Moraltheologie: Ethik des
Lebens WS 2002/03
I. Problemanzeige
Problem ist: Lebensethik. Hitler unterschrieb einen Euthanasieerlass.
Sein Befehl wurde hier von Müller vorgelesen. Unheilbar Kranken sollte da der
Gnadentod gewährt werden. Das ist dann, wenn ein Leben als unwert eingestuft
wurde. Ratzinger schreibt darüber über seinen Cousin, der das erlebte. Die
Tötung der Behinderten wurde schon zwei Jahrzehnte vorher geistig vorbereitet.
Schon 1922 wurde gefordert, dass unwertes Leben freigegeben wird. Darwin sagt
dazu: Es gibt Gefahren, welche die Fortentwicklung behindern. Eine Gefahr ist
für ihn: bestimmte Moralvorstellungen gibt es da. Die Gefahr ist, dass
Zivilisierte die Behinderten pflegen in karitativen Einrichtungen. Das sei eine
Gefahr für die Entwicklung des menschlichen Lebens, so Darwin. Im zweiten
Weltkrieg starben insgesamt 55 Millionen Menschen. Nach dem Krieg kam lange
Friedensperiode. Aber die anderen Kriege seit 45 forderten genauso viel Tote.
Deshalb so Schockenhoff: Unsere Jahrhundert ist lebensbedrohlich.
Ein zweiter Punkt: Es gibt in Nordamerika eine beste
Gesundheitsvorsorge, aber andere Gefahren. Eine ist die Kriminalität dort. Es
gibt aber auch Gewalt des Menschen gegen sich selbst, der Suizid. Ein Problem
ist weiter die Sucht. So gibt es viele suchtbedingte Todesfälle. Eine Ursache
dafür sei: der Konsumismus, so Dietmar Mied. also nicht mehr Kommunismus,
sondern Konsumismus. Das sei ein moderner Religionsersatz. Das bringt einen
Typen hervor mit einer antisozialen Struktur, wo man zur Ellenbogenmentalität
kommen kann. Hier gilt die Mentalität: haben steht vor dem sein. Man denkt
auch: entscheidend ist, was mir nützt, das ist auch egozentrisch. Das wirkt
sich aus auf den Wert: Wahrheit. Viele sind zum Lügen bereit. Diese
Nutzen-Einstellung führt dazu, dass die Rechte anderer gestört werden. Wenn man
Schweigen würde, könnte man HIV-Viren in Blutkonserven verschweigen. Der Führer
der kommunitaristischen Bewegung will: Ausgleich zwischen Eigenwohl und
Gemeinwohl. Regel: Gesellschaftsordnung muss man so akzeptieren wie man will,
dass die Gesellschaft sein eigenes Leben akzeptiert. Der Führer heißt: Ezioni.
Ein Problem ist auch der Generationenkonflikt: Was schulden die jüngeren den
Älteren und auch anders herum. Das war der Bereich: Haben vor Sein.
Nun ein dritter Problembereich: Vorrang des Dinges vor der Person.
Freud meint: es gibt nekrophile Menschen, mit einer Liebe zur Leiche. Und dann
gibt es noch. Die Menschen wollen lieber Maschinen als Menschen. das nennt
Fromm: nekrophile Charakterstruktur. So sagen viele: ich will keinen Bruder,
lieber einen Computer. Oft haben Leute, die sich mit dem Computer gut
auskennen, Probleme im Umgang mit Menschen. Was zeigt das? Ein Mensch hat immer
Notsituationen. Wer zwischen Mensch und Maschine nicht unterscheiden kann, hat
einen falschen Wert vom Menschen. Kein Mensch möchte behandelt werden wie ein
Ding. Das wäre eine große Gefahr, wenn der Mensch nur noch Mittel zum Zweck
ist.
Ein weiterer Problembereich: Gesundheit, Krankheit und Heilung. Die
Medizin machte ungeheure Fortschritte. Aber das hat Kehrseiten. Man kann nun
Vorgänge des menschlichen Lebens bewußt stoppen oder hervorbringen, so bei
Geburt oder Tod, Liebe und Sexualität. Frage: Sieht ein Mediziner noch den
Menschen als Mensch? Mensch wird nur noch als Organismus gesehen: der Blinddarm
von Zimmer 95. Wichtig ist, den Mensch als ganzen im Blick zu haben. heute gibt
es auch den kritischen begriff: Apparatemedizin. Heute geht der Mensch zur
Maschine und ins Labor, nicht mehr zum Arzt. So sagt Horst Ewald Richter
kritisch: Die Verarmung des Menschenbildes, man sieht den Menschen nicht mehr
als ganzes, man will ihn als Maschine perfekt machen. Heute will man alles am
Menschen, z. B. Kommunikation unter Menschen, mit mathematischen technischen
Plänen dargestellt. Eine Therapeutin meint, man müsse heute die Innerlichkeit,
die Psyche wieder achten. Stichwort: Verachtung der Innerlichkeit Denn wenn man
z. B. die Angst verachtet, gibt das immer noch mehr Angst. So seien Seelsorger
die Experten der Innerlichkeit. Zum Schluß der Problemanzeige noch eine
Konzeption von Richter: er hat die These: Die heutige Gesellschaft hat einen
Gotteskomplex. Das heißt: nachdem der Mensch Gott verloren hat, will er sich
selbst die Allmacht eines Gottes geben durch Naturwissenschaft und Technik. Er
will der Unendlichkeit habhaft werden. Konsequenz ist doppelt, so Richter: es
hat ökologische Konsequenzen, und zum anderen: die Ganzheit des Menschen wird
nicht gesehen: der Mensch hat auch Schwächen und Grenzen. Der Umgang mit
schwäche, Grenzen und Endlichkeit sind heute ein großes ungelöstes Problem. Man
unterscheidet heute: vollwertiges und minderwertiges Leben. Das geht richtung:
lebensunwert. Ein Schaubild zweigt über den Gotteskomplex: da ist eine bewußte
Seite, die die Allmacht will, die unbewußte Seite, die der Mensch verdrängen
will, ist die Seite der Ohnmacht. Heilung kommt nur, wenn der Mensch seine
‘Ohnmacht anerkennt. Eine Fehlhaltung ist der Machtkomplex. Wenn nun so ein
Mensch einem begegnet, der ihn an die Seiten erinnert, die er verdrängen will,
dann meidet der Verdrängende diesen erinnernden Menschen. Eine große Gefahr ist
weiterhin der Utilitarismus - man will nur Glück. Auf einem solchen Boden
würden sozialdarwinistische Überlegungen fruchtbaren Boden finden.
II. Thema der Vorlesung
Lebensethik. Es gehört zur angewandten Moral. Es gibt auch den Begriff
der Bioethik, das ist aber mehr Utilitaristisch. Aber Müller sieht das anders.
Bioethik ist Übersetzung von Lebensethik, das meint: Verantwortung für das
Leben. Auch: Verantwortung für alle Erscheinungsformen jedes Lebens. Das ist
Lebensethik im weiteren sinne. Davon zu unterscheiden: Lebensethik des
menschlichen Lebens: hier ist es teilweise medizinische Ethik. Aber Adressat
der Lebensethik ist hier der Mensch. Die Vorlesung geht um die Lebensethik im
engeren Sinn. Deshalb folgende Fragen: a) Wert des menschlichen Lebens? b)
Welche Grundhaltung hat dieses Leben? c) Welche Grenzen hat das Erlaubte
(normative Frage)?
Verantwortung: kommt von:
antworten, hat also relationalen Charakter. Welchen Wert hat für uns die
Wirklichkeit und wie antworten wir darauf. Es geht um den Wert des menschlichen
Lebens und um die adäquate Haltung. Die Wirklichkeit hat ja einen Wert, von dem
ein Anspruch ausgeht. Dieser Anspruch muss erfaßt werden. Merkmale der
Verantwortung: 1) Vernehmen des Anspruchs, der vom Leben des Menschen ausgeht.
Es geht um die Entfaltung des Lebens, das erhalten werden soll. Das Urmodell
ist: Verantwortung Mutter zu Kind 2) Der Mensch weiß, dass sein verhalten
Folgen hat, und der Mensch steht für diese Folgen ein. Durch die Freiheit
bestimmt der Mensch seine Zukunft und auch die anderer mit, wenn er handelt. 3)
Verantwortung braucht immer Freiheit, damit er auf etwas antworten kann. Man
muss dann auch sagen, warum man so gehandelt hat, also Rechenschaft geben. 4)
Bei der Verantwortung muss man auch Menschen, die weit weg sind,
miteinbeziehen, z. B. dritte Welt und nächste Generation 5) Auch die Natur
miteinbeziehen. Soweit. Wer sich oder andere haßt, kann aber seinen und den
Wert des Lebens anderer gar nicht schätzen. Verantwortung bezieht sich auf das
leibliche Leben. Hier geht es nicht um das spirituelle Leben. Der Mensch ist im
Verhalten zu anderem nicht festgelegt. Es gibt Haltungen, die dem Leben dienen,
und andere bedrohen eben das Leben. Was wir brauchen, ist eine gemeinsame
Verantwortung aller Menschen zum Leben. So die Bischofskonferenz. Die
Verantwortung muss sich auf Gott beziehen, der der Freund des Menschen ist.
weil zum Leben auch das Sterben gehört, muss man auch dazu eine rechte Haltung
finden.
A. GRUNDLEGUNG DER LEBENSETHIK
I. Von der Würde des
Menschen als Person.
1.
Anthropologische
Aspekte
Kann man beim Menschen von Wert sprechen? Denn Wert bezieht sich auf
Dinge, die etwas kosten. Also beim Menschen: kein materieller Wert, denn 65
Prozent sind Wasser. Das kostet nicht viel. Ein zweifacher Zugriff auf das
Thema: erst anthropologisch und psychologisch, also ohne Glaubensbotschaft.
Zweiter Zugriff zur Grundlegung: Was sagt der Glaube zum Wert des Lebens? Zwei
Begriffe umschreiben den Wert: Person und Würde. Die Würde des Menschen besteht
darin, dass er Person ist. Nun zu: Person: Es ist ein Wertbegriff. Er zeigt die
Unverfügbarkeit des Menschen. Der Mensch darf nicht angetastet werden. Der
Mensch hat un-bedingten Wert. Das Recht auf Leben ist mit dem Status der Person
verbunden. Sind aber alle Lebewesen auch Personen? Ist die Zygote des Menschen
schon Person, sind Behinderte und im Koma liegende auch Personen? Nun zunächst
zur Geschichte des Personbegriffs: Er kommt etymologisch von: Prosopon, die
Maske des Schauspielers. Daraus sagen religiöse Denker: die Person ist das
ewige am Menschen. Es gibt zwei Stränge in der Geschichte: einmal: Person als
Substanz. Was heißt Substanz? Boethius sagt: Persona est rationalis naturae
individua substantia; die Person ist eine individuelle Substanz vernünftiger
Natur. Sie ist individueller Selbststand. Also zwei Merkmale; einmal: in sich
selbst stehen; und zweitens: die Verstandesnatur: der Mensch weiß um sich und
um andere. Er ist sich und anderen gegenüber frei. Gegenbegriff zu Substanz:
ein nicht selbständiges Anhängsel. Kant sagt: Der Mensch ist Person, weil er
ein sittliches Wesen ist, moralfähig, kann unterscheiden zwischen gut und böse.
Deshalb hat der Mensch unbedingten Wert. Das heißt: der Mensch ist nicht
definiert von Werten außerhalb des Menschen, z. B. von dem, was er für einen
Nutzen hat. Also der Mensch ist nur abhängig vom Wesen des Menschen. Alles
andere heißt bei Kant: Sache, das ist der Gegenbegriff zu Person. Das ist aber
problematisch, denn dann könnten Tiere Sachen sein. Tiere sind aber keine
Personen. Kant unterscheidet Person und Sache. Bei der Sache hat alles seinen
Preis, man kann ein Tier kaufen. Bei der Person gilt der Begriff Würde, nicht
Preis. Sachen haben nur einen relativen Wert, sind nur Mittel zum Zweck. Der
Mensch ist nicht Mittel zum Zweck. Kant hat eine Selbstzweckformel des Menschen.
Der Mensch darf nicht nur als Mittel zum Zweck behandelt werden. Der Mensch ist
um seiner selbst willen da. z.B.: Gemüse ist Mittel zum Zweck der Nahrung. Der
Mensch ist nie nur Mittel zum Zweck. Denn er hat Autonomie, Selbständigkeit.
Der Mensch hat das Vermögen, sich frei an moralische Normen zu binden. Person
ist nach Kant verantwortlich, frei zum moralischen Gesetz. Die sittliche
Forderung ist vorgegeben, und der Mensch kann sich nun entscheiden; er erkennt
gut und böse. Man lernt für heute daraus: Ein so beschriebener Mensch ist
verantwortlich, das heißt auch: er ist bescheiden. Der Mensch muss
Verantwortung ausüben für sich und andere. Also der Wert liegt in der Freiheit,
denn dann kann er sich an das Gute binden. Also: Moralfähigkeit des Menschen
ist wichtig. Das hat aber ein Kind noch nicht. Deshalb muss man Fähigkeit im
zweifachen Sinn sehen: a: als geistig praktische Anlage zum Handeln können b:
im Sinn des: in der Lage Seins, im Stande Seins. Bei der Moral ist Möglichkeit
a richtig. Es geht also um die Anlage, die muss aber noch nicht ausgebildet
sein. Denn wenn einer schläft, kann er ja auch nicht handeln, aber die Anlage
ist doch da. Also entscheidend ist: die Anlage, moralfähig zu sein. Anlage ist
nicht biologisch zu sehen. Also, dass sie auf ein Gen zurückzuführen sei.
Sondern: Anlage meint: es gehört zum Menschsein. Soweit zum einen Denkstrang,
wo der Mensch auch Person ist, wenn er die Anlage zur Moralfähigkeit nicht
aktuieren kann.
Ein zweiter Strang nun zur Frage, was Person ist: Am ersten Denkstrang
fehlt: das in Beziehung sein des Menschen zum anderen. Nun der zweite Strang:
Diese Linie vertritt: Augustinus, Edith Stein, Papst, Guardini. Stichwort: Ich
Du Relation. Das zeigt. Person ist nicht nur In-sich-Stand. Eine Person ist
darauf angewiesen, in Beziehung zu sein, und vom anderen als Person angesehen
zu werden. Schopenhauer sagt: Motiv des Handelns ist oft: Mitleid dem anderen
gegenüber. Also: das einzige Motiv, das unserem Handeln Sinn verleiht, ist das
Mitleid. Mitleid ist auch für Schopenhauer ein Mysterium, aber er definiert:
Dazu gehört: Identifizierung mit dem Leiden anderer und. Die Einfühlung in
Bezug auf Ängste , Schmerzen, Würde ist bei Schopenhauer. Ein Leistungs- und
Erfolgsbegriff. Also: Person hängt von Leistung und Erfolg ab. Bei Kant dagegen
ist die Person ein Wertbegriff. Die Vernunft ist kein verläßliches Kriterium
für Schopenhauer. Denn die Vernunft ist ambivalent. Kann ja auch in den Dienst
des Bösen gestellt werden. Wichtig ist für die Person: sie muss von Empathie
begleitet sein, sonst hat der Mensch nur leere Lebensformeln. Martin Buber
sagt: Mensch ist man durch die Angewiesenheit auf das Du. Der Mensch braucht
Bejahung und Bestätigung durch andere. Buber sagt: Im Anfang ist die Beziehung.
Da meint man am Anfang die Beziehung Mutter und Kind. Herr Tomatis schreibt:
Mutterleib ist wie Antenne für den Fötus. Durch den Leib empfängt das Kind
Geräusche und Klänge. Ein Kind hört durch die Wirbelsäule, nicht durch die
Bauchdecke. Ohne eine Anfangsbeziehung kann der Mensch gar nicht überleben.
Einer sagt: Liebe läßt den Wert des eigenen Lebens erfahren. Wenn einer keine
Liebe erhält, kann der Mensch in Isolation verfallen, wird suizidal, Gewalt
gegen sich oder gegen andere. Buber unterscheidet verschiedene Beziehungsweisen:
a. Ich-Es-Beziehung das meint. Beziehung zu etwas als Gegenstand, den man
analysieren kann. Das kann sogar unter Personen passieren, z.B.:
Propagandistische Einschätzung. Buber war ja Jude. Bei einer Bemächtigung
interessiert der andere nur, wie man Macht über ihn haben kann, das ist bei
Werbung heute der Fall. Der andere ist nur als Käufer zu sehen. Und b:
Ich-Du-Beziehung. Der andere ist als er selbst gemeint, er ist einmalig.
Wichtig für Person: Einmaligkeit. Zum Zwischenmenschlichen gehört: das Gespräch,
das man den anderen als genau diesen jenen wahrnimmt. Soweit zu Buber. Man
beachte: eine Beziehung begründet nicht die Würde des Menschen, sondern sie
ermöglicht die Erfahrung, Würde zu haben. Dazu noch eine humanwissenschaftliche
Stimme: Rene Spitz ist Säugingsforscher. Er meint, die Wurzel des Übels, warum
viele heute in Anstalten sind, sei die Beziehung. Vor allem gestörte
Beziehungen im ersten Lebensjahr stören später eine ganze Gesellschaft. Einem
solchen Kind fehlt die affektive Nahrung, die Liebe, darum greift das Kind
später zur Gewalt.
Nun ein Blick auf die aktuelle Situation über den Streit des
Personenbegriffs. Es gibt heute eine Krise beim Personenbegriffs. Ergebnis wird
sein: beide Stränge müssen verbunden werden, Bindeglied wird der Leib sein. Man
stellt heute das Selbstverständliche in Frage durch einen Reduktionismus. Heute
fragt man: Haben auch Maschinen und Computer so etwas wie eine Person. Wenn das
spezifische einer Person das Denken sei, wieso kann dann nicht ein Computer
eine Person sein. Reduktion also auf: das Denken. Es gibt aber Denken als
Wissen, das explodiert und Denken als Weisheit, Erfahrungen. Problem: Maschinen
haben keine Gefühle. Was sagt die moderne Bioethik zu diesem Problem? Person
ist ein Status, der geschützt werden soll. Was ist Person? Peter Singer sagt
dazu: Heiligkeit des Lebens heißt für mich: Heiligkeit der Person. Hinweis.
Drei stufen: Wert, Würde, Heiligkeit. Nun stellt sich aber die frage, welches
Wesen eine Person ist. Er sagt. Nicht jedes Wesen ist eine Person, nicht jede
Person ist ein Mensch. Der Mensch ist erst Person, wenn er bestimmte
Eigenschaften hat. Singer lehrt, dass allein die Gattung Mensch, noch keine
Person ist. Wer dies lehre vertrete einen Speziesismus. Damit meint er eine Art
Rassismus. Er fordert dann: Alle Erscheinungsformen der Natur sind
gleichwertig. Vor allem die Tiere sind bei Singer wichtig. Deshalb hat es keine
Relevanz ob man der Gattung Mensch angehört. Also zwischen Mensch und Tier
besteht kein Unterschied. Wann aber ist der Mensch Person? Wenn einer Fähigkeit
zu Vernunftgebrauch und Selbstbewußtsein aktuell zeigen kann. Also: Vernunft,
Erinnerung, Selbstbewußtsein, Fähigkeit zur Zukunftsplanung. Dann ist man
Person. Das ist ein Fötus nicht. Singer sagt: ein 10 Tage Altes Kind hat
weniger Wert als ein Schwein, weil es sich im Spiegel wieder erkennt. Wenn
Delphine oder Affen selbstbewußt sind und Vernunft haben, darf man sie weniger
töten als kleine Menschen. ein Fötus hat nach ihm gar keinen Wert. Singer läßt
aber die persönliche Beziehung bei Seite, denn als seine Mutter alt ist,
organisiert er rundum Pflege. Singer sagt: wenn Nicht-Personen Schmerz
empfinden, darf man sie töten. Singer ist ein Utilitarist. Was ist
Utilitarismus: Prinzip der Nützlichkeit. Jene Handlung ist sittlich geboten,
deren Folgen für das Glück aller optimal sind. da gibt es 4 Teilprinzipien: 1)
Handlungen sind nur von den Folgen her zu beurteilen. Das ist ein
teleologischer Akzent. 2) Maßstab zu Beurteilung der Folgen ist der Nutzen 3)
nützlich und gut: besteht darin, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen, das ist
das Glück. Glück ist: Maß an Freude und Verminderung von Leid. 4)
Ausschlaggebend ist: das Glück aller von der Handlung betroffenen. Also:
Allgemeinheit. Bei Handlungsalternativen ist abzuwägen: Man muss Präferenzen
setzen in Blick auf die Zukunft. Also bei der Präferenz geht es darum, ob ich
vorziehe, weiter leben zu wollen oder eben nicht. Also: Präferenz von Leben und
Tod. Töten ist dann verboten, wenn es dieser Präferenz entgegen spricht. Je nach
Folgen beurteilt ein Utilitarist Lügen als gut oder schlecht. Der Unterschied
zum Christentum, bei ihm gibt es Dinge, die sittlich immer verboten sind, weil
es gegen den Mensch verstößt, der nur als Mittel zum Zweck gebraucht wird, z.
B. sexueller Mißbrauch. Beim Utilitarismus hängt es also davon ab, ob etwas
Person ist. und es kommt auf Glück und Leiden an. hier ist das Leben das, was
Glück hervorbringen soll. Singer sagt: ich muss die Handlung wählen, die die
Interessen aller fördert. Leiden darf nicht sein. Wenn man das Leid nicht
beseitigen kann, dann soll man den Leidenden beseitigen. So darf ein Kind bis
zu 10 Tage getötet werden, damit es einem gesunden Kind Platz macht. So sei
Trisomie 21 ein Grund zur Tötung neben ganz konkreten anderen. Zentral für
Singer ist eigentlich nur: Seine Definition von Person. (Selbstbewußtsein,
Erinnerungsvermögen, Fähigkeit zur Zukunftsplanung). Im Blick auf Singer kann
man festhalten: Welche Folgen hat eine Definition von Person für die Praxis.
Jede maximalistische Definition ist abzulehnen. Richtig ist. Person ist man,
wenn man als Mensch vom Mensch abstammt. Das ist eine minimalistische
Definition.
Eine minimalistische Definition muss gefordert werden. Und das ist:
Person ist: Mensch sein. Zu dieser Definition gehört auch der Leib, deshalb nun
zur Person als Ganzheit, auch mit Leiblicher Dimension. Bei Singer ist das
Menschenbild eindimensional. Schockenhoff meint: Wenn man den Leib ausgrenzt,
fehlt etwas. Folgende Grundthese: Grundlage der Lebensethik kann nur ein ganzheitlicher
Personbegriff sein, der den Menschen in allen seinen Dimensionen ernst nimmt,
also: Leib, Geist, Seele. Was meint: Ganzheit. Summe meint: verschiedene Teile
sind so nebeneinander geordnet, wenn man ein Teil austauscht, bleibt das Ganze
immer noch das selbe. Beispiel: Steinhaufen. Anders nun: die Ganzheit ist keine
Summe. Jedes Glied hat hier die Eigenheit immer in Bezug auf das Ganze, zu dem
es gehört. z.B.: Melodie, da muss jeder Ton im Ganzen zueinander stehen.
Philipp Lersch formulierte dies so. Die Ordnung des Ganzen, der gefügte Aufbau
eines Ganzen, heißt dann: Struktur. Für alle lebendige Glieder gilt der Satz:
wenn man ein Glied austauscht, wirkt sich das auf das Ganze aus. Bei einer
Maschine kann man problemlos etwas austauschen, Maschine bleibt Maschine. Beim
Menschen kann man nicht einfach eine Niere nehmen. Dieser lebendige
Zusammenhang von Gliedern eines Ganzen heißt: Integration. Integration meint:
wechselseitige Zusammengehörigkeit der Glieder. Das gilt alles auch für die
Person, er ist eine Ganzheit, keine Summe, sondern eine integrative Ganzheit.
So ergibt sich daraus ein mehrdimensionales Menschenbild. Schockenhoff meint:
wir brauchen Leib Seele-Geist-Einheit mit der ganzen Umwelt. Wir sind auch in
die Umwelt verwoben, z.B. Wetter, Nahrung. So setzt sich die Zerstörung der
Natur auch dann fort in der Zerstörung des Menschen. Wieder zurück zum
Personbegriff. Es geht also um die Ganzheitlichkeit. Da gehören drei Momente
nach Schockenhof dazu zur Ganzheit: a) eine biologische Bedeutung, also einen
Leib haben b) psychologische Merkmale, z.B.: Bewußtsein, c) moralische
Bedeutung, also ethische Attribute. Das geht auf Kant zurück. Das ist heute die
unveräußerliche Würde des Menschen. Zu a). Die Bedeutung des Leibes als Person.
Die Kontinuität des Leibes ist eine notwendige Bedingung für die
Personidentität. Das sieht man vor allem, wenn der Kindesleib zum Erwachsenen
wird, also: Pubertät. Also die Grundlage der Identität einer Person ist
zunächst der Leib. Bei Singer wäre dies nur das Selbstbewußtsein. Der Mensch
verliert ja seine Rechte nicht, wenn er schläft, dann ist alles geistige weg.
Die Person geht zwar nicht allein im Leib auf, aber ohne den Leib ist eine
Person nicht zu denken. Der Leib ist die Repräsentanz der Person, das Bewußtsein
kann ja weggehen, wie bei einer Geisteskrankheit. Zu b) psychologisch: jedes
geistige Erlebnis ist an den Leib gebunden, Sinneswahrnehmung. Auch gehört zur
Wahrnehmung: ein Raum- und Zeit-Empfinden. Auch die Kommunikation entwickelt
sich leibhaft: Mimik und Gestik. Unser Leib ist das Tor zur Welt. Der Leib ist
Medium unseres Selbstausdruckes. Also: enges Wechelverhältnis zwischen
Selbsterfahrung, Kommunikation. Man merkt aber auch, dass wir mit unserem
Körper nicht identisch sind. also: wir haben eine gewisse Distanz zum Leib.
Einerseits. Leibgebundenheit, ein Haben, aber auch Leibdistanz, unser Sein.
Daraus entstehen Probleme in der Lebensethik aus dieser Freiheit unserem Leib
gegenüber. Wie weit reicht der Spielraum, den wir unserem Leib gegenüber haben?
Zu c) Relation, moralisch. Zur Person gehört die soziale Dimension. Die ist
leibhaft vermittelt. Der Mensch erlebt sich durch das Du. Also sagt Nitzsche.
Das Du ist älter als das Ich. So gerade das erste Lebensjahr, wo für Singer
noch keine Person da ist, dieses erste Jahr aber ist von fundamentaler
Bedeutung. Einer sagt: das erste Lebensjahr ist eine extra-uterine
Schwangerschaft. Das erste Jahr ist die Grundlage für die Entfaltung zur
Person. Die Mutter-Kind-Beziehung ist wichtig.
Dazu ein Exkurs. Beispiel für Mutter-Kind-Beziehung in einer
Untersuchung. Durch das Halten der Mutter ist das Kind mit seinem ganzen Leib
mit der Mutter verbunden. Dieser Kontakt ist vermittelt durch. Die Haut des
Säuglings. Aber auch die optischen Eindrücke sind wichtig: denn in der Stillage
wendet sich das Kind der Mutter zu. Im Abstand von 20 cm kann das Kind schon
scharf sehen, sieht also Gesicht der Mutter. Wichtig ist auch die Dauer, normal
sieht ein Mensch nur immer 10 Sekunden dem anderen ins Auge. Bei Mutter und
Kind ist dies anders, geht bis zu 30 sek. Auch der Geruch des Kindes ist
wichtig, und das Kind kennt auch den Herzschlag der Mutter, deshalb wird ein
Kind gern links gestillt. Beim sprechen mit dem Kind erhebt der Erwachsene
seine Stimme. So trifft er eine gute Frequenz. Spaemann meint: Eine Mutter
behandelt ihr Kind wie eine volle Person, wie wenn es alles verstehen und sehen
könnte. Und nur wenn die Person schon beim Kind vorausgesetzt ist, nur so kann
sich eine Person entwickeln. Also beim Säugling erkennt man gut die leibliche
Dimension der Person. Diese Wichtigkeit des Leibes gilt aber für die ganze auch
erwachsene Person. Einer sagt. Leib und Intersubjektivität sind miteinander
verknüpft. Man begegnet einander immer im Leib. Die Freiheit und Würde sehen
wir nicht erst, wenn ein anderer Gedanken hat, sondern schon beim Leib sieht
man Würde. Konsequenz: Wir müssen uns in unserem Dasein als Ganzes akzeptieren.
Also auch den Leib. So gilt. Wer dem Leib des anderen Schmerz antut, tut der
ganzen Person Schmerz an. Der Leib des Anderen ist die konkrete grenze der
Freiheit. Es geht darum, sich von einem eindimensionalen Personbegriff
abzugrenzen. Demgegenüber stellten wir: Leib, Seele, Geist als Einheit, also
mehrdimensionale Person. So bezieht sich der Respekt des anderen in Bezug auf
die Würde auch auf den Leib. Denn der Leib ist die Repräsentanz der Person. Wir
können die Person nur achten, wenn wir die Ganzheit annehmen, und die
Untergrenze ist der Respekt vor dem Leib. Also: der Leib des anderen ist die
konkrete Grenzen der Freiheit.
Nun das Prinzip der Ethik: Wir schulden dem menschlichen Leben vom
Anfang bis Ende die gleiche Achtung, egal in welcher Form es uns entgegentritt.
Das ist ein Prinzip. Einer weist darauf hin, dass mit der Würde bestimmte
Rechte des Menschen verbunden sind. der zweite Artikel des Grundgesetzes zeigt,
dass jeder das Recht auf Leben und Freiheit hat. Vor dem Gesetz sind alle
Menschen gleich. Also das Grundgesetz hat drei zentrale Aussagen über die
unantastbare Würde. Durch die betonte Würde wird die Schutzfunktion des Staates
ausgedrückt. Das Kriterium für ein sittliches Wesen ist nur eines: Mensch sein.
Nichts anderes sonst, weder Religion noch Rasse, noch Verstand. Das ist der
Kern aller Menschenrechtsgedanken. Auch durch Mehrheitsbeschlüsse darf man
nicht über Würde verfügen. So paßt das Bundesverfassungsgericht auf, dass das
Parlament nichts falsches beschließt. Nun werden diese Überlegungen vertieft
durch Gedanken von Robert Spaemann. Sein Gedanke: Person ist nicht etwas,
sondern jemand. Ein jemand, der mich menschlich ansieht, und über den nicht wie
eine Sache verfügt werden kann. An einem normalen erwachsenen Menschen sieht
man, dass der Mensch ein jemand ist. Wenn nun ein defektes Wesen da ist, gilt
das selbe, wie für einen normalen Menschen. Deshalb kann die Person auch nicht
beschrieben werden durch. Vernunft. Personen sind: Subjekte des Könnens, so
Spaemann. Aber nicht das ausgeprägte Können ist wichtig, sondern die
Voraussetzung, etwas können zu können. Zur Geisteskrankheit schreibt Spaemann:
sie hat nichts mit Person zu tun. Man kann diese Menschen nur als krank
beschreiben. Solchen Menschen fehlt einfach etwas. Wenn wir könnten, würden wir
sie heilen. Sie sind auf unsere Hilfe angewiesen. Fazit dieser Überlegungen.
Personalität ist da, wo die leibhaften Voraussetzungen da sind. Wir sprechen
allen menschlichen Individuen das Personsein zu. Kraft Geburt hat der Mensch
Rechte. Also kann man die Menschenrechte nicht jemand verleihen. Sie sind
unbedingte Recht. Man kann keine natürlichen Vorrechte in Anspruch nehmen. Kein
Mensch darf über einen anderen Lebenswert urteilen. Das würde dann sein, wenn
Menschsein von Bedingungen abhängt. Nun ein Nachtrag zur Menschenwürde. Dieser
Begriff wird oft zu sehr mißbraucht. Was meint also dieser Begriff. Es gibt
bestimmte ethische Forderung an die Menschenwürde. Ein Maximalbegriff hieße.
Einen ganzen Katalog von Forderungen gibt es. Also alles, was zu einem
gelingenden Leben gehört. Besser ist der Minimalbegriff: der begriff
Lebenswürde setzt eine Grenze: Niemand darf als Mittel zu einem fremden Zweck
geopfert werden. Auch wenn es um die Gesundheit anderer Menschen geht. Dies ist
die Objektformel. Das sind also nur Unterlassungspflichten, kein ganzer
Katatlog, nur was man auf keinen Fall tun darf. Müller bringt als Beispiel die
pränatale Zeit.
2.
Theologische Aspekte
Die Würde ergibt sich aus der Beziehung Gottes zum Menschen. diese
Beziehung hat drei Aspekte vor allem: es ist Grundgelegt in der Erschaffung,
erneuert in der Menschwerdung Jesu und ist vollendet im ewigen Leben. Weisheit
11, 24f sagt: Gott liebt alles was ist, und er verabscheut nichts, was er
geschaffen hat. Nichts kann ohne seien Willen Bestand haben. Gott schont alles,
weil es sein Eigentum ist. Durch Jesus kann der Mensch sein Woraufhin erkennen,
denn jeder, der an ihn glaubt, geht nicht zugrunde, sondern hat das ewige
Leben. So das Johannesevangelium. 1Kor 15, 19: Wer die Hoffnung auf dieses
Leben setzt, ist erbärmlich dran. Das Handeln Gottes hat drei Aspekte, die nun
relational formuliert werden. 1) Die Schöpfung ist Beziehungsstiftung. 2) Gott
sendet seinen Sohn, das ist Beziehungserneuerung. Zwischen diesen beiden
Aspekten müßte noch etwas hinein: nämlich der Aspekt der Sünde, ist
Beziehungsstörung und -verweigerung. 3) Beziehungsvollendung, ist ewige
Communio zwischen Mensch und Gott.
a)
die
schöpfungstheologische Begründung der Würde
Steht in Genesis: Mensch ist Ebenbild Gottes. Alle Menschen sind so
geschaffen. So Gen 1, 27. An Gen 9, 6 sieht man, wie das Tötungsverbot durch
Gottebenbildlichkeit begründet wird. Was meint: Ebenbild? Es gründet nicht in
einem bestimmten Wesenszug, sondern in einem Gattungsbezug. Der Mensch ist also
keine Andersheit vom Tier. Sondern entscheidend ist: Mensch hat Beziehung zu
Gott. Die Würde des Menschen gründet in einer ihn tragenden Relation. Das ist
theologisch entscheidend. In einer Kurzformel heißt das: Der Mensch ist als
Gegenüber Gottes geschaffen. Scheffczyk sagt dazu: Ebenblidlichkeit meint die
ganze Person aufgrund seiner Herkunft und Beziehung zu Gott. Also.
Ebenbildlichkeit meint. Coram deo, vor Gott sein. Guardini sagt sehr schön: Ihm
ging es um das Geheimnis des Menschen. In seinem Buch steht: Der Mensch
übersteigt den Menschen unendlich. Guardini spricht von Person. Auch das ist
ein Würdetitel. Über das Geschöpfsein des Menschen sagt Guardini: Gott schafft
den Menschen durch Anruf. Also das Wesen des Mensch ist, wie Gott ihn
erschafft. Guardini sagt. Die Person hat eine Sinnbedeutung, die ihr
Seinsgewicht übersteigt. Der Mensch wird durch Anruf zum Du geschaffen. Die
Dinge entstehen aus seinem Befehl. Es kommt auf folgendes an, was wichtig ist.
Das, was den Menschen ausmacht, wird in Gottebenbildlichkeit ausgesagt; indem
Gott den Menschen macht, stiftet er Beziehung. Somit soll der Mensch diesem
Anruf Gottes antworten. Aber der Mensch ist nicht dazu gezwungen. Es geht um
eine existenzbegründende Beziehung, die den Menschen in sein Dasein setzt, so
dass der Mensch er selbst wird. Das Ich des Menschen kommt im Du zu sich
selbst, Hier wird von Müller ein Gedanke von Karl Rahner eingefügt. Das. Coram
deo, also das Angewiesen sein, und die Eigenständigkeit des Menschen bildet
keinen Gegensatz. Der Mensch wird umso mehr er selbst, je mehr er zu Gott
kommt. Der Mensch entfremdet sich, wenn er ohne Gott lebt. Also: Beziehung-sein
zu Gott ist keine Einengung des Menschen. Person heißt: der Mensch ist selbst
sich gegeben und eine Aufgabe und der Begriff Gottebenbildlichkeit meint
dagegen: Von Gott gegeben sein. Person meint theologisch die Unersetzbarkeit
des Menschen. Person, wenn man davon redet, wird oft geredet vom
Herrschaftsauftrag aus Gen 1,26-28. Lateinisch: dominium terrae. Deutsch
besser. Gestaltungsauftrag. Der Mensch bekommt da von Gott Aufträge, und weil
er Acker bauen darf, hat er auch die Pflicht, für die Tiere für Nahrung zu
sorgen. Welche ethischen Konsequenzen ergeben sich daraus: 1) Es gibt
Zusammenhang zwischen. Bild Gottes, und. Unverfügbarkeit eines anderen über
einen anderen. Daher: Gen 9,6: keine Tötung. Mit der Gottebenbildlichkeit ist
gesagt, dass die Freiheit am physischen Leben des anderen endet. Wir sind mehr
wert, als das, was wir über uns selbst wissen. Jeder Lebenstag hält neues
bereit. Bitte nie sagen: der Mensch ist zum Pflegefall geworden. Müller sagt:
Der Mensch ist jetzt pflegebedürftig. Also erste Konsequenz: Unverfügbarkeit.
2) Gott geht es um das Menschsein als solches, nicht um Fähigkeiten. Also gilt
die Gottebenbildlichkeit, für alle Menschen. nicht nur der König eines Volkes
ist Gottes Bild, auch der ärmste ist Gottesbild. Also Gen 1,27 ist universal.
3) Doppelte Richtung. Einmal: nein zur Vergötzung menschlicher Macht, Schönheit
und Leistung. Zum anderen: die Gottebenbildlichkeit ist ein Ja zum Leben in
seiner schwachen und hinfälligen Gestalt. 4) die Gottebenbildlichkeit hat
nichts mit Religion und anderen Bedingungen zu tun. Also: festgemacht allein im
Ansehen Gottes. so sagt Jer 1: Gott hat dich erkannt, als du noch im
Mutterschoß warst. Der Mensch darf nicht unterdrückt werden dadurch, wenn man
ihn nach religiöser Leistung beurteilt. So steht es in der Bibel. Mehr Freude
im Himmel über einen Sünder, der umgekehrt ist. Der Utilitarismus bestreitet
ja, dass jeder von sich aus einen Wert hat. Da wurde ja berechnet, wieviel
Freude und Glück ein Mensch bringt, im Vergleich zum Leid. Gegen den
Utlitiarismus: Dagegen muss man philosophisch einschreiten, indem man sagt: niemand
kann seine eigene Existenz rechtfertigen, da ist er überfordert, und
theologisch spricht dagegen. Gott hat den Menschen schon bejaht, das muss nicht
mehr der Mensch durch Berechnung tun.
b)
Christologische
Begründung der Menschenwürde
Wie sieht es im NT aus: dominierend ist auch, dass der Mensch
gottebenbildlich geschaffen ist. wichtig ist, die Idee des gottentsprechenden
Menschen. Im NT ist diese Idee des gottentsprechenden Menschen durch einen
Menschen Wirklichkeit geworden. In Jesus. Er lebt ganz im gegenüber zu Gott und
entfaltet so sein Leben. Jesus war ganz eins mit Gott und brachte den Menschen
ganz zur Erfüllung. Zwei Aspekte sind zu sehen: 1) Jesus lebt ganz nach dem
Bild Gottes 2) In Jesus erscheint Gott selbst, um ganz in seiner Gnade bei den
Menschen zu sein. Was meint Gnade? Zuwendung Gottes zum Menschen mit dem Ziel,
dass der Mensch er selbst werden kann. Schockenhoff sagt: Der ganz aus dem
gegenüber zu Gott lebende Mensch und der im Bild des Menschen nahe gekommene
Gott ist die Grundform der Anthropologie des NT. Jesus, das wahre und
einzigartige Ebenbild Gottes, so das NT. Durch die Taufe sind wir berufen an
Wesen und Gestalt des Gottessohnes teil zu haben, so sagt es der Römerbrief.
Dann ist das Ziel des Menschen, zu werden wie er. Denn dem Bild Jesus haftet
keine Dunkelheit an. Wir sind zu der Würde berufen, an Jesus teil zu haben. In
ihm wird die Erfüllung des wahren Menschseins anschaulich. Schockenhoff sagt
einmal: Bereits die frühe Kirche unterscheidet. Jesus als das wahre Abbild, und.
Wir als auf das Bild hin geschaffen. Also: die Menschen sind nach dem Bild
Gottes hin geschaffen, das sie immer mehr darstellen sollen. Zwei Pole hat das
Leben: a) die Idde des Menschen, der Gott in allem entspricht, das ist in
Jesus; andererseits: der in der Taufe beschenkte Mensch bleibt immer
unvollkommen. Was läßt sich nun zur Würde des Menschen aus der Sicht Jesu
sagen: Ps 8 sagt: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst. Dieser Satz hat
Aussagekraft in Jesus: Was ist der Mensch, dass du, Gott, dich in Jesus uns
annimmst. Also: die Menschenwürde ist von Gott durch Jesus bestätigt worden.
Gott bejaht das Menschsein, indem er selbst einer von uns wird. Nun zur
Enzyklika Redemptoris hominis. Das ist eine Neuformulierung von: Gaudium et
spes. Schlüsselbedeutung hat der Satz: Das tiefe Staunen über den Wert und die
Würde des Menschen nennt sich: Evangelium, frohe Botschaft. Es geht um die
Würde des Menschen, das im Licht des Gottessohnes erst aufleuchtet, damit der
Mensch sie bewahren kann und nicht vergißt oder verfehlt. So heißt es: Nur im
fleischgewordenen Wort klärt sich das Geheimnis des Menschen völlig auf.
hier wird Theologie als Anthropologie verstanden: das Geheimnis Gottes wird
bedacht, dann stoßen auf Jesus; und wir erkennen so, was der Mensch ist. Zwei
Bedeutungen der Stelle: Redemptor hominis 8: Da geht es von vornherein um die
Würde des Menschen, um das Kriterium des wahren Humanismus, und dieses
Kriterium ist Jesus Christus. Es geht darum, den Menschen mit den Augen Jesu zu
betrachten, um zu sehen, was er selbst ist. Der Mensch kann sich nicht finden,
ohne geliebt und angenommen werden. Nur die Erlöserliebe Jesu stellt das
radikal dar, und darum wird der Mensch nur durch diese Liebe ganz fündig, was
seine Liebe und würde und Wert betrifft. Der Papst sagt dann: Welche Würde muss
der Mensch haben, um einen solchen Erlöser zu haben, so Redemptor hominis 10.
Ein anderer sagt: Heil ist das Gelingen des Menschen in Zeit und Ewigkeit. Gott
vermittelt das Heil von Mensch zu Mensch. Aber: Hat der Fortschritt das Leben
wirklich menschenwürdig gemacht? So fragt der Papst in Redemptor hominis Der
Papst fordert den Primat der Person vor der Materie, den Vorrang der Ethik vor
der Technik und die Überordnung des Geistes vor der Materie. Vorbild für unsere
Haltung sollte sein: Ich bin gekommen, um zu dienen. Im Dienen liegt die
Königsherrschaft. Um dienen zu können, muss man sich selbst beherrschen können.
Einem Menschen, der nichts mehr leisten kann, dem kommt eine Würde aus sich
selbst zu. Sein steht vor dem Haben.
c)
Eschatologische
Begründung.
Die Vollendung des Menschen in der Ewigkeit. Vollendet wird der Mensch
erst in der ewigen Gemeinschaft mit Gott. Also: Vorstellung von der
Gemeinschaft mit Gott und den Heiligen. Die Grundaussage der eschatologischen
Botschaft lautet: Es bleibt vom Menschen, wenn er stirbt, nicht nur die Seele
übrig, sondern der konkrete Mensch wird ganz in die Zukunft hinübergeführt. So
ist der gegenwärtige Mensch sich seiner selbst noch verborgen. Zum Menschen
gehört Unvollkommenheit dazu. Dazu gehört auch die Sünde, das ist die
Entfremdung des Menschen von sich selbst und von Gott. Zur Würde des Menschen
gehören also auch immer die vielen Grautöne, wie Sünde und Krankheit. Aber das
ist nicht das letzte Wort. Denn der Mensch ist berufen, befreit zu werden, so
der Sinn der Inkarnation. Die Würde des Menschen ist letztlich geschenkte
Würde. Das läßt sich biblisch vertiefen. Denn im NT ist der Mensch stärker auf
das künftige Leben gerichtet. Wir sind geschaffen, in einem ewigen Leben in der
Gemeinschaft mit Gott zu existieren. Somit ist der einmalige Wert der Person
hervorgehoben. Diese Teilhabe am Leben Gottes beginnt jetzt schon, also
präsentisch. Das steht alles in Joh 17,3. Das ewige Leben ist: Gott erkennen,
ihn lieben, und Jesus Christus annehmen. Diese präsentische Eschatologie
bedeutet für die Ethik: Wir sollen in einer neuen Weise miteinander und
füreinander sein. Johannes sagt: Man erkennt die Jünger daran, dass sie
einander lieben. Weitere ethische Überlegung: Unser irdisches Leben ist
relativiert, es ist nicht der höchste Wert. Unser Leben ist dazu berufen, am
ewigen Leben teilzuhaben. Somit ist unser Leben schon lebenswert. Also unser
Leben muss nicht durch Leistung begründet werden. Das Leben soll man achten,
den Lebenskult verachten. Dies wird zusammengefaßt durch ein Zitat von Johannes
Reiter. Entscheidend ist hier das Ja Gottes zum Menschen. Der Mensch ist das
Eigentum Gottes, an dem sich keiner vergreifen darf.
II. Die ethische Grundantwort auf die Würde des menschlichen Lebens
Wir suchen also jetzt eine Grundantwort, noch keine konkreten Normen.
Eine Grundantwort meint eine ethische Grundhaltung, die der Würde des Menschen
als Person entspricht. Wer zum Leben eine bejahende Haltung hat und in einen
Konflikt kommt, geht den Konflikt ganz anders an. Diese Grundhaltung ist eine
Grundtugend, also eine Voreinstellung, mit der man an die Konflikte heran geht.
Der begriff Tugend meint praktizierte Wertüberzeugungen. Es geht da immer um
das bestimmte Handeln, um die Praxis. Die Tugend ist also eine ganzheitliche
Disposition, kognitiv, affirmativ, operativ. Die Einstellung zum Leben bildet
sich durch Erfahrung, Vorbilder. Normen genügen nicht, um Krisen zu bewältigen.
Da braucht man positive Grundeinstellungen. Längst bevor man in einen Konflikt
kommt, hat sich ja bereits eine Grundeinstellung eingestellt. Die
Grundhaltungen sind fundierend, sie liefern die Basis. Bei den Normen ist dies
nicht so. Es geht also um einen Basistugend. Die Basistugend ist die Ehrfurcht
vor dem menschlichen Leben, so Johannes Reiter. Aber zur Ehrfurcht vor dem
Leben gehört noch der Mut zum Leben. So braucht ein Schwangerschaftskonflikt
schon viel Mut zum Leben. Es ist im Grunde: das Ja zum Leben. Das entfaltet
sich dann in den beiden Ausprägungen: Ehrfurcht vor dem Leben, das ist mehr
rezeptive Haltung und. der Mut zum Leben, der hat mehr aktiven Charakter. In
vier Schritten bewegen wir uns nun vor, um diese Basistugenden zu ergründen.
Dazu zuerst etwas von Schweitzer, dann von Fromm, dann ein eigener Entwurf von
Müller.
1.
Ehrfurcht vor dem
Leben - nach Albert Schweitzer(1875-1965)
Er hat in den 20er Jahren versucht, die Ethik neu zu begründen. Er
verbindet Schopenhauer mit dem christlichen Liebesgebot. Seine Grundintuition
ist: der Gedanke der Liebe wird erweitert und er wird zu allen Kreaturen hin
bezogen. So sagt er: Was wir lieben, ist eine Kreatur. Also: keine Listen mehr,
was man lieben soll, sondern grenzenlos alles lieben. Er meint: der Mensch muss
in die Einheit mit der Natur zurückgeholt werden. Ausgangspunkt ist bei ihm:
Ich bin ein Leben, das inmitten von Leben das Leben will. So Schweitzer. Also
ein universaler Lebenswille inmitten der Natur. So gibt es ein oberstes
sittliches Prinzip bei ihm: Gut ist, Leben zu erhalten und zu fördern; schlecht
ist, Leben zu vernichten. Also ein allgemeines Lebensprinzip bei Schweitzer.
Das ist nicht auf den Menschen begrenzt. Sondern es geht um die ganze Natur.
Die ganze Natur hat diesen Lebenswillen, auch die Regenwürmer. Schweitzer
differenziert das nicht, egal ob Mensch oder Tier. Er sagt: Wahrhaft ethisch
ist der Mensch nur, wenn er allem Leben dient. Nicht fragen, ob ein Leben
wertvoll ist, ob es leiden kann. Das Leben an sich muss dem Menschen heilig
sein. Jedes Insekt muss ihm da heilig sein. So sagt Schweitzer. Schweitzer
sagt, wir können nur da Schuld auf uns laden, wo es nicht mehr anders geht. So
hat Schweitzer einen zweiten Grundsatz: Wenn ich Leben schädige, muss ich
wissen, was ich tue, mir das genau bewußt machen. Ein Mangel bei Schweitzer ist
keine Güterabwägung. Mensch, Tier, Schöpfung, alles gleich.
2.
Biophilie nach Erich
Fromm (1900-1980)
Biophilie: Lebensfreundlichkeit. Er hat zwei Denkstränge: die
Tiefenpsychologie von Freud, kombiniert mit einer Sozialpsychologie. So fragt
Fromm immer auch nach der Gesellschaft. Rainer Funk faßte in seinem Buch „Mut
zum Menschen,“ das Werk von Fromm zusammen. Fromm versucht, bestimmte
Grundhaltungen zu beschreiben, die Menschen entwickeln. Und zwar vor allem in
der ökonomischen Gesellschaft. Er zeigt da lebensgefährdende Einstellungen. All
diese Einstellungen nennt er Charakter. Charakter sind gleichbleibende stabile
Haltungen. Es sind Wertorientierungen. Der Charakter entwickelt sich im Lauf
des Lebens, Ein Mensch kann seinen Charakter auch wieder ändern. Zwei
Grundprozesse gibt es beim Charakter: a) Beziehung zu den Dingen b) Beziehung
zu den Personen a) nennt Fromm: Assimilationsprozess. b) nennt er:
Sozialisationsprozess. Es geht um die Entwicklung der Charakterorientierung.
a) Orientierungen im Assimilierungsprozess
1) nicht produktive Orientierung:
-rezeptive Orientierung
-ausbeuterische Orientierung
-hortende Orientierung
-die Markt-Orientierung
-die nekrophil destruktive
Orientierung
2) produktive Orientierung:
-Biophilie, „Stärke“,
Generativität (Fruchtbarkeit)
b)Orientierungen im Sozialisationsprozess
1)nicht-produktive
Orientierungen:
-masochistische
Orientierunge
-sadistische Orientierung
-konformistische
Orientierung
-nekrophil-destruktive
Orientierung
-narzistische Orientierung
2)produktive Orientierung:
-Liebe und Vernunft
3)Wachstumssyndrom und
Verfallssyndrom
Wichtig ist das Kriterium der Lebensförderlichkeit. Dann gibt es
entweder: nicht produktiv, das ist dann nekrophil (Liebe zum Toten) und:
biophil (Liebe zum Leben). Diese zwei Charakterorientierungen gibt es im Umgang
mit Dingen und Personen. Nekrophil ist: Verfall und Verkümmerung. Fromm sieht
das alles als: idealtypische Konstruktion. Das meint. Die Wirklichkeit ist
komplizierter. Nun zum Assimilationsprozess, das ist der Umgang mit den Dingen.
Es gibt da nicht produkitve, rezeptive Orientrung, also eine passive nehmende
Haltung ist das. In dieser Einstellung ist das Empfangen- und Bekommen-wollen
im Vordergrund. Da glaubt der Mensch, dass es alles ist, dass man alles, was
man braucht, bekommen will. Also, was man braucht, nimmt man da von außen in
sich auf. Das ist der. Homo consumens. Man ist da immer wie ein kleines Kind.
Das meint rezeptiv. Man erwartet, dass andere einen füttern, wenn man nett zu
ihnen ist. Nun zur ausbeutenden Haltung. Ist der Gegentyp dazu. Da erwartet man
nichts von andren man holt sich selbst. Motto: gestohlene Früchte sind die
besten. Also: ausbeuterisches Verhalten, da steht dahinter die Unfähigkeit,
selber etwas hervorzubringen. Dann zu: die hortende Orientierung. Da bekommt
man Sicherheit, wenn man Besitzt und etwas hat, auch die Liebe will man horten
und besitzend haben. Geistig ist das: alles soll so bleiben, wie es ist. Dann:
die Marktorientierung ist in den westlichen Gesellschaften dominant. Da geht es
um Angebot und Nachfrage, da fragt man: Wie verkaufe ich mich am besten. Hier
zählt die Außenleitung, die Fremdbestimmung. Durch Mode, durch Gruppen. Bei
dieser Haltung ist das behinderte Leben abgewertet, denn das verkauft sich
nicht. Das letzte nun: die nekrophil-destruktive Orientierung: das versteht
Fromm in sehr weitem Sinn. Nekrophilie ist die Leidenschaft, von allem
angezogen zu werden, was tot ist. Es gibt ein Interesse dabei an allem, was
rein mechanisch ist. Also der erweiterte Sinn ist: homo mechanicus, der
maschinengeleitete Mensch. Menschen werden wie Nummern behandelt. Aber: der
Mensch ist nicht zum Ding erschaffen, er geht zu Grunde, bevor es so weit ist,
will sich so ein Mensch selbst töten. Nun zu den produktiven Haltungen. Da
verwirklicht sich der Mensch selber. Also produktiv ist. eine Selbstentfaltung
und Förderung des Lebens. Man soll die eigenen Begabungen da aufbauen. Drei
Begriffe präzisieren das. a) Biophilie: ist die Nähe und Liebe zum Leben. b)
die Stärke, das ist für Fromm: das positive Vermögen, früher hieß das. Tugend.
z. B. die Anlage zum Lieben wird zur Liebesfähigkeit ausgebaut. Stärke ist also
die Fähigkeit zum Guten. c) die Generativität. Also Neues soll entstehen. Nun
zum Sozialisazionsprozess. Hier geht es um zwischenmenschliche Bezogenheiten.
Die nichtproduktiven Bezogenheiten. sind Haltungen, die den Mut zum Leben verhindern.
Wer also in einem Klima aufwächst, das nicht produktiv ist, der kann sein Ja
nicht entfalten. Da gibt es die symbiotisch-unfreie Bezogenheit. Das ist, wenn
eine zu enge Nähe eine Beziehung hat. Fromm rechnet dazu den Masochismus. Dies
ist eine passive Form symbiotischer Bezogenheit. Denn da gibt man sich selbst
auf und wird ganz von anderen abhängig. Man wird da ein Teil eines anderen. Das
zeigt sich im Gefühl der Ohnmacht, der eigenen Bedeutungslosigkeit. Da tut man
sich selber weh, um Beziehungen zu anderen aufzubauen. Fromm rechnet dazu auch
selbst gebaute Unfälle. Letztlich ist es die Unfähigkeit, man selbst zu sein.
Daher kommt dieser Masochismus. Es gibt dann weiter eine sadistische
Orientierung dies ist nun eine aktive symbiotische Bezogenheit, hier zerstört
der Mensch. Drei Kennzeichen. a: andere von sich abhängig machen wollen b: der
Drang, andere auszubeuten. c: der Wunsch, andere leiden zu sehen. Auch wenn
dabei andere verletzt und gedemütigt werden. Nun gibt es auch eine.
distanzierte Bezogenheit. Das ist etwas anderes als die symbiotische, unfreie
Bezogenheit Eine Form davon ist: konformistisch. Da adoptiert der Mensch genau
einen anderen Menschen, man paßt sich da einer Autorität an. Das kann die
Autorität sein: man, Profit, öffentliche Meinung. Die Werbung fördert das
sogar, denn wenn man das tut was alle tun, gilt man etwas. Nun zur aktiven Form
der Distanzbezogenheit. Da will man das Gegenüber zerstören. Destruktivität ist
die Folge eines mißlungenen Lebens. Und nun eine letzte nicht produktive
Orientierung: Narzismus. Da ist man unfähig, sich in einen anderen Menschen
hineinzuversetzen. Man nimmt da nicht wahr, dass auch andere Bedürfnisse haben.
Nun: Die produktive Orientierung. Bei den nicht-produktiven gelingt die
Ausbalancierung nicht zwischen Nähe und Distanz. Es gibt immer Spannung
zwischen: Mitsein, also: verwiesen auf andere sein. Und: Selbst-sein, dazu
gehört die Unabhängigkeit, die Freiheit vom anderen. Diese Grundpolarität
gehört zum Menschen. Bei den einseitigen Charakteren, die Fromm darstellt, ist
dies nicht im Gleichgewicht. Bei den produktiven Orientierungen geht es um
einen Ausgleich zwischen Nähe und Distanz. Da unterscheidet Fromm: a: die
Vernunft. Das ist so etwas wie die Tugend der Klugheit, man erkennt die Dinge
wie sie sind. b: die Liebe. Das ist ein Gefühl. Müller fügt aber dazu, dass
Liebe mehr ist als nur ein Gefühl. Wie bestimmt Fromm nun näher die Liebe: Sie
sei schwer zu realisieren. Es gibt 4 Grundelemente für das Ja zum Leben, also
für die Liebe. Verstehen, Achtung, Verantwortung, Fürsorge. Jede Art von Liebe
ist so gekennzeichnet. Fürsorge und Respekt zeigen, dass Liebe keine
Leidenschaft ist, sondern einen Tätigkeit. Liebe ist auch keine Pflicht von
außen, sondern eine von innen kommende Antwort auf den Nächsten. Achtung und
Respekt zeigt, dass Liebe nicht zum Besitzstreben werden darf. Achtung setzt
das Verstehen voraus, und Verstehen meint: sich in den anderen
hineinzuversetzen. Ale 4 sind voneinander abhängig. Soweit dazu. Die Vernunft
ist die zweite produktive Fähigkeit. Sie hilft dem Menschen, sich selbst zu
verstehen, also es geht um Sinnerkenntnis. Die Vernunft vernimmt den Sinn. Ein
solches Erkennen setzt ein Interesse an dem voraus, was man erkennen will.
Thomas sagt es so: wo die Liebe ist, tut sich ein Auge auf. Daran sieht man.
Vernunft und Liebe bedingen sich gegenseitig. Letztlich gibt es bei Fromm
zusammenfassend zwei Tendenzen im Charakter: a: die Liebe zum Leben soll
realisiert werden. Das ist Biophilie b: das Leben soll verhindert werden das ist
destruktiv, nekrophil. Welche Bedingungen braucht es, um die Liebe zu bekommen?
Nach Fromm hat jeder Mensch die Tendenz zum Wachstum, zur Entfaltung, das ist
ihm angeboren. Aber um das zu entfalten, braucht er Personen, die ihm helfen,
das zu entfalten. Am meisten lernt der Mensch lieben, wenn er unter Menschen
aufwachsen kann, die lieben. Der Mensch braucht warmen, liebevollen Kontakt mit
liebenden Personen. Anregender Austausch mit anderen Menschen, dann ein Leben
mit Interessen, gesunde Neugier. Die Gesellschaft sollte Sicherheit in dem Sinn
haben, dass die materielle Sicherheit zum Leben gegeben ist, dann
Gerechtigkeit, dann die Freiheit, dass jeder ein verantwortliches Glied der
Gesellschaft werden kann. Soweit die Voraussetzungen zur Biophilie. Fehlt das,
kommt es zur Nekrophilie. Freud sagt aber dagegen, es käme dann zum Todestrieb.
Das lehnt Fromm ab, denn das ursprüngliche im Leben ist die Liebe. Das
nekrophile ist nicht von Anfang an da. Die Nekrophilie bildet sich erst, wenn
das Wachsen zur Liebe fehlt, also müssen genau die Gegenteiligen Bedingungen da
sein, die es bei der Liebe gab. Fromm hat eine Skizze, mit der er die
Nekrophilie verdeutlicht. Nur kommt auf dieser Skizze noch die Mutterbindung
dazu, wenn einer da so stark gebunden ist, führt dies auch zur Verhinderung der
Entfaltung der Liebe, dann kommt wieder Destruktivität, das Nekrophile.
Kritisch-würdigend sieht Müller die sprachlichen Benennungen der
einzelnen Charakter, dann beschreibt Fromm das negative wesentlich
ausführlicher als das positive. Aber positiv ist, dass das Modell von Fromm
ermutigt, weiterzudenken, denn es gibt einen guten Weg. Mieth meint dazu: die
Entfaltung des Könnens ist wichtig, nicht nur immer: der Mensch soll.
4.Komponenten einer Grundhaltung der Lebensbejahung.
Eine Grundhaltung ist wichtig, dass Normen verwirklicht werden können.
Nun zur Lebensbejahung als Ehrfurcht vor dem Leben und b: Mut zum Leben. Diese
doppelte Ausprägung. Zu: Ehrfurcht vor dem Leben. Kommt erst bei Goethe auf, da
gibt es Ehrfurcht vor. Den Eltern, den Jüngeren und den Gleichaltrigen. Alle
drei sind da gleich. In der MT wurde aus der Ehrfurcht bald eine Achtung. Und
der Begriff Ehrfurcht wurde obsolet. Heute aber erlebt es in der ökologischen
Ethik eine neue Renaissance. Ehrfurcht vor dem Leben läßt sich aber nicht
erzwingen. Wenn ein Mensch die Ehrfurcht vor dem Leben hat, kann er auch das
Leben und die Freiheit des anderen besser leben. Das Wort Ehrfurcht hat zwei
Teile: die Ehre, das meint die Achtung, die Furcht, das ist mehr mit Schrecken
verbunden, aber so ist Ehrfurcht nicht zu verstehen es geht mehr um: Scheu und
Respekt. Also zwei Momente. Einmal die Achtung, und zum anderen der Abstand,
der Respekt. Also ein gutes Zueinander von Nähe und Distanz. Ehrfurcht ist also
einmal Nähe und Distanz in guter Balance, und zum anderen das Staunen können
über das Geheimnis des Menschen. Schopenhauer meint einmal, man suche in jedem
Menschen einen Mittel zum Zweck. Das ist genau das Gegenteil von Ehrfurcht.
Ehrfurcht vor dem Leben. ist die eine Seite der Grundhaltungen, der Tugenden.
Diese Tugend ist nicht modern. Aber heute spricht man immer mehr davon, wie
wichtig diese Grundhaltung sei. Nach dem Krieg redete man davon, denn da wurden
die Werte des Menschen ja mit Füßen getreten. Zwei Aspekte der Ehrfurcht a:
Nähe und Distanz b: Gespür für des Geheimnis des Menschen. Guardini beschriebt
die Ehrfurcht. In der Ehrfurcht verzichtet man darauf, Besitz zu nehmen.
Ehrfurcht gilt für. Würde und für Freiheit. Ehrfurcht beginnt da, wo der Mensch
zurücktritt. Also: Verzicht auf aufdringliche Nähe. Weiter sagt er: Die
einfachste Ehrfurcht ist: die Achtung. Einfach die Tatsache sehen: der andere
ist ein Mensch, so hat er auch Freiheit und Würde. Wenn man also sieht, einer
irrt, dann darf man streiten, aber nicht ihm gewaltsam begegnen. Guardini
weiter: Zur Ehrfurcht gehört auch die Achtung der Privatsphäre. Nun: was meint
Ehrfurcht aus der Sicht des Glaubens? Da gewinnt das Geheimnis eine Aufhellung.
Bis hetzt nannten wir es nur Geheimnis. Der Glaube antwortet darauf: Der Mensch
ist Gottes Ebenbild. Ehrfurcht ist die Haltung, die die Kreatürlichkeit des
Menschen achtet und ehrt. Kreatürlichkeit ist: von Gott her, und zu Gott hin.
Ehrfurcht ist nicht nur Ergriffenheit vor irgendeinem Geheimnis, sondern aus
christlicher Sicht Ehrfurcht letztlich vor Gott. Der Mensch kann nur auf die
Ursprünglichkeit der Liebe zurückgreifen. In diesem Horizont ist Ehrfurcht eine
Begegnung mit dem anderen. Der andere ist auch erschaffen, steht, wie ich, mit
Gott in Beziehung. Ehrfurcht im Glauben ist Kreatürlichkeit. Der Mensch ist
Besitz Gottes. Nun zum zweiten Aspekt der Lebensbejahung: das ist der Mut zum
Leben. Mut und Mutlosigkeit sind relationale Phänomene. Zum menschlichen Leben
gehört das nicht vorhersehbare, das unverfügbare. Motto: Es kommt alles anders,
als man denkt. Mut zeigt sich darin, dass jemand sich auf das unvorhersehbare
Leben einläßt. Ein Ja zum Leben wird dann möglich, wenn man sagt: Leben ist
nicht nur von Glück und Gesundheit und Reichtum abhängig. Dann machen einem
manche Schicksalsschläge nichts aus. Es gibt ein erfülltes Leben trotz
unerfüllter Wünsche. Mut ist das Prinzip des Lebenslernens und auch des
Sterbenlernens. Denn Sterben beginnt schon im Leben, indem man lernt, alles
loszulassen.
Nun zur Sychodynamik, der Mutlosgkeit. Ein Mutloser rechnet gar nicht
damit, dass er seine Probleme lösen kann. Er sagt von vornherein: Ich kann
meine Probleme nicht lösen. Ein Mutloser vertraut nicht ins Leben, er nimmt es
hin, dass er keine Chance hat. Also negative Erwartungen, er meint, alles
künftige sei schwer zu ertragen. Durch eine solche Überzeugung provozieren wir
Situationen, die genau diese Fälle, das man es nicht schafft, hervorbringt. Was
ist dann Mut? Fähigkeit, eine Handlung trotz der Gefahren zu bestehen. Mut entspricht
aber der Besonnenheit, Vorsicht und Abwägung. Mut ist eben keine Verwegenheit.
Denn ein Verwegener schätzt oft die Situation nicht ein. Beispiel: Mut im
Straßenverkehr Es gibt da also eine Polarität zwischen Mut und Vorsicht. Mut
und Vorsicht müssen immer zusammengehen. Diese Polarität sieht man am
Wertequadrat. Mut kann im Gegenwind aufrecht stehenbleiben, und ein mutiger
kann auch wieder aufstehen. Mut braucht man auch, eine Entscheidung zu treffen.
Denn jede Entscheidung ist ein Wagnis. Komponenten des Mutes sind:
Selbstsicherheit, Vertrauen in eigene Fähigkeiten, Zuversicht mit einer
Situation zurecht zu kommen. Ein Mutiger sucht nach Lösungen. Wie wächst Mut?
Welche Quellen hat der Mut? Mut entwickelt sich da, wenn die anderen Personen
einem Menschen etwas zutrauen, also wenn ein Kind hört: Du kannst das. Dann
wächst Mut. Aber: Das, was einem Kind zugetraut wird, sollte auch den
Fähigkeiten des Kindes entsprechen. Denn Überforderung ist eine Entmutigung.
Mut wächst auch aus Erfahrungen des Gelingens, wo man etwas durchgestanden hat.
So eine Selbstwahrnehmung macht einen unabhängig von Erfahrungen von außen. In
der Kirche findet der Glaube in der Gemeinschaft Quellen der Ermutigung. Auch
Gebet ist Quelle der Ermutigung. Jesus wurde Mensch, um uns Quellen der
Ermutigung zu geben. Guardini steht dem Mut eine besondere Rolle zu. Da gibt es
einen Grundmut, ja zu sich selber zu sagen. Und den Mut zum Leben mit dem
Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, also vertrauen, dass Gott die Dinge fügt.
Lebensbejahung braucht nun Quellen, damit sich die Lebensbejahung in Ehrfurcht
und Mut ausprägen kann. Eine solche ist die Erfahrung von Solidarität. Deshalb
geht es nun um Solidarität. Was meint Solidarität? Die Haltung des füreinander
Einstehens, das ist die Bereitschaft zu helfen. Wenn man dann die Gesellschaft
anschaut unter dem Blickwinkel der Solidarität, dann sieht man: es gibt in Not
schon eine große Solidarität, aber auf der anderen Seite: Individualisierung.
Scharf gesagt: Entweder wir werden eine Solidaritätsgesellschaft oder wir
werden eine Entsorgungsgesellschaft. Beispiel: Wie sollen wir die Krankenkassen
bezahlen? Entsorgungsgesellschaft meint: Was machen wir mit dem, der nicht
arbeiten kann. Gegenbewegung ist heute z.B. der Hospizverein. Oder einer fordert:
So wie die Eltern die Kinder zur Welt bringen, so werden später die Kinder die
Eltern beim Sterben begleiten. Negatives Beispiel für Entsorgungsgesellschaft
ist: Pflegezustände der alten Menschen. In vielen Altersheimen meint man, man
sei bei der Entsorgung. Auch bei Behinderten und Kindern kann man Entsorgung
feststellen. Denn Kinder werden entsorgt durch: Erziehungsanstalten, Fernseher.
Man sieht: Hoher Solidaritätsbedarf in unserer Gesellschaft. Nun wird die
Solidarität unter dem Aspekt des Mitleides betrachtet. Und dann unter dem
Aspekt des Helfens. Mitleid in doppeltem Sinn. A: ein spontanes Gefühl. B: eine
Haltung die er anwendet und weiter entwickelt. Nun zum Mitleid als Gefühl.
Gefühle sind spontan, sie kommen von selbst. Man muss mit dem Gefühl
unterscheidend umgehen. Also ob ich dem Gefühl traue oder nicht. Wenn nun
Mitleid da ist, dann ist der Impuls da: Geh hin und hilf. Was ist Mitleid
genauer? Sympathie meint eigentlich: Mitgefühl. Das hat zwei Formen: Mitfreude
und Mitleid. Sympathie hat beides. Man muss nun das Mitleid von ähnlichen
Gefühlen abgrenzen. Man unterscheidet zunächst: Mitleid ist nicht:
Gefühlsansteckung. Diese tritt nur in der Massenpsychologie auf. Da überträgt
sich ein Gefühl spontan, wir werden da in die Gefühle der anderen
miteinbezogen. Ob wir wollen oder nicht. Das bewußte Ich ist da nicht
beteiligt. Mitfühlen ist auch nicht nachfühlen. Beim Nachfühlen nimmt man die
innere Verfassung des anderen wahr, aber mein Ich bleibt davon unberührt. Ich
kann also Nachfühlen und den anderen schamlos ausnutzen. Ich fühle nach, habe
aber kein Mitleid mit ihm. Nachfühlen gehört zum Miteinander-sein. Mitleid
gehört zum Füreinander-sein. Mitleid hat ein Sich-einfühlen in, und dann nimmt
man selbst am anderen Anteil. Dann legt das Wohl und Wehe des Anderen uns
selbst eine Verbindlichkeit auf, also: im Mitgefühl ist eine persönliche
Beziehung zum anderen da. Vetter sagt: im Mitleid ist das ich so auf das Du
bezogen, dass sich das Ich einfühlt und nachfühlt, aber das Ich bleibt
selbständig, es könnte sonst ja nicht helfen. Und das Ich will dann helfen, es
fühlt sich verpflichtet beim Mitleid. Man muss noch unterscheiden zwischen
echtem und unechtem Mitgefühl, z.B.: Der Roman von Stefan Zweig: Ungeduld des
Herzens. Ein falsches Mitleid will sich nur möglichst schnell frei machen vom
Elend des anderen. Pieper hat darauf hingewiesen: Die bloße Gutherzigkeit, zu
schauen, dass niemand leidet, hat mit Liebe nichts zu tun. Also: Liebe ist
nicht, nur zu schauen, dass man dem anderen schmeichelt, denn manchmal muss man
auch nein sagen. Richter sagt: Mitleid kommt von zwei Quellen: a: das Kind muss
Adressat echten Mitgefühles sein. b: das Kind soll auch teilhaben am Mitgefühl,
das andere empfinden.
Mitleid als Haltung: Eine Haltung ist mehr als nur ein Gefühl, das halt
einfach so kommt. Mitleid heißt ja, bereit sein, einem zu helfen. Es geht
darum, dem Impuls des Helfens, den das Gefühl mit sich bringt, nachzugeben und
zu handeln. Eine Haltung ist ein Übungsprozess. Also mehr als nur das Gefühl
des Mitleides. Schockenhoff sagt: ein Mitleid, das den anderen stärkt, ist eine
Form der kreatürlichen Ehrfurcht. Man sieht hier. Mitleid ist eine komplexe
Haltung, einerseits die Nähe zum Leidenden, aber auch ein gewisser Abstand, so
dass sich der Helfende nicht als Objekt fühlt. Nun werden die drei Komponenten
der Haltung des Mitleides verdeutlicht. Kognitiv, emotional, operativer Aspekt.
Auch Mitleid als Haltung hat diese drei Aspekte, die ja jede Tugend hat.
Kognitiv meint: den Leidenden wahrnehmen, hinschauen, das ist eine Übung die
Augen zu öffnen, zu sehen, und erkennen, was dann hilft, erkennen, was ich
helfen kann, leisten kann. Das emotionale ist die Antriebskraft des Gefühls,
ihm zu helfen. Operativ ist: das Handeln dann selbst. Am Wertequadrat sieht
man: Die polare Schwestertugend des Mitleiden-könnens ist die Selbstbewahrung.
Dazu brauche ich ein intaktes Selbstgefühl, also ich lasse mich nicht so vom
Leid des anderen anstecken, dass ich selbst nicht mehr helfen kann. Wenn das
Mitleid nicht bewahrt wird durch Selbstbewahrung, kann es zur Selbstaufgabe
kommen. Johann Baptist Metz beschreibt ein Unterrichtsmodell für katholische
Schulen. Die Schüler machen da während der Schulzeit ein konkretes soziales Praktikum
über mehrere Wochen. Da lernt man nicht nur das kognitive, sondern vor allem
das operative. Nun noch ein letzter Gedanke zur Solidarität: Zulehner sagt, wie
sich Solidarität entwickelt. Faktoren gibt es, die die Solidarität hemmen. Das
sind Angst vor einem zu schwachen Ich, die Angst, zu kurz zu kommen. daran
sieht man: allein moralische Impulse fördern keine Solidarität, sondern man
muss die hemmenden Faktoren wegschaffen, dann wird man solidarisch. Ein
fördernder Faktor ist: ein gutes Selbstwertgefühl. Dann brauchen wir:
Solidarbiotope, so Zulehner. Das sind Orte, wo man Soidarität lernen kann. Dies
ist: die Familie. Da lernt man Ich-Stärke und Selbstwertgefühl. Zulehner betont
auch die Rolle der Väter. Wenn wir uns nicht an die Familie halten, gehen wir
einer nicht finanzierbaren Therapie im Polizeistaat entgegen.
Die Bedeutung des Glaubens in der Entfaltung der Solidarität: Fördernd
für die Solidarität ist die Einbindung in die christliche Gemeinschaft.
Zulehner stellt das fest. Denn reine Diesseitigkeit fördert den
Individualismus. Dagegen erwächst im Glauben eine solidaritätsfördernde Kraft.
Folge daraus: die kirchengebundene Religiosität ist lebensnotwendig, sonst
keine Solidarität. Die Menschen finden Halt und Lebenswurzeln in Gott. Die Liebe,
die man bei der Solidarität braucht, wächst nur aus entgegenkommender Liebe.
Solidarität entsteht im Umkreis der Auferstehungshoffnung. Soweit Zulehner.
Leitlinien einer Ethik des Helfens: 1.: das unmittelbare Betroffensein
kann nie allein zum Helfen reichen. Das Gefühl allein ist nicht der Maßstab,
sondern man soll überlegen, wie dringend das ist. Muss man helfen, und wer kann
helfen? 2.: Wir sollen dem anderen dann beistehen, wenn der Nächste seine Würde
nicht wahren kann. 3.: Hilfe darf nicht demütigen noch bevormunden. Hilfe soll
immer Hilfe zur Selbsthilfe sein. Also: den anderen nie von sich abhängig
machen. 4.: Im Konfliktfall, wenn man vielen helfen müßte, muss man dem
Bedürftigsten am ersten helfen. Das ist der, der schwerer leidet an Bedürfnissen.
5.: Ein Helfer muss immer auch die eigene Lage kennen. Die eigenen
Möglichkeiten muss man also beim Helfen auch beachten: Wie sieht meine Familie
aus? Den Familienangehörigen sind wir nämlich zuerst verpflichtet. 6.: Um
Ausgenutztsein zu vermeiden, sollte man sich weiterbilden im Gespräch mit
Kollegen, Erfahrungen austauschen. 7.: Wir können den anderen besser helfen,
wenn wir uns die Freude am Leben erhalten.
B. Konkrete ethische Konfliktfelder
I.
Ethische Probleme am
Lebensanfang
Es geht darum, Orientierungslinien zu finden, die helfen, Konflikte
ethisch zu lösen. Orientierungen gibt es in: Prinzipien, Tugenden und Normen.
Normative Orientierung meint: Ein konkretes Handeln wird da als erlaubt oder
nicht erlaubt gesehen. Eine Haltung dagegen sieht dies etwas lockerer. Also
gibt es Haltungen und Normen. Normen sind wie Warntafeln, die auf Grenzen
aufmerksam machen. Normen wenden sich an die Freiheit des Menschen und müssen
so begründet werden. Eine Begründung bedeutet: Ich weise auf, dass ein
Verhalten nicht sein darf oder das ein Verhalten sogar geboten ist, weil es dem
Leben dient. Evangelium Vitae faßt das alles zusammen. Das Lehramt will da
nicht einfach verbieten, sondern sie wollen mit den Weisungen in Situationen
der Angefochtenheit helfen. Bei einer Hermeneutik solcher Texte muss man
schauen, welche Bedeutung die Aussagen haben. In der Ethik gibt es auch eine
Hierarchie der Wahrheiten. Also schauen, was steht an erster Stelle.
Hermeneutik will auch immer einen Zusammenhang zwischen Text und Kontext
zeigen. Jeder Text ist in einem Umfeld entstanden. Nun muss man einen Text in
unser Umfeld heute hinein übersetzen.
1
Verantwortung für die Zeugung menschlichen Lebens.
Nun zum Vertilitätsverhalten heute. Heute: Wohlstand und differenzierte
Gesellschaft. Da ging die Geburtenrate zurück. Heute ist auch das Gleichgewicht
von Tod und Geburt verschoben, da jede Geburt heute ohne Probleme abläuft,
keine Kindersterblichkeit und falsche Geburten mehr. Artur Imhoff zeigt das
auf. Er vergleicht 1719 in Berlin das Durchschnittsalter von 22 Jahren. In
München 1986: 76 Jahre. Durch medizinischen Fortschritt veränderte sich die
Situation. Ein weiterer Grund ist: Früher wollte jeder Kinder haben, ohne
Kinder hatte die Frau im AT keine Sinnerfüllung. Diese Einstellung änderte
sich, denn in der Neuzeit wurde der Lebenssinn in Frage gestellt. Ein weiterer
Grund für die Tatsache, dass es weniger Kinder gibt. Kinder heute bringen keine
ökonomische Vorteile mit sich, wie es früher war, sondern Kinder bringen heute
einen ökonomischen Aufwand mit sich. Eine Frau meint, dass Kinder heute nur
noch einen psychologischen Nutzen haben. Mit Kinder haben verbindet sich auch:
Die Eltern haben einen Sinn jetzt, das Kind könnte eine Ehe zusammenhalten.
Hier liegt aber auf dem Kind eine hohe Verantwortung. Die Leiterin des Haus des
Lebens in Offenburg sagt: Viele schwangere junge Frauen kommen, weil sie
Zuwendung brauchen. Die Kinder sind auch heute verhaltensauffällig, denn die
Kinder haben ein: Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Ein Kind bekam keine
Aufmerksamkeit. Dann kann ein Kind gar nicht zuhören und selbst aufmerksam
sein. Was soll das alles zeigen? Das Verilitätsverhalten zeigt, es hat nichts
mit den medizinischen Methoden zu tun. Nach einer Statistik hat um 1900 jede Familie
mehr als 4 Kinder gehabt. Da hatte jeder Brüder und Schwestern. Heute gibt es
1,2 Kinder pro Frau. Einer untersuchte die Jugend der Welt. Da benennt er die
Lebensziele junger Menschen. Oben steht Beruf und Arbeit, finanziell gesichert
sein; als drittes: erfüllende Partnerschaft. Dann kommt. Familie und Kinder.
Auch der Wunsch nach mehreren Kinder ist heute hoch. Ganz unten steht: Einen
festen Halt im Glauben haben. Diese Untersuchung nennt aber nur die
Wunschseite, die Realität sieht anders aus. Folge: Es gibt Hemmnisse, dass sich
die Wünsche nach Familie und Kind nicht verwirklichen lassen. Es gibt
heute ein Wagnis der Familie.
Begriffliche Erläuterungen: Geburtenkontrolle: Sie schließt alle Wege
zur Regelung von Geburten ein, dazu gehört auch Abreibung. Dieser Begriff also
ist scharf und schließt alles ein. Nun: Geburtenregelung meint medizinisch: a.
verhütende- und b: empfängnisfördernde Mittel. Das ist also ein medizinischer
Ausdruck mit zwei Seiten. Nun: Familienplanung: ist eingegrenzt auf natürliche
Familienplanung: NFP. Nun: Empfängnisregelung: sind alle Maßnahmen, die eine
Schwangerschaft verhindern, indem sie eine Befruchtung verhindern. Das nennt
man auch: Kontrazeption. Dies ist die Empfängnisverhütung. Davon ist zu
unterschieden: verantwortete Elternschaft. Dies ist ein ethisches Prinzip, das
besagt, dass die Entscheidung, ob und wann Leben weitergegeben wird, allein bei
den Eltern liegt.
Weitergabe des Lebens als Lebensbejahung: Ist das nur ein psychisches
Notphänomen? Zeugung kann ein Aspekt des Lebenssinnes sein. Das heißt. Leben
wird sinnvoll, wenn der Mensch sich in den Dienst überpersönlicher Ziele
stellt. Dies tut die Logotherapie. Logo ist Sinn, man such den Sinn zu finden,
das wozu? An der Logotherapie sieht man: Sinn ist dann da, wenn sich der Mensch
selbst überschreitet. In der Bibel ist das Lk 12,15, wo Jesus sagt: Hüte dich
vor jeder Art von Habgier. Dann kommt die Sache mit: du Narr? Oder Mt 16,25:
Wer sein Leben verliert, hat es gewonnen. Dies ist ein Paradox des
Christentums. Gilt nicht nur für Geweihte, sondern auch für Eheleute. Der
Mensch kann sich nur finden, wenn er sich aufrichtig hingibt. So Gaudium et
spes. Es geht um eine Selbstentfaltung, die auf das Du hin bezogen ist. Die
Berufung liegt in der Bereitschaft zu dienen. Dienen bedingt das Gelingen des
menschlichen Lebens. Joh 15,16: Wir sollen uns aufmachen und Frucht bringen.
Fruchtbarkeit kann auch geistlich sein oder im biovitalen Sinn GS 50 sagt: Die
Weitergabe des menschlichen Lebens ist eine Sendung, eine Berufung. Die Eltern
sind da dann die Interpreten der Liebe Gottes. Zusammengefaßt: Zeugung gehört
zum Lebenssinn. Kinder bekommen ist die eigentliche Lebensbejahung. Ein Satz
faßt es zusammen: Der Mensch stammt aus der Liebe und ist zur Liebe bestimmt.
Elternschaft in Liebe und Verantwortung.: verantwortete Elternschaft.
Die Entscheidung für ein Kindes liegt allein bei den Eltern. Das Konzil bejaht
das. Was meint dieses Prinzip? Kinder sind vorzügliche Gabe der Eltern und
tragen zum Wohl der Eltern bei. Das Konzil benennt nun haltungsethische
Voraussetzungen, keine Normen, nur Haltungen. GS 50: 1. Verantwortete
Elternschaft sagt zunächst, die Ehe ist der Raum für die Weitergabe des Lebens.
Also nur die Ehe darf Kinder erziehen. Warum ist das so? a: die Ehe hat Stabilität,
mehr als andere Lebensformen. b: das Kind braucht zwei Elternpersonen, die an
einem Strang ziehen und so die Erziehung viel besser vermitteln können. Dann
braucht das Kind den gegengeschlechtlichen Elternteil zur Identität. Weiter ist
die Erfüllung menschlicher Sexualität in der Ehe zu finden. Sexualität ist hier
zu verstehen unter der Sprache der Liebe, es geht nicht um Triebbefriedigung.
Egal, welche Lebensgemeinschaft, sicher ist: die Zeugung muss immer
verantwortet werden. 2.: Verantwortete Elternschaft besagt: die Ehegatten
müssen sich ein Urteil machen, wie viele Kinder und in welchem Abstand die
Geburten sind. darüber muss es ein verantwortetes Urteil geben, das geht nur in
wachsamer Hörbereitschaft coram Deo. Es gehört auch dazu: die Gemeinsame Überlegung,
um zu einem angemessenen Urteil zu kommen. Gaudium et spes spricht von einem
Versuch, ein Urteil zu finden. Das richtige ist nur annäherungsweise zu
erkennen. 3.: das Konzil unterstützt die Eltern durch Kriterien. Erstes
Kriterium wird genannt: das Wohl des Paares selber. Das ist nicht so
selbstverständlich. Denn früher gab es eine hierarchische Ordnung von
Ehezwecken, da war der oberste Zweck: Erzeugung von Nachkommen. Der zweite
Zweck war die gegenseitige Hilfe. Der dritte Zweck war: Heilmittel gegen
sexuelle Triebe. Heute wird das Wohl des Paares an erster Stelle genannt, Das
umfaßt den ersten und zweiten Zweck, den es früher gab, diese ersten beiden
Zwecke sind heute gleichgeordnet in dem Ziel: Wohl des Paares. Zweites
Kriterium nach dem Wohl des Paares: Wohl der Kinder. Gilt für die Geborenen und
für die Ungeborenen. Die Kinder müssen genügend Entwicklungsmöglichkeiten
haben. An dieser Stelle bringt die Humangenetik neue Aspekte ein, denn die
Eltern müssen auch an Erbkrankheiten denken. Drittes Kriterium: materiellen und
geistigen Verhältnisse der Zeit. Gaudium et spes fordert, dass sich auch der
Staat und die Politik darum kümmern muss. Nun weitere Aspekte zur
verantworteten Elternschaft: 1.: Man sollte besser sprechen von: Elternschaft
in Liebe und Verantwortung. 2: Die Eltern sollen nicht nur ihren Kinderwunsch
berücksichtigen, sondern sie sollen auch den Elternwunsch des Kindes
berücksichtigen. Bei der Homosexualität ist das nicht gegeben. Ein Kind hat das
Recht auf Vater und Mutter. Das beste, was die Eltern für ihr Kind tun können,
ist die Pflege ihrer eigenen Beziehung. Das sagt die ökumenische Erklärung:
Gott ist ein Freund des Lebens. 3.: Der Kinderwunsch ist etwas elementares und
braucht keine Rechtfertigung aber: in diesen Wunsch können sich noch andere
Wünsche mit einschleichen, die dem Kinderwunsch widersprechen. Dann sind da
unbewußte Motive, z. B. das Kind soll eine Ehe stabilisieren. Dem muss man
entgegenhalten: Eine intakte Ehe kann durch Kinder weiter wachsen. Eine
schwierige Ehe aber wird durch Kinder noch schwieriger. Ein Kind kann auch dazu
instrumentalisiert werden, dass sich die Eheleute nicht scheiden lassen. Solche
Dinge nennt man: narzistische Elemente im Kinderwunsch. Allein die Tatsache,
dass man auch selber was haben will von einem Kind, das ist menschlich normal.
Es ist psychisch unmöglich, jeden Vorteil für sich selbst auszuschließen. Es
ist angemessen, dass Eltern sich auch selbst über ein Kind freuen. Aber das
darf nicht narzistisch dominieren. Einer sagt: Kinder soll man nicht als Besitz
sondern als Gäste ansehen. 4.: Welche Haltung sollten Eltern haben, was die
Erweckung von Leben betrifft? Einer meint: so viel Freude am neuen Leben wie
möglich, so viel rationale Planung wie nötig. 5.: Beratung und Begleitung auf dem
Weg zu einer verantworteten Elternschaft, also: Elternschulen sind wichtig. Nun
zu den Fragen der Methodenwahl (Donum Vitae). Da zuerst. medizinische Sicht:
Ein Aufsatz von Hermann Hepp: Empfängnisregelung ist für jede Ehe eine Aufgabe,
die jedem gestellt ist. Gesundheitliche wirtschaftliche und viele andere
Aspekte müssen miteinbezogen werden. Dies sind Indikatoren dafür, ob man
medizinisch eingreifen muss. Zweitens sagt Hepp: medizinisch muss man handeln,
wenn eine Frau gesundheitlich gefährdet ist. Allerdings kann eben die Medizin
auch daneben liegen. Das ist dann eine medizinische Indikation. Eine erweiterte
medizinische Indikation hat mit der Gefahr zu enger Geburtenabstände zu tun.
Dann kann Kind behindert werden und die Mutter auch gefährden. Normal wären
zwei Jahre Abstand nötig. Hepp meint, eine Antikonzeption ist auch ein Schutz
gegen zu viele Abreibungen. Das ist die Empfängnisverhütung. Es gibt auch
körperliche Akzeleration, dann beschleunigt man das körperliche Wachstum, aber
da kann die psychische Seite nicht mithalten. Hepp meint: Eine zuverlässige
Antikonzeption ist heute ein Problem der Jugendlichen. Müller meint, das ist
etwas verkürzt, denn Jugendliche haben heute mehr Beziehungsprobleme. Der Kern
des Ethos muss sein, dass Sexualität eine Sprache der Liebe sein soll, nicht
Triebbefriedigung. Das ist der Kern der heutigen Sexualmoral. Sexualität muss
eine wahrhaftige Sprache der Liebe sein. Das löst man nicht durch
Verhütungsmittel. Müller meint also: die Antikonzeptiva seien eine Verkürzung.
Im Lexikon der Bioethik stehen die Methoden der Verhütung. Hepp nennt folgende
Anforderung an Verhütungsmittel: nicht gesundheitsschädlich, sollen sicher
sein, sollen physisch annehmbar sein, sollen nicht zur Sterilisation führen,
sollen einfach handhabbar sein und wenig kosten.
Nun. zur kirchlichen Sicht: Humanae Vitae, von Papst Paul VI. (1968).
In Familiaris consortio wurde das aufgenommen und erweitert von unserem Papst.
Die Frage ist immer: Wie geht man als Theologen mit dem Lehramt um, wenn diese
nicht in die gängigen Regelungen passen, wenn da Kritik da ist, die man nicht
abweisen kann. Ratzinger meint dazu: Das Gewissen ist die innere Ergänzung und
die Begrenzung des Prinzips Kirche. Das meint nicht: Gewissen sei
Willkürinstanz, sondern meint einen sorgfältigen Prozeß des Prüfens und
Abwägens. Und in diesen Prozess soll man das Lehramt miteinbeziehen. Nun also
zur Enzyklika Hymanae Vitae (kurz HV). HV 9 umschreibt die eheliche Liebe. Ist
ganzheitliche Liebe, eine besondere personale Freundschaft. Lieben meint, um
seiner selbst willen. HV 13 ist die zweite Stelle: Der eheliche Akt, das ist
der Geschlechtsverkehr, kann kein Liebesakt sein, wenn man nicht die
Bedürfnisse des Anderen sieht. HV zielt darauf ab, die Würde der Frau zu
schützen. Deshalb will HV 18 zu einer wahrhaft menschlichen Kultur von Mann und
Frau beitragen und die Würde der Ehepartner beibehalten. Nun zur Geschichte der
Wahl der Methoden bei der Empfängnisverhütung. Das wurde früher an Hand der
Stoa überlegt. Da war die Ataraxie wichtig, die Unberührtheit durch
Leidenschaft. Die Stoa hat etwas lustfeindliches. Die Stoa lehnt sexuelle Lust
ab. Allein die Zeugungsabsicht legitimiert die sexuelle Lust. Das kommt bei
Kirchenvätern wieder, vor allem bei Augustinus. Er war gegen die Manichäer. Da
wollte man die geschlechtliche Zeugung und den Geschlechtsverkehr trennen. Da
war Augustinus dagegen. Augustinus meint: Die sexuelle Begegnung ist nur wegen
Fortpflanzung berechtigt, also wie die Stoa, ist er gegen den Manichäismus.
Wendepunkt ist 1930 die Enzyklika Casti connubii. Da sagte man: Künstliche
Verhütung ist eine schwere Sünde. Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil setzte
Paul VI. eine Kommission ein, wo es dann eben um Empfängnisverhütung ging. Und
in HV wurde gesagt: Die künstliche Verhütung ist verboten. Paul VI. sagte, so
etwas sei ein intrinsece malum. Wie argumentiert HV? In HV 11 steht: Jede
sexuelle Begegnung muss für die Zeugung offen sein. Es müssen immer zwei Dinge
da sein. Die Liebe und die Fortpflanzung. So ist für HV nur eines richtig: Die
natürliche Familienplanung. Also immer auf Perioden der Unfruchtbarkeit
schauen. Johannes Paul II. wiederholt das und hat einen zweiten Einwand: Es
muss nämlich das ganzheitliche Sich-schenken da sein. So sagt Familiaris
consortio 32. Das ist nicht da bei künstlicher Verhütung. Bei der natürlichen
Zeitwahl wäre das gegeben, da gäbe es keine Manipulation und Verfälschung. Nun:
Wie gehen wir mit der Lehre um? Da sagt Ratzinger was dazu. In Salz der Erde
werden drei Grundoptionen genannt zur Orientierung:
1.: Eine positive Haltung zum Kind muss gefördert werden. Denn heute
gelten Kinder oft sogar als Bedrohung.
2.: Innerer Zusammenhang von Sexualität und Fortpflanzung muss gegeben
sein. Kinder kann man nicht planen und gar künstlich herstellen.
3.: Große moralische Probleme kann man nicht mit Technik und Chemie
lösen, sondern moralisch durch einen Lebensstil.
Nun noch Kritische Punkte zu HV. Einige Moraltheologen führten 1968
etwas kritisch dagegen an. So sagte man: In HV steht, man soll naturgemäß
handeln. Natur meint hier. biologische Natur. Kritik ist: reicht dieser
Naturbegriff aus? Denn man muss die Natur auch bewußt gestalten und formen.
Besser sei die Frage nach der Verantwortung der Elternschaft. Was sagt die
Bischofskonferenz zur kirchlichen Lehre? Man hatte da die Königssteiner
Erklärung. Da kann man dann die Enzyklika individuell auslegen. Dann kann auch
ein Christ auf Grund seines Gewissens zu einer anderen Entscheidung kommen als
die Enzyklika, und dies dann, wenn es entscheidende angemessene Gründe gibt. In
den 70er Jahren heiß es dann eben: Der Christ soll in die Gewissensbegründung
die kirchliche Lehre einbeziehen. Was sagt Schockenhoff zur
Empfängnisverhütung? Er hat ethische Kriterien im allgemeinen: das ist rein
medizinische Sicht die wurden oben schon gesagt, z.B. nicht
gesundheitsschädigend, billig, usw. Dann sollen die Kriterien beider Eltern
betrachtet werden, auch die Lasten einer Verhütung soll man sehen, Verhütung
darf auf keinen Fall eine Abtreibung sein. Das waren allgemeine Kriterien nun
zu den Vorzugsregeln: a: eindeutiger Vorrang der natürlichen Familienplanung.
Das kann man nicht aus Büchern lernen, sondern Kurse besuchen. b: Wenn das
nicht geht, sind Kondom und Pille vorzuziehen statt einer operativen
Sterilisation. c: Die Pille hat einen schwereren Eingriff bei der Frau als das
Kondom beim Mann, denn Kondom hat keine Schäden. d: Sterilisation ist nur eine
ultima ratio, wenn sonst gar nichts mehr geht. e: Die Abreibung kann nie gut
geheißen werden.
2. Sorge um die (Erb-)Gesundheit zu erwartender Kinder
a)
Genetische Beratung
Die Genetische Beratung ist eine präventive Methode. Die Eltern sollen
da nur informiert werden. So haben die Eltern dann die Möglichkeit, sich zu
überlegen, ob sie ein Kind wollen. Man soll das also tun, bevor man schwanger
wird. Aber die Möglichkeit, ein behindertes Kind zu bekommen läßt sich nie ganz
ausschließen. Aber man kann einen Stammbaum machen und Risikofaktoren
aufstellen. Dazu nimmt man eine Familienanamnese. Man kann auch eine genetisch
Analyse machen. Nun einige Grundbegriffe der Humangenetik. Was heißt Vererbung?
Eine Störung ist, wenn eine Anlage oder ein Paar Ursache ist. Da gibt es a) die
monogene Vererbung, das ist der einfache Erbgang, da hat ein Gen einen Defekter
b: mehrere verschiedenen Erbanlagen auf verschiedenen Chromosomen ist:
polygener Erbgang. Da kann man keine klare Wahrscheinlichkeit angeben dazu
gehört: Epilepsie, Schizoidie. Die Erbanlagen können weitergegeben werden, ohne
dass man es sieht. Da gibt es. Phänotyp: äußeres Erscheinungsbild, das was wir
von uns sehen. b: Genotyp: Gesamtheit der Erbanlagen, ohne dass sie in Erscheinung
treten. Beides muss nicht immer übereinstimmen. Ein weiteres Thema ist die
Wechselbeziehung von Genen und der Umweltfaktoren, z. B. wenn das Gewicht
weniger ist, ist Stoffwechsel besser. Also: Erbanlagen und Umweltfaktoren
spielen zusammen. Es gibt umweltlabile Eigenschaften und umweltstabile
Eigenschaften. Labil heißt: es ist beeinflußbar. Das ist z. B. das
Körpergewicht. Stabil ist dagegen: Körpergröße. Hieraus ergibt sich: Der Mensch
ist mehr als nur seine Gene. Der Mensch hat eine relationale Geschichte. Was
meint denn Umwelt? Alles, was auf den Menschen von Anfang an, auch im
Mutterleib, von außen einwirkt. Was ist Chromosom und Gene? Nicht Krankheiten
werden übertragen, sondern Anlagen. Gene sind diese Anlagen, sie sind Träger
der Erbinformation. Chromosom sind die Träger der Gene. Die DNS ist der Träger.
Die Chromosomen liegen paarweise vor. 22 Paare, zwei Geschlechtschromosome.
Insgesamt gibt es 46 Chromosome. Wie kann nun die Samenzelle des Mannes ein X-
oder ein Y-Chromosom haben. Die 22 Paare heißen Autosomen; sind
Körperchromosomen. Die Geschlechtschromosomen bestimmen das Geschlecht im
Augenblick der Befruchtung. Wenn zwei Geschlechtschromosomen zusammenkommen,
entsteht eine Zygote. Da ist dann der ganze Mensch da. Der vollständige Mensch
entwickelt sich daraus. Das Y Chromosom ist zuständig für die Hoden; fehlt das,
dann wächst der Eierstock. Es gibt zwei Zellteilungen: die Geschlechtszellen
teilen sich durch Reduktion. Das ist die Reifeteilung. Da erfolgt eine Trennung
der Paarlinge, so dass dann eine Samenzelle nur eine Hälfte der Chromosomen in
sich hält. Bei dieser Reifeteilung kommt es zu einer Mischung der Gene. Der
Mann hat nur ein X Chromosom, das ist immer aktiv. Die Frau hat xx, da bleibt
eines immer inaktiv. Wenn also eines eine Erbkrankheit hat, tritt dies im
Phänotyp nicht auf. Eine solche Frau ist dann Konduktorin, wenn sie eine solche
Erbkrankheit trägt, die man nicht im Phänotyp sieht. Uns interessieren nun die
monogenen Vererbungen, weil da Prognosen in Prozenten möglich sind. Die Gene am
gleichen Genort auf den homologen Chromosomen, das sind die sich entsprechenden
Chromosomen, diese Genen werden genannt: Allele. Wenn die beiden
übereinstimmen, ist der Mensch homozygot. Wenn am selben Genort zwei
verschiedenen Vorliegen, dann ist der Mensch hier heterozygot. Das ist
mischerbig. Wenn mischerbig, muss man fragen, welches sich durchsetzt. Das
liegt an den Erbgängen. Da gibt es den autosomalen dominanten Erbgang. Da ist
das Merkmal auf einem Autosom drauf. Es gilt da: Niemand kann die Krankheit
bekommen, wenn sie nicht bei den Eltern auftritt. Bei einem dominanten Erbang
genügt die einfache Gendosis, damit die Wirkung zustande kommt, z.B. bei
Krankheiten. Da gibt es eine Schwerhörigkeit: Utrosklerose. Oder die
Syndaktilie, ist Verbindung von einzelnen Fingern, oder: Korea-Hantington ist
der Veitstanz, das ist ein Nervenleiden. Diese ist nicht heilbar und führt zum
Tod. Soweit dieser Erbgang. Nun: autosomal rezessiver Erbgang, da müssen beide
Eltern Träger des Gens sein, das zur Krankheit führt. Da braucht man doppelte
Gendosis, also von mütterlicher und väterlicher Seite. Bei zwei heterozygoten
Eltern sind es bei vier Kindern 25 Prozent, dass es krank wird, also jedes
vierte Kind wäre da durchschnittlich betroffen. Die Eltern wären da auch
phänotypisch gesund. Krankheiten: grüner Star, Albinismus, ist ein
Pigmentmangel, man wird weiß. Die Phenylketonurie. Die Mukowiszidose. Da werden
zu zähflüssige Körperzellen gebildet, vor allem in der Lunge, die dann nicht
gereinigt werden kann. Nun der x-chromosomale rezessive Erbgang. Da liegt der
Defekt auf dem X Chromosom. Davon wären nur die Männer betroffen. Bei Frauen
sind es ja zwei x, da wird dann das gesunde aktiv. Obwohl also das Gen rezessiv
ist, schlägt es beim Mann immer durch, weil er ja nur ein x hat. Von den Jungen
wären da 50 Prozent betroffen, bei der Tochter sind es 50 Prozent, dass sie zur
Konduktorin wird. Nun letzter Erbgang, auch x chromosomal-rezessiv: Eine
genetisch gesunde Frau und ein kranker Mann, dann sind alle Männer frei, die
Frauen wären alle dann Konduktroin. Die Männer können nicht betroffen sein,
weil das x immer von der Frau kommt. Das gehört auch zur x chromosomalen
Erbkranheit rezessiv. Kranheiten: Hämophilie, die Bluterkranheit. Oder: rot
grün Blindheit. Oder: das fragile X-Syndrom, das ist eine geistige Behinderung.
Man unterscheidet von den Erbkrankheiten folgendes: die numerischen
Chromosomen-Aberationen. Wenn bei der Reduktionsteilung, wo ja die Gene neu
kombiniert werden, kann es zu Fehlbildungen kommen. bekannt ist da: Trisomie
21. Das Chromosom 21 ist da dreifach, nicht normal zweifach, vorhanden. Das
Risiko steigt mit dem höheren Alter der Eltern.
Nun zu den ethischen Kriterien, also es geht um eine richtige
Entscheidung. Zuerst aus humangenetischer Sicht: Genetische Beratung soll da
Lebenshilfe sein. Es geht darum, die Wahrheit der genetischen Diagnose
mitzuteilen. Da bedeutet Wahrheit einerseits die Richtigkeit des medizinischen
Urteils. Die andere Seite der Mitteilung ist aber immer die Situation des Betroffenen.
Hier geht es darum, beide Seiten zu sehen bei der Humangenetik. Folgende
Indikatoren gibt es, um zu untersuchen, wenn jemand schon eine Erbkrankheit
hat. Dann, wenn sich Gesunde durch Erbkrankheit in der Verwandtschaft
beängstigt fühlen, dann: wenn Verwandte eine Ehe planen. Dann: wenn bereits ein
krankes Kind mit Erbkrankheit da ist. Bei diesen Fällen lohnt sich die
genetische Beratung. Aus ethischer Sicht kann man sagen: Weil das Wissen um
eine Erbkrankheit ein schweres Schicksal ist, rät eine Gesellschaft davon ab,
eine genetische Früherkennung zu machen, denn sonst lebt der Patient unter
einem ständigen Damoklesschwert, er weiß, sie bricht irgendwann aus. Die
genetische Beratung darf aber nicht überschätzt werden, es kann trotzdem kranke
Kinder geben. Die Entscheidung und Verantwortung tragen die Eltern selber. Ein
Beratungsgespräch darf auf die Eltern keinen Druck ausüben. Soweit die
medizinische Ethik. Nun die theologische Ethik: Eine Beratung ist dann
sinnvoll, wenn erbliche Belastungen ein Risiko befürchten lassen. Eine sichere
Norm kann man nicht haben, es gibt keine Norm, die sagt, was im Einzelfall zu
tun ist. Deshalb braucht man einzelne Kriterien, 1.: Zu berücksichtigen ist die
Schwere der Krankheit. Einer stellt einen Befund bei Gehbehinderten fest. Diese
haben eine große Lebensbejahung, und wollen gar nicht genetisch untersucht
werden. 2.: Der Grad der Wahrscheinlichkeit, das etwas eintritt. 3.: Frage, ob
eine Krankheit dann später medizinisch behandelt werden kann. 4.: Den
Zeitfaktor muss man bedenken. Da kann ein Kind gleich sterben, oder aber die
Krankheit tritt erst im späteren Alter ein. Je nach dem, wann es eintritt, hat
die Familie Belastungen. 5.: Die psychische Belastung der Eltern 6.: Die
Dringlichkeit des Kinderwunsches und Alternativen prüfen, z. B. Adoption.
Insgesamt ist eine genetische Beratung positiv zu beurteilen. Denn so kann man
eine Abreibung später vermeiden. Und die Eltern können sich auf ein behindertes
Kind einstellen. Wichtig ist die Freiwilligkeit bei der Beratung. Der Einzelne
hat das Recht, über die Verwertung seiner Daten selbst zu entscheiden. Er kann
auch ein Nichtwissen bevorzugen. Falsch ist, wenn eine staatliche Leistung dann
später davon abhängt, dass sich die Eltern vorher genetisch beraten haben
lassen.
b)
Pränatale Diagnostik
und Präimplantationsdiagnostik
Zuerst ein Fallbeispiel dazu. Eine Frau wollte kein drittes Kind mehr.
War aber dann schwanger. Sie freute sich dann aber über das Kind. In der 17.
Woche ließ sie ihr Fruchtwasser untersuchen. Sie erfuhr dass ihr Kind Trisomie
21 hat. Was soll sie nun tun. In 90 Prozent wird da abgetrieben. Einer stellte
eine Rechnung für solche Kinder auf: Jede Abreibung würde dem Staat 48
Millionen Mark ersparen. Aber dagegen spricht: Wer so denkt, der sagt zu Kindern:
Ballastexistenzen. Die pränatale Diagnostik, kurz PND, sagt: Man muss sich da
immer fragen, ob diese PND nicht zu einem gefährlichen Befund wird, denn es
kann ja sein, dass man dann ein Kind nicht mehr will, nur weil es nicht so
wird, wie die Eltern es wollen. Und weitere Frage: Behinderte, könnte man
denken wegen der PND, dürfte es mich nicht geben. Und die Eltern könnten immer
die Verantwortung später haben, sie hätten doch eine PND machen sollen. Das
waren mögliche Fragen zur PND. Ein Problem der PND ist, dass die Mehrzahl der
Krankheiten, die man da findet, nicht zu therapieren sind.
Nun medizinische Informationen zum Thema. Was meint PND? Alle
diagnostischen Maßnahmen, wo ein Kind vor der Geburt erkannt wird. Die PND
setzt mit der Voruntersuchung ein und dient der Betreuung der Schwangeren. Das
Ziel ist, durch geeignete Verfahren Entwicklungsstörungen zu erkennen, und eine
optimale Schwangerschaft zu gewähren. Und auch sollen Sorgen der Eltern
abgebaut werden. Es gibt zwei formen. Die ungezielte Diagnostik. Das ist vor
allem Ultraschall. Die andere ist die gezielte Diagnostik. Kommt nur bei
konkretem Verdacht auf konkrete Störungen. Ein Anlaß dazu wäre, wenn ein Risiko
für eine Störung bekannt ist. Dann hat die Schwangere Anspruch auf volle Beratung.
Die PND kann aber nie ein gesundes Kind garantieren, selbst wenn der Befund gut
ist. PND klärt nur, ob eine bestimmte Erkrankung gegeben ist oder nicht. Es
gibt Methoden zur PND: a: Invasive Verfahren b: Nichtinvasive Verfahren. b:
ist, wenn die Fruchthöhle nicht geöffnet wird, dann besteht für das Kind kein
Risiko, das wäre etwa eine Blutuntersuchung. Aber dieser Befund ist nicht
sicher. Auch Ultraschall zählt zu nicht invasiv. Also bei b keine Gefahr für
das Kind, aber der Nachteil ist, keine große Sicherheit. Bei a gibt es ein
hohes Risiko. Bei a: wird die Fruchthöhle geöffnet, dann nimmt man
Molekularzellen, die werden dann untersucht, auf ein bestimmtes Merkmal. Gefahr
kann Fruchtwasserverlust sein. Also eine Fehlgeburt könnte dann sein. Ein Verfahren
ist: Koreonzottenbiopsie (Eihautentnahme). Da kommt ein Schlauch in die
Gebärmutterhöhle. Der entnimmt Substanz. Diese Zelle wird dann zu einer Kultur
angelegt. Oder aber: Es wird die Bauchdecke geöffnet und etwas entnommen. Also
zwei Methoden gibt es. Methode 1 hat hohes Risiko. Weiteres Verfahren:
Amniozenthese. Eine Nadel geht durch die Bauchdecke und holt Fruchtwasser. Das
dauert drei Wochen, bis man zu einem Ergebnis kommt. Dieses lange Warten ist
eine hohe Belastung für die Mutter. Denn wenn Frauen dieses Verfahren machen,
muss ja schon ein Risiko da sein, aber durch das Warten muss das Risiko
akzeptiert werden. Aber durch die Untersuchung kommt für die Frau eine
Abtreibung in Frage. Also: Mutter muss sich befassen mit zwei Dingen: Kind
annehmen mit Behinderung vielleicht oder aber eine Abtreibung.
Nun zu den ethischen Aspekten: Wie viel Wissen tut uns gut? Dem Problem
der PND ist nicht gedient durch eine ethische Schwarz-Weiß-Malerei. Nicht nur
ganz schlecht oder ganz gut. Einer meint: Eine PND hat nur dann Sinn, wenn die
Frau mit der Abtreibung übereinstimmt. Das ist aber sehr fragwürdig. Wir
brauchen jetzt ein differenziertes Urteil über die PND. Abusus non tolit usum:
Ein Mißbrauch hebt den guten Gebraucht einer PND nicht auf. Allgemein gilt folgendes
Urteil: PND ist notwendig und richtig, wenn das Wissen der Vorbeugung, Heilung,
Hilfe und persönlicher Orientierung dient. Und problematisch ist PND, wenn man
Schäden aufdeckt, die unvermeidbar, aber zu zweiten auch unheilbar sind. Man
muss also immer Chancen und Risiken gegeneinander abwägen. Durch die
Untersuchung kann ja Entlastung oder schwere Belastung kommen. Also eine
Abwägung. Dabei soll man achten auf: die Würde des Menschen, das christliche
Menschenbild, mit Kreuz und Leid. Die freie Entscheidung des Menschen. Die
psychische Belastbarkeit. Nun einzelne ethische Kriterien. 1.: Die PND ist
ethisch neutral als medizinische Untersuchung. Das meint aber nicht: man kann
sie einfach so anwenden. Denn es gibt ja ein Risiko. Ethisch neutral meint. Die
Methode als solche ist weder positiv noch negativ. Eine PND kann auch eine
Schwangerschaft erleichtern, weil ja in 97 Prozent immer Gesundheit
herauskommt, und wenn Krankheit da ist, dann kann man sich auf Behinderung
einstellen. Und die PND dient der Medizin, weil man zu frühem Zeitpunkt schon
therapieren kann. Aber es gibt eine immer größere Kluft zwischen der Diagnose
und der Therapie. Also eine Regel: weil die PND ethisch neutral ist, liegt die
Ethische Bewertung immer am Ziel, das erreicht werden soll. 2.: Das Wissen der
Mutter um gesundheitliche Störungen begleitet das Verhalten der Mutter dem Kind
gegenüber von Geburt an. Soll man dem Kind sagen, dass es tödlich krank ist? Es
kann ja sein, dass ein krankes Kind lange gesund ist. 3.: Eine PND darf nur im
Rahmen der Medizinischen Fragestellung durchgeführt werden, z.B. darf man nicht
am Geschlecht forschen. Man darf die PND nicht einfach routinemäßig verwenden.
Sonst kann es zur Diskriminierung von Menschen mit bestimmten Merkmalen kommen.
Außerdem könnte dann PD zur Familienplanung werden. Das darf nicht sein. 4.:
Die PND ermöglicht es, dass das Leben voraussehbar wird. dann könnte man
meinen, die Medizin kann ein gesundes Kind hervorbringen. Dann gelten
irgendwann als Folge daraus die Behinderten nichts mehr. Wichtig ist. Ein
Lebensrecht erlischt nicht, wenn eine Behinderung festgestellt ist. 5.: Man
sieht, es gibt bei der PND viele Mißbrauchsgefahren. Man soll deshalb sensibel
sein für den Gebrauch dieses Verfahrens. Die Eltern sollen wissen, was sie tun,
wenn sie PND machen. Deshalb: Jede PND setzt eine medizinische Beratung voraus.
Eltern müssen immer ein gutes Hilfsangebot bekommen, damit sie nicht abreiben.
Eine gute Beratung kann die Kräfte der Frau zum Kind stärken. 6.: Das Prinzip
der Freiwilligkeit. Niemanden darf man zur PND drängen. Die Eltern müssen
einwilligen nach einer umfassenden Aufklärung. Denn PND hat ein Risiko für das
ungeborene Kind. Frauen, die auf PND verzichten, darf man nicht diskriminieren.
Es gibt ein Recht auf Nichtwissen. 7.: Die Frage der Behinderung hat Einfluß
auf das Bild der ganzen Gesellschaft. Es darf zu keiner Eugenik kommen, das
wäre dann wie im dritten Reich. Nun die frage: Inwieweit ist der Glaube eine
Orientierung und Unterstützung für die PND. Der Glaube sagt: Leid und
Behinderung stellt den Menschen oft vor die Sinnfrage. Das eröffnet die Chance,
im Glauben zu reifen. Ein Christ hat die Verantwortung, dem Menschen
mitzuteilen, dass die Gene nur eine relative Bedeutung für den Menschen haben,
Im Glauben ist der Mensch nicht nur die Summe der Gene. Wichtiger als das
Wissen um die Gene ist die Glaubensgewißheit, dass man von der Liebe Gottes
getragen ist. Ein Weihbischof sagt: Das letzte Wort hat nicht eine schlimme
Diagnose eines Arztes, sondern das letzte Wort über den Menschen hat nur Gott.
Es gibt verschiedene Phasen, wenn man eine schlimme Diagnose bekommt:
a.: Eingangsstadium: man bekommt die Diagnose
b: zweite Phase: erst Wut: Wieso gerade ich? Dann kommt die
Verhandlung, man will doch noch davon kommen. Wenn man merkt, man kann nicht
entrinnen, kommt eine depressive Phase.
c: wenn es gut verläuft, kommt es zur Annahme.
Einen Glauben kann man nicht einfach überstülpen, sondern er eröffnet
einen Horizont, damit man mit den verschiedenen Phasen anders umgehen kann. Vom
Glauben gehen also Hilfen aus, den Reifungsprozess durchzustehen. So könnte man
jeder Phase ein bestimmtes Gebet zuordnen, z. B. Klagepsalm 30 für aggressive
Phase. Der Glaube gibt keine Antwort, die alles glatt aufgehen läßt. Denn im
Mittelpunkt des Glaubens steht das, was man Ärgernis des Kreuzes nennt. So war
auch Jesus ein im innerster Betroffener. Zu bedenken ist weiter: Sind
Behinderte Träger einer Botschaft über die Wahrheit des Menschen? Dazu ein
Roman von Hermann Hesse. Da hilft ein Behinderter einem, der mit seiner Liebe
nicht zurechtkommt. Oder an einem Behinderten kann man lernen, wie wenig
selbstverständlich Dinge sind wie: Geduld, Freude, Dankbarkeit. Wir leben heute
in einer Gesellschaft, wo es eine Ambivalenz zum Behinderten gibt: einerseits
helfen wir, andererseits entfremden wir uns vom Behinderten. Denn die prägenden
Bilder unserer Gesellschaft sind Gesundheit und Stärke. Nun noch einige Impulse
dazu. 1.: jeder hat Wünsche, die er erfüllt haben will, aber man muss lernen,
mit unerfüllten Wünschen umgehen zu können. 2.: Wie reagiert die Umwelt auf ein
behindertes Kind? Da tauchen oft Schuldvorwürfe auf, die sich in den Blicken
wiederspiegeln. Die Leute sollten aber besser auf die leise Botschaft hören,
die ein Behinderter zu geben hat. So kann man lernen, dass einer hilfsbedürftig
ist, und da soll man niemand verachten, sondern zu helfen beginnen. So stellt
Jesus den Behinderten in die Mitte. Das sagt er zu dem Mann mit der verdorrten
Hand. Dann ist in unserer Gesellschaft das Kreuz ein Ärgernis, der christliche
Glaube aber sagt: man soll das Kreuz aushalten. So sagt Ratzinger: Behinderte
sind Ebenbilder Christi, weil sie auch Kreuzträger sind, und weil sie zeigen,
dass der Wert des Lebens, den Gott gibt, nicht abhängt von Gesundheit. Der Wert
von Gott hängt allein ab von unserer Entscheidung, zu lieben.
Die Präimplantationsdiagnostik (PID): Ist ein neues Verfahren bei
Vorgeburtlichen Untersuchungen. Es ist ein genetischer Test an Embryonen die in
der Petrischale erzeugt worden sind, also außerhalb des Leibes. Ethische
Aspekte dazu nun: Die PID ist eine vorverlegte PND. So sieht man das, aber ob
das stimmt, ist die Frage. Ist die PID genauso ethisch zu sehen wie die PND?
Bei der PND geht es um das Leben zu erhalten, da will man nicht gleich töten.
Bei der PID schon eher. Jedoch wählt man auch bei der PND aus, wenn es nicht
den Eltern entspricht, kommt es weg. Die PID dagegen ist reine Selektion, man
erzeugt Embryonen, um den besten auswählen zu können. Befürworter sagen. Durch
die PID kann man Abtreibungen verhindern, wenn es man gleich verwirft. Das ist
problematisch, denn der genetische Text bei der PID hat immer noch fünf Prozent
Unsicherheit. Deshalb wird meist nach der PID noch eine PND empfohlen. Wenn man
so argumentiert wie die Befürworter, dann spricht man dem Embryo jedes Recht
ab, so bei der PID. Festzuhalten gilt: Aus ethischer Sicht ist ein Unterschied
zwischen PID und PND. PND ist neutral und es geht um ein Ziel. Aber die PID
dient keiner Therapie. Es geht bei der PID nur um die Auswahl, ob etwas einer
Erwartung entspricht. Ein weiteres Argument: Das Argument der schiefen Ebene.
Da sagen Ärzte: Die PID darf es geben, aber nur unter strengen Auflagen. Es
muss dazu eine Liste von Erkrankungen geben. Das wäre aber eine Todesliste. Nun
besagt dieses Argument, wenn man das mit so einer Liste machen würde, dann
hieße das: Es läßt sich auf Dauer nicht aufhalten, dass diese Liste immer mehr
erweitert wird, irgendwann ist dann schon das Geschlecht ein Kriterium. Und das
ist schlimm. Eine schlimme Folge könnte auch sein bei der PID, dass die Eltern
verantwortlich gemacht werden könnten, wenn ein Kind dann behindert ist, dann
verklagt das behinderte Kind seine Eltern. Das Lehramt ist entschieden gegen
die In-Vitro-Vertilisation. Denn dann ist das Kind nie mehr ein Produkt
genetischen Zufalls. Ein wichtiges ethisches Argument ist also: Das Recht auf
genetischen Zufall. Dann ist Gott der, der den Mensch erschafft. Generell gilt
hier: Der Mensch hat keine Kompetenz zu entscheiden, ob ein Mensch leben darf
oder nicht. Dann alle haben die gleiche Würde. Gefahr der neuen Techniken ist:
Es werden Erwartungen geweckt, die ein Mensch nicht erfüllen kann. Ein
genetischer perfekter Mensch kann nicht erfüllt werden.
2
Sterilisation
Oft fragt man, ob die Sterilisation ein Mittel zu Geburtenregelung ist,
aber da unterschätzt man den Eingriff einer Sterilisation. Die Thematik hat
immer auch eine psychologische Seite, wenn ein Kind stirbt, oder die Ehe
auseinander geht. Nun zur Definition: Sterilisation ist Eingriff in den Leib,
damit die Fruchtzellen sich nicht mehr vereinigen können. Das geschieht durch
Eingriff in die Eileiter, oder beim Mann: man durchtrennt die Samenstränge.
Diese ist heute irreversibel, hat Endgültigkeitscharakter. Bei einer Kastration
gibt es einen Eingriff in die Hormone, bei einer Sterilisation bleibt der
Sexualtrieb schon erhalten. Bei einer Sterilisation ist positiv: eine sichere
Verhütung. Aber Gefahr ist, wenn der Kinderwunsch gar nicht verabschiedet ist;
oder eine Folge ist: für die Identität der Frau oder des Mannes fällt ein
wesentliches weg. Man ist nicht mehr fruchtbar. Schwierig ist: Wenn sich nach
der Sterilisation die sexuellen Probleme nicht gelöst haben. Das waren Probleme
der Psychologie. Nun erste Beurteilungsaspekte: ‚Einmal ist dies ein operativer
Eingriff. Also hier ist ein Eingriff in die körperliche Integrität da. Da muss
man fragen: Inwieweit darf man in seinen Leib eingriffen? Zweite Seite: Wie
weit darf man das zur Geburtenregelungen hernehmen? Jetzt zum ersten. Verfügung
über den eigenen Leib. Der Leib ist ein Gut, das der Mensch zu verwalten hat.
Sterilisation ist wie ein Eingriff, wo die körperliche Integrität verletzt
wird. Dazu gilt: Jeder solche Eingriff braucht einen gültigen Grund. Jeder
Eingriff braucht eine Integrationsbegründung. Ein anderes Prinzip sagt:
Totalitätsprinzip: man darf insoweit in den Organismus eingreifen, als das er
der Gesunderhaltung dient. Also der Eingriff in die Leib Seele Geist Einheit
ist nur dann zu verantworten, wenn ein Teil zum Wohl des Ganzen geopfert werden
muss. Es muss immer darum gehen, dass das Ganze gesund wird. Pius XII. sagt
dazu: Der Teil ist um des Ganzen willen da, das ganze ist für den Teil
bestimmend. Drei Bedingungen hat Pius XII. für eine Operation:
a: Das Verbleiben eines Organs stellt eine Bedrohung da.
b: Der Schaden kann nur vermindert werden durch eine Operation.
c: Die negativen Folgen müssen durch den positiven Erfolg aufgewogen
werden können.
Soweit dieses Totalitätsprinzip, das um die leibliche Ganzheit geht.
Dieses Prinzip wird heute anders gedeutet: Man muss heute auch den psychischen
und relationalen Aspekt miteinbeziehen. Beispiel: Es ist ein Krebs in einem
Organ, dann darf man dieses wegmachen, auch wenn man dann vielleicht
sterilisiert ist. Hier gibt es eine Indikation für einen Eingriff. Anderes
Beispiel: Die Gebärmutterwand ist schwach weil sie verletzt ist, das ist eine
Gefahr für eine Schwangerschaft. Darf man diesen Uterus nun operieren? Heute
sagt man ja, denn der Uterus ist nicht mehr dazu da, wozu er gedacht ist. Ein
geschädigter Uterus ist ohne Zweck. Nun ist so eine Entfernung aber ein
schwerer Eingriff. Könnte man dann nicht besser eine Sterilisation machen. Und
es stimmt, eine Sterilisation hat weniger gesundheitliche Risiken. Drittes
Beispiel: Es macht eine Ausweitung des Ganzheitsprinzips deutlich. Da ist der
Mann ein Alkoholiker und die Frau ist immer in Zwangssituationen, gegen die sie
sich nicht wehren kann. Vor allem wenn die Frau schon vier Kinder hat. Nun auf
Rücksicht auf das Wohl ihrer Kinder könnte man einen Eingriff vorziehen. Aber
man muss erst fragen. Kann man nicht der Frau so helfen, dass sich die Frau vom
Mann trennt. Es muss nicht gleich eine Sterilisation sein. Man kann auch
rechtliche Schritte gehen, denn Vergewaltigung ist verboten, und auch muss man
den Alkoholiker helfen. Man sieht: eine Ausweitung des Totalitätsprinzips ist
gefährlich. Denn man darf nicht gleich einfach operativ eingreifen. Manche
Probleme muss man menschlich lösen. Ein anderer Fall einer solchen Ausweitung
wäre, wenn Eltern auf Grund der Erbsituation mit schwerkrankem Nachwuchs zu
rechnen haben. Darf man da eine Sterilisation machen? Einer sagt: Eine
freiwillige Sterilisation würde die Freiheit erleichtern. Also mit Recht kann
eine Prophylaxe erfolgen. Herr Dämmer sagt so. Allerdings ist hier nur der
Verzicht auf Nachkommenschaft geregelt. Aber wohl erlaubt aus ethischer Sicht.
Nun zweiter Teilaspekt: Sterilisation als Methode der Geburtenregelung.
Es geht da um eine indirekte Sterilisation, die direkte Sterilisation wird vom
Lehramt abgelehnt, indirekt meint. Man will was anderes operieren, aber als
Folge daraus ist man dann sterilisiert. Zwei Aspekte zur Position des
Lehramtes: Das Lehramt will vor Zwangssterilisation warnen. Die Kirche ist
Anwältin der Freiheit des Menschen. a: die Fortpflanzungsfähigkeit ist ein
hohes Gut, das darf man nicht aufs Spiel setzen. Man bedenke also: ein Eingriff
hat auch psychologische Bedeutung, denn es ist typisch Mensch, das er fruchtbar
ist. Das fehlt dann. b: Sterilisation schließt jede Chance aus, in einer neuen
Ehe nach dem Tod des Partners wieder Kinder zu bekommen. Aus ärztlicher Sicht
ist ein solcher Eingriff nicht einfach zu machen, es muss schwerwiegende Gründe
geben. Nun einige Kriterien, wenn nach Rechtfertigung der Sterilisation gefragt
wird. 1.: Beide Partner müssen dies in voller Übereinstimmung bejahen. Um eine
Notwendigkeit zu klären muss es drei Fragen geben. a: Geht das Motiv über die
Geburtenregelung hinaus? Ist dies das einzige Ziel, oder nicht? Z.B. könnte ja
die Mutter krank sein, dann ist die Motivation nicht nur Geburtenregelung,
sondern auch die Gesundheit der Frau. Sterilisation ist eine ultima ratio. 2.:
Haben Absprachen zwischen den Partnern stattgefunden? 3.: Lassen sich die
Schwierigkeiten nicht anders lösen? Es muss eine unbedingte Freiwilligkeit der
beiden Partner und des Arztes da sein, auch der Arzt hat ein Gewissen.
1.: Beide Partner müssen übereinstimmen.
2.: Das Alter der Frauen und Männer. Mit 25 ist die Frau in einer
anderen Situation als mit 40. Und ein Mann mit 40 ist anders als eine Frau mit
40.
3.: Die Gesundheit der Frau muss eine wichtige ausschlaggebende Rolle
spielen
4.: Die Befürchtung, dass das Kind behindert sein könnte, da kann man
an Sterilisation denken.
Nun die Einbeziehung der Psychologie. Es gibt da eine Paardynamik. Was
geht bei Leuten vor, die eine Sterilisation wieder rückgängig machen wollen?
Man sieht, dass oft so eine Entscheidung gerade bei jüngeren Paaren bereut
wird. Man fragt dann: Wie ist diese Entscheidung, die man heute bereut, damals
zustande gekommen. Oft ist so ein Wunsch nach neuer Schwangerschaft dann da,
wenn eine neue Partnerschaft oder wenn die Beziehung zu Kindern anders ist.
Regel: Je größer die Freiheit zur Wahl bei einer Sterilisation, desto besser
ist später mit den Folgen einer Sterilisation umzugehen. Sterilisation meint
oft: Einer hat Probleme mit seiner Identität. Unbewußt spielen oft
Persönlichkeitsprobleme bei einer Sterilisation eine Rolle, z. B.: Probleme in
einer Partnerschaft meint man zu lösen, indem man eine Sterilisation macht. Nun
ein Fallbeispiel. Ein 40-jähriger Politologe will keine Kinder haben. Er hat betont
rationale Einstellung, die Frau aber ist eher emotional. Die Frau will eine
Sterilisation, er ringt sich dazu durch. Denn die Frau will die Pille nicht
mehr nehmen. Er läßt sich also sterilisieren. Zwei Jahre danach stirbt seine
Mutter. Nun stellen sich ihm neue Fragen, nach dem Alleinleben, nach dem
Weitergehen der Generation. Nun würde der Mann nicht mehr das machen lassen,
weil auch die Beziehung zur Freundin weg ist.
3. Abtreibung
Hier nun erst hermeneutische Überlegungen. Es geht hier um Leben und
Tod eines vorgeburtlichen Kindes. 1.: Man muss mehrere Disziplinen mit
einbeziehen. Nicht nur Naturwissenschaft, die muss man dann philosophisch und
theologisch zu Ende denken. Der Mensch ist eben mehr als Natur, sonder auch
geistige Person. Anzuschauen ist immer das Menschenbild. Weitere Disziplin: die
juristische Seite muss man anschauen. Da gilt es, menschliches Leben von Anfang
an zu schützen. Bei der Abtreibung gilt es immer, die konkrete Person und das
ungeborene Kind und ihre Wertsituation beurteilen. Die Moraltheologie soll da
Werte vorgeben, auch die Moralpsychologie muss gehört werden, da geht es um das
Wie des moralischen Anspruchs: Wie gelingt es, dass eine Mutter zum Kind Ja
sagen kann? Ja zum Kind und ja zum Muttersein, das ist eine neue Qualität des
eigenen Daseins. Die Thematik der Empfängnisregelung ist hier vorauszusetzen,
auch sexualethische Aspekte müssen bedacht werden. Letztlich geht es immer um
Elemente der Präventivethik. Schockenhoff meint: Ehrfurcht vor ungeborenen
Kindern lassen sich nicht erzwingen. Die Einstellung der Kirche ist: Sie
versteht sich als Anwältin des ungeborenen Kindes, aber auch als Anwältin der
Frau. Bei einer Beratung, die die Caritas anbietet, sollte die Beratung
eigentlich drei Jahre dauern, also auch wen das Kind da ist noch weiter
beraten. Aber auch wenn eine Frau abgetrieben hat, dann braucht diese auch
Beratung. Denn die Frau erleidet selber eine Wunde. Eine Grundregel ist: Das
sich entwickelnde Leben in der Mutter läßt sich nur mit der Mutter schützen. So
sagt es auch die gemeinsame Erklärung der Kirchen (Gott ist ein Freund des
Lebens). Nach can. 1398 CIC erfolgt sogar bei einer Abtreibung eine
Exkommunikation als Tatstrafe. Man sieht daran: Die Kirche will Signale setzen
gegen die Abtreibung. Man muss zwei Ebenen des Sprechens unterschieden:
a: die Ebene des Sprechens, wo die Kirche in die Welt zu den Menschen
der Gesellschaft spricht, da soll einfach das Bewußtsein des Lebensschutzes
geweckt werden. Das war die allgemeine Ebene
b: die persönliche Ebene. Die Kirche hat also doppelte Pflicht: Der
ganzen Menschheit zu verkündigen und die einzelne konkrete Frau in ihrer
Situation wahrnehmen. Zwischen beiden Polen besteht kein Gegensatz, der
öffentliche, da geht es um: Gewissensbildung. Und im individuellen Pol geht es
um einen Gewissenskonflikt.
Nun welche Elemente sind für eine sittliche Handlung bedeutsam. Da gibt
es eine allgemeine Seite und eine persönliche Seite. Da gibt es immer ein
Objekt der Handlung, hier: Tötung des ungeborenen Kindes. Dann gibt es eine
Norm, die das beurteilt, hier: Das darf nicht sein. Die Grundnorm der
Lebensethik ist: Jede Form des Lebens ist in gleicher Weise zu schützen und zu
achten. Egal in welcher Entwicklungsphase und wie krank oder gesund das Leben
ist. Das war die objektive Seite der Sittlichkeit. Dann gibt es noch die
Subjektive Seite. Da gibt es die Absicht und die Umstände einer Handlung. Bei
einer Abreibung sind besonders die Umstände zu beachten. Die Lehre der Kirche
ist nun: Es gibt bestimmte Handlungen, die immer schlecht sind. Das ist die
Lehre vom malum in se. Unabhängig von der Absicht und den Umständen. Es ist
immer schlecht. Das gilt für die Tötung unschuldigen Lebens. Die Kirche will
also immer öffentlich verkündigen und individuell beraten. Ein Aspekt ist auch
immer die sittliche Bewertung einer Handlung. Die Kirche sagt: Das menschliche
Leben ist unverfügbar. Lehmann schrieb 1996 ein Hirtenwort dazu. Da wird auch
hingewiesen auf die Frage, warum sich die Kirche zu Wort meldet. Die Bischöfe
wollen grundlegende Wahrheiten ins Bewußtsein rufen, und nicht auf das schauen,
was die Öffentliche Meinung der Gesellschaft so ist. Zwei Beispiele: Da hat
eine Frau ein Jahr nach einer Abtreibung von einem Sarg geträumt, wo ihr Kind
drin liegt.
Die Definition der Begriffe. Es müssen Begriffe sein, die auf der
beschreibenden Ebene liegen, nicht wertend. Es gibt da einmal eine
euphemistische Redeweise, das ist beschönigend und verfälschend, z.B.
Schwangerschaftsunterbrechung, statt: Abtreibung oder z.B. Absaugung von Schwangerschaftsgewebe.
Zum anderen darf man auch Abtreibung nicht bezeichnen als Mord. Denn Mord meint
eine Tötung aus niederen Beweggründen. Der bessere Begriff ist: Tötung.
c) Die Debatte um den moralischen und rechtlichen Status des Embryos
Da ist erst eine Definition: Es gibt einen ontologischen Status. Das
meint: Ist es schon ein Mensch oder nicht? Es geht da um die Frage der
Beseelung. Da gibt es Theorien: Simultanbeseelung und Sukzessivbeseelung.
Simultanbeseelung (Albertus Magnus):Da kommt die Seele zugleich mit der
Zeugung. Thomas von Aquin aber lehrte Sukzessivbeseelung, da erschafft Gott die
Seele unmittelbar, und sie wird dann dem Leid unmittelbar eingesenkt, der
Augenblick dessen ist der Beginn des Lebens, er meint: Einsenkung beim Mann am
40. Tag, bei der Frau erst am 80. Tag. Also erst ist da der gezeugte Leib, dann
wird dem die Seele eingegeben. Aber das meint nicht, im Vorstadium ohne Seele
ist eine Abtreibung erlaubt. Abtreibung war schon immer nicht akzeptabel. Das
Lehramt schwankte in der Geschichte.
Heute sagt die Kirche. Simultanbeseelung, aber man verwendet heute die
Begriffe nicht mehr. Man spricht heute von: Präformistische Position: Mensch
von Anfang an und: Epigenistische Position Demnach kommt die Entwicklung des
Fötus in verschiedenen Stufen. Erst artspezifisch, dann personspezifisch.
Häckel vertritt das im 19. Jahrhundert. Demnach erst eine tierische
Entwicklung. Soweit diese Positionen heute. Das war die Frage nach dem
ontologischen Status. Heute fragt man: Ist der Mensch von allem Anfang an
Person? So im Dokument Donum Vitae von 1987. Nun hebt sich von der
ontologischen Frage folgendes ab:
Frage nach moralischem und rechtlichem Status. Moralisch: Welcher
sittliche Anspruch ergeht an den Embryo, rechtlich: welche Schutzwürdigkeit
kommt dem Embryo zu. Dann gibt es wieder eine gestufte Schutzwürdigkeit, das
würde epigenistisch sein, und präformistisch wäre, wie die Kirche sagt: Volle
Schutzfunktion von Anfang an. Nun ein Grundsatz dazu: Man geht davon aus, dass
es Menschenleben von Anfang an gibt. Und deshalb muss man den sicheren Weg
gehen. Wann beginnt menschliches Leben? Drei Antworten heute:
a)
das soziologische
Modell. Da wird der Personstatus von der Gesellschaft abhängig gemacht. Da hat
der Embryo nicht von Anfang an ein Recht, sondern die Gesellschaft erkennt das
dem Embryo zu. So sagen welche: Leben ist dann, wenn die Mutter es annimmt, weil
Beziehung immer erst dann ist, wenn Beziehung da ist. Wenn es so wäre, folgt
daraus, dass eine Gesellschaft Würde auch wieder aberkennen kann. Man muss eher
von der Natur ausgehen, nicht von der Gesellschaft.
b)
Entwicklungsbiologisches
Modell: Soweit der Mensch entwickelt ist, ist er Mensch, Variante 1 dazu ist:
Da sagen die einen: Wenn Kind Selbstbewußtsein hat, dann ist erst Leben, also
das wäre ein Termin erst nach der Geburt. Das wird begründet durch: Leben kann
nur, wer Selbstbewußtsein hat. So sagt es Peter Singer. Das ist aber, sehr
verkürzt und fragwürdig. Denn wer schläft, hat auch kein Selbstbewußtsein, auch
nicht, wer bewußtlos ist oder im Koma. Mensch ist Mensch durch seine Art.
Variante 2 dieses Modells: Wenn das Gehirn bestimmte Funktionen erreicht und
tätig wird. Also Ende des Lebens wäre danach: Hirntod. Müller meint, das ist
nicht zutreffend. Variante 3: Der Beginn des Menschseins liegt um den 14. Tag,
wenn die Einpflanzung des Kindes in die Gebärmutterschleimhaut da ist, von dann
wird der Embryo erst versorgt. Das aber bestreiten andere Wissenschaftler. Der
Termin ist willkürlich. Denn am Wesen des Menschen ändert sich nichts daran,
dass es ab dem 14. Tag besonders versorgt wird. Es gibt Leute, die sagen, dass
sich nur 15 Prozent aller Embryos in die Gebärmutterschleimhaut einnisten, die
anderen 85 Prozent gehen vorzeitig ab. Die Zahl ist jedoch eine reine
Schätzung. Deshalb darf man dieses Argument nicht benützen für Variante drei
zur Begründung. Variante 4: Innerhalb der ersten Tage kann sich die Zygote noch
teilen, dann entstehen eineiige Zwillinge. Weil das in den ersten Tagen
besteht, ist in diesen Tagen zwar Leben da, aber noch kein individuelles Leben.
Also hiernach: gestuftes Leben. Aus der Potentialität, dass Zwillinge kommen können,
kann doch nicht das ontologische Wesen wegerklärt werden. Somit ist der noch
ungeteilte Embryo kein bißchen weniger wert. Also: der Embryo soll von Anfang
an als Person behandelt werden, denn auch die ungeteilte Zygote ist Person.
Aber trotzdem: Es bleibt hier eine gewisse Dunkelheit, wann der Lebensanfang
ist.
c)
Genetisches Modell,
das übernimmt die Kirche. Danach beginnt Leben mit Verschmelzung der Gameten,
der Keimzellen. Dann ist das in unmittelbarer Nähe der Empfängnis, fast
identisch mit der Befruchtung, das ist die Verschmelzung der Zellkerne, wenn
sich Ei- und Samenzelle verschmelzt haben, dann ist da ein diploider
Chromosomensatz. Nicht mehr haploid wie vorher. Jedes neue Lebewesen verfügt
über eine einzige genetische Kombination, die es vorher und nachher nicht gab
und geben wird. Also es geht etwas ganz individuelles hervor. Somit ist die
Rede von befruchteten Ei nicht ganz richtig. Denn da könnte man meinen, es sei
einfach nur eine Zustandsveränderung der weiblichen Eizelle. Sondern mit der
Zygote ist die Existenz eines einmaligen neuen Wesens gegeben. Somit entwickelt
sich der Embryo nicht zum Menschen, sondern als Mensch entwickelt er sich.
Diese biologischen Tatsachen genügen alleine nicht, man muss sie
anthropologisch reflektieren. Zusammenspiel von Biologie und Anthropologie,
diese besagt: Die allgemeinen Rechte des Menschseins sind in geborenen nicht
anders als in ungeborenen. Gleiche Rechte für Geborene und Ungeborene.
Das Genetische Modell soll nun in drei Schritten begründet werden. Drei
Argumente helfen, diese These zu begründen. Die These heißt nach Schockenhoff:
Alle Wesen tragen potentiell das Leben in sich, und das entwickelt sich
kontinuierlich.
a: Identitätsargument: Es ist ein und derselbe Mensch, der das selbe
Recht hat egal ob ungeboren oder alt und gebrechlich. Somit ist der Embryo
keine Sache, sondern ein Ich. Der Embryo ist ein jemand, der später Ich sagen
kann.
b: Pontentialiätsargument: Im Blick ist die Volle Potentialität in der
Zygote. Also das meint: Die Zygote kann sich zu vollem Menschsein
verwirklichen. Die Zygote trägt schon alles in sich. Aber der Begriff
Potentialität muss richtig verstanden werden, denn man muss unterscheiden: Es
gibt eine Denkmöglichkeit, oder es gibt eine Möglichkeit, die schon da ist, und
die sich schon verwirklicht. Also: Potentialität meint hier. Möglichkeit, die
schon dabei ist, sich zu verwirklichen (aktive Potentialität im Gegensatz zur
passiven Potentialität nach Aristoteles). Potentialität meint nicht nur, ein
Mensch werden zu können, denn das ist er bereits, sondern: es kann dieser eine
Mensch ein Erwachsener Mensch werden, der außerhalb des Mutterleibes existieren
kann. In so einer Zygote verbirgt sich so ein Mensch.
c: Kontinuitätsargument. Der Mensch entwickelt sich in einem Kontinuum,
aber alles gehört zur Zeitgestalt ein und derselben Person. Der Lebensbogen des
Menschen beginnt mit der Zeugung und Empfängnis. Abtreibung heißt dann, dass
der Lebensbogen einfach abgeschnitten wird. weil man dem Embryo nicht ins
Gesicht sehen kann, muss man ihn aus dem Licht des ganzen Lebens sehen.
Theologisch soll verwiesen werden hier auf eine Stelle im AT: Ps 139.
d) Aspekte zur ethischen Beurteilung der Abtreibung:
Die Abtreibung fällt unter das Tötungsverbot. Denn die gesamte
Zeitgestalt gehört zum Personsein. Folgende Regel: Das elementarste Gut des
Lebens hat Vorrang vor anderen Gütern, wie Selbstbestimmung oder Lebensqualität
des Menschen. Heute gibt es leider eine Entpersonalisierung, das heißt:
Abreibung ist zwar rechtswidrig, aber dennoch straffrei. Das Problem daran ist,
dass man denkt, wenn es nicht bestraft wird, ist Abtreibung erlaubt. Es handelt
sich bei Abtreibung auch nicht um eine Gewissensentscheidung, denn das Gewissen
hat Grenzen, und die sind das Leben des anderen. Es gibt keine grenzenlose
Gewissensfreiheit. Nun zu einem ersten Konflikt. Da sagte man in den 70er
Jahren: Die Mutter ist nicht verpflichtet, dem Kind ihren Leib zur Verfügung zu
stellen. Frau Thompson meint so. Da wäre das Kind nur eine Sache. Das käme
höchstens bei Vergewaltigung in frage, aber auch dann nur höchstens. Das
Lebensrecht des Kindes wird hier nicht gesehen, und auch nicht das enge Band
von Kind zu Mutter. Das war ein erstes Spannungsfeld wo es um das
Selbstbestimmungsrecht der Frau ging. Nun ein zweites Spannungsfeld, wenn die
Mutter in Konfliktsituationen kommt. Die Kirche erkennt da gar keinen Grund für
Abreibung. Aber die Moraltheologen sehen einen Grund. Die vitale Indikation.
Sie ist gegeben, wenn Lebensgefahr für die Mutter besteht. Denn dann würde die
Mutter und auch das Kind umkommen. Man kann es nicht hinnehmen, dass das Leben
der Mutter zu Grunde geht. Heute sagt man: Man muss die Güter abwägen. Man
sagt, das rettbare Leben muss dem unrettbaren vorgezogen werden. Die
Vitalindikation läßt es gerechtfertigt erscheinen, um die Mutter zu retten, das
Kind abzutreiben. Die Bischöfe sagen aber nicht: Es ist erlaubt, sondern nur:
man muss für die Ärzte Verständnis haben, die so handeln. Rom ist gegen
Abtreibung, aber widerspricht dieser Formulierung der Bischöfe nicht.
Grundsatz: rettbares Leben darf dem unrettbaren vorgezogen werden. Außer der
vitalen Indikation gibt es von der Kirche her keine weiteren Gründe für
Abtreibung. Auch Behinderung ist kein Grund. Denn die Grundnorm der Lebensethik
ist ja: Das Recht des Lebens ist in jedem Fall zu achten. Man spricht auch von:
embryopatische Indikation, das würde meinen: Das Kind ist behindert, deshalb
kann man abtreiben, das geht aber nicht. Früher gab es auch noch: Psychosoziale
Indikation, auch das ist heute vom Gesetz her weggefallen, Denn eine
psychosoziale Notlage kann man im Rechtsstaat durch andere Weisen lösen, nicht
aber durch Abtreibung. Weitere ist: kriminologische Indikation: Frau wurde
schwanger durch Vergewaltigung. Aber: man kann nicht ein erstes Verbrechen,
Vergewaltigung, durch ein zweites, Abtreibung, ausgleichen. Jedoch kann man
nicht die ganze Schuld der Abtreibung da der Frau anlasten, denn die größere
Schuld betrifft den Vergewaltiger. Noch ein letzter Punkt zur ethischen
Bewertung: Die Verantwortung des Vaters. Welche Mittel kann man heute anwenden,
um ein Bewußtsein zu schaffen für das ungeborene Leben? Ein Mittel ist die
Verantwortung der Väter. Denn viele Frauen stehen oft unter Druck des
Kindesvaters und wollen deshalb abtreiben. Man sagt: 80 Prozent der Frauen
sagen: wäre die Beziehung in Ordnung, würde ich nicht abtreiben.
e) Zur Entwicklung der kirchlichen Schwangerenberatung:
Die Kirche soll nicht die Norm nur ausgeben, dass man nicht abreiben
darf, sondern: die Kirche muss auch Hilfen geben und Alternativen aufzeigen,
wenn jemand schwanger ist. Das ist die große Chance der
Schwangerschaftskonfliktberatung. Die frage dabei ist: Was dient dem Kind und
was dient der Mutter zum Leben? Man muss immer fragen: Welche Alternativen gibt
es? Wie kann man einen Konflikt bei einer Frau lösen, das geht nur dadurch,
dass die Frau Solidarität erfährt. Nun zur gesetzlichen Regelung. a: STGB §218f
b: c: Schwangerschaftskonfliktgesetz. Diese drei Gesetze. Im Grundgesetz steht:
Die Würde ist unantastbar, und jeder hat das Recht auf Leben. Dieses Grundrecht
ist der staatlichen Gesetzgebung übergeordnet. Also wenn das Parlament Gesetze
macht, muss dies mit der Verfassung übereinstimmen. Im Mai 1993 griff das
Bundesverfassungsgericht ein und gab eine Grundregelung. Auf die kommen wir
dann noch. Die Gesetzgebung heute ist eine Kompromißlösung aus allen
Weltanschauungen. Es heißt immer. Ja aber, und auch: nein, aber im Osten in
Deutschland gab es Fristenregelung: In den ersten drei Monaten ist da Abtreibung
rechtmäßig, in Westdeutschland hatten wir eine Indikationsregelung, also
Abtreibung nur, wenn vier Indikationen vorliegen. Nun ging es damals darum, in
ganz Deutschland eine neue Regelung zu finden. Leitidee ist dabei
Beratungsregelung. Die Beratung soll ja dazu dienen, Konflikte zu überwinden.
Also hier gilt das Prinzip in dem Gesetz: Hilfe vor Strafe. Denn wenn man einer
Frau eine strafe androht bei Abtreibung, treibt sie trotzdem ab. In §218 steht
ein Unrechtscharakter der Abtreibung. Nach §218 gilt: ein Abbruch der
Schwangerschaft hat 5 Jahre Strafe zur Folge. Drei Bedingungen sehen davon ab:
1.: Wenn die schwangere Frau Beratung gemacht hat. So in §219
2.: Abbruch muss in den ersten 12 Wochen sein.
3.: Ein Arzt muss den Abbruch vornehmen.
§219 regelt die Beratung. Man muss da Lebensperspektiven für die Mutter
eröffnen. Also: Ziel der Beratung ist: Das Ja der Mutter zum Kind soll
unterstützt werden. Um zu gewährleisten, dass Beratung stattgefunden hat, muss
eine Bescheinigung da sein, diese muss dem Arzt vorgelegt werden, aber zwischen
Beratung und Arztbesuch müssen drei Tage liegen. Wenn dann Abreibung erfolgt,
ist das rechtswidrig, aber doch straffrei. Wenn man aber nicht bestraft, meinen
die Leute, es sei nicht so schlimm, denn bei Leuten wird durch Strafe zum
Ausdruck gebracht, dass etwas missbilligt ist. Zwei Fälle gibt es, dass es
rechtmäßig ist die Abtreibung, das ist: Bei medizinischer Indikation. Das geht
soweit, dass hier auch die embryopatische Indikation mit drin ist. Also wen
Gefahr für Mutter da ist, kann man abtreiben. Heute gibt es da keine zeitliche
Begrenzung mehr, in diesem Fall also kann man bis kurz vor Geburt noch
abtreiben. Hier liegt das Problem der Spätabtreibung vor. Zweiter Fall für
rechtmäßige Abtreibung ist: Kriminologische Indikation, wenn Vergewaltigung da
ist.
Fünf Briefe aus Rom
Wie ist die Kirche eingestellt zu Schwangerschaftskonfliktberatung? Wie
hat sich also die Kirche zu verhalten? Die Frage lautet: Darf die Kirche sich
an einer Beratung beteiligen, in der ein Schein ausgestellt wird, womit man
dann abtreiben kann? Macht sich dann die Kirche nicht schuldig, wenn die Frau
mit dem Schein abtreibt? Soll also nun die Kirche in der staatlichen
Schwangerschaftskonfliktberatung bleiben, und Schein ausstellen? Um diese Frage
zu beantworten, muss man sehen: Abreibung ist rechtswidrig aber straffrei. Das
ist ein Widerspruch. Und Beratung soll zielorientiert sein, aber zugleich:
ergebnisoffen. Das ist ein weiterer Widerspruch in der Rechtslage. Nun hatte
der Papst Bedenken auf das neue Gesetz von 1995 hin. Der Papst schrieb da fünf
Briefe. Der Papst sagt: Kirche darf nicht schuldig werden und mitwirken am Tod
unschuldiger Kinder. Der Papst weist auf die Widersprüche hin. Der Papst bat
die Bischöfe, eine Lösung zu suchen, die alle Mißverständnisse ausschließt. Der
Papst sagt: der Schein ist Voraussetzung für straffreie Abtreibung. Daher hat
der Schein eine Schlüsselfunktion. So der Papst. Der Papst würdigt schon die
Beratungsstellen, aber wenn man Schein ausstellt, steht Beratung im Zwielicht,
weil es nicht mehr um Würde des Menschen geht. Das kirchliche Zeugnis wird
verdunkelt, sonst würde man keinen Schein ausstellen. Deshalb sagt der Papst.
Bleibt in der Beratung, aber stellt diesen Schein nicht aus, weil der
mißverständlich ist. Beratung muss eindeutig sein. In einem dritten Schreiben meint
der Papst: Auf den Schein soll drauf: Dieser Schein kann nicht zur straffreien
Abtreibung verwendet werden. Dieser Satz läßt also nun Eindeutigkeit zu. Die
Politik sagte dagegen: So ein Satz ist rechtlich nicht relevant. In einem
vierten Brief sagte dann Rom: Wenn dieser Satz nicht gilt, dann muss die Kirche
das staatliche System verlassen. Im letzten und fünften Brief bat der Papst die
Bischöfe, eine einmütige Lösung für alle Bistümer zu finden. Die Bischöfe
sagten dann: Wir steigen aus, wir beraten weiter, aber ohne Schein. Soweit die
fünf Briefe. Man sieht daran ein Ringen des Papstes. Nun eine Wertung: Man muss
den Papst respektieren, auch wenn man anders denkt. Denn die Kirche ist
eindeutig. Dennoch: Die Frage ist schwierig, es kann auch eine andere Lösung
mit Schein verantwortlich sein. Deshalb gibt es ja Donum Vitae mit Schein.
Beide Seiten können gute Gründe für ihre Arbeit anführen. Kirche hat doppelte
Aufgabe.
a: Eine Gewissensbildung, die die Tugend der Lebensbejahung vermittelt.
Und dann die Erfahrung von Solidarität der Kirche. b: Aufgabe der
Beziehungsbildung: Es muss um die Fähigkeit von Partnerschaftskompetenz gehen
und um die Elternschaft.
5. Ethische Aspekte der Fortpflanzungsmedizin
a)Begriffsklärung:
Diese Medizin befasst sich mit Fruchtbarkeit und Zeugung des Menschen
Hauptanliegen ist, die Formeln ungewollter Kinderlosigkeit zu identifizieren
und dann medizinisch zu therapieren. Fortpflanzungsmedizin heißt auch:
Reproduktionsmedizin. Es gibt verschiedene Verfahren. Die einen wollen die
Empfängnisfähigkeit der Frau verbessern, oder man will mit Medikamenten
verbessern. Dann gehört die Insemination dazu, da wird mit einer Kanüle der
Samen in die Frau geschickt. Hier ist Befruchtung im Körper der Frau Dann gibt
es Assistierte Befruchtung: ist In-Vitro-Fertilisation; und noch eines,
irgendeine Injektion, heißt Spermieninjektion.
Ursachen der Infertilität:
Gründe, wann man künstlich befruchten kann: Es gibt viele körperliche
Gründe, da gibt es eine. tubare Sterilität; das ist wenn Eileiter weg ist. Dann
gibt es eine Sterilität, wo Antikörper im Eileitersystem sind. Dann gibt es
die. andrologische Sterilität. Das liegt dann beim Mann. Hier sind die Spermien
nicht mobil genug. Dann gibt es. ideopathische Sterilität. Da findet man keine
organische Ursache. Es gibt auch psychogene Sterilität, dann hat die Ursache
seelische Gründe. Da kann nur ein Konflikt das Problem sein, wenn der weg ist,
kommt das Kind. Dann gibt es Umweltfaktoren für Unfruchtbarkeit, z.B. Alkohol,
auch die soziologische Perspektive ist bedeutsam. Das liegt darin, dass man
heute sein erstes Kind in hohem Alter bekommt, z.B. mit 28 Jahren, wie die
Statistik sagt. Dann ist das biologische Optimum überschritten. Wie geht man
nun mit Kinderlosigkeit um? Das löst bei den Betroffenen Unruhe aus. Gerade bei
Frauen. Es kann sogar sein, dass eine Frau eine Aggressivität gegen ihren
Körper entwickelt, weil der Körper eben nicht funktioniert. Wenn der Grund bei
Männern liegt, dann verlieren sie an Selbstbewußtsein. Und Männer wollen das
dann kompensieren. Manche Paare isolieren sich auch, denn sie wollen anderen
Menschen ausweichen, die schwanger sind, um keine Gefühle zu erzeugen, und auch
um der frage auszuweichen, warum kein Kind kommt. Andere reagieren mit einer
Veränderung in der Beziehung zum Partner: Es könnte z.B. Angst kommen, dass man
den Partner verlieren könnte. Wenn dann Paare unter Druck geraten, ist oft die
Fortpflanzungsmedizin die einzige Lösung für das Problem. Manche Paare haben
die Absicht, ihr Problem medizinisch zu lösen. Adoption, Kinderpflegschaft oder
leben ohne Kind wird da nicht in Blick genommen. Dann sagen die Leute nur noch:
Ich muss ein Kind haben. Das ist zwanghaft.
Wie sieht die medizinische Möglichkeit aus? Zwei Methoden.
In-Vitro-Fertilisation (IVF) und: Spermieninjektion. Das hat je mehrere Phasen:
1.: Hormonuntersuchung
2.: Ultraschalluntersuchung, wann der optimale Zeitpunkt wäre.
3.: Punktion, man entnimmt die Eizelle.
4.: Mehrere Stunden nach Eizelleentnahme vermischt man sie mit Sperma
des Mannes; die kommt durch: Masturbation. Dann werden diese befruchteten
Eizellen in den Körper der Frau transferiert. Drei Eizellen darf man nur
einführen. Die anderen werden im Vorkernstadium eingefroren, also ohne dass sie
verschmolzen sind. Dann kann nach 14 Tagen ein Schwangerschaftstest
durchgeführt werden. Bei der Spermieninjektion wird von der Vielzahl der
Spermien eine ausgewählt und dann in die Eizelle gesetzt.
Nun muss man die Folgen und Probleme ansehen: Ein Problem ist die
Hormonbehandlung der Frau. Auch die Entnahme der Eizelle ist problematisch.
Dann gibt es seelische Probleme. Dann kann es Probleme beim zu erwartenden Kind
geben. Eine hohe Fehlgeburtsrate. Sehr viele solche Schwangerschaften enden
vorzeitig. Weiteres Risiko ist: Es kann eine Mehrlingsschwangerschaft geben,
dann kommen Kinder zu früh oder es sind Fehlgeburten. Anderes Risiko: zu frühe
Geburt, die Kinder wiegen viel zu wenig, die Hälfte aller solcher Kinder kommen
durch Kaiserschnitt. Wie sieht es mit dem Erfolg aus? Im Jahr 2000 gab es etwa
61500 Behandlungen. Davon werden 5327 Geburten angegeben. Und etwa 7000 Kinder,
also Mehrfachgeburten. Mediziner rechnen etwa 20 % Erfolg. Aber nur 15 % der
Babys kann man nach der Geburt mitheimnehmen. 15 % sind festzuhalten. Nun die
Frage, welche Erfahrungen Betroffene gemacht haben. Das Problem ist nicht rein
medizinisch technisch zu sehen, vor allem psychische Belastung. So etwas wird
also sehr belastend erfahren und auch schamverletzend. Denn da wird ein intimer
Vorgang innerhalb des Körpers herausgenommen in die Öffentlichkeit des Labors.
Auch die Zeit ist ein Problem, denn oft dauert es Jahre, bis man weiß, ob
Unfruchtbarkeit da ist. Dann gibt es den Streß des Wartens bis zur nächsten
Periode. Schwer kann es auch sein, wenn Leute in Therapie sind, dass man dann
feststellt, es geht nicht, dann können die Leute kaum mehr sich damit abfinden,
dass es doch bei Kinderlosigkeit bleibt. Es sind ja nur 15 %, was aber ist mit
den vielen anderen? Festzuhalten gilt: Infertilität ist ein Problem mit einer
Vielfalt von Problemen. Die Medizin greift nur das organische Problem heraus.
c) ethische Beurteilung:
Ist es ethisch verantwortbar, was medizinisch möglich ist? Die
ethischen Kriterien sind zwei: a: Ist die Technik der ehelichen Fortpflanzung
gemäß und entsprechend? b: Welchen Wert hat das menschliche Wesen, das man da
erzeugt. Zwei Dinge muss man unterscheiden:
a: Homologe künstliche Befruchtung. Dann stammt Ei und Samenzelle von
einem gleichen Ehepaar
b: Heterologe Befruchtung. Da stammt eine Keimzelle von einem Dritten.
Hier sind komplizierte Verhältnisse dann da.
Nun zur Stellungnahme des kirchlichen Lehramtes:
Da werden die Methoden der künstlichen Fortpflanzung abgelehnt.
Argumente sind: Würde des zu erzeugenden Kindes und Würde der menschlichen
Fortpflanzung, im Unterschied zur tierischen Zucht. Auch die Folgen werden
betrachtet und bewertet, die mit künstlicher Befruchtung zu tun haben. Das
steht in Donum Vitae. Das wurde dann in: Evangelium Vitae, bekräftigt. Also zwei
Argumente: Einmal das physische Leben. Es darf nichts getan werden, was gegen
die Rechte und die Würde des zu erzeugenden Kindes ist. Der zweite Wert ist mit
der spezifisch menschlichen Fortpflanzung zu tun. Denn dies ist ein personaler
und bewußter Akt. Das waren die beiden allgemeinen Prinzipien, daraus folgen
dann einzelne Bewertungen. Das ist als erstes. Die heterologe Fortpflanzung.
Dazu heißt es: Jedes Wesen muss als Geschenk Gottes gesehen werden. Es muss aus
der Frucht der Ehe kommen. Die Zeugung soll Frucht und Zeichen des
gegenseitigen Sich-Schenkens sein. Das Optimum für das Kinderkriegen ist die
Ehe. Die Toleranz gegenüber anderer Lebensformen ist gut, aber das Optimum für
das Kind ist die Ehe, denn da gibt es stabile Beziehungen. Am sichersten lernt
ein Kind alles in der Familie, es lernt da z.B. das Sich-Eingliedern in
Gesellschaft. Die Treue in einer Ehe besteht darin, dass der Vater oder die
Mutter nur durch den anderen Partner Vater oder Mutter wird. Kinder sollten im
Schoß der Familie zur Welt kommen und auf der Familie gründen. Indem die Kirche
so argumentiert, wird gezeigt: Rückgriff auf die Keimzellen Dritter entspricht
nicht dem Treueversprechen der Ehe. Und das ist ja im heterologen der Fall. Und
auch die Rechte des Kindes werden auf diese heterologe Methode verletzt, weil
das Kind seine Identität nicht findet. Ergebnis: negative moralische
Beurteilung des Heterologen. Soweit zur heterologen Befruchtung. Das klingt
alles ganz logisch, aber dennoch ist darüber in unserer Gesellschaft darüber
viel unklar. Es gibt da eben die unterschiedlichen moralischen Vorstellungen.
Nun zur homologen künstlichen Befruchtung. Auch das lehnt die Kirche ab, aber
sie erfährt eine mindere Bewertung. Denn Familie und Ehe bleiben der Raum für
das Kind. Dennoch ist sie unerlaubt, weil es der Würde der menschlichen
Fortpflanzung widerspricht. Das Lehramt meint: Fortpflanzung und eheliche
Vereinigung sind untrennbar miteinander verknüpft. Aber beim Homologen ist die
Befruchtung von der ehelichen Vereinigung getrennt. Der Mensch erwächst eben
aus einer lebendigen menschlichen Beziehung und nicht aus technischen
Vorgängen. Die Öffentlichkeit des Labors bedeutet eine Verletzung aller
Beteiligten, auch des Kindes. Entscheidend ist also: Herkunft des Lebens aus
personaler Begegnung. Wichtig ist auch die Tatsache, dass ein Kind eine
Schenkung des ehelichen Aktes ist. Es gibt also kein Recht auf ein Kind, ein
Kind ist ein Geschenk und auch nie ein Eigentum der Eltern. Sexualität und
Zeugung sind zutiefst menschliche Akte. Zeugung muss Frucht personaler
Ganzhingabe sein. Leibliche Ganzhingabe setzt personale Ganzhingabe voraus, so
der Papst.
Nun setzen wir uns damit kritisch auseinander, man könnte ja die
homologe Befruchtung doch bedingt bejahen. Manche Moraltheologen sagen so. So
sei unter bestimmten Bedingungen das doch vertretbar, weil die Einheit der Ehe
und Zeugung aus Liebe doch moralisch da ist. Bedingungen sind:
1.: Aus einer Ehe muss alles kommen.
2.: Keine Samen eingefrieren.
3.: Die IVF muss die einzige Möglichkeit sein, Kinderlosigkeit zu
beheben.
Aber: Die Risiken einer künstlichen Befruchtung übersteigen den Vorteil
daran. Nehmen diese befürwortenden Moraltheologen auch alle psychogenen
Hintergründe wahr? Denn Kinderlosigkeit hat psycho-soziale Folgen für den
Menschen, und die kann man nicht technisch beheben, vor allem dann, wenn man
die Gründe für die Sterilität nicht weiß, das ist der Fall bei der
ideopathischen Sterilität. Gegen diese Meinung mancher Moraltheologen ist zu
sagen: Haben diese Leute die Komplexität der Unfruchtbarkeit wahrgenommen, denn
es gibt immer biologisch-soziologische und psychologische Seiten. Diese
Moraltheologen sehen aber nur die medizinische Seite. Wenn man nur diese Seite
sieht, führt dies zu einer Infertilitätskrise. Richtig wäre, erst einmal die
Ursachen der Unfruchtbarkeit wahrnehmen, nicht gleich medizinisch behandeln.
Möglicherweise fällt dann schon ein technischer Eingriff weg, wenn z.B. die
Leute unter Streß stehen. Die Frage ist auch: Ist die IVF überhaupt eine
Behandlung, oder ist dies mehr ein Experiment? Denn es gibt zu viele
Restrisiken. Die Bedenken sprechen für die Linie, die das Lehramt vorgibt. Wenn
aber wirklich einer eine homologe IVF machen will, dann muss dieser unbedingt
vorher eine allumfassende Behandlung haben, auch psychologisch und soziologisch.
Das Paar muss also erst umfassend aufgeklärt werden. Eine gute Beratung davor
sollte auch alternative Perspektiven zeigen, wie man auch ohne Kind leben kann.
Bei einer guten Beratung kann das Gefühl der Unfruchtbarkeit gut verarbeitet
werden. Besonders viel Beratung brauchen Paare, die ohne Erfolg aus einer
IVF-Behandlung kommen. Leider wird diese Nachberatung oft nicht angeboten, und
das, obwohl Patienten oft nach einer vergeblichen Behandlung noch mehr leiden.
Nun eine abschließende
Bewertung des Dokumentes Donum Vitae. Wird positiv bewertet, denn ist 1987
schon geschrieben worden. Da hat man schon vieles erkannt. Donum Vitae sprach
damals geradezu prophetisch, denn jetzt ist es soweit mit den medizinischen
Mitteln. Jeder hat das Recht auf den genetischen Zufall. Dabei durchmischen
sich ja mütterliche und väterliche Erbgute. Bei künstlicher Befruchtung ist das
alles künstlich von Hand gemacht. Mit diesem Recht auf den genetischen Zufall
ist auch verbunden das Weitergehen von einer Generation zu anderen. Das
Verhältnis der Generationen zueinander muss stimmen.
II. Ethische Probleme am Lebensende
1. Euthanasie
Wie ist das Verhältnis des Menschen zum Tod? Richter meint dazu: Der
Umgang mit dem Tod ist eines der ungelösten Probleme unserer Gesellschaft. Die
meisten blenden das einfach aus. Und andere sagen dazu: einfach Suizid. Nun
terminologische Klärungen, denn mit den Begriffen sind schon Wertungen
verbunden. So ist Euthanasie immer. Ein schöner Tod, in der Antike meinte man
damit einen leichter schmerzfreier Tod. Oder auch den Tod eines ehrenwerten
Mannes. Da ging es noch nicht darum, den Tod selbst herbeizuführen. In
Deutschland denkt man immer an die Euthanasie des dritten Reiches, also
negative Bewertung dieses Begriffes. Das andere Wort heute ist Sterbehilfe.
Aber dieses Wort ist beschönigend, da es wohl kaum eine Hilfe ist, jemand aktiv
zu töten, denn Töten geht immer gegen das Lebensrecht. Ein dritter Begriff ist:
medizinisch assistiertes Sterben, darunter fällt. Suizidbeihilfe und aktive
Sterbehilfe. Man unterscheidet direkt, indirekt, und aktiv, passiv. Euthanasie
ist dann gezielte Herbeiführung oder Beschleunigung des Todes. Also hier
besteht die Absicht zum Töten. Man kann auch sagen: Man führt den Tod dessen
herbei, der an einer tödlichen Krankheit leidet. Bei dieser zweiten Definition
Spielt das Motiv des Mitleides mit. Diese Euthanasie kann aktiv oder passiv
erfolgen. Aktiv wird vollzogen, wenn todbringende Injektion verabreicht wird,
passiv, wenn eine lebenserhaltende Maßnahme unterlassen wird, hierbei ist aber
die Tötung beabsichtigt. Das ist dann, wenn die Grundversorgung des Menschen
unterlassen wird. Oder wenn man Medizin weg läßt, oder wenn man
außergewöhnliche Maschinen wegläßt. Die Frage ist dann noch, ob diese direkte
Euthanasie auf Verlangen oder gegen den ausdrücklichen Wunsch erfolgt. Nun gibt
es die indirekte Euthanasie, das ist auch die Sterbehilfe. Hierbei ist der Tod
nie beabsichtigt, wird aber als Nebenfolge in Kauf genommen. Man unterscheidet
wieder aktiv: Wenn Patient Medikamente bekommt, die die Schmerzen nimmt, die
aber auch das Leben verkürzen können. Die passive indirekte Sterbehilfe ist der
Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen oder der Abbruch einer Behandlung,
dann, wenn sich das Behandlungsziel nicht realisieren läßt. Beispiel dafür:
Einer hat eine tödliche Lungenentzündung, die als unheilbar gilt, soll man die
dann noch behandeln? Das ethische Problem ist a: Der Arzt hat Recht auf
Lebensverlängerung; b: der Mensch muss auch sterben können. Anderer Begriff:
Sterbebeistand, dazu gehören schmerzlindernde Mittel, dann die Grundversorgung,
dann der seelsorgliche Beistand. Diese drei dinge zur Sterbebegleitung. Direkte
Sterbehilfe ist Euthanasie. Indirekte und passive diese drei Begriffe sind
eigentlich wichtig.
Die Behandlungspflicht der Ärzte: Indirekte Sterbehilfe in aktiver
Form, also Schmerzbekämpfung ist hier das Problem. Da gibt es eine
Krebs-Schmerz-Spirale. Angst, dann: Depression, dann Schlaflosigkeit, dann
niedrige Schmerzschwelle. Dies ist die Spirale. So eine Spirale kann das
menschenwürdige Sterben verhindern. Menschenwürdiges Sterben meint: Ein
erträgliches Maß. Schmerzen werden behandelt mit Schmerzmitteln, aber auch mit
Betäubungsverfahren. Oft ist es so, dass man durch Schmerzfreiheit neu
aufblühen kann, man wird aber durch Morphine nicht süchtig, da man nicht in der
Stimmung beeinflußt wird. Morphine schädigen auch nicht die Organe, im
Gegensatz zu vielen Kopfschmerzmitteln. Wenn man nun aber zu starke Mittel
reicht, dann kann es sein, dass die Lebensdauer herabgesetzt wird. Hier gibt es
eine Grauzone, fließende Übergänge, ob man einen tötet oder nicht. Pius XII.
sagt schon 1957: Auch das Leid gehört zum Menschen, aber es gibt keine Pflicht
auf Anästhesie, weil man das auch anders bewirken kann. Schmerzmittel seien nur
höchstens indirekte Euthanasie, es muss aber darum gehen, nur die Schmerzen
lindern zu wollen. Bei einer indirekten Sterbehilfe muss man die Güter abwägen:
Schmerzen weg oder doch Leben verkürzen.
Nun zur passiven Sterbehilfe:
Was ist, wenn einer eine tödliche Krankheit hat, die unbedingt zum Tod
führt, soll er dann bei Herzstillstand reanimiert werden oder nicht? Das
Problem wird immer größer durch moderne Erfindungen, wie z.B. die Maschine der
künstlichen Beatmung. Normal sollte diese Maschine dazu sein, dass man nur eine
Phase überbrückt, bis Herz und Kreislauf wieder richtig funktionieren.
Schwierig ist, was soll man tun, wenn einer im Koma liegt und der Patient kann
nicht wieder zum Leben kommen. Ein zweites ist die sog: Pag-Sonde. Wird auch
oft im Altersheim eingesetzt. Hier kann bei Schluckstörungen die Nahrung durch
Sonde eingeführt werden, das kann durch eine Nasensonde gehen, oder eben durch
die Pag-Sonde. Was ist Pag: Ist ein 15minütiger Eingriff, wo die Sonde gelegt
wird. Dann kommt eine Magenspiegelung. Dort, wo das Licht der Sonde im Magen
von außen sichtbar wird, wird der Magen punktiert. An diese Stelle wird ein
Faden durchgezogen, dann kommt ein Schlauch durch. Jedenfalls kann dann durch
einen Schlauch Nahrung in den Magen kommen. Das ist oft der Fall bei Patienten
mit Schlaganfall oder wenn die geistigen Fähigkeiten weg sind.
Eine ärztliche Behandlung soll entweder heilen oder den Schmerzzustand
verbessern. Das aber braucht eine Zustimmung des Patienten. Dazu muss der
Patient erst informiert werden. Dann gibt de Patient eine informierte
Zustimmung. Behandlungsverzicht ist dann, auf Wunsch des Patienten findet die
Behandlung nicht statt, aber die Grundversorgung des Menschen mit Nahrung muss
weiter gewährleistet sein.
Für einen Arzt gelten oberste Prinzipien:
1.: Der Arzt muss dem Wohl des Patienten dienen.
2.: Das Handeln des Arztes soll das Leben des Patienten schützen.
3.: Der Arzt soll vom Patienten Schaden abwehren
4.: Das, was der Arzt tut, muss medizinisch begründet sein. Fachwort:
medizinische Indikation
5.: Die Selbstbestimmung des Menschen ist zu achten. Der Arzt darf nur
handeln, wenn der Patient zustimmt.
Also: Gesetz der Autonomie des Menschen. Wenn nun Behandlungsverzicht
da ist, muss demnach der Patient zustimmen, und es muss eine medizinische
Indikation da sein. Dann gibt es ethisch das Prinzip der Proportionalität, der
Verhältnismäßigkeit. Es geht um das Verhältnis von Mittel und Zweck. Z.B. ich
will ein Ziel erreichen, steht dann das Mittel, das ich dazu verwende, im
rechten Verhältnis zum Zweck, zum Ziel, das ich erreichen will? Und: Welche
Folgen hat eine Behandlung für den Patienten? Z.B. muss man vielleicht bei
einem Patienten die Hände anbinden, damit er die Pag-Sonde nicht herauszieht.
Da muss man fragen: ist dieses Mittel des Anbindens dem Zweck entsprechend?
Nun wird das ganze konkretisiert an zwei Lebenskonstellationen. Erster
Fall: Was ist bei lebensbedrohlicher Erkrankung? Da kann es sein, dass der
Patient nicht will, aber der Arzt muss, um Leben zu erhalten. Es kann auch
sein, dass der Wunsch nach einem Abbruch auch vom Arzt bestätigt wird, wenn
Behandlung keinen Sinn mehr macht. Schwierig ist, wenn der Arzt sagt: Wir
könnten Leben erhalten in einer erträglichen Weise, aber der Patient will
nicht. In diesem Fall muss der Arzt den Patienten überzeugen, indem er dem
Patienten eine berechtigte Hoffnung macht. Wenn der Patient trotzdem nicht
will, kann der Arzt wegen dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten die
Behandlung unterlassen. Aber die Beratung muss vorher gegeben worden sein. Was
ist, wenn nun der Patient nicht mehr entscheidungsfähig ist? Wonach muss sich
dann der Arzt richten? Hier muss der Arzt nach dem mutmaßlichen Willen des
Patienten fragen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Es könnte sein, dass der
Patient eine Patientenverfügung gemacht hat. Das würde heißen: Einer schreibt
auf, was er will, wenn er mal bewußtlos ist. Drei Voraussetzungen müssen da
sein, damit die Verfügung eintreffen kann.
1.: Patient ist nicht mehr geistig da zwei.
2.: Krankheit führt zum Tod.
3.: Es stellt sich die Frage, ob eine Behandlung abgebrochen werden
soll.
Die Bischofskonferenz gibt ein Formular für so eine Verfügung heraus.
Dann muss man auch fragen, ob diese Patientenbekundung überhaupt noch gilt? Das
ist dann der Fall, wenn der Patient immer wieder jedes Jahr unterschreibt. Das
war Hilfe. 1: Patientenverfügung, Hilfe. 2: Der Patient legt in gesunden Tagen
einen Betreuer fest. Wenn nun der Patient nicht mehr geistig da ist, dann muss
der Betreuer sagen, was der Patient will. Ein Patient kann nie vom Arzt
erlangen, dass er ihm tödliches Mittel gibt oder dass der Arzt ihm beim Suizid
hilft. Das kann ein Patient auch nach seiner informierten Zustimmung nicht vom
Arzt verlangen. Nun kommen hier zwei Fallbeispiele. Beim ersten Fall richtet
der Patient zwei Bitten: Einmal soll der Arzt die Behandlung der Lungenentzündung
abbrechen. Die Frage ist, soll der Arzt die Patientenautonomie achten oder
nicht? Hier erkannte der Arzt, dass der Patient depressiv war und behandelte
weiter. Die andere Bitte war die um Euthanasie. Aber da hätte sich der Arzt
strafbar gemacht. Ein zweiter Fall geht um die Pag-Sonde. Hier hat die
Betreuerin was anderes gesagt als es die noch geistig da seiende Patientin
wollte. Man muss sagen: Eine solche Sonde darf nur gelegt werden, wenn die
Chance auf Heilung besteht, dass die Frau selber mal wieder essen kann. Das ist
in diesem Fall nicht so, darum kann der Patientin nachgegeben werden und man
legt keine Pag-Sonde, weil die Frau fast 90 und dement ist. Darum hat eine
Heilung kaum Chance. Und hier hilft auch der Antrag der Betreuerin nichts.
Nun zum Behandlungsabbruch bei kranken Neugeborenen. Eine Behandlung
eines Neugeborenen darf unterlassen werden, wenn 3 Bedingungen zugleich der
Fall sind: Wenn die Fehlbildungen beim Kind sehr gravierend sind, wenn diese
auf Dauer nicht behebbar sind, wenn die Behandlung für das Kind qualvoll ist.
Letztlich maßgebend ist das Wohl des Neugeborenen. Nun zur Frage der
Intensivmedizin: Hier geht es immer um Reanimation. Argument ist das Wohl des
Patienten. Wenn aber ein unumkehrbarer Krankheitsverlauf da ist, dann keine
Reanimation, auch nicht, wenn eine Schädigung des Gehirnes da ist. Wenn man
beim Unfall schnell entscheiden muss, dann im Zweifel für den Patienten schon
reanimieren. Zur Frage: Tötung auf verlangen, ist das erlaubt oder nicht? Es
geht jetzt also um direkte Euthanasie. In Holland und Belgien ist das unter
bestimmten Bedingungen erlaubt, dass der Arzt Injektion reicht. Vier
Bedingungen: Wenn unheilbare Krankheit, wenn unerträgliche Schmerzen, wenn alle
Medizin ausgeschöpft ist, wenn freiwillige Bitte der Patienten da ist. Nach
diesem Gesetz darf das auch schon bei 12jährigen Kindern sein, wenn die Eltern
zustimmen. Ein anderer Arzt muss noch zustimmen. Nach der Euthanasie muss man
dann noch eine Ethikkommission zuziehen. So dieses Gesetz in Holland. Also in
Holland: nicht erlaubt, aber doch eine bedingte Zulassung. Drei Gründe sprechen
für Euthanasie. Diese nennen die Befürworter:
1.: Töten und sterben lassen, da kann man nicht unterschieden.
2.: Der Wunsch eines Patienten muss beachtet werden.
3.: Die Schwere des Leidens läßt nur die Euthanasie offen.
Was sagt das Lehramt: GS 27 sagt: Was dem Leben entgegensteht, so auch
Euthanasie, diese Taten sind Schande, sind Widerspruch gegen die Ehre des
Schöpfers. Also: Kirche ist ablehnend. 1980 wurde das von der
Glaubenskongregation nochmals bestätigt ausführlich. Das steht in: DH 4660 In
Evangelium Vitae schreibt der Papst nochmals. Euthanasie sei eine schweres
Vergehen gegen das Leben. Das ergibt sich schon aus dem Naturrecht. Das meint.
Allein mit Gründen der Vernunft zeigt sich das Verbot der Euthanasie. Dem
Menschen steht keine Entscheidung zu, ob ein Leben lebenswert ist oder nicht.
Der Papst verlangt statt Tötung einen entsprechenden Beistand. Nun zu diesen
Argumenten, die die Befürworter der Euthanasie nennen. Die Frage muss dabei
immer sein: Was dient dem Menschen tatsächlich? Was heißt menschenwürdig
sterben? Ist das, wenn man eine Injektion gibt, stirbt man dann menschenwürdig?
Die Würde des Menschen erlischt nicht, wenn er keine Autonomie mehr hat, auch
wenn viele das anders sehen. Die Würde des Menschen verlangt, dass auch die
Angewiesenheit angenommen wird.
Nun zu dem ersten Argument: Sterben lassen und töten. Die Befürworter
sagen also: Da kann man nicht mehr unterscheiden. Denn auch Töten ist etwas,
auf das das Sterbenlassen folgt. So die Befürworter. Aber das ist
problematisch. Es gilt bei uns: Töten darf ein Arzt nicht, aber bei
aussichtsloser Krankheit darf er Menschen sterben lassen. Das liegt also an der
Absicht des Arztes. Töten wäre: Mit Absicht und bewußt, sterben lassen, das
meint: der Arzt sieht die Grenze zum Sterben, die respektiert er. Sterben
lassen, das geschieht, töten: das wird von außen zugeführt, es ist eine
Schädigung. Es ist keine Tötung, wenn man die Beatmung abschaltet, aber nur
dann, wenn der Patient nicht mehr gesund werden kann. Bei direkter, also
aktiver Euthanasie. ist aber der Arzt direkter Verursacher.
Nun zur Frage 1: Wie autonom ist ein sterbender? Und Frage 2.: Ist die
Euthanasie die einzige Möglichkeit, die bleibt, um einem Patienten zu helfen?
Oder gibt es andere Alternativen? Nun zu Frage 1: Ein Todeswunsch muss man
sehen als letzten Ausdruck der moralischen Selbstbestimmung. Eine Entscheidung
des Menschen muss frei von Außeneinflüssen sein. Dies meint Autonomie-Verständnis.
Aber wer so sagt, sieht den Menschen autonomistisch, denn der Mensch ist und
wird immer das, was er in den Augen anderer ist. Darum ist eine
Selbstbeurteilung immer abhängig von der Beurteilung anderer. Man kann sich nie
selbst beurteilen, denn man hängt immer vom Urteil anderer ab. Das, was als
autonome Entscheidung erscheint, als ein solcher Todeswunsch, in diese
Entscheidung fließt immer auch ein, was anderer denken und meinen. So wollen
manche als Rücksicht auf andere sterben. Ein Sterbender will so z.B. beim
Euthanasiewunsch den anderen Menschen keine Mühe mehr machen. Ein Todeswunsch
ist nie eine unabhängige, autonome Beurteilung der eigenen Situation.
Nun noch zur Frage 2: Ist die Euthanasie die einzige Hilfe? Nicht die
technische Bewerkstelligung des Tods entspricht der Verabreichung des Todes,
sondern es geht um einen humanen Beistand zum Sterben. Dazu gehört pflegerische
Betreuung, wirksame Schmerzbekämpfung. und menschlicher Sterbebeistand. Diese
drei Dinge sind notwendig. Es geht eben darum, dem Menschen das Leid zu nehmen
und ihm zu helfen, ohne dass man gleich töten muss. Also besser Sterbehilfe,
statt Euthanasie. Euthanasie erscheint oft als Verweigerung menschlicher
Sterbehilfe. Ein anderes Argument: Argument der schiefen Ebene: Wenn einmal das
Tötungsverbot aufgehoben wird, dann wird es immer schwieriger, noch Ausnahmen
festzustellen, irgendwann macht man dann überall Euthanasie. Dann werden also
die moralische Ebene und die Schranken schief. In Bezug darauf hat das strenge
Gebot der Kirche schon seine Richtigkeit.
e) christliche und humane Hilfe für ein menschenwürdiges Sterben
Zwei Aufgaben:
1.: Solidarität, was Gesunde für Kranke tun können.
2: Was können Menschen für sich selber tun, solange sie noch gesund
sind?
Damit der Mensch gut sterben kann, muss er sich auf den Tod
vorbereiten. Zum anderen gehört zum Tod aber auch ein entsprechendes
menschliches Umfeld, das das Sterben begleitet. Zuerst zum Sterbebeistand. Der
Tod hat viele Gesichter, es kann schnell gehen, wie beim Herzinfarkt. Viele
wünschen sich so einen Tod. So darf man auch um eine gute Sterbestunde bitten.
Gerade die nicht professionellen Helfer, wie Verwandte, sind wichtig, brauchen
aber selber auch Beistand. Die Sterbebegleitung ist die Konkretisierung des
Liebesgebotes. Man muss immer davon ausgehen, dass ein Sterbender immer noch
alles mitbekommt, so auch im Koma die Leute mit Namen anreden und ihnen Nähe
vermitteln. Man muss auch Barrieren abbauen, dass man beim Sterben auch über
den Glauben reden kann. Der wichtigste Beistand ist, dass die Familie und
Freunde zeigen, dass die Beziehung zum Sterbenden nicht abgerissen ist. Wichtig
ist auch die Wahrheit, einem Sterbenden zu sagen, dass Krankheit zum Tod führt,
aber diese Wahrheit nicht überstülpen, sondern sich entwickeln lassen.
Gott sei gepriesen in Ewigkeit.
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