-19
                   2 wichtige Probleme: Verhältnis Erschaffung Licht zu V4 + Wort- und Tatbericht unterscheiden sich erheblich [V14: Gestirne, um Tag + Nacht zu scheiden (Widerspruch zu V4); V18: Funktion der Gestirne: sollen über Tag + Nacht herrschen] → Disparatheit
Lösungen:
-         Überlieferungsgeschichtlicher Ansatz (W. H. Schmidt): ∂ Vorgeschichte der Berichte: V16-18aα ist älterer Text (Tatbericht), wurde durch Infinitive zur Zweckbestimmung entfaltet + Vorausstellung des Wortberichtes: V15 „leuchten“ (nicht herrschen); die ursprünglicheren Worte „Sonne + Mond“ wurden durch „Lampe“ ersetzt → Göttlichkeit der Gestirne sollte ausgeschlossen werden (welche mit „herrschen“ verbunden war)
-         Ruppert: auch für mdl. Vorgeschichte des Textes, aber auch traditionsgeschichtl. Einflüsse: ∂ memphitisches Denkmal hat auch zwei Berichte
-         Welches sachliche Verhältnis haben die beiden Bericht?
-         Steck: wenn WB vorangestellt worden wäre, hätte „herrschen“ auch verändert/getilgt werden müssen im TB → ist also inkonsequent → war also von vornherein eine Einheit ( Seebaß, Zapff), vgl. Blatt 34a; ∂ Ähnlichkeit zum 2. Tag: „machen“ + „...“, Fkt. wird bei beiden angegeben/Scheidung wird delegiert + Verhältnis von WB + TB im Sinn von Anordnung und Ersterschaffung zu sehen („es seien Lichter“) → V15 Anordnung, Formel = Vollzugsbeschreibung („und es geschah so“); ∂ Parallelisierung zwischen den Versen (s. Blatt): entsprechen sich hinsichtlich der Funktion der Gestirne spiegelbildlich: 14aβ 18aβ, 15a = 17b → warum?: V14 hat 2-fache Funktion: Zeitbestimmung hinsichtlich fixer Fest-/Zeitpunkte (Tag/Nacht) + Zeitbestimmung hinsichtlich fortlaufender/kalendarischer Zeitbestimmung (feste Zeiten/Tage/Jahre), TB in V18aα.β: „herrschen“ = Sonne und Mond bestimmen Tag und Nacht in ihrer unterschiedlichen Länge → Konkretisierung (Helligkeit durch Mond während der Nacht, Sonne unterscheidet Tag + Nacht) → Unterschied zwischen WB + TB (TB = komplementäre Ergänzung zum WB) => WB + TB nicht getrennt entstanden nach Überlieferungsgeschichte
07.06.05
-         Zsfg. nach Zapff: Verhältnis zum 1. Tag: kosmisches Licht wird am 1. Tag erschaffen, dann Himmelsgewölbe + Lebensraum in den das kosmische Licht gebracht werden muß (4. Tag) → Präzisierung der Scheidung von Finsternis/Licht: Länge von Nacht/Tag + kerygmatisches (= zur Verkündigung gehörend) Gefälle: Licht am Anfang als positiver Aspekt der Schöpfung → programmatisch
-         (Rainer: auch mußte ja erst noch Tag und Nacht erschaffen werden, damit die Gestirne etwas beherrschen können. Und auch das Firmament musste geschaffen werden, um die Lampen dorthin zu hängen)
Einzelexegese:
                   bewußtes Ersetzen von „Sonne“ + „Mond“ durch „Leuchten“ (vgl. Schmidt: Anliegen = göttliche Konnotation sollte ferngehalten werden; vgl. Babylon: Astrologie: Sterne bestimmen das Schicksal, haben Eigentätigkeit → vgl. Ri 5,20; Ägypten: Sonne = höchste Gottheit, vgl. Ez 8,16 verweist nach einigen Exegeten auf Sonnenkult in Israel; vgl. auch Dtn 4,19) → hier wird also säkularisiert: Sonne + Mond werden ihren Namen entkleidet + rein von ihrer Funktion her beschrieben → dienen zur Bestimmung der Zeit → sind dem M zu Dienst → implizierte Forderung: M soll ihnen nicht dienen
                   „herrschen“ hier: herrschen über Tag + Nacht (nicht über den M, wie in Babylon): G setzte sie an den Himmel; vgl. EE (vgl. Blatt): Marduk weist den Göttern Standorte zu (schafft nicht die Götter selbst)
                   cadīm = festgesetzte Zeiten (= feste Punkte) oder wie in EÜ: Festzeiten (vgl. Num 10,10) → Gestirne sind nicht Objekte des Kultes, sondern dienen, um dem Jahwekult entsprechend den Zeiten praktizieren zu können → dienen der Ausgestaltung des Wohnraumes der Menschen
Fünfter Schöpfungstag, Gen 1,20-23
                   G ist zweimal Subjekt einer Handlung: V21 TB + V22 Segnung der Tiere (vgl. 6. Tag: M) → Verbindung der Art der Geschöpfe (= lebendige Wesen) die den Kosmos besiedeln sollen → Dauerhaftigkeit wird hier durch Gottes Segen erreicht (Segen → Fortpflanzung → Dauer, bedarf eigenen Handelns Gottes)
                   Traditionsgeschichtliche Hintergründe: Fische + Vögel kommen in der Verbindung noch in anderen Texten vor: ägypt. Text in 1 Satz, Ps 8,9; werden vor den Landtieren und dem M nicht aus evolutionstheoretischen Gründen geschaffen, sondern aufgrund der Perspektive, aus der die Entstehung des Kosmos betrachtet wird: der Perspektive des M → Beschreibungsrichtung: von Ferne zur Nähe
                   Struktur (nach Steck): WB in V20 als Anordnung Gottes (nicht als Vollzug) → zielt auf Dauerhaftigkeit; hier: aufgrund der Eigenart der Schöpfungswerke ∂ noch keine Dauerhaftigkeit (diese wird erst durch die Segnung erreicht → Fruchtbarkeit; bei Pflanzen durch die Betonung des Samens sichergestellt); Jussive in V22 = Ziel der Anordnung von V20: Wasser wimmelt von Seegetier (wird von den Vögeln nicht ausgesagt; „auf der Erde“ weil Wort für unbewegten Luftraum im Hebräischen nicht ex. → braucht Umschreibung) => Dreierschritt: V20 – Anlegung auf Dauerhaftigkeit, V21 – Lebewesen werden geschaffen, V22 – Dauerhaftigkeit wird aktiv durch Segnung
                   V20: figura etymologica: Gewimmel soll wimmeln; V21 Billigungsformel; V22 Tag- und Nachtformel
Einzelexegese:
                   V20: Subjektwechsel: zunächst Wasser, im zweiten Teil müßte dann „Luftraum“ Subjekt sein → aber hier umständliche Formulierung, um analoge Aussage zum Seegetier herzustellen →  Vögel müssen selber fliegen [??... Wasser wird nicht aufgefordert Lebewesen hervorzubringen wie in V12; Wasser ist Lebensraum, aber nicht Ursprung der Fische, vgl. auch V21: G erschafft ohne Mittlerschaft (nicht wie V12 „das Land brachte“, oder V24 „das Land bringe“) → Erde hat mütterlich Konnotation, aber für Wasser existiert eine solche nicht/hat ursprünglich chaotische Konnotation]; V20 ohne direktes Objekt; „Seetiere“ als Oberbegriff (→ nicht „Fische“), Seeungeheuer = Untergruppe → soll abheben (bei Geflügel nicht nötig, da da keine Ungeheuer/angstmachende Wesen ex.)
                   „wimmeln“: 2x wird die Wurzel verwendet → figura etymologica (vgl. V12); auch „Geflatter soll flattern“
                   næpæŝ hajjā: auch in 9,10; 12,15f; Lev 11,10.46 (alles PS-Schriften), Ez 47,9; næpæŝ Schlund, Rachen, Kehle, Gurgel → verbunden mit Atmen → Lebewesen (heißt nicht Seele in unserem Sinn, sond. Lebensatem) => „lebendiges Wesen“
                   V21: TB: bārā-erschaffen (hier das erste Mal nach V1, vgl. V27: analogieloses Schöpfungshandeln Gottes wird ausgedrückt, nur G ist Subjekt von bārā) → qualitativ abgehoben durch die Verbindung mit tanīnīm (versch. Bedeutungen: Schlangen/hexenartige Wesen: vgl. Ps 91,13; Ez 29,3: Krokodil; myth. Zshg’e: Jes 51,9 → chaotische Urwesen; Ugarit: tnn: Art chaot. Wesen); hier: Text will bewußt entmythologisieren, wenn myth. Konnotationen auftreten → durch Verbindung mit bārā: G erschafft mit Leichtigkeit die Seeungeheuer → sind Geschöpfe und keine eigenständigen chaotischen Mächte, die nur mit Mühe gebändigt werden können; sind auch von næpæŝ abgehoben (obwohl das in V20 der Oberbegriff ist) und dadurch hervorgehoben (bei Vögeln ∂ keine Differenzierung/gattungsmäßige Unterscheidung)
                   „wimmeln“ (Wurzel: šaraş): Ausdruck der Lebensfreude/-fülle: G stattet seine Schöpfung überreichlich mit Geschöpfen aus
                   kriechend (nicht in EÜ, aber in Zapff Ü!!!): vgl. Lev 11,46
                   „nach seinen Arten“: Versuch der Klassifizierung → soll zeigen, daß die Schöpfung wohlgeordnet ist (PS-Autor: kennt hier keine creatio continua: es bedarf keinen größeren Eingreifens Gottes mehr → Schöpfung entwickelt sich nach Segen von selbst → ist auf Dauer angelegt)
                   V22: andere Struktur zu den anderen Tagen: Segen dient der Dauerhaftigkeit; Jussiv: Vögel sollen sich mehren: Naturbeobachtung: Vögel bauen Nester auf Bäumen und brüten dort (nicht in der Luft, sond. auf der Erde); + ∂ kein Wort für Luft
                   Segnen-bāræk: oft in PS (vgl. 9,1; 17,16): G gibt Lebenskraft → verleiht Dauer (die spätere Segnung Israels in/durch Sarah wird hier bereits angelegt → Natur wird durchsichtig auf Heilswirken Gottes hin); G will das Leben (→ besitzt über das Exil hinaus Dauerhaftigkeit)
Sechster Schöpfungstag, Gen 1,24-31
                   Beinhaltet 2 Werke: Erschaffung der Landtiere + des M: wegen Verteilung von 8 Werken auf 6 Tage und sachlichen Gründen (Erschaffung der Tiere hätte ja auch mit am 5. Tag sein können): M ist von Landlebewesen abgesetzt, ist Erdenbewohner (→ in gewisser Weise auf Seiten der Tierwelt gestellt), aber ein besonderer → ∂ Postulat: Bewußtmachen, daß die belebte Mitwelt unsere Mitbewohner sind
                   Struktur: bei Erschaffung der Landlebewesen ∂ TB + WB in V24/25, bei Erschaffung des M nicht: Kohortativ in V26 + TB in V27 → WB fehlt; V28 (vgl. V22) Segnung des M: fehlt bei der Erschaffung der Landlebewesen; bei Erschaffung des M ∂ keine Billigungsformel (in V25 ja, für die Tiere, vgl. V21), erst am Schluß noch mal in veränderter Form
                   V29f: Nahrung der Landlebewesen: erst wird der M bedacht (Landlebewesen bekommen das, was übrig bleibt)
                   V31 bezieht sich auf alles (nicht explizit auf den M)
=> 4-er Struktur existiert:
-         1. Teil: Erschaffung der Landtiere: V24.25
-         2. Teil: Erschaffung des M: V26-28
-         3. Teil: Versorgung des M mit Nahrung: V29f
-         4. Teil: Billigungsformel für gesamte Schöpfung: V31
Der erste Teil: V24-25 – Erschaffung der Landtiere (LT)
                   vgl. Westermann: Eindruck: Beschreibung von zweimal demselben in Variation: V24 Befehl von G, Erde soll hervorbringen, V25 G erschafft selbst (vgl. V20; aber hier wird aktives Tun der Erde vorausgesetzt, in V20 nicht) → Spannung von WB + TB/Dauer V24 + Ersterschaffung V25 → in V24 ist Erde secunda causa, creatio continua entsteht auch ohne Segen, Warum? (Frage bleibt offen)
                   für Unterschied zur Erschaffung von Seetieren/Vögeln ∂ 3 Gründe (nach Steck/Seebaß):
-         V20ff: Segen für Dauerhaftigkeit, ist in V24f nicht nötig, da durch die creatio continua der Erde schon erfolgt (∂ keine Erde bei Fischen und Vögeln)
-         V20/21: Segen ist mit Fruchtbarkeit verbunden: ergeht auch an M in V28; wenn an LT auch dieser Imperativ ergehen würde, würden diese eine Konkurrenz zum M auf der Erde darstellen (nur einer kann die Erde erfüllen, vgl. Jes 13,21f) → LT Gefahr (Fische + Vögel nicht; Wildtiere wurden als Chaos empfunden, waren oft in Überzahl gegenüber dem M)
-         M wird deutlich von LT abgesetzt, wird mehrfach gesegnet (vgl. 9,1; 17,16; 17,20); dient der Fruchtbarkeit + Weitergabe des Lebens; M ist was besonderes
Einzelexegese:
                   V24: Mutter Erde → mythologisches Bild, vgl. V12; vgl. Ps 139,15; Sir 40,1
Anordnung der Tiergruppen variiert: V24-V25 (V24: erst allgemeine Bezeichnung, dann Aufgliederung in drei Gruppen → gezähmte Tiere/Vieh, Kriechtiere, Wildtiere; V25: Wildtiere, Großvieh, Kriechtiere) → in V24: Abfolge orientiert sich an Nähe zum M (Vieh am gezähmtesten); in V25: an Größe der Tiere
endet mit Billigungsformel
14.06.05
Der zweite Teil: V26-31 – Erschaffung des Menschen
                  Umfangreichstes Werk (nach der Erschaffung der Gestirne am 4. Tag); weitere Entsprechung: beide erhalten Auftrag, den sie erfüllen müssen → herrschaftliche Tätigkeit (wird aber mit jeweils unterschiedlicher Terminologie ausgedrückt)
                   Struktur: V20: Kohortativ: G fordert sich selbst auf („Laßt uns...“), im Hebr. ex. „und“ → Konsekutivsatz oder auch Finalsatz (→ „damit sie...“) → schließt hier keine Dauerhaftigkeit mit ein (heißt nicht: es seien Menschen); „und es geschah so“ fällt evtl. deswegen aus; V27: Ersterschaffung; Daueraspekt erst in V28 (nicht schon im WB, wie sonst): Segnung durch Gott → Fruchtbarkeit; V29f: Versorgung des M → zielt auch auf Dauerhaftigkeit (Korrespondenz im Verhältnis von M und T, aber erst ist M im Blick); erst in V30 „und es geschah so“ (entweder Vollzugsbestätigung für gerade Geschaffenes → so zumindest in der heute vorliegenden Fassung zu verstehen, oder ursprünglich wahrscheinlicher, daß Toledot in 5,1-32 (PS) an 2,4a angehängt war und V30 hier den Übergang markiert: Thema der Toledot: Zeugen, Leben, Sterben → Dauerhaftigkeit erweist sich)
Einzelexegese:
                   V26: Kohortativ → „uns“ = Plural → steht in Kontrast zu Vorhergehendem/Folgendem (Selbstaufforderung Gottes im AT relativ selten, noch seltener im Plural), Lösungsvorschläge s. Blatt
zu 1.: alte Kirche, Problem: erst im 3. Jh. ∂ Entfaltung des Trinitätsgedankens → nachträgliche Deutung ist unhistorisch
zu 2.: soll auf Erhabenheit des Sprechers verweisen, hier evtl. auf G übertragen → Anspruch Gottes: eigentlich Herr des M      (EÜ hat Esra nicht korrekt übersetzt, Originaltext pluralisch)
zu 3.: PS kennt keine Mittlergestalten (∂ keine Engel; vgl. dagegen Elohisten in Gen 28)
zu 4.: man spricht mit sich/eigenes Gegenüber, = Westermann
zu 5.: Steck: = vorgeprägte Darstellungsform zur Abhebung des Schöpfungswerkes Mensch; Plural vom polytheistischen Hintergrund abgeguckt, EE: singularisch (Marduk ist allein der Schöpfergott), Kohortativ bei beiden Vergleichstexten → im Kohortativ abhängig/erklärbar (Plural evtl. mitübernommen); hier: 27a: Gottes Schöpfungshandeln → Monotheismus (muß aber nicht mit Plural unvereinbar sein, kann mit 2./4. ergänzt werden) => Zapff: „uns“ als 2. oder 4. zu verstehen
cadam-Mensch ~d'a' : ist ohne Artikel → Gattungsbezeichnung → Menschheit schlechthin ist gemeint (od. Menschenpaar, zweiter Schöpfungsbericht dürfte der PS bekannt gewesen sein)
„als unser Abbild, uns ähnlich“ in EÜ: şælæm = Statue/Bildsäule/Götterbild → konkrete Größe; demūt = Abstraktbegriff, der Ähnlichkeit einer Sache mit einer anderen Sache bezeichnet ( „etwas, wie“); → konkreter Begriff wird durch Abstraktbegriff näher erläutert (einige: demūt evtl. als Abschwächung, da in V27 şælæm allein steht; dagegen spricht: 5,1: nur demūt) → beides ist ursprünglich; beide Worte noch mal in 5,3 („ihm ähnlich nach seinem Bild“) → umgekehrte Reihenfolge → Rückschlüsse für 1,26: Bedeutung von 5,3: ∂ natürlicher Zshg.: Kinder sind gewöhnlich ihren Eltern ähnlich → Sem ist seinem Vater qua natur ähnlich, also sein Bild; in 1,26 umgekehrt: G schafft Adam nach seinem Bild und wird dann als ihm ähnlich charakterisiert; Bild ist aber nicht natürlich, sondern vom Dargestellten ablösbar → M nicht qua natur mit Gott verwandt, sondern nach seinem Bild geschaffenes Geschöpf (vgl. Bild von Maler; M nicht G ähnlich, wie Kind seinen Eltern) → Geschöpflichkeit des M in seiner Nähe und seiner Distanz zu G wird umschrieben (1,26: M ist Bild + dadurch G ähnlich; 5,3: Sem ist ähnlich aufgrund Natur und dadurch Bildnis); 5,1 ist evtl. Zurückgriff auf älteren Toledot oder nach Zapff: nur demūt, weil in 1,26 ja schon erklärt und deshalb klar was es heißt

Exkurs zur Gottesebenbildlichkeit des Menschen: vgl. Westermann
Außer Ps 8,6 ∂ keine weiteren Entsprechungen zu diesem Vers im AT → Überbewertung in der christl. Rezeptionsgeschichte
Wie ist es zu deuten, dass der Mensch nach dem Bild Gottes ihm ähnlich ist. Vier Interpretationswege:
1.      Kirchenväter: Irenäus von Lyon im 2. Jh. Er unterscheidet zwischen natürlicher und übernatürlicher Gottesebenbildlichkeit. εικονα + ομοιωσις (griechisch) oder imago + similitudo (Vulgata): ersteres natürliche, zweites übernatürliche Gottesebenbildlichkeit; schon Rezeption im NT: Kol 3,9f → Urbild des M = fleischgewordener λογος auf den Adam hin geschaffen wurde, Abbild ist der vom Geist begnadete Leib (natürliche Gottesebenbildlichkeit) → Inkarnation hier schon begründet: M ist imago Dei, und in Christus zur similitudo Dei bestimmt (in JC schon verwirklicht) => dynamische Gerichtetheit des M auf Vollendung seiner selbst (man verwirklicht sein imago Dei indem man similitudo Dei wird); ist aber nicht historisch kritisch, wenn auch für die systematische Theologie richtig, aber Text an sich ist dafür nicht Zeuge;  ursprgl. Sinn?
2.      auch altkirchlich mit modernen Vertretern: natürliche Gottesebenbildlichkeit şælæm ist in den geistigen Fähigkeiten des M zu suchen (Persönlichkeit, Verstand, Willen, Willensfreiheit, Ich-Bewußtsein, Vernunft, geistiges Wesen, unsterbliche Seele)
3.      Die Gottesebenbildlichkeit besteht in der äußeren Gestalt des Menschen, vgl. G. v. Rad → ganzer M ist gottesbildlich; vgl. W. Zimmerli: Verwandtschaft des äußeren Aussehens → anthropomorphe Rede von G (hat hier Höhepunkt) → zeigt: G ist menschlich (AT hat nicht bipolar gedacht)
4.      Das AT trennt den Mensch nicht in Geist und Leib → ∂ keine Dichotomie → in 1,26 kann nur der ganze M gemeint sein (nicht etwas am M, od. eine Eigenschaft) = consensus communis; neurer Interpretationen: 2 Wege, die sich nach Zapff nicht ausschließen müssen:
-         V26b: Konsekutiv- oder auch Finalsatz → „damit sie herrschen“ → Gottesebenbildlichkeit wird funktional verstanden (verwirklicht sich durch Funktion gegenüber der Schöpfung: Herrschaftsaufgabe) → greift aber zu kurz
-         Kehl/Schroer: ziehen Vergleichstexte, v. a. ägypt. heran (Pharao wurde als Gottesbild gesehen, vgl. Tutanchamun lebendiges Abbild Amuns) → hier Demotisierung (Übertragung auf das ganze Volk): nicht Pharao allein ist Abbild Gottes, sondern jeder M → jeder M hat die Würde, die in Ägypten allein dem Pharao vorbehalten war → alttestamentliche Egalität hinsichtlich der Anthropologie; hier: Kreatürlichkeit des M → auch klar von G unterschieden (∂ keine natürliche Beziehung zum M; wird durch den Zshg. mit den Landlebewesen unterstrichen); vgl. auch Glaube an die wirkmächtige Vergegenwärtigung des Dargestellten auf Bildern im Orient (vgl. Ikone bewirkt Präsenz des Dargestellten: Orthodoxe): Bild bildet ab + repräsentiert; şælæm kommt evtl. sprachgeschichtlich aus Mesopotamien: arkadisches şalmu hat gleiche Konsonantenfolge und ähnl. Bedeutungsspektrum: 9.-7. Jh. v. Chr. bezeichneten sich die arkadischen Könige gern als şalmu eines Gottes + waren im Kampf gegen das Chaos die von G beauftragten Stellvertreter, stellten im Land Bilder von sich auf, um Präsenz zu zeigen → wiederum Demotisierung in Gen: wird auf alle M übertragen: M = lebendes Götterbild in welchem G wirksam sein soll + das G auf Erden repräsentiert → Aussage über die Würde des M + mit Fkt. verbunden; vgl. auch 9,6 (=PS): Tötung eines M ist verboten und durch Blutrache geschützt (Tier nicht): „nicht erst durch sein Handeln, sondern durch bloße Existenz verweist M auf Schöpfer, den er im Bild vor der Schöpfung vertritt“ (Ruppert); Unterschied zu anderen altorientalischen Schöpfungsmythen: Athramhasis: M als Ersatz für niedere Götter → M dienen v. a. den Göttern, hier: anderes M-bild + andere Beziehung zwischen Mensch + Gott!!!!
Was bedeutet die herrschaftliche Funktion? Hebr. Wurzel radah niedertreten/herrschen im Sinn von unterdrücken, in V28 tritt noch eine andere Wurzel hinzu: kabaš – jdn. unterwerfen/dienstbar machen → heißt auch mit Gewalt durchzusetzende Herrschaft (im Sinn von Zerstörung oft mißverstanden), damals: Tier = Konkurrenz zum M → Überlebenskampf des M → Einschränkung des Lebensraumes der Tiere zugunsten des Überlebens des M ≠ Zertrampeln der Erde (∂ nirgends das Recht auf Tötung der Tiere), M hier noch Vegetarier (erst 9,3 nach der Flut Fleischesser) → herrschen hat zwar auch den Aspekt der Gewalt, aber bedeutet auch königliches Leiten + Hüten (radah muß nicht unterwerden, kann auch Schutz des Schwächeren vor dem Stärkeren bedeuten → kultivieren)

16.06.05
Trichotomie: Fische (Meer) – Fluggetier (Himmel) – Lebewesen/Kriechtiere (Erde), Seeungeheuer fehlen, evtl. bewußt ausgeklammert, weil der PS-Autor sich nicht vorstellen konnte, wie eine Herrschaft des M über sie aussehen könnte
                   V27: Erschaffung des M wird geschildert: TB; 3x Wurzel bara-erschaffen (bārā) analogiefreies Erschaffen Gottes, bisher nur in V1.21; hier Steigerung zu den Seeungeheuern (3x) → übertrifft alles bisherige Schaffen Gottes (→ M = „Krone der Schöpfung“); 27bβ: 2-geschlechtliche Erschaffung des M: männlich + weiblich → priesterliche Sprache (nicht-PS geht es um Einheit von Mann + Frau → isch/ischa) → hier Betonung der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, vgl. Lev 12,5 unterschiedliche Folgerungen für die Reinheitsgebote; zeigt auch: M, der vorher als Bild Gottes bezeichnet wurde bleibt der Kreatürlichkeit/Schöpfung verhaftet, ist 2-geschlechtlich (im Gegensatz zu G) → J steht über den Geschlechtern, şælæm hier konkretisiert: klare Unterscheidung zwischen G + M/Menschsein vollzieht sich männlich + weiblich (→ einseitige Reduzierung wird ausgeschlossen im Gegensatz zum 2. Schöpfungsbericht: Frau erst nachträglich aus der Rippe des Mannes erschaffen); Mann + Frau hier gleichursprünglich (evtl.: M kann sein Menschsein nur im Gegenüber von Mann + Frau vollziehen) → Gleichwertigkeit der Geschlechter wird zum Ausdruck gebracht, zusammen sind sie Bild Gottes; Rezeption in NT: Reduktion dieser Aussage von z. B. Paulus, vgl. 1 Kor 11,7; (erstaunlich für patriarchalische Gesellschaft)
                   V28: Segen schließt sich an, ähnl. V22 (fast identische Formulierung), 1 kl. Unterschied: „und G segnete sie und er sprach zu ihnen“ (lāhæm) → Zusatz → M ist direktes personales Gegenüber Gottes (in V22 nicht) (zeigt: in PS jedes Wort zum angemessenen Verständnis wichtig) → Sonderstellung des M wird noch mal unterstrichen; vgl. 9,1: G richtet Wort an Noach (PS); sonst analog zu V22, M soll erfüllen, Aufnahme von V26b im letzten Teil: herrschen im Hinblick auf Landlebewesen
                   V29: Versorgung des M unter Einschluß der Tierwelt → zielt auf Dauerhaftigkeit, M wird direkt von G angesprochen: „euch“ (anders in V30: allgemeiner Ausspruch: „gebe ich alles“), hier: M direktes Gegenüber Gottes; hinnē nātattī – siehe ich gebe: oft in PS (vgl. Ex 31,6; Num 18,8.21); in 9,3 erneute Nahrungszuteilung (dann auch incl. Lebewesen auf dem Speiseplan), åklā-Nahrung/Speise nur hier, 9,3 und Ex 16,15 (Bezug zur Mannaspeisung), hier rein vegetarisch; altorientalischer Kontext: vgl. Gilgamesch-Epos: Gefährte des Gilgamesch ernährt sich nur von Pflanzen, sumerischer Text: „fraßen Gras wie Schafe“/Tiere = Nahrung der Götter, vgl. auch Ovid, → verweist noch auf Frieden zwischen Mensch + Tier (vgl. Jes 11,6-8 → Jesaja erwartet die Wiederkehr dieses urzeitlichen Friedens zwischen M + T), dahinter steht tiefes Wissen um Mitgeschöpflichkeit + Verwandtschaft mit dem Tier; Pflanzen = Samentragend, evtl. Hinweis auf Acker-/Obstbaumkultur in Hinsicht auf den Schöpfungsauftrag die Erde zu kultivieren
                   V30: Tierwelt auch mit Nahrung bedacht, aber Vorrangstellung des M, T auch nur Vegetarier (erstaunlich, da Raubtiere ∂, vgl. Jes) → Übergriff wird hier ausgeschlossen, aber vgl. 2 Kön 2,24; und es geschah so: Vollzugsfeststellung oder nach Steck: Verweis auf 5,1ff (Toledot)
                   V31: Billigungsformel, erweitert + auf die ganze Schöpfung bezogen, Vb: hinnē-siehe!/schau! soll Aufmerksamkeit wecken; ţōb me  ōd-sehr gut: Steigerung  gegenüber den vorhergehenden Formeln, die nur auf ein Werk bezogen waren; vgl. Mythen: ∂ Lobsprüche auf Marduk in EE, vgl. Ijob 38,7 jubeln → G lobt hier selber, billigt sein eigenes Werk; was heißt hier ţōb me  ōd? So gut ist die Schöpfung schließlich nicht → Naturkatastrophen etc.: ţōb = angenehm, brauchbar, zweckmäßig, schön, freundlich, recht, sittlich gut; Seebaß dazu: ist in Zshg. mit 6,11f (PS) zu lesen: dort Gewalttat → 1,31 wird teilweise aufgehoben → tob mod heißt hier nicht „in sich gut“ (im ontologischen Sinn), sondern für die Lebewesen gut → Charakteristikum ist Harmonie, die in 6,12 durch Gewalttat zerstört ist; auch: anfängliches Urteil Gottes läßt sich nicht mehr uneingeschränkt auf gegenwärtige Schöpfungswirklichkeit beziehen: ist teilweise verdorben: 6,11 nur hā’āræş-Erde (nicht Kosmos) ist von Gewalttat erfüllt, Folge: Flut (einziger Hinweis in PS auf Hereinbrechen von Sünde in die Schöpfung!!! Fragt nicht nach Grund + Ursache des Bösen, sondern Existenz der Sünde wird lediglich festgestellt → ursprünglich tendierte Harmonie ist durch M teilw. zerstört), vgl. nachsintflutliche Welt: Verhältnis M/T nicht mehr ursprgl. Harmonie; malum physicum wird hier nicht reflektiert → positive Sicht der Welt (ist von G harmonisch geplant); Tagzählung: sonst jeweils ohne Artikel (Ausnahme: 1. Tag), hier „der sechste Tag“ → als Krönung + Höhepunkt der Schöpfungstage besonders herausgestellt
21.06.05
Siebter Schöpfungstag, Gen 2,1-4a
                   ∂ kein WB (7. Tag besteht nur aus „Tätigkeiten“ Gottes), keine Vollzugsformel „es geschah so“, keine Billigungsformel, keine Tagzählung (kennt keinen Abend); einzige Entsprechung zu den anderen Tagen: Segnung (auch hier Unterschied: ∂ keine begleitende Rede bzgl. des Inhalts der Rede, nur: G segnete den Tag)
                   Struktur: ∂ versch. Unstimmigkeiten: 2,1: passivische Vollendung auf 6. Tag bezogen, 2,2: G vollendet aktivisch am 7. Tag; LXX/Peschita lesen „am 6. Tag“ in 2,2; Ruppert: will 2,1 als späteren Nachtrag verstehen (gegen Mißverständnis, daß G am 7. Tag noch was getan hätte), aber: 2a + 2b haben auch Widerspruch: Handlung + Nichthandlung; andere: V2a ist sekundär → 2b ursprgl. direkt nach V1 → Doppelung zw. V1 + V2a wird vermieden, aber wieso wurde dann ergänzt + Doppelung später in Kauf genommen? => wenn von literarischer Einheitlichkeit ausgegangen werden soll, muß sachl. Verhältnis von 2a zu V1 und von 2a zu 2b geklärt werden → eigentliches Problem nicht V1, sond. 2a; beide Verse durchgängig von PS-Sprache geprägt („Werk“ in V2a.b,3b; „barak“ und heiligen in 3a; ungewöhnlich nur, daß G Nicht-lebendiges segnet); Lsg: Textinterne Struktur zu untersuchen (was wollen diese Verse aussagen?), Steck: V1 steht isoliert zw. 1,31 und 2,2: 1,31 = Ende des 6. Tages, erst in 2,2 vom 7. Tag (ohne weiteres Schöpfungsgeschehen) gesprochen → in 2,1 werden Werke zum Abschluß gebracht → gehört eher zum 6. Tag (also zum insgesamt Vorhergehenden) und in Zshg. zu V31b (= resümierender Rückblick auf gesamte Schöpfung) => V1 = abschließende Feststellung des Erzählers zum Vorhergehenden (vgl. Ex 40,33b  „so vollendete Mose das Werk“ → ist typisch für PS) → V1 = Teilunterschrift (ohne eigenen Schöpfungsvorgang, sondern resümiert das bisherige Schöpfungsgeschehen; dafür spricht auch passivische Formulierung) → PS-Autor markiert Einschnitt (Arbeitsphase ist abgeschlossen);
V2-3: grundsätzlich: Schöpfungswerk ist abgeschlossen → 7. Tag ist kein Schöpfungswerk als Geschehen göttl. Arbeit (∂ kein Wortakt im Sinne einer Anordnung od. Billigung) → ∂ keine göttl. Arbeit!!! Werk in 2a.3a.b Arbeit, die G bereits getan hat (Werk steht als Ganzes vor Augen) → Spannung zw. Ruhe + Vollenden löst sich dadurch, 2a unterscheidet sich von 1,31 im Sinn von „zum Abschluß bringend“ ≠ Schöpfungsarbeit
Grammatikalische Struktur: in 2c fehlt das Subjekt „elohim“ (in 2a noch da), ist grammatikalisch auch nicht notwendig, aber untypisch für PS, da normal „Gott“ als Subjekt immer vor seinem Werk/Tat erscheint (vgl. V1,28) → G wird ausdrücklich als Urheber betont; → Steck erklärt: 2b ist nicht dieselbe syntaktische Ebene wie 2a, sondern ist als modaler Umstandssatz dem ersten Teilsatz unterzuordnen → „G vollendet am 7. Tag sein Werk, indem Er ruht“ → Die Vollendung besteht im Ruhen (Sabbatterminologie); Spannungsverhältnis löst sich, Aussage beider Teile ist identisch & sachliches Spannungsverhältnis zw. V1 + 2 wo jeweils von Vollenden gesprochen wird löst sich (beide Verse beinhalten verschiedenes); Ruhen von der Schöpfungsarbeit = Vorausblicken: neue Qualität (von Ruhen) mit Andersartigem
[Zusatz: in V2 ∂ parallelismus membrorum, der durch den modalen Umstandssatz aufgehoben wird: aber durch Aufgeben von Gleichmäßigkeit wird etwas besonders betont → aufmerksam gemacht]
                   V3: 3b = Begründungssatz + ∂ Rückbezug zu 2b durch „ruhen“ (→ Verknüpfung); Fkt von V3 gegenüber V2?: ∂ Sabbatterminologie: „šābat-ruhen aufhören mit Arbeit/keine Arbeit tun ≠ šabbāt (Sabbat), vgl. Ex 20,9 (erste Fassung des Dekalogs); 31,14f; „7. Tag“ vgl. Ex 16,29; 20,10; 23,12; „am 7. Tage ruhen“ vgl. Ex 16,30; 23,12; 34,21; „qaddēš-heiligen“ vgl. Ex 20,8; Neh 13,22   => wird auf Sabbat angespielt, aber Sabbatgebot hier noch nicht als gültig vorausgesetzt (→ nicht für die eben geschaffene Menschheit); erst am Sinai erhält Israel das Gebot → gilt nicht für die Völkerwelt → PS-Autor will herausstellen, das G selbst seiner eigenen Ordnung folgt, die er später Israel verpflichtend auferlegt → ist in V2 also noch keine dauerhafte Ordnung gemeint (sond. geht nur um Praxis); Dauerhaftigkeit des 7-Tagesrythmus wird durch V3 unterstrichen/herausgestellt: Segnung eines Tages ist ungewöhnlich (normal nur Lebendiges, vgl. V22.28: dienen jeweils der Dauerhaftigkeit der Schöpfungswerke, es wird Fruchtbarkeit verliehen), hier: auch nach dem Schöpfungsgeschehen sollen immer wieder siebente Tage sein → geht nicht nur um Rhythmus, sond. auch um Qualität des 7. Tages (wird in der folgenden Heiligkeit ausgedrückt); „heiligen“ G nimmt Ausgrenzung vor (etwas kommt in den Verfügungsbereich Gottes), Steck: 7. Tag = besonderer, IHM zugehöriger Tag → von anderen Tagen ausgegrenzt → ist der einzige Vorgang hier (durch die beiden Verben segnen + heiligen ausgedrückt); Aussageziel: Bestimmung Gottes herauszustellen, daß es von jetzt an immer siebente Tage als besondere geben soll → G hat sich selbst im Rahmen der Schöpfung anders verhalten (v. a. 3a)/ hebt Besonderheit des Tages gegenüber den vorhergehenden zu einer qualifizierten Ordnung hervor → „segnen + heiligen überführen Werk Gottes von einem einmaligen Verhalten (V2) in einen Setzungsakt Gottes, der auf Fortbestand gerichtet ist (V3)“ → ist kein Schöpfungswerk auf Dauer, aber Ausrichtung in der Folgezeit (erst nur von G selbst eingehalten, für M erst später: Abraham ruhte nicht am 7. Tag; erst Ex 16 wieder: am 7. Tag gibt es kein Manna: hier erkennt Israel die in die Schöpfung hineingelegte Ordnung, die erst nach dem Auszug offenbart wurde; in Ex 20,10 dann zum Gebot gemacht; Unterschied zu Dtn 5,6-20: ∂ andere Begründung des Sabbat, mit Ägypten Sozialinstitution: Ruhe für alle, die vom M abhängig sind: weil er befreit wurde aus Ägypten, soll er allen anderen auch Freiheit gewähren)
Einzelexegese:
                   V1: resümierender Textmarker, „Himmel + Erde“ stellen Bezug zu 1,1 her; „Heer“ („Gefüge“ in EÜ) Gestirne (vgl. Jes 40,26) oder Heerscharen (vgl. Ps 103,21; 148,2), vgl. Jes 34,2: dort steht „Heer“ in Parallele zu „allen Völkern“ → meint Gesamtheit der Völker; was ist hier gemeint?: nicht allein Himmelsheer, sondern alles, was mit Himmel + Erde zu hat → alle Geschöpfe; „wurden vollendet“ – passivisch: Konstatieren des Abschlusses (heißt nicht: zu Ende bringen)
                   V2: „kalāh-vollenden“: hier aktivisch (Ruppert: G erklärte sein Werk für vollendet; geht nur, wenn V2b nicht modal verstanden wird); Werk: umfaßt jegliche geistige + körperliche Arbeit, die am Sabbat untersagt ist; vgl. Ex 40,33b Mose vollendete das Heiligtum → Zenger: Israel wird am Schöpfungshandeln Gottes beteiligt/führt es in die Welt hinein fort Ausdruck der Stabilität des Kosmos + Gott wird Platz in der Schöpfung bereitet (wer am 7. Tag ruht, macht G eine Wohnung in der Welt); → šābat = aufhören/zu Ende kommen (heißt erst sekundär ruhen; eigentliches Verb im Hebr. für ruhen: noaֽh) → bewußter Anklang an Sabbat als Institution (wird hier ja noch nicht ausdrücklich als Begriff verwendet); unklar, ob das Verb vom Nomen abgeleitet wurde (also Sabbat = ursprünglicher Begriff i. S. von „aufhören“) → hieße dann hier „Sabbat halten“, Ruppert: keine etymologische Beziehung zw. Sabbat + šābat (wurde erst später aufgrund seiner Assonanz mit Sabbat in Verbindung gebracht) => bleibt umstritten
                   Zur Entstehung des Sabbat: F. L. Osfeld (Bonn): S = ursprünglich Vollmondstag mit Namen šabatu, der erst später mit arbeitsfreiem 7. Tag verbunden wurde; Haag: in Anklang an Exodus, später dann wöchentlich begangene Erinnerung, vom Pascha-Fest abgeleitet → Stärkung der Identifikation Israels; Seebaß: erst PS hat Verknüpfung zw. Sabbat und 7-Tage-Schema
                   Ruhe Gottes hat versch. Traditionsgeschichtl. Wurzeln: Schmidt: in außerisraelitischer Mythologie ist Ruhe der erstrebte Zustand der Götter, vgl. EE: gestörte Ruhe des Gottes... aufgrund des Geschreis der M/bei Vollendung des Schöpfungswerkes durch Marduk (erhält Wohnung für die Götter, wo diese ruhen wollen ???); ugaritische Texte: El nach der Rückkehr von Baal (Fruchtbarkeitsgott) aus der Unterwelt froh, daß er wieder ruhen kann; Otiositas = verbreitetes altorientalisches Motiv/Privileg der Götter (otium = Ruhe/Muße); Einwirkung unsicher: wenn Mythen im Hintergrund stehen, wurden sie für PS-Zwecke eingeordnet: Ruhe = Vorbild des späteren Sabbat (dient Israel zur Erholung) + nicht mehr ausschließliches Privileg der Götter → wird auch den M zuteil → Israel ahmt später G nach → Aktualisiert die Gottebenbildlichkeit des M → anderer Akzent
                   V3: Segnung bedeutet nicht nur Dauer, sondern auch heilvolle Potenz für diesen Tag (wird für Israel bei der Mannaspeisung dann aktuell), Heiligung = Inbeschlagnahme dieses Tages für G: M tritt in den Bereich Gottes ein, vgl. Ex 24,16; durch den 7. Tag wird G Raum in der Zeitordnung gegeben (diese Sicht wird hier grundgelegt)
23.06.05
                   4a:  abschließende Unterschrift, schlägt Bogen zu Gen 1,1 (3 Stichwortverbindungen: haššāmajīm-Himmel, hā̉āræş-Erde, bara-schaffen); wird als Toledot beschrieben (Toledot = Zeugungen, von jalad abgeleitet = zeugen/gebären) → Geburts-/Zeugungsgeschehen; ∂ traditionsgeschichtl. Wurzeln; Verbindung zu UG + VE durch die Toledot (je 5) → Andeutung, daß der Weltschöpfer + der Gott der Heilsgeschichte Israels nicht zu trennen ist → ist ein- und derselbe Gott; vgl. Jes 44,24: Jahwe wirkt in beiden Bereichen: ist Schöpfer + ∂ heilsgeschichtlicher Aspekt (durch König)

4.1.8 Zur Rezeptionsgeschichte von Gen 1,1-2,4a.

                   allgemeine theologische Aussagen:
                   PS-Autor hat im Exil den Mut, Jahwe, den G Israels, als den Schöpfergott schlechthin zu proklamieren (gegen Marduk in Babylon); Situation ist zu beachten: das Volk hatte alles verloren – vom eigenen Besitz bis zu Heimat und Tempel (Jahwe ist nach damaligem Denken eigentlich unterlegen) → spricht für die große Glaubenskraft des Autors (∂ ausschließlich monotheistische Aussagen): Jahwe ist einziger Gott, alles was sonst als Götter verehrt wird (Gestirne, Sonne, Mond, Seeungeheuer...) wird hier als Schöpfungswerk eindeutig G untergeordnet → Er wird zum G der ganzen Erde
                   ist nicht nur Abgrenzung zu anderen Mythen, sondern natürliche Offenbarung wird eingeleitet/beginnt: Nicht Jahwe, sondern Elohim wird er genannt („Gott“) → fast Eigenname → die Möglichkeit wird dadurch eröffnet, daß andere Völker Zugang zu Elohim finden können (ohne direkt um IHN zu wissen, vgl. Noach: weiß noch nicht um G + wird trotzdem als frommer Mann gezeichnet) → Glaube anderer Völker wird integriert
                   auch klare Abgrenzung zu anderen Religionen: vgl. Babylon; nicht Synkretismus ist das Ziel, sondern die Reinigung von anderen Gottesvorstellungen: Scheidung von Schöpfer + Schöpfung erfolgt (ist transzendenter im Vergleich zu den Mythen, ∂ hier kein Kampf/irdisch, sondern Schaffen durch sein Wort) → Welt wird säkular (= von G getrennt) → Zugriff des M auf Erkenntnis + Kultur wird eröffnet (wäre die Welt göttlich, wäre sie nicht für den M erkennbar) → ∂ Ansätze von NW (Naturbeobachtung)
                  Verfügung des M über die Schöpfung hat auch zur Ausbeutung der Schöpfung geführt (ist aber auf Grund des Textes nicht legitimiert, sond. falsche Schlußfolgerung)
Rezeptionsgeschichte:
                   ∂ Verbindung von Schöpfungs- und Heilsgeschichte durch die Toledot; vgl. dazu: Ps 136 Dank für die Schöpfung + für Exodus, Jes 44,24; Dan 3,51-90 Lobgesang der Jünglinge im Feuerofen: fordert Schöpfungswerke und Israel zum Lob auf
                   Joh-Prolog: εν αρχη; Joh 1,14: Schöpfung ist Voraussetzung + Ursprung der Heilsgeschichte in Christus (als neue Schöpfung)
                   Fragestellung: Zielte die Schöpfung von Anfang an auf die Menschwerdung des Gottessohnes, oder erst nach dem Sündenfall, um M heimzuholen zu G?
                   Ps 33,6: Sprechen Gottes wird als Schöpferwort thematisiert; Joh 1,2: Einfluß der gr. λογος-Vorstellung wird auf eine personale Größe übertragen (JC hat Fleisch angenommen) → sth. Worttheologie
                   Spr 8,22: Weisheit als Erstlingswerk Jahwes → Gleichsetzung mit Licht: Weish durchlichtet die Welt
                   Sir 24,1-22: Annäherung zw. Weish + Schöpferwort (beides wird im Joh-Prolog zusammengeführt)
                   bara: Analogielosigkeit des Schöpferhandelns: Rezeption in 2 Makk 7,28 (deuterokanonisch): Gedanke der creatio ex nihilo (2. Jh.): G hat aus Nicht-seiendem geschaffen (umstritten, was damit gemeint) → Einfluß des gr. Denkens → jedenfalls das unbegreifliche Vermögen Gottes herausgestellt, die Schöpfung ins Dasein zu rufen
                   2 Kor 4,6 vgl. Gen 1,3: Neuschöpfung des Christen zu Erschaffung des Lichtes in Bezug gesetzt
                   1,26 → Kol 3,10; Eph 4,24: Christus als neuer Adam → M soll selbst zu diesem neuen M werden (Paulus)
                   Jak 3,9: ethischer Impetus der Ebenbildlichkeit: ist widersprüchlich Gott zu loben + M zu verfluchen/Nachrede
                   1,27 + 2,24 als Beleg für die Unauflöslichkeit der Ehe bei Jesus, vgl. Mk 10,6ff
                   1,31 → 1 Tim 4,4: Billigungsformel wird herangezogen
                   2,2 → Hebr 4,4: 7. Tag = Vorzeichen eines eschatologischen Sabbat (Hebr 4,8-11)
                   1,2 → Kol 1,15: Schöpfungsgeschehen wird als trinitarisches Geschehen verstanden (nach Irenäus von Lyon ist ruach = Hl. Geist → innertrinitarischer Dialog)

Relevanz für die heutige Theologie:  (Rainer)
1.      Rede von Schöpfergott und Schöpfung. Das muss in der naturwissenschaftlichen Welt unbedingt erhalten bleiben. Wichtig wäre da ein Dialog zwischen Wissenschaft und Theologie in bezug auf die Schöpfung. Die Rede vom Schöpfer hat zwei Themen: Einmal eine Unterscheidung zwischen Schöpfung und Schöpfergott. Es geht darum, dass Gott nicht gleich die Schöpfung ist. Und zum zweiten: der Mensch ist kein Zigeuner am Rand des Universums.
2.      Schöpfung führt weiter in Form der Heilsgeschichte, denn der erste Toledot von Himmel und Erde wird weitergeführt durch die Toledots der Menschen. Dann hat die Schöpfung Dauerhaftigkeit. Das bestätigt sich in Gen 9 im noachitischen Bund. Dann zielt die Schöpfung auf die Erlösung durch den Logos, Jesus, hin.
3.      Schöpfungsbericht ist Grundlage für unser Menschenbild. Mann und Frau sind gleich, auch das Verhältnis zur Natur und Umwelt ist wichtig, heute ist falsch: Sexismus, Zerstörung der Biosphäre, herrschen, heißt nicht: zerstören.


Gepriesen sei er, der Herr ist in Ewigkeit, Amen.


Abkürzungen:
UG              -              Urgeschichte
Ü              -              Übersetzung
VE              -              Vätererzählung
Offb              -              Offenbarung
G              -              Gott
M              -              Mensch
WB               -              Wortbericht
TB              -              Tatbericht
EE               -              Enuma Elisch


Zusätze: Ps ist schematisch
1

No comments:

Post a Comment