Sunday, 28 April 2013

Moraltheologie vorlesung Lebensethik



Moraltheologie: Ethik des Lebens WS 2002/03

I. Problemanzeige

Problem ist: Lebensethik. Hitler unterschrieb einen Euthanasieerlass. Sein Befehl wurde hier von Müller vorgelesen. Unheilbar Kranken sollte da der Gnadentod gewährt werden. Das ist dann, wenn ein Leben als unwert eingestuft wurde. Ratzinger schreibt darüber über seinen Cousin, der das erlebte. Die Tötung der Behinderten wurde schon zwei Jahrzehnte vorher geistig vorbereitet. Schon 1922 wurde gefordert, dass unwertes Leben freigegeben wird. Darwin sagt dazu: Es gibt Gefahren, welche die Fortentwicklung behindern. Eine Gefahr ist für ihn: bestimmte Moralvorstellungen gibt es da. Die Gefahr ist, dass Zivilisierte die Behinderten pflegen in karitativen Einrichtungen. Das sei eine Gefahr für die Entwicklung des menschlichen Lebens, so Darwin. Im zweiten Weltkrieg starben insgesamt 55 Millionen Menschen. Nach dem Krieg kam lange Friedensperiode. Aber die anderen Kriege seit 45 forderten genauso viel Tote. Deshalb so Schockenhoff: Unsere Jahrhundert ist lebensbedrohlich.
Ein zweiter Punkt: Es gibt in Nordamerika eine beste Gesundheitsvorsorge, aber andere Gefahren. Eine ist die Kriminalität dort. Es gibt aber auch Gewalt des Menschen gegen sich selbst, der Suizid. Ein Problem ist weiter die Sucht. So gibt es viele suchtbedingte Todesfälle. Eine Ursache dafür sei: der Konsumismus, so Dietmar Mied. also nicht mehr Kommunismus, sondern Konsumismus. Das sei ein moderner Religionsersatz. Das bringt einen Typen hervor mit einer antisozialen Struktur, wo man zur Ellenbogenmentalität kommen kann. Hier gilt die Mentalität: haben steht vor dem sein. Man denkt auch: entscheidend ist, was mir nützt, das ist auch egozentrisch. Das wirkt sich aus auf den Wert: Wahrheit. Viele sind zum Lügen bereit. Diese Nutzen-Einstellung führt dazu, dass die Rechte anderer gestört werden. Wenn man Schweigen würde, könnte man HIV-Viren in Blutkonserven verschweigen. Der Führer der kommunitaristischen Bewegung will: Ausgleich zwischen Eigenwohl und Gemeinwohl. Regel: Gesellschaftsordnung muss man so akzeptieren wie man will, dass die Gesellschaft sein eigenes Leben akzeptiert. Der Führer heißt: Ezioni. Ein Problem ist auch der Generationenkonflikt: Was schulden die jüngeren den Älteren und auch anders herum. Das war der Bereich: Haben vor Sein.
Nun ein dritter Problembereich: Vorrang des Dinges vor der Person. Freud meint: es gibt nekrophile Menschen, mit einer Liebe zur Leiche. Und dann gibt es noch. Die Menschen wollen lieber Maschinen als Menschen. das nennt Fromm: nekrophile Charakterstruktur. So sagen viele: ich will keinen Bruder, lieber einen Computer. Oft haben Leute, die sich mit dem Computer gut auskennen, Probleme im Umgang mit Menschen. Was zeigt das? Ein Mensch hat immer Notsituationen. Wer zwischen Mensch und Maschine nicht unterscheiden kann, hat einen falschen Wert vom Menschen. Kein Mensch möchte behandelt werden wie ein Ding. Das wäre eine große Gefahr, wenn der Mensch nur noch Mittel zum Zweck ist.
Ein weiterer Problembereich: Gesundheit, Krankheit und Heilung. Die Medizin machte ungeheure Fortschritte. Aber das hat Kehrseiten. Man kann nun Vorgänge des menschlichen Lebens bewußt stoppen oder hervorbringen, so bei Geburt oder Tod, Liebe und Sexualität. Frage: Sieht ein Mediziner noch den Menschen als Mensch? Mensch wird nur noch als Organismus gesehen: der Blinddarm von Zimmer 95. Wichtig ist, den Mensch als ganzen im Blick zu haben. heute gibt es auch den kritischen begriff: Apparatemedizin. Heute geht der Mensch zur Maschine und ins Labor, nicht mehr zum Arzt. So sagt Horst Ewald Richter kritisch: Die Verarmung des Menschenbildes, man sieht den Menschen nicht mehr als ganzes, man will ihn als Maschine perfekt machen. Heute will man alles am Menschen, z. B. Kommunikation unter Menschen, mit mathematischen technischen Plänen dargestellt. Eine Therapeutin meint, man müsse heute die Innerlichkeit, die Psyche wieder achten. Stichwort: Verachtung der Innerlichkeit Denn wenn man z. B. die Angst verachtet, gibt das immer noch mehr Angst. So seien Seelsorger die Experten der Innerlichkeit. Zum Schluß der Problemanzeige noch eine Konzeption von Richter: er hat die These: Die heutige Gesellschaft hat einen Gotteskomplex. Das heißt: nachdem der Mensch Gott verloren hat, will er sich selbst die Allmacht eines Gottes geben durch Naturwissenschaft und Technik. Er will der Unendlichkeit habhaft werden. Konsequenz ist doppelt, so Richter: es hat ökologische Konsequenzen, und zum anderen: die Ganzheit des Menschen wird nicht gesehen: der Mensch hat auch Schwächen und Grenzen. Der Umgang mit schwäche, Grenzen und Endlichkeit sind heute ein großes ungelöstes Problem. Man unterscheidet heute: vollwertiges und minderwertiges Leben. Das geht richtung: lebensunwert. Ein Schaubild zweigt über den Gotteskomplex: da ist eine bewußte Seite, die die Allmacht will, die unbewußte Seite, die der Mensch verdrängen will, ist die Seite der Ohnmacht. Heilung kommt nur, wenn der Mensch seine ‘Ohnmacht anerkennt. Eine Fehlhaltung ist der Machtkomplex. Wenn nun so ein Mensch einem begegnet, der ihn an die Seiten erinnert, die er verdrängen will, dann meidet der Verdrängende diesen erinnernden Menschen. Eine große Gefahr ist weiterhin der Utilitarismus - man will nur Glück. Auf einem solchen Boden würden sozialdarwinistische Überlegungen fruchtbaren Boden finden.

II. Thema der Vorlesung

Lebensethik. Es gehört zur angewandten Moral. Es gibt auch den Begriff der Bioethik, das ist aber mehr Utilitaristisch. Aber Müller sieht das anders. Bioethik ist Übersetzung von Lebensethik, das meint: Verantwortung für das Leben. Auch: Verantwortung für alle Erscheinungsformen jedes Lebens. Das ist Lebensethik im weiteren sinne. Davon zu unterscheiden: Lebensethik des menschlichen Lebens: hier ist es teilweise medizinische Ethik. Aber Adressat der Lebensethik ist hier der Mensch. Die Vorlesung geht um die Lebensethik im engeren Sinn. Deshalb folgende Fragen: a) Wert des menschlichen Lebens? b) Welche Grundhaltung hat dieses Leben? c) Welche Grenzen hat das Erlaubte (normative Frage)?
Verantwortung: kommt von: antworten, hat also relationalen Charakter. Welchen Wert hat für uns die Wirklichkeit und wie antworten wir darauf. Es geht um den Wert des menschlichen Lebens und um die adäquate Haltung. Die Wirklichkeit hat ja einen Wert, von dem ein Anspruch ausgeht. Dieser Anspruch muss erfaßt werden. Merkmale der Verantwortung: 1) Vernehmen des Anspruchs, der vom Leben des Menschen ausgeht. Es geht um die Entfaltung des Lebens, das erhalten werden soll. Das Urmodell ist: Verantwortung Mutter zu Kind 2) Der Mensch weiß, dass sein verhalten Folgen hat, und der Mensch steht für diese Folgen ein. Durch die Freiheit bestimmt der Mensch seine Zukunft und auch die anderer mit, wenn er handelt. 3) Verantwortung braucht immer Freiheit, damit er auf etwas antworten kann. Man muss dann auch sagen, warum man so gehandelt hat, also Rechenschaft geben. 4) Bei der Verantwortung muss man auch Menschen, die weit weg sind, miteinbeziehen, z. B. dritte Welt und nächste Generation 5) Auch die Natur miteinbeziehen. Soweit. Wer sich oder andere haßt, kann aber seinen und den Wert des Lebens anderer gar nicht schätzen. Verantwortung bezieht sich auf das leibliche Leben. Hier geht es nicht um das spirituelle Leben. Der Mensch ist im Verhalten zu anderem nicht festgelegt. Es gibt Haltungen, die dem Leben dienen, und andere bedrohen eben das Leben. Was wir brauchen, ist eine gemeinsame Verantwortung aller Menschen zum Leben. So die Bischofskonferenz. Die Verantwortung muss sich auf Gott beziehen, der der Freund des Menschen ist. weil zum Leben auch das Sterben gehört, muss man auch dazu eine rechte Haltung finden.

A. GRUNDLEGUNG DER LEBENSETHIK

I. Von der Würde des Menschen als Person.
1.      Anthropologische Aspekte
Kann man beim Menschen von Wert sprechen? Denn Wert bezieht sich auf Dinge, die etwas kosten. Also beim Menschen: kein materieller Wert, denn 65 Prozent sind Wasser. Das kostet nicht viel. Ein zweifacher Zugriff auf das Thema: erst anthropologisch und psychologisch, also ohne Glaubensbotschaft. Zweiter Zugriff zur Grundlegung: Was sagt der Glaube zum Wert des Lebens? Zwei Begriffe umschreiben den Wert: Person und Würde. Die Würde des Menschen besteht darin, dass er Person ist. Nun zu: Person: Es ist ein Wertbegriff. Er zeigt die Unverfügbarkeit des Menschen. Der Mensch darf nicht angetastet werden. Der Mensch hat un-bedingten Wert. Das Recht auf Leben ist mit dem Status der Person verbunden. Sind aber alle Lebewesen auch Personen? Ist die Zygote des Menschen schon Person, sind Behinderte und im Koma liegende auch Personen? Nun zunächst zur Geschichte des Personbegriffs: Er kommt etymologisch von: Prosopon, die Maske des Schauspielers. Daraus sagen religiöse Denker: die Person ist das ewige am Menschen. Es gibt zwei Stränge in der Geschichte: einmal: Person als Substanz. Was heißt Substanz? Boethius sagt: Persona est rationalis naturae individua substantia; die Person ist eine individuelle Substanz vernünftiger Natur. Sie ist individueller Selbststand. Also zwei Merkmale; einmal: in sich selbst stehen; und zweitens: die Verstandesnatur: der Mensch weiß um sich und um andere. Er ist sich und anderen gegenüber frei. Gegenbegriff zu Substanz: ein nicht selbständiges Anhängsel. Kant sagt: Der Mensch ist Person, weil er ein sittliches Wesen ist, moralfähig, kann unterscheiden zwischen gut und böse. Deshalb hat der Mensch unbedingten Wert. Das heißt: der Mensch ist nicht definiert von Werten außerhalb des Menschen, z. B. von dem, was er für einen Nutzen hat. Also der Mensch ist nur abhängig vom Wesen des Menschen. Alles andere heißt bei Kant: Sache, das ist der Gegenbegriff zu Person. Das ist aber problematisch, denn dann könnten Tiere Sachen sein. Tiere sind aber keine Personen. Kant unterscheidet Person und Sache. Bei der Sache hat alles seinen Preis, man kann ein Tier kaufen. Bei der Person gilt der Begriff Würde, nicht Preis. Sachen haben nur einen relativen Wert, sind nur Mittel zum Zweck. Der Mensch ist nicht Mittel zum Zweck. Kant hat eine Selbstzweckformel des Menschen. Der Mensch darf nicht nur als Mittel zum Zweck behandelt werden. Der Mensch ist um seiner selbst willen da. z.B.: Gemüse ist Mittel zum Zweck der Nahrung. Der Mensch ist nie nur Mittel zum Zweck. Denn er hat Autonomie, Selbständigkeit. Der Mensch hat das Vermögen, sich frei an moralische Normen zu binden. Person ist nach Kant verantwortlich, frei zum moralischen Gesetz. Die sittliche Forderung ist vorgegeben, und der Mensch kann sich nun entscheiden; er erkennt gut und böse. Man lernt für heute daraus: Ein so beschriebener Mensch ist verantwortlich, das heißt auch: er ist bescheiden. Der Mensch muss Verantwortung ausüben für sich und andere. Also der Wert liegt in der Freiheit, denn dann kann er sich an das Gute binden. Also: Moralfähigkeit des Menschen ist wichtig. Das hat aber ein Kind noch nicht. Deshalb muss man Fähigkeit im zweifachen Sinn sehen: a: als geistig praktische Anlage zum Handeln können b: im Sinn des: in der Lage Seins, im Stande Seins. Bei der Moral ist Möglichkeit a richtig. Es geht also um die Anlage, die muss aber noch nicht ausgebildet sein. Denn wenn einer schläft, kann er ja auch nicht handeln, aber die Anlage ist doch da. Also entscheidend ist: die Anlage, moralfähig zu sein. Anlage ist nicht biologisch zu sehen. Also, dass sie auf ein Gen zurückzuführen sei. Sondern: Anlage meint: es gehört zum Menschsein. Soweit zum einen Denkstrang, wo der Mensch auch Person ist, wenn er die Anlage zur Moralfähigkeit nicht aktuieren kann.
Ein zweiter Strang nun zur Frage, was Person ist: Am ersten Denkstrang fehlt: das in Beziehung sein des Menschen zum anderen. Nun der zweite Strang: Diese Linie vertritt: Augustinus, Edith Stein, Papst, Guardini. Stichwort: Ich Du Relation. Das zeigt. Person ist nicht nur In-sich-Stand. Eine Person ist darauf angewiesen, in Beziehung zu sein, und vom anderen als Person angesehen zu werden. Schopenhauer sagt: Motiv des Handelns ist oft: Mitleid dem anderen gegenüber. Also: das einzige Motiv, das unserem Handeln Sinn verleiht, ist das Mitleid. Mitleid ist auch für Schopenhauer ein Mysterium, aber er definiert: Dazu gehört: Identifizierung mit dem Leiden anderer und. Die Einfühlung in Bezug auf Ängste , Schmerzen, Würde ist bei Schopenhauer. Ein Leistungs- und Erfolgsbegriff. Also: Person hängt von Leistung und Erfolg ab. Bei Kant dagegen ist die Person ein Wertbegriff. Die Vernunft ist kein verläßliches Kriterium für Schopenhauer. Denn die Vernunft ist ambivalent. Kann ja auch in den Dienst des Bösen gestellt werden. Wichtig ist für die Person: sie muss von Empathie begleitet sein, sonst hat der Mensch nur leere Lebensformeln. Martin Buber sagt: Mensch ist man durch die Angewiesenheit auf das Du. Der Mensch braucht Bejahung und Bestätigung durch andere. Buber sagt: Im Anfang ist die Beziehung. Da meint man am Anfang die Beziehung Mutter und Kind. Herr Tomatis schreibt: Mutterleib ist wie Antenne für den Fötus. Durch den Leib empfängt das Kind Geräusche und Klänge. Ein Kind hört durch die Wirbelsäule, nicht durch die Bauchdecke. Ohne eine Anfangsbeziehung kann der Mensch gar nicht überleben. Einer sagt: Liebe läßt den Wert des eigenen Lebens erfahren. Wenn einer keine Liebe erhält, kann der Mensch in Isolation verfallen, wird suizidal, Gewalt gegen sich oder gegen andere. Buber unterscheidet verschiedene Beziehungsweisen: a. Ich-Es-Beziehung das meint. Beziehung zu etwas als Gegenstand, den man analysieren kann. Das kann sogar unter Personen passieren, z.B.: Propagandistische Einschätzung. Buber war ja Jude. Bei einer Bemächtigung interessiert der andere nur, wie man Macht über ihn haben kann, das ist bei Werbung heute der Fall. Der andere ist nur als Käufer zu sehen. Und b: Ich-Du-Beziehung. Der andere ist als er selbst gemeint, er ist einmalig. Wichtig für Person: Einmaligkeit. Zum Zwischenmenschlichen gehört: das Gespräch, das man den anderen als genau diesen jenen wahrnimmt. Soweit zu Buber. Man beachte: eine Beziehung begründet nicht die Würde des Menschen, sondern sie ermöglicht die Erfahrung, Würde zu haben. Dazu noch eine humanwissenschaftliche Stimme: Rene Spitz ist Säugingsforscher. Er meint, die Wurzel des Übels, warum viele heute in Anstalten sind, sei die Beziehung. Vor allem gestörte Beziehungen im ersten Lebensjahr stören später eine ganze Gesellschaft. Einem solchen Kind fehlt die affektive Nahrung, die Liebe, darum greift das Kind später zur Gewalt.
Nun ein Blick auf die aktuelle Situation über den Streit des Personenbegriffs. Es gibt heute eine Krise beim Personenbegriffs. Ergebnis wird sein: beide Stränge müssen verbunden werden, Bindeglied wird der Leib sein. Man stellt heute das Selbstverständliche in Frage durch einen Reduktionismus. Heute fragt man: Haben auch Maschinen und Computer so etwas wie eine Person. Wenn das spezifische einer Person das Denken sei, wieso kann dann nicht ein Computer eine Person sein. Reduktion also auf: das Denken. Es gibt aber Denken als Wissen, das explodiert und Denken als Weisheit, Erfahrungen. Problem: Maschinen haben keine Gefühle. Was sagt die moderne Bioethik zu diesem Problem? Person ist ein Status, der geschützt werden soll. Was ist Person? Peter Singer sagt dazu: Heiligkeit des Lebens heißt für mich: Heiligkeit der Person. Hinweis. Drei stufen: Wert, Würde, Heiligkeit. Nun stellt sich aber die frage, welches Wesen eine Person ist. Er sagt. Nicht jedes Wesen ist eine Person, nicht jede Person ist ein Mensch. Der Mensch ist erst Person, wenn er bestimmte Eigenschaften hat. Singer lehrt, dass allein die Gattung Mensch, noch keine Person ist. Wer dies lehre vertrete einen Speziesismus. Damit meint er eine Art Rassismus. Er fordert dann: Alle Erscheinungsformen der Natur sind gleichwertig. Vor allem die Tiere sind bei Singer wichtig. Deshalb hat es keine Relevanz ob man der Gattung Mensch angehört. Also zwischen Mensch und Tier besteht kein Unterschied. Wann aber ist der Mensch Person? Wenn einer Fähigkeit zu Vernunftgebrauch und Selbstbewußtsein aktuell zeigen kann. Also: Vernunft, Erinnerung, Selbstbewußtsein, Fähigkeit zur Zukunftsplanung. Dann ist man Person. Das ist ein Fötus nicht. Singer sagt: ein 10 Tage Altes Kind hat weniger Wert als ein Schwein, weil es sich im Spiegel wieder erkennt. Wenn Delphine oder Affen selbstbewußt sind und Vernunft haben, darf man sie weniger töten als kleine Menschen. ein Fötus hat nach ihm gar keinen Wert. Singer läßt aber die persönliche Beziehung bei Seite, denn als seine Mutter alt ist, organisiert er rundum Pflege. Singer sagt: wenn Nicht-Personen Schmerz empfinden, darf man sie töten. Singer ist ein Utilitarist. Was ist Utilitarismus: Prinzip der Nützlichkeit. Jene Handlung ist sittlich geboten, deren Folgen für das Glück aller optimal sind. da gibt es 4 Teilprinzipien: 1) Handlungen sind nur von den Folgen her zu beurteilen. Das ist ein teleologischer Akzent. 2) Maßstab zu Beurteilung der Folgen ist der Nutzen 3) nützlich und gut: besteht darin, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen, das ist das Glück. Glück ist: Maß an Freude und Verminderung von Leid. 4) Ausschlaggebend ist: das Glück aller von der Handlung betroffenen. Also: Allgemeinheit. Bei Handlungsalternativen ist abzuwägen: Man muss Präferenzen setzen in Blick auf die Zukunft. Also bei der Präferenz geht es darum, ob ich vorziehe, weiter leben zu wollen oder eben nicht. Also: Präferenz von Leben und Tod. Töten ist dann verboten, wenn es dieser Präferenz entgegen spricht. Je nach Folgen beurteilt ein Utilitarist Lügen als gut oder schlecht. Der Unterschied zum Christentum, bei ihm gibt es Dinge, die sittlich immer verboten sind, weil es gegen den Mensch verstößt, der nur als Mittel zum Zweck gebraucht wird, z. B. sexueller Mißbrauch. Beim Utilitarismus hängt es also davon ab, ob etwas Person ist. und es kommt auf Glück und Leiden an. hier ist das Leben das, was Glück hervorbringen soll. Singer sagt: ich muss die Handlung wählen, die die Interessen aller fördert. Leiden darf nicht sein. Wenn man das Leid nicht beseitigen kann, dann soll man den Leidenden beseitigen. So darf ein Kind bis zu 10 Tage getötet werden, damit es einem gesunden Kind Platz macht. So sei Trisomie 21 ein Grund zur Tötung neben ganz konkreten anderen. Zentral für Singer ist eigentlich nur: Seine Definition von Person. (Selbstbewußtsein, Erinnerungsvermögen, Fähigkeit zur Zukunftsplanung). Im Blick auf Singer kann man festhalten: Welche Folgen hat eine Definition von Person für die Praxis. Jede maximalistische Definition ist abzulehnen. Richtig ist. Person ist man, wenn man als Mensch vom Mensch abstammt. Das ist eine minimalistische Definition.
Eine minimalistische Definition muss gefordert werden. Und das ist: Person ist: Mensch sein. Zu dieser Definition gehört auch der Leib, deshalb nun zur Person als Ganzheit, auch mit Leiblicher Dimension. Bei Singer ist das Menschenbild eindimensional. Schockenhoff meint: Wenn man den Leib ausgrenzt, fehlt etwas. Folgende Grundthese: Grundlage der Lebensethik kann nur ein ganzheitlicher Personbegriff sein, der den Menschen in allen seinen Dimensionen ernst nimmt, also: Leib, Geist, Seele. Was meint: Ganzheit. Summe meint: verschiedene Teile sind so nebeneinander geordnet, wenn man ein Teil austauscht, bleibt das Ganze immer noch das selbe. Beispiel: Steinhaufen. Anders nun: die Ganzheit ist keine Summe. Jedes Glied hat hier die Eigenheit immer in Bezug auf das Ganze, zu dem es gehört. z.B.: Melodie, da muss jeder Ton im Ganzen zueinander stehen. Philipp Lersch formulierte dies so. Die Ordnung des Ganzen, der gefügte Aufbau eines Ganzen, heißt dann: Struktur. Für alle lebendige Glieder gilt der Satz: wenn man ein Glied austauscht, wirkt sich das auf das Ganze aus. Bei einer Maschine kann man problemlos etwas austauschen, Maschine bleibt Maschine. Beim Menschen kann man nicht einfach eine Niere nehmen. Dieser lebendige Zusammenhang von Gliedern eines Ganzen heißt: Integration. Integration meint: wechselseitige Zusammengehörigkeit der Glieder. Das gilt alles auch für die Person, er ist eine Ganzheit, keine Summe, sondern eine integrative Ganzheit. So ergibt sich daraus ein mehrdimensionales Menschenbild. Schockenhoff meint: wir brauchen Leib Seele-Geist-Einheit mit der ganzen Umwelt. Wir sind auch in die Umwelt verwoben, z.B. Wetter, Nahrung. So setzt sich die Zerstörung der Natur auch dann fort in der Zerstörung des Menschen. Wieder zurück zum Personbegriff. Es geht also um die Ganzheitlichkeit. Da gehören drei Momente nach Schockenhof dazu zur Ganzheit: a) eine biologische Bedeutung, also einen Leib haben b) psychologische Merkmale, z.B.: Bewußtsein, c) moralische Bedeutung, also ethische Attribute. Das geht auf Kant zurück. Das ist heute die unveräußerliche Würde des Menschen. Zu a). Die Bedeutung des Leibes als Person. Die Kontinuität des Leibes ist eine notwendige Bedingung für die Personidentität. Das sieht man vor allem, wenn der Kindesleib zum Erwachsenen wird, also: Pubertät. Also die Grundlage der Identität einer Person ist zunächst der Leib. Bei Singer wäre dies nur das Selbstbewußtsein. Der Mensch verliert ja seine Rechte nicht, wenn er schläft, dann ist alles geistige weg. Die Person geht zwar nicht allein im Leib auf, aber ohne den Leib ist eine Person nicht zu denken. Der Leib ist die Repräsentanz der Person, das Bewußtsein kann ja weggehen, wie bei einer Geisteskrankheit. Zu b) psychologisch: jedes geistige Erlebnis ist an den Leib gebunden, Sinneswahrnehmung. Auch gehört zur Wahrnehmung: ein Raum- und Zeit-Empfinden. Auch die Kommunikation entwickelt sich leibhaft: Mimik und Gestik. Unser Leib ist das Tor zur Welt. Der Leib ist Medium unseres Selbstausdruckes. Also: enges Wechelverhältnis zwischen Selbsterfahrung, Kommunikation. Man merkt aber auch, dass wir mit unserem Körper nicht identisch sind. also: wir haben eine gewisse Distanz zum Leib. Einerseits. Leibgebundenheit, ein Haben, aber auch Leibdistanz, unser Sein. Daraus entstehen Probleme in der Lebensethik aus dieser Freiheit unserem Leib gegenüber. Wie weit reicht der Spielraum, den wir unserem Leib gegenüber haben? Zu c) Relation, moralisch. Zur Person gehört die soziale Dimension. Die ist leibhaft vermittelt. Der Mensch erlebt sich durch das Du. Also sagt Nitzsche. Das Du ist älter als das Ich. So gerade das erste Lebensjahr, wo für Singer noch keine Person da ist, dieses erste Jahr aber ist von fundamentaler Bedeutung. Einer sagt: das erste Lebensjahr ist eine extra-uterine Schwangerschaft. Das erste Jahr ist die Grundlage für die Entfaltung zur Person. Die Mutter-Kind-Beziehung ist wichtig.
Dazu ein Exkurs. Beispiel für Mutter-Kind-Beziehung in einer Untersuchung. Durch das Halten der Mutter ist das Kind mit seinem ganzen Leib mit der Mutter verbunden. Dieser Kontakt ist vermittelt durch. Die Haut des Säuglings. Aber auch die optischen Eindrücke sind wichtig: denn in der Stillage wendet sich das Kind der Mutter zu. Im Abstand von 20 cm kann das Kind schon scharf sehen, sieht also Gesicht der Mutter. Wichtig ist auch die Dauer, normal sieht ein Mensch nur immer 10 Sekunden dem anderen ins Auge. Bei Mutter und Kind ist dies anders, geht bis zu 30 sek. Auch der Geruch des Kindes ist wichtig, und das Kind kennt auch den Herzschlag der Mutter, deshalb wird ein Kind gern links gestillt. Beim sprechen mit dem Kind erhebt der Erwachsene seine Stimme. So trifft er eine gute Frequenz. Spaemann meint: Eine Mutter behandelt ihr Kind wie eine volle Person, wie wenn es alles verstehen und sehen könnte. Und nur wenn die Person schon beim Kind vorausgesetzt ist, nur so kann sich eine Person entwickeln. Also beim Säugling erkennt man gut die leibliche Dimension der Person. Diese Wichtigkeit des Leibes gilt aber für die ganze auch erwachsene Person. Einer sagt. Leib und Intersubjektivität sind miteinander verknüpft. Man begegnet einander immer im Leib. Die Freiheit und Würde sehen wir nicht erst, wenn ein anderer Gedanken hat, sondern schon beim Leib sieht man Würde. Konsequenz: Wir müssen uns in unserem Dasein als Ganzes akzeptieren. Also auch den Leib. So gilt. Wer dem Leib des anderen Schmerz antut, tut der ganzen Person Schmerz an. Der Leib des Anderen ist die konkrete grenze der Freiheit. Es geht darum, sich von einem eindimensionalen Personbegriff abzugrenzen. Demgegenüber stellten wir: Leib, Seele, Geist als Einheit, also mehrdimensionale Person. So bezieht sich der Respekt des anderen in Bezug auf die Würde auch auf den Leib. Denn der Leib ist die Repräsentanz der Person. Wir können die Person nur achten, wenn wir die Ganzheit annehmen, und die Untergrenze ist der Respekt vor dem Leib. Also: der Leib des anderen ist die konkrete Grenzen der Freiheit.
Nun das Prinzip der Ethik: Wir schulden dem menschlichen Leben vom Anfang bis Ende die gleiche Achtung, egal in welcher Form es uns entgegentritt. Das ist ein Prinzip. Einer weist darauf hin, dass mit der Würde bestimmte Rechte des Menschen verbunden sind. der zweite Artikel des Grundgesetzes zeigt, dass jeder das Recht auf Leben und Freiheit hat. Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Also das Grundgesetz hat drei zentrale Aussagen über die unantastbare Würde. Durch die betonte Würde wird die Schutzfunktion des Staates ausgedrückt. Das Kriterium für ein sittliches Wesen ist nur eines: Mensch sein. Nichts anderes sonst, weder Religion noch Rasse, noch Verstand. Das ist der Kern aller Menschenrechtsgedanken. Auch durch Mehrheitsbeschlüsse darf man nicht über Würde verfügen. So paßt das Bundesverfassungsgericht auf, dass das Parlament nichts falsches beschließt. Nun werden diese Überlegungen vertieft durch Gedanken von Robert Spaemann. Sein Gedanke: Person ist nicht etwas, sondern jemand. Ein jemand, der mich menschlich ansieht, und über den nicht wie eine Sache verfügt werden kann. An einem normalen erwachsenen Menschen sieht man, dass der Mensch ein jemand ist. Wenn nun ein defektes Wesen da ist, gilt das selbe, wie für einen normalen Menschen. Deshalb kann die Person auch nicht beschrieben werden durch. Vernunft. Personen sind: Subjekte des Könnens, so Spaemann. Aber nicht das ausgeprägte Können ist wichtig, sondern die Voraussetzung, etwas können zu können. Zur Geisteskrankheit schreibt Spaemann: sie hat nichts mit Person zu tun. Man kann diese Menschen nur als krank beschreiben. Solchen Menschen fehlt einfach etwas. Wenn wir könnten, würden wir sie heilen. Sie sind auf unsere Hilfe angewiesen. Fazit dieser Überlegungen. Personalität ist da, wo die leibhaften Voraussetzungen da sind. Wir sprechen allen menschlichen Individuen das Personsein zu. Kraft Geburt hat der Mensch Rechte. Also kann man die Menschenrechte nicht jemand verleihen. Sie sind unbedingte Recht. Man kann keine natürlichen Vorrechte in Anspruch nehmen. Kein Mensch darf über einen anderen Lebenswert urteilen. Das würde dann sein, wenn Menschsein von Bedingungen abhängt. Nun ein Nachtrag zur Menschenwürde. Dieser Begriff wird oft zu sehr mißbraucht. Was meint also dieser Begriff. Es gibt bestimmte ethische Forderung an die Menschenwürde. Ein Maximalbegriff hieße. Einen ganzen Katalog von Forderungen gibt es. Also alles, was zu einem gelingenden Leben gehört. Besser ist der Minimalbegriff: der begriff Lebenswürde setzt eine Grenze: Niemand darf als Mittel zu einem fremden Zweck geopfert werden. Auch wenn es um die Gesundheit anderer Menschen geht. Dies ist die Objektformel. Das sind also nur Unterlassungspflichten, kein ganzer Katatlog, nur was man auf keinen Fall tun darf. Müller bringt als Beispiel die pränatale Zeit.

2.      Theologische Aspekte
Die Würde ergibt sich aus der Beziehung Gottes zum Menschen. diese Beziehung hat drei Aspekte vor allem: es ist Grundgelegt in der Erschaffung, erneuert in der Menschwerdung Jesu und ist vollendet im ewigen Leben. Weisheit 11, 24f sagt: Gott liebt alles was ist, und er verabscheut nichts, was er geschaffen hat. Nichts kann ohne seien Willen Bestand haben. Gott schont alles, weil es sein Eigentum ist. Durch Jesus kann der Mensch sein Woraufhin erkennen, denn jeder, der an ihn glaubt, geht nicht zugrunde, sondern hat das ewige Leben. So das Johannesevangelium. 1Kor 15, 19: Wer die Hoffnung auf dieses Leben setzt, ist erbärmlich dran. Das Handeln Gottes hat drei Aspekte, die nun relational formuliert werden. 1) Die Schöpfung ist Beziehungsstiftung. 2) Gott sendet seinen Sohn, das ist Beziehungserneuerung. Zwischen diesen beiden Aspekten müßte noch etwas hinein: nämlich der Aspekt der Sünde, ist Beziehungsstörung und -verweigerung. 3) Beziehungsvollendung, ist ewige Communio zwischen Mensch und Gott.
a)     die schöpfungstheologische Begründung der Würde
Steht in Genesis: Mensch ist Ebenbild Gottes. Alle Menschen sind so geschaffen. So Gen 1, 27. An Gen 9, 6 sieht man, wie das Tötungsverbot durch Gottebenbildlichkeit begründet wird. Was meint: Ebenbild? Es gründet nicht in einem bestimmten Wesenszug, sondern in einem Gattungsbezug. Der Mensch ist also keine Andersheit vom Tier. Sondern entscheidend ist: Mensch hat Beziehung zu Gott. Die Würde des Menschen gründet in einer ihn tragenden Relation. Das ist theologisch entscheidend. In einer Kurzformel heißt das: Der Mensch ist als Gegenüber Gottes geschaffen. Scheffczyk sagt dazu: Ebenblidlichkeit meint die ganze Person aufgrund seiner Herkunft und Beziehung zu Gott. Also. Ebenbildlichkeit meint. Coram deo, vor Gott sein. Guardini sagt sehr schön: Ihm ging es um das Geheimnis des Menschen. In seinem Buch steht: Der Mensch übersteigt den Menschen unendlich. Guardini spricht von Person. Auch das ist ein Würdetitel. Über das Geschöpfsein des Menschen sagt Guardini: Gott schafft den Menschen durch Anruf. Also das Wesen des Mensch ist, wie Gott ihn erschafft. Guardini sagt. Die Person hat eine Sinnbedeutung, die ihr Seinsgewicht übersteigt. Der Mensch wird durch Anruf zum Du geschaffen. Die Dinge entstehen aus seinem Befehl. Es kommt auf folgendes an, was wichtig ist. Das, was den Menschen ausmacht, wird in Gottebenbildlichkeit ausgesagt; indem Gott den Menschen macht, stiftet er Beziehung. Somit soll der Mensch diesem Anruf Gottes antworten. Aber der Mensch ist nicht dazu gezwungen. Es geht um eine existenzbegründende Beziehung, die den Menschen in sein Dasein setzt, so dass der Mensch er selbst wird. Das Ich des Menschen kommt im Du zu sich selbst, Hier wird von Müller ein Gedanke von Karl Rahner eingefügt. Das. Coram deo, also das Angewiesen sein, und die Eigenständigkeit des Menschen bildet keinen Gegensatz. Der Mensch wird umso mehr er selbst, je mehr er zu Gott kommt. Der Mensch entfremdet sich, wenn er ohne Gott lebt. Also: Beziehung-sein zu Gott ist keine Einengung des Menschen. Person heißt: der Mensch ist selbst sich gegeben und eine Aufgabe und der Begriff Gottebenbildlichkeit meint dagegen: Von Gott gegeben sein. Person meint theologisch die Unersetzbarkeit des Menschen. Person, wenn man davon redet, wird oft geredet vom Herrschaftsauftrag aus Gen 1,26-28. Lateinisch: dominium terrae. Deutsch besser. Gestaltungsauftrag. Der Mensch bekommt da von Gott Aufträge, und weil er Acker bauen darf, hat er auch die Pflicht, für die Tiere für Nahrung zu sorgen. Welche ethischen Konsequenzen ergeben sich daraus: 1) Es gibt Zusammenhang zwischen. Bild Gottes, und. Unverfügbarkeit eines anderen über einen anderen. Daher: Gen 9,6: keine Tötung. Mit der Gottebenbildlichkeit ist gesagt, dass die Freiheit am physischen Leben des anderen endet. Wir sind mehr wert, als das, was wir über uns selbst wissen. Jeder Lebenstag hält neues bereit. Bitte nie sagen: der Mensch ist zum Pflegefall geworden. Müller sagt: Der Mensch ist jetzt pflegebedürftig. Also erste Konsequenz: Unverfügbarkeit. 2) Gott geht es um das Menschsein als solches, nicht um Fähigkeiten. Also gilt die Gottebenbildlichkeit, für alle Menschen. nicht nur der König eines Volkes ist Gottes Bild, auch der ärmste ist Gottesbild. Also Gen 1,27 ist universal. 3) Doppelte Richtung. Einmal: nein zur Vergötzung menschlicher Macht, Schönheit und Leistung. Zum anderen: die Gottebenbildlichkeit ist ein Ja zum Leben in seiner schwachen und hinfälligen Gestalt. 4) die Gottebenbildlichkeit hat nichts mit Religion und anderen Bedingungen zu tun. Also: festgemacht allein im Ansehen Gottes. so sagt Jer 1: Gott hat dich erkannt, als du noch im Mutterschoß warst. Der Mensch darf nicht unterdrückt werden dadurch, wenn man ihn nach religiöser Leistung beurteilt. So steht es in der Bibel. Mehr Freude im Himmel über einen Sünder, der umgekehrt ist. Der Utilitarismus bestreitet ja, dass jeder von sich aus einen Wert hat. Da wurde ja berechnet, wieviel Freude und Glück ein Mensch bringt, im Vergleich zum Leid. Gegen den Utlitiarismus: Dagegen muss man philosophisch einschreiten, indem man sagt: niemand kann seine eigene Existenz rechtfertigen, da ist er überfordert, und theologisch spricht dagegen. Gott hat den Menschen schon bejaht, das muss nicht mehr der Mensch durch Berechnung tun.
b)     Christologische Begründung der Menschenwürde
Wie sieht es im NT aus: dominierend ist auch, dass der Mensch gottebenbildlich geschaffen ist. wichtig ist, die Idee des gottentsprechenden Menschen. Im NT ist diese Idee des gottentsprechenden Menschen durch einen Menschen Wirklichkeit geworden. In Jesus. Er lebt ganz im gegenüber zu Gott und entfaltet so sein Leben. Jesus war ganz eins mit Gott und brachte den Menschen ganz zur Erfüllung. Zwei Aspekte sind zu sehen: 1) Jesus lebt ganz nach dem Bild Gottes 2) In Jesus erscheint Gott selbst, um ganz in seiner Gnade bei den Menschen zu sein. Was meint Gnade? Zuwendung Gottes zum Menschen mit dem Ziel, dass der Mensch er selbst werden kann. Schockenhoff sagt: Der ganz aus dem gegenüber zu Gott lebende Mensch und der im Bild des Menschen nahe gekommene Gott ist die Grundform der Anthropologie des NT. Jesus, das wahre und einzigartige Ebenbild Gottes, so das NT. Durch die Taufe sind wir berufen an Wesen und Gestalt des Gottessohnes teil zu haben, so sagt es der Römerbrief. Dann ist das Ziel des Menschen, zu werden wie er. Denn dem Bild Jesus haftet keine Dunkelheit an. Wir sind zu der Würde berufen, an Jesus teil zu haben. In ihm wird die Erfüllung des wahren Menschseins anschaulich. Schockenhoff sagt einmal: Bereits die frühe Kirche unterscheidet. Jesus als das wahre Abbild, und. Wir als auf das Bild hin geschaffen. Also: die Menschen sind nach dem Bild Gottes hin geschaffen, das sie immer mehr darstellen sollen. Zwei Pole hat das Leben: a) die Idde des Menschen, der Gott in allem entspricht, das ist in Jesus; andererseits: der in der Taufe beschenkte Mensch bleibt immer unvollkommen. Was läßt sich nun zur Würde des Menschen aus der Sicht Jesu sagen: Ps 8 sagt: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst. Dieser Satz hat Aussagekraft in Jesus: Was ist der Mensch, dass du, Gott, dich in Jesus uns annimmst. Also: die Menschenwürde ist von Gott durch Jesus bestätigt worden. Gott bejaht das Menschsein, indem er selbst einer von uns wird. Nun zur Enzyklika Redemptoris hominis. Das ist eine Neuformulierung von: Gaudium et spes. Schlüsselbedeutung hat der Satz: Das tiefe Staunen über den Wert und die Würde des Menschen nennt sich: Evangelium, frohe Botschaft. Es geht um die Würde des Menschen, das im Licht des Gottessohnes erst aufleuchtet, damit der Mensch sie bewahren kann und nicht vergißt oder verfehlt. So heißt es: Nur im fleischgewordenen Wort klärt sich das Geheimnis des Menschen völlig auf.  hier wird Theologie als Anthropologie verstanden: das Geheimnis Gottes wird bedacht, dann stoßen auf Jesus; und wir erkennen so, was der Mensch ist. Zwei Bedeutungen der Stelle: Redemptor hominis 8: Da geht es von vornherein um die Würde des Menschen, um das Kriterium des wahren Humanismus, und dieses Kriterium ist Jesus Christus. Es geht darum, den Menschen mit den Augen Jesu zu betrachten, um zu sehen, was er selbst ist. Der Mensch kann sich nicht finden, ohne geliebt und angenommen werden. Nur die Erlöserliebe Jesu stellt das radikal dar, und darum wird der Mensch nur durch diese Liebe ganz fündig, was seine Liebe und würde und Wert betrifft. Der Papst sagt dann: Welche Würde muss der Mensch haben, um einen solchen Erlöser zu haben, so Redemptor hominis 10. Ein anderer sagt: Heil ist das Gelingen des Menschen in Zeit und Ewigkeit. Gott vermittelt das Heil von Mensch zu Mensch. Aber: Hat der Fortschritt das Leben wirklich menschenwürdig gemacht? So fragt der Papst in Redemptor hominis Der Papst fordert den Primat der Person vor der Materie, den Vorrang der Ethik vor der Technik und die Überordnung des Geistes vor der Materie. Vorbild für unsere Haltung sollte sein: Ich bin gekommen, um zu dienen. Im Dienen liegt die Königsherrschaft. Um dienen zu können, muss man sich selbst beherrschen können. Einem Menschen, der nichts mehr leisten kann, dem kommt eine Würde aus sich selbst zu. Sein steht vor dem Haben.
c)      Eschatologische Begründung.
Die Vollendung des Menschen in der Ewigkeit. Vollendet wird der Mensch erst in der ewigen Gemeinschaft mit Gott. Also: Vorstellung von der Gemeinschaft mit Gott und den Heiligen. Die Grundaussage der eschatologischen Botschaft lautet: Es bleibt vom Menschen, wenn er stirbt, nicht nur die Seele übrig, sondern der konkrete Mensch wird ganz in die Zukunft hinübergeführt. So ist der gegenwärtige Mensch sich seiner selbst noch verborgen. Zum Menschen gehört Unvollkommenheit dazu. Dazu gehört auch die Sünde, das ist die Entfremdung des Menschen von sich selbst und von Gott. Zur Würde des Menschen gehören also auch immer die vielen Grautöne, wie Sünde und Krankheit. Aber das ist nicht das letzte Wort. Denn der Mensch ist berufen, befreit zu werden, so der Sinn der Inkarnation. Die Würde des Menschen ist letztlich geschenkte Würde. Das läßt sich biblisch vertiefen. Denn im NT ist der Mensch stärker auf das künftige Leben gerichtet. Wir sind geschaffen, in einem ewigen Leben in der Gemeinschaft mit Gott zu existieren. Somit ist der einmalige Wert der Person hervorgehoben. Diese Teilhabe am Leben Gottes beginnt jetzt schon, also präsentisch. Das steht alles in Joh 17,3. Das ewige Leben ist: Gott erkennen, ihn lieben, und Jesus Christus annehmen. Diese präsentische Eschatologie bedeutet für die Ethik: Wir sollen in einer neuen Weise miteinander und füreinander sein. Johannes sagt: Man erkennt die Jünger daran, dass sie einander lieben. Weitere ethische Überlegung: Unser irdisches Leben ist relativiert, es ist nicht der höchste Wert. Unser Leben ist dazu berufen, am ewigen Leben teilzuhaben. Somit ist unser Leben schon lebenswert. Also unser Leben muss nicht durch Leistung begründet werden. Das Leben soll man achten, den Lebenskult verachten. Dies wird zusammengefaßt durch ein Zitat von Johannes Reiter. Entscheidend ist hier das Ja Gottes zum Menschen. Der Mensch ist das Eigentum Gottes, an dem sich keiner vergreifen darf.

II. Die ethische Grundantwort auf die Würde des menschlichen Lebens

Wir suchen also jetzt eine Grundantwort, noch keine konkreten Normen. Eine Grundantwort meint eine ethische Grundhaltung, die der Würde des Menschen als Person entspricht. Wer zum Leben eine bejahende Haltung hat und in einen Konflikt kommt, geht den Konflikt ganz anders an. Diese Grundhaltung ist eine Grundtugend, also eine Voreinstellung, mit der man an die Konflikte heran geht. Der begriff Tugend meint praktizierte Wertüberzeugungen. Es geht da immer um das bestimmte Handeln, um die Praxis. Die Tugend ist also eine ganzheitliche Disposition, kognitiv, affirmativ, operativ. Die Einstellung zum Leben bildet sich durch Erfahrung, Vorbilder. Normen genügen nicht, um Krisen zu bewältigen. Da braucht man positive Grundeinstellungen. Längst bevor man in einen Konflikt kommt, hat sich ja bereits eine Grundeinstellung eingestellt. Die Grundhaltungen sind fundierend, sie liefern die Basis. Bei den Normen ist dies nicht so. Es geht also um einen Basistugend. Die Basistugend ist die Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben, so Johannes Reiter. Aber zur Ehrfurcht vor dem Leben gehört noch der Mut zum Leben. So braucht ein Schwangerschaftskonflikt schon viel Mut zum Leben. Es ist im Grunde: das Ja zum Leben. Das entfaltet sich dann in den beiden Ausprägungen: Ehrfurcht vor dem Leben, das ist mehr rezeptive Haltung und. der Mut zum Leben, der hat mehr aktiven Charakter. In vier Schritten bewegen wir uns nun vor, um diese Basistugenden zu ergründen. Dazu zuerst etwas von Schweitzer, dann von Fromm, dann ein eigener Entwurf von Müller.
1.      Ehrfurcht vor dem Leben - nach Albert Schweitzer(1875-1965)
Er hat in den 20er Jahren versucht, die Ethik neu zu begründen. Er verbindet Schopenhauer mit dem christlichen Liebesgebot. Seine Grundintuition ist: der Gedanke der Liebe wird erweitert und er wird zu allen Kreaturen hin bezogen. So sagt er: Was wir lieben, ist eine Kreatur. Also: keine Listen mehr, was man lieben soll, sondern grenzenlos alles lieben. Er meint: der Mensch muss in die Einheit mit der Natur zurückgeholt werden. Ausgangspunkt ist bei ihm: Ich bin ein Leben, das inmitten von Leben das Leben will. So Schweitzer. Also ein universaler Lebenswille inmitten der Natur. So gibt es ein oberstes sittliches Prinzip bei ihm: Gut ist, Leben zu erhalten und zu fördern; schlecht ist, Leben zu vernichten. Also ein allgemeines Lebensprinzip bei Schweitzer. Das ist nicht auf den Menschen begrenzt. Sondern es geht um die ganze Natur. Die ganze Natur hat diesen Lebenswillen, auch die Regenwürmer. Schweitzer differenziert das nicht, egal ob Mensch oder Tier. Er sagt: Wahrhaft ethisch ist der Mensch nur, wenn er allem Leben dient. Nicht fragen, ob ein Leben wertvoll ist, ob es leiden kann. Das Leben an sich muss dem Menschen heilig sein. Jedes Insekt muss ihm da heilig sein. So sagt Schweitzer. Schweitzer sagt, wir können nur da Schuld auf uns laden, wo es nicht mehr anders geht. So hat Schweitzer einen zweiten Grundsatz: Wenn ich Leben schädige, muss ich wissen, was ich tue, mir das genau bewußt machen. Ein Mangel bei Schweitzer ist keine Güterabwägung. Mensch, Tier, Schöpfung, alles gleich.
2.      Biophilie nach Erich Fromm (1900-1980)
Biophilie: Lebensfreundlichkeit. Er hat zwei Denkstränge: die Tiefenpsychologie von Freud, kombiniert mit einer Sozialpsychologie. So fragt Fromm immer auch nach der Gesellschaft. Rainer Funk faßte in seinem Buch „Mut zum Menschen,“ das Werk von Fromm zusammen. Fromm versucht, bestimmte Grundhaltungen zu beschreiben, die Menschen entwickeln. Und zwar vor allem in der ökonomischen Gesellschaft. Er zeigt da lebensgefährdende Einstellungen. All diese Einstellungen nennt er Charakter. Charakter sind gleichbleibende stabile Haltungen. Es sind Wertorientierungen. Der Charakter entwickelt sich im Lauf des Lebens, Ein Mensch kann seinen Charakter auch wieder ändern. Zwei Grundprozesse gibt es beim Charakter: a) Beziehung zu den Dingen b) Beziehung zu den Personen a) nennt Fromm: Assimilationsprozess. b) nennt er: Sozialisationsprozess. Es geht um die Entwicklung der Charakterorientierung.
a) Orientierungen im Assimilierungsprozess
1) nicht produktive Orientierung:
-rezeptive Orientierung
-ausbeuterische Orientierung
-hortende Orientierung
-die Markt-Orientierung
-die nekrophil destruktive Orientierung
2) produktive Orientierung:
-Biophilie, „Stärke“, Generativität (Fruchtbarkeit)


b)Orientierungen im Sozialisationsprozess
1)nicht-produktive Orientierungen:
-masochistische Orientierunge
-sadistische Orientierung
-konformistische Orientierung
-nekrophil-destruktive Orientierung
-narzistische Orientierung
2)produktive Orientierung:
-Liebe und Vernunft
3)Wachstumssyndrom und Verfallssyndrom
Wichtig ist das Kriterium der Lebensförderlichkeit. Dann gibt es entweder: nicht produktiv, das ist dann nekrophil (Liebe zum Toten) und: biophil (Liebe zum Leben). Diese zwei Charakterorientierungen gibt es im Umgang mit Dingen und Personen. Nekrophil ist: Verfall und Verkümmerung. Fromm sieht das alles als: idealtypische Konstruktion. Das meint. Die Wirklichkeit ist komplizierter. Nun zum Assimilationsprozess, das ist der Umgang mit den Dingen. Es gibt da nicht produkitve, rezeptive Orientrung, also eine passive nehmende Haltung ist das. In dieser Einstellung ist das Empfangen- und Bekommen-wollen im Vordergrund. Da glaubt der Mensch, dass es alles ist, dass man alles, was man braucht, bekommen will. Also, was man braucht, nimmt man da von außen in sich auf. Das ist der. Homo consumens. Man ist da immer wie ein kleines Kind. Das meint rezeptiv. Man erwartet, dass andere einen füttern, wenn man nett zu ihnen ist. Nun zur ausbeutenden Haltung. Ist der Gegentyp dazu. Da erwartet man nichts von andren man holt sich selbst. Motto: gestohlene Früchte sind die besten. Also: ausbeuterisches Verhalten, da steht dahinter die Unfähigkeit, selber etwas hervorzubringen. Dann zu: die hortende Orientierung. Da bekommt man Sicherheit, wenn man Besitzt und etwas hat, auch die Liebe will man horten und besitzend haben. Geistig ist das: alles soll so bleiben, wie es ist. Dann: die Marktorientierung ist in den westlichen Gesellschaften dominant. Da geht es um Angebot und Nachfrage, da fragt man: Wie verkaufe ich mich am besten. Hier zählt die Außenleitung, die Fremdbestimmung. Durch Mode, durch Gruppen. Bei dieser Haltung ist das behinderte Leben abgewertet, denn das verkauft sich nicht. Das letzte nun: die nekrophil-destruktive Orientierung: das versteht Fromm in sehr weitem Sinn. Nekrophilie ist die Leidenschaft, von allem angezogen zu werden, was tot ist. Es gibt ein Interesse dabei an allem, was rein mechanisch ist. Also der erweiterte Sinn ist: homo mechanicus, der maschinengeleitete Mensch. Menschen werden wie Nummern behandelt. Aber: der Mensch ist nicht zum Ding erschaffen, er geht zu Grunde, bevor es so weit ist, will sich so ein Mensch selbst töten. Nun zu den produktiven Haltungen. Da verwirklicht sich der Mensch selber. Also produktiv ist. eine Selbstentfaltung und Förderung des Lebens. Man soll die eigenen Begabungen da aufbauen. Drei Begriffe präzisieren das. a) Biophilie: ist die Nähe und Liebe zum Leben. b) die Stärke, das ist für Fromm: das positive Vermögen, früher hieß das. Tugend. z. B. die Anlage zum Lieben wird zur Liebesfähigkeit ausgebaut. Stärke ist also die Fähigkeit zum Guten. c) die Generativität. Also Neues soll entstehen. Nun zum Sozialisazionsprozess. Hier geht es um zwischenmenschliche Bezogenheiten. Die nichtproduktiven Bezogenheiten. sind Haltungen, die den Mut zum Leben verhindern. Wer also in einem Klima aufwächst, das nicht produktiv ist, der kann sein Ja nicht entfalten. Da gibt es die symbiotisch-unfreie Bezogenheit. Das ist, wenn eine zu enge Nähe eine Beziehung hat. Fromm rechnet dazu den Masochismus. Dies ist eine passive Form symbiotischer Bezogenheit. Denn da gibt man sich selbst auf und wird ganz von anderen abhängig. Man wird da ein Teil eines anderen. Das zeigt sich im Gefühl der Ohnmacht, der eigenen Bedeutungslosigkeit. Da tut man sich selber weh, um Beziehungen zu anderen aufzubauen. Fromm rechnet dazu auch selbst gebaute Unfälle. Letztlich ist es die Unfähigkeit, man selbst zu sein. Daher kommt dieser Masochismus. Es gibt dann weiter eine sadistische Orientierung dies ist nun eine aktive symbiotische Bezogenheit, hier zerstört der Mensch. Drei Kennzeichen. a: andere von sich abhängig machen wollen b: der Drang, andere auszubeuten. c: der Wunsch, andere leiden zu sehen. Auch wenn dabei andere verletzt und gedemütigt werden. Nun gibt es auch eine. distanzierte Bezogenheit. Das ist etwas anderes als die symbiotische, unfreie Bezogenheit Eine Form davon ist: konformistisch. Da adoptiert der Mensch genau einen anderen Menschen, man paßt sich da einer Autorität an. Das kann die Autorität sein: man, Profit, öffentliche Meinung. Die Werbung fördert das sogar, denn wenn man das tut was alle tun, gilt man etwas. Nun zur aktiven Form der Distanzbezogenheit. Da will man das Gegenüber zerstören. Destruktivität ist die Folge eines mißlungenen Lebens. Und nun eine letzte nicht produktive Orientierung: Narzismus. Da ist man unfähig, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen. Man nimmt da nicht wahr, dass auch andere Bedürfnisse haben. Nun: Die produktive Orientierung. Bei den nicht-produktiven gelingt die Ausbalancierung nicht zwischen Nähe und Distanz. Es gibt immer Spannung zwischen: Mitsein, also: verwiesen auf andere sein. Und: Selbst-sein, dazu gehört die Unabhängigkeit, die Freiheit vom anderen. Diese Grundpolarität gehört zum Menschen. Bei den einseitigen Charakteren, die Fromm darstellt, ist dies nicht im Gleichgewicht. Bei den produktiven Orientierungen geht es um einen Ausgleich zwischen Nähe und Distanz. Da unterscheidet Fromm: a: die Vernunft. Das ist so etwas wie die Tugend der Klugheit, man erkennt die Dinge wie sie sind. b: die Liebe. Das ist ein Gefühl. Müller fügt aber dazu, dass Liebe mehr ist als nur ein Gefühl. Wie bestimmt Fromm nun näher die Liebe: Sie sei schwer zu realisieren. Es gibt 4 Grundelemente für das Ja zum Leben, also für die Liebe. Verstehen, Achtung, Verantwortung, Fürsorge. Jede Art von Liebe ist so gekennzeichnet. Fürsorge und Respekt zeigen, dass Liebe keine Leidenschaft ist, sondern einen Tätigkeit. Liebe ist auch keine Pflicht von außen, sondern eine von innen kommende Antwort auf den Nächsten. Achtung und Respekt zeigt, dass Liebe nicht zum Besitzstreben werden darf. Achtung setzt das Verstehen voraus, und Verstehen meint: sich in den anderen hineinzuversetzen. Ale 4 sind voneinander abhängig. Soweit dazu. Die Vernunft ist die zweite produktive Fähigkeit. Sie hilft dem Menschen, sich selbst zu verstehen, also es geht um Sinnerkenntnis. Die Vernunft vernimmt den Sinn. Ein solches Erkennen setzt ein Interesse an dem voraus, was man erkennen will. Thomas sagt es so: wo die Liebe ist, tut sich ein Auge auf. Daran sieht man. Vernunft und Liebe bedingen sich gegenseitig. Letztlich gibt es bei Fromm zusammenfassend zwei Tendenzen im Charakter: a: die Liebe zum Leben soll realisiert werden. Das ist Biophilie b: das Leben soll verhindert werden das ist destruktiv, nekrophil. Welche Bedingungen braucht es, um die Liebe zu bekommen? Nach Fromm hat jeder Mensch die Tendenz zum Wachstum, zur Entfaltung, das ist ihm angeboren. Aber um das zu entfalten, braucht er Personen, die ihm helfen, das zu entfalten. Am meisten lernt der Mensch lieben, wenn er unter Menschen aufwachsen kann, die lieben. Der Mensch braucht warmen, liebevollen Kontakt mit liebenden Personen. Anregender Austausch mit anderen Menschen, dann ein Leben mit Interessen, gesunde Neugier. Die Gesellschaft sollte Sicherheit in dem Sinn haben, dass die materielle Sicherheit zum Leben gegeben ist, dann Gerechtigkeit, dann die Freiheit, dass jeder ein verantwortliches Glied der Gesellschaft werden kann. Soweit die Voraussetzungen zur Biophilie. Fehlt das, kommt es zur Nekrophilie. Freud sagt aber dagegen, es käme dann zum Todestrieb. Das lehnt Fromm ab, denn das ursprüngliche im Leben ist die Liebe. Das nekrophile ist nicht von Anfang an da. Die Nekrophilie bildet sich erst, wenn das Wachsen zur Liebe fehlt, also müssen genau die Gegenteiligen Bedingungen da sein, die es bei der Liebe gab. Fromm hat eine Skizze, mit der er die Nekrophilie verdeutlicht. Nur kommt auf dieser Skizze noch die Mutterbindung dazu, wenn einer da so stark gebunden ist, führt dies auch zur Verhinderung der Entfaltung der Liebe, dann kommt wieder Destruktivität, das Nekrophile.
Kritisch-würdigend sieht Müller die sprachlichen Benennungen der einzelnen Charakter, dann beschreibt Fromm das negative wesentlich ausführlicher als das positive. Aber positiv ist, dass das Modell von Fromm ermutigt, weiterzudenken, denn es gibt einen guten Weg. Mieth meint dazu: die Entfaltung des Könnens ist wichtig, nicht nur immer: der Mensch soll.
4.Komponenten einer Grundhaltung der Lebensbejahung.
Eine Grundhaltung ist wichtig, dass Normen verwirklicht werden können. Nun zur Lebensbejahung als Ehrfurcht vor dem Leben und b: Mut zum Leben. Diese doppelte Ausprägung. Zu: Ehrfurcht vor dem Leben. Kommt erst bei Goethe auf, da gibt es Ehrfurcht vor. Den Eltern, den Jüngeren und den Gleichaltrigen. Alle drei sind da gleich. In der MT wurde aus der Ehrfurcht bald eine Achtung. Und der Begriff Ehrfurcht wurde obsolet. Heute aber erlebt es in der ökologischen Ethik eine neue Renaissance. Ehrfurcht vor dem Leben läßt sich aber nicht erzwingen. Wenn ein Mensch die Ehrfurcht vor dem Leben hat, kann er auch das Leben und die Freiheit des anderen besser leben. Das Wort Ehrfurcht hat zwei Teile: die Ehre, das meint die Achtung, die Furcht, das ist mehr mit Schrecken verbunden, aber so ist Ehrfurcht nicht zu verstehen es geht mehr um: Scheu und Respekt. Also zwei Momente. Einmal die Achtung, und zum anderen der Abstand, der Respekt. Also ein gutes Zueinander von Nähe und Distanz. Ehrfurcht ist also einmal Nähe und Distanz in guter Balance, und zum anderen das Staunen können über das Geheimnis des Menschen. Schopenhauer meint einmal, man suche in jedem Menschen einen Mittel zum Zweck. Das ist genau das Gegenteil von Ehrfurcht. Ehrfurcht vor dem Leben. ist die eine Seite der Grundhaltungen, der Tugenden. Diese Tugend ist nicht modern. Aber heute spricht man immer mehr davon, wie wichtig diese Grundhaltung sei. Nach dem Krieg redete man davon, denn da wurden die Werte des Menschen ja mit Füßen getreten. Zwei Aspekte der Ehrfurcht a: Nähe und Distanz b: Gespür für des Geheimnis des Menschen. Guardini beschriebt die Ehrfurcht. In der Ehrfurcht verzichtet man darauf, Besitz zu nehmen. Ehrfurcht gilt für. Würde und für Freiheit. Ehrfurcht beginnt da, wo der Mensch zurücktritt. Also: Verzicht auf aufdringliche Nähe. Weiter sagt er: Die einfachste Ehrfurcht ist: die Achtung. Einfach die Tatsache sehen: der andere ist ein Mensch, so hat er auch Freiheit und Würde. Wenn man also sieht, einer irrt, dann darf man streiten, aber nicht ihm gewaltsam begegnen. Guardini weiter: Zur Ehrfurcht gehört auch die Achtung der Privatsphäre. Nun: was meint Ehrfurcht aus der Sicht des Glaubens? Da gewinnt das Geheimnis eine Aufhellung. Bis hetzt nannten wir es nur Geheimnis. Der Glaube antwortet darauf: Der Mensch ist Gottes Ebenbild. Ehrfurcht ist die Haltung, die die Kreatürlichkeit des Menschen achtet und ehrt. Kreatürlichkeit ist: von Gott her, und zu Gott hin. Ehrfurcht ist nicht nur Ergriffenheit vor irgendeinem Geheimnis, sondern aus christlicher Sicht Ehrfurcht letztlich vor Gott. Der Mensch kann nur auf die Ursprünglichkeit der Liebe zurückgreifen. In diesem Horizont ist Ehrfurcht eine Begegnung mit dem anderen. Der andere ist auch erschaffen, steht, wie ich, mit Gott in Beziehung. Ehrfurcht im Glauben ist Kreatürlichkeit. Der Mensch ist Besitz Gottes. Nun zum zweiten Aspekt der Lebensbejahung: das ist der Mut zum Leben. Mut und Mutlosigkeit sind relationale Phänomene. Zum menschlichen Leben gehört das nicht vorhersehbare, das unverfügbare. Motto: Es kommt alles anders, als man denkt. Mut zeigt sich darin, dass jemand sich auf das unvorhersehbare Leben einläßt. Ein Ja zum Leben wird dann möglich, wenn man sagt: Leben ist nicht nur von Glück und Gesundheit und Reichtum abhängig. Dann machen einem manche Schicksalsschläge nichts aus. Es gibt ein erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche. Mut ist das Prinzip des Lebenslernens und auch des Sterbenlernens. Denn Sterben beginnt schon im Leben, indem man lernt, alles loszulassen.
Nun zur Sychodynamik, der Mutlosgkeit. Ein Mutloser rechnet gar nicht damit, dass er seine Probleme lösen kann. Er sagt von vornherein: Ich kann meine Probleme nicht lösen. Ein Mutloser vertraut nicht ins Leben, er nimmt es hin, dass er keine Chance hat. Also negative Erwartungen, er meint, alles künftige sei schwer zu ertragen. Durch eine solche Überzeugung provozieren wir Situationen, die genau diese Fälle, das man es nicht schafft, hervorbringt. Was ist dann Mut? Fähigkeit, eine Handlung trotz der Gefahren zu bestehen. Mut entspricht aber der Besonnenheit, Vorsicht und Abwägung. Mut ist eben keine Verwegenheit. Denn ein Verwegener schätzt oft die Situation nicht ein. Beispiel: Mut im Straßenverkehr Es gibt da also eine Polarität zwischen Mut und Vorsicht. Mut und Vorsicht müssen immer zusammengehen. Diese Polarität sieht man am Wertequadrat. Mut kann im Gegenwind aufrecht stehenbleiben, und ein mutiger kann auch wieder aufstehen. Mut braucht man auch, eine Entscheidung zu treffen. Denn jede Entscheidung ist ein Wagnis. Komponenten des Mutes sind: Selbstsicherheit, Vertrauen in eigene Fähigkeiten, Zuversicht mit einer Situation zurecht zu kommen. Ein Mutiger sucht nach Lösungen. Wie wächst Mut? Welche Quellen hat der Mut? Mut entwickelt sich da, wenn die anderen Personen einem Menschen etwas zutrauen, also wenn ein Kind hört: Du kannst das. Dann wächst Mut. Aber: Das, was einem Kind zugetraut wird, sollte auch den Fähigkeiten des Kindes entsprechen. Denn Überforderung ist eine Entmutigung. Mut wächst auch aus Erfahrungen des Gelingens, wo man etwas durchgestanden hat. So eine Selbstwahrnehmung macht einen unabhängig von Erfahrungen von außen. In der Kirche findet der Glaube in der Gemeinschaft Quellen der Ermutigung. Auch Gebet ist Quelle der Ermutigung. Jesus wurde Mensch, um uns Quellen der Ermutigung zu geben. Guardini steht dem Mut eine besondere Rolle zu. Da gibt es einen Grundmut, ja zu sich selber zu sagen. Und den Mut zum Leben mit dem Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, also vertrauen, dass Gott die Dinge fügt. Lebensbejahung braucht nun Quellen, damit sich die Lebensbejahung in Ehrfurcht und Mut ausprägen kann. Eine solche ist die Erfahrung von Solidarität. Deshalb geht es nun um Solidarität. Was meint Solidarität? Die Haltung des füreinander Einstehens, das ist die Bereitschaft zu helfen. Wenn man dann die Gesellschaft anschaut unter dem Blickwinkel der Solidarität, dann sieht man: es gibt in Not schon eine große Solidarität, aber auf der anderen Seite: Individualisierung. Scharf gesagt: Entweder wir werden eine Solidaritätsgesellschaft oder wir werden eine Entsorgungsgesellschaft. Beispiel: Wie sollen wir die Krankenkassen bezahlen? Entsorgungsgesellschaft meint: Was machen wir mit dem, der nicht arbeiten kann. Gegenbewegung ist heute z.B. der Hospizverein. Oder einer fordert: So wie die Eltern die Kinder zur Welt bringen, so werden später die Kinder die Eltern beim Sterben begleiten. Negatives Beispiel für Entsorgungsgesellschaft ist: Pflegezustände der alten Menschen. In vielen Altersheimen meint man, man sei bei der Entsorgung. Auch bei Behinderten und Kindern kann man Entsorgung feststellen. Denn Kinder werden entsorgt durch: Erziehungsanstalten, Fernseher. Man sieht: Hoher Solidaritätsbedarf in unserer Gesellschaft. Nun wird die Solidarität unter dem Aspekt des Mitleides betrachtet. Und dann unter dem Aspekt des Helfens. Mitleid in doppeltem Sinn. A: ein spontanes Gefühl. B: eine Haltung die er anwendet und weiter entwickelt. Nun zum Mitleid als Gefühl. Gefühle sind spontan, sie kommen von selbst. Man muss mit dem Gefühl unterscheidend umgehen. Also ob ich dem Gefühl traue oder nicht. Wenn nun Mitleid da ist, dann ist der Impuls da: Geh hin und hilf. Was ist Mitleid genauer? Sympathie meint eigentlich: Mitgefühl. Das hat zwei Formen: Mitfreude und Mitleid. Sympathie hat beides. Man muss nun das Mitleid von ähnlichen Gefühlen abgrenzen. Man unterscheidet zunächst: Mitleid ist nicht: Gefühlsansteckung. Diese tritt nur in der Massenpsychologie auf. Da überträgt sich ein Gefühl spontan, wir werden da in die Gefühle der anderen miteinbezogen. Ob wir wollen oder nicht. Das bewußte Ich ist da nicht beteiligt. Mitfühlen ist auch nicht nachfühlen. Beim Nachfühlen nimmt man die innere Verfassung des anderen wahr, aber mein Ich bleibt davon unberührt. Ich kann also Nachfühlen und den anderen schamlos ausnutzen. Ich fühle nach, habe aber kein Mitleid mit ihm. Nachfühlen gehört zum Miteinander-sein. Mitleid gehört zum Füreinander-sein. Mitleid hat ein Sich-einfühlen in, und dann nimmt man selbst am anderen Anteil. Dann legt das Wohl und Wehe des Anderen uns selbst eine Verbindlichkeit auf, also: im Mitgefühl ist eine persönliche Beziehung zum anderen da. Vetter sagt: im Mitleid ist das ich so auf das Du bezogen, dass sich das Ich einfühlt und nachfühlt, aber das Ich bleibt selbständig, es könnte sonst ja nicht helfen. Und das Ich will dann helfen, es fühlt sich verpflichtet beim Mitleid. Man muss noch unterscheiden zwischen echtem und unechtem Mitgefühl, z.B.: Der Roman von Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens. Ein falsches Mitleid will sich nur möglichst schnell frei machen vom Elend des anderen. Pieper hat darauf hingewiesen: Die bloße Gutherzigkeit, zu schauen, dass niemand leidet, hat mit Liebe nichts zu tun. Also: Liebe ist nicht, nur zu schauen, dass man dem anderen schmeichelt, denn manchmal muss man auch nein sagen. Richter sagt: Mitleid kommt von zwei Quellen: a: das Kind muss Adressat echten Mitgefühles sein. b: das Kind soll auch teilhaben am Mitgefühl, das andere empfinden.
Mitleid als Haltung: Eine Haltung ist mehr als nur ein Gefühl, das halt einfach so kommt. Mitleid heißt ja, bereit sein, einem zu helfen. Es geht darum, dem Impuls des Helfens, den das Gefühl mit sich bringt, nachzugeben und zu handeln. Eine Haltung ist ein Übungsprozess. Also mehr als nur das Gefühl des Mitleides. Schockenhoff sagt: ein Mitleid, das den anderen stärkt, ist eine Form der kreatürlichen Ehrfurcht. Man sieht hier. Mitleid ist eine komplexe Haltung, einerseits die Nähe zum Leidenden, aber auch ein gewisser Abstand, so dass sich der Helfende nicht als Objekt fühlt. Nun werden die drei Komponenten der Haltung des Mitleides verdeutlicht. Kognitiv, emotional, operativer Aspekt. Auch Mitleid als Haltung hat diese drei Aspekte, die ja jede Tugend hat. Kognitiv meint: den Leidenden wahrnehmen, hinschauen, das ist eine Übung die Augen zu öffnen, zu sehen, und erkennen, was dann hilft, erkennen, was ich helfen kann, leisten kann. Das emotionale ist die Antriebskraft des Gefühls, ihm zu helfen. Operativ ist: das Handeln dann selbst. Am Wertequadrat sieht man: Die polare Schwestertugend des Mitleiden-könnens ist die Selbstbewahrung. Dazu brauche ich ein intaktes Selbstgefühl, also ich lasse mich nicht so vom Leid des anderen anstecken, dass ich selbst nicht mehr helfen kann. Wenn das Mitleid nicht bewahrt wird durch Selbstbewahrung, kann es zur Selbstaufgabe kommen. Johann Baptist Metz beschreibt ein Unterrichtsmodell für katholische Schulen. Die Schüler machen da während der Schulzeit ein konkretes soziales Praktikum über mehrere Wochen. Da lernt man nicht nur das kognitive, sondern vor allem das operative. Nun noch ein letzter Gedanke zur Solidarität: Zulehner sagt, wie sich Solidarität entwickelt. Faktoren gibt es, die die Solidarität hemmen. Das sind Angst vor einem zu schwachen Ich, die Angst, zu kurz zu kommen. daran sieht man: allein moralische Impulse fördern keine Solidarität, sondern man muss die hemmenden Faktoren wegschaffen, dann wird man solidarisch. Ein fördernder Faktor ist: ein gutes Selbstwertgefühl. Dann brauchen wir: Solidarbiotope, so Zulehner. Das sind Orte, wo man Soidarität lernen kann. Dies ist: die Familie. Da lernt man Ich-Stärke und Selbstwertgefühl. Zulehner betont auch die Rolle der Väter. Wenn wir uns nicht an die Familie halten, gehen wir einer nicht finanzierbaren Therapie im Polizeistaat entgegen.
Die Bedeutung des Glaubens in der Entfaltung der Solidarität: Fördernd für die Solidarität ist die Einbindung in die christliche Gemeinschaft. Zulehner stellt das fest. Denn reine Diesseitigkeit fördert den Individualismus. Dagegen erwächst im Glauben eine solidaritätsfördernde Kraft. Folge daraus: die kirchengebundene Religiosität ist lebensnotwendig, sonst keine Solidarität. Die Menschen finden Halt und Lebenswurzeln in Gott. Die Liebe, die man bei der Solidarität braucht, wächst nur aus entgegenkommender Liebe. Solidarität entsteht im Umkreis der Auferstehungshoffnung. Soweit Zulehner.
Leitlinien einer Ethik des Helfens: 1.: das unmittelbare Betroffensein kann nie allein zum Helfen reichen. Das Gefühl allein ist nicht der Maßstab, sondern man soll überlegen, wie dringend das ist. Muss man helfen, und wer kann helfen? 2.: Wir sollen dem anderen dann beistehen, wenn der Nächste seine Würde nicht wahren kann. 3.: Hilfe darf nicht demütigen noch bevormunden. Hilfe soll immer Hilfe zur Selbsthilfe sein. Also: den anderen nie von sich abhängig machen. 4.: Im Konfliktfall, wenn man vielen helfen müßte, muss man dem Bedürftigsten am ersten helfen. Das ist der, der schwerer leidet an Bedürfnissen. 5.: Ein Helfer muss immer auch die eigene Lage kennen. Die eigenen Möglichkeiten muss man also beim Helfen auch beachten: Wie sieht meine Familie aus? Den Familienangehörigen sind wir nämlich zuerst verpflichtet. 6.: Um Ausgenutztsein zu vermeiden, sollte man sich weiterbilden im Gespräch mit Kollegen, Erfahrungen austauschen. 7.: Wir können den anderen besser helfen, wenn wir uns die Freude am Leben erhalten.

B. Konkrete ethische Konfliktfelder

I.                   Ethische Probleme am Lebensanfang
Es geht darum, Orientierungslinien zu finden, die helfen, Konflikte ethisch zu lösen. Orientierungen gibt es in: Prinzipien, Tugenden und Normen. Normative Orientierung meint: Ein konkretes Handeln wird da als erlaubt oder nicht erlaubt gesehen. Eine Haltung dagegen sieht dies etwas lockerer. Also gibt es Haltungen und Normen. Normen sind wie Warntafeln, die auf Grenzen aufmerksam machen. Normen wenden sich an die Freiheit des Menschen und müssen so begründet werden. Eine Begründung bedeutet: Ich weise auf, dass ein Verhalten nicht sein darf oder das ein Verhalten sogar geboten ist, weil es dem Leben dient. Evangelium Vitae faßt das alles zusammen. Das Lehramt will da nicht einfach verbieten, sondern sie wollen mit den Weisungen in Situationen der Angefochtenheit helfen. Bei einer Hermeneutik solcher Texte muss man schauen, welche Bedeutung die Aussagen haben. In der Ethik gibt es auch eine Hierarchie der Wahrheiten. Also schauen, was steht an erster Stelle. Hermeneutik will auch immer einen Zusammenhang zwischen Text und Kontext zeigen. Jeder Text ist in einem Umfeld entstanden. Nun muss man einen Text in unser Umfeld heute hinein übersetzen.
1      Verantwortung für die Zeugung menschlichen Lebens.
Nun zum Vertilitätsverhalten heute. Heute: Wohlstand und differenzierte Gesellschaft. Da ging die Geburtenrate zurück. Heute ist auch das Gleichgewicht von Tod und Geburt verschoben, da jede Geburt heute ohne Probleme abläuft, keine Kindersterblichkeit und falsche Geburten mehr. Artur Imhoff zeigt das auf. Er vergleicht 1719 in Berlin das Durchschnittsalter von 22 Jahren. In München 1986: 76 Jahre. Durch medizinischen Fortschritt veränderte sich die Situation. Ein weiterer Grund ist: Früher wollte jeder Kinder haben, ohne Kinder hatte die Frau im AT keine Sinnerfüllung. Diese Einstellung änderte sich, denn in der Neuzeit wurde der Lebenssinn in Frage gestellt. Ein weiterer Grund für die Tatsache, dass es weniger Kinder gibt. Kinder heute bringen keine ökonomische Vorteile mit sich, wie es früher war, sondern Kinder bringen heute einen ökonomischen Aufwand mit sich. Eine Frau meint, dass Kinder heute nur noch einen psychologischen Nutzen haben. Mit Kinder haben verbindet sich auch: Die Eltern haben einen Sinn jetzt, das Kind könnte eine Ehe zusammenhalten. Hier liegt aber auf dem Kind eine hohe Verantwortung. Die Leiterin des Haus des Lebens in Offenburg sagt: Viele schwangere junge Frauen kommen, weil sie Zuwendung brauchen. Die Kinder sind auch heute verhaltensauffällig, denn die Kinder haben ein: Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Ein Kind bekam keine Aufmerksamkeit. Dann kann ein Kind gar nicht zuhören und selbst aufmerksam sein. Was soll das alles zeigen? Das Verilitätsverhalten zeigt, es hat nichts mit den medizinischen Methoden zu tun. Nach einer Statistik hat um 1900 jede Familie mehr als 4 Kinder gehabt. Da hatte jeder Brüder und Schwestern. Heute gibt es 1,2 Kinder pro Frau. Einer untersuchte die Jugend der Welt. Da benennt er die Lebensziele junger Menschen. Oben steht Beruf und Arbeit, finanziell gesichert sein; als drittes: erfüllende Partnerschaft. Dann kommt. Familie und Kinder. Auch der Wunsch nach mehreren Kinder ist heute hoch. Ganz unten steht: Einen festen Halt im Glauben haben. Diese Untersuchung nennt aber nur die Wunschseite, die Realität sieht anders aus. Folge: Es gibt Hemmnisse, dass sich die Wünsche nach Familie und Kind nicht verwirklichen lassen.  Es gibt heute ein Wagnis der Familie.
Begriffliche Erläuterungen: Geburtenkontrolle: Sie schließt alle Wege zur Regelung von Geburten ein, dazu gehört auch Abreibung. Dieser Begriff also ist scharf und schließt alles ein. Nun: Geburtenregelung meint medizinisch: a. verhütende- und b: empfängnisfördernde Mittel. Das ist also ein medizinischer Ausdruck mit zwei Seiten. Nun: Familienplanung: ist eingegrenzt auf natürliche Familienplanung: NFP. Nun: Empfängnisregelung: sind alle Maßnahmen, die eine Schwangerschaft verhindern, indem sie eine Befruchtung verhindern. Das nennt man auch: Kontrazeption. Dies ist die Empfängnisverhütung. Davon ist zu unterschieden: verantwortete Elternschaft. Dies ist ein ethisches Prinzip, das besagt, dass die Entscheidung, ob und wann Leben weitergegeben wird, allein bei den Eltern liegt.
Weitergabe des Lebens als Lebensbejahung: Ist das nur ein psychisches Notphänomen? Zeugung kann ein Aspekt des Lebenssinnes sein. Das heißt. Leben wird sinnvoll, wenn der Mensch sich in den Dienst überpersönlicher Ziele stellt. Dies tut die Logotherapie. Logo ist Sinn, man such den Sinn zu finden, das wozu? An der Logotherapie sieht man: Sinn ist dann da, wenn sich der Mensch selbst überschreitet. In der Bibel ist das Lk 12,15, wo Jesus sagt: Hüte dich vor jeder Art von Habgier. Dann kommt die Sache mit: du Narr? Oder Mt 16,25: Wer sein Leben verliert, hat es gewonnen. Dies ist ein Paradox des Christentums. Gilt nicht nur für Geweihte, sondern auch für Eheleute. Der Mensch kann sich nur finden, wenn er sich aufrichtig hingibt. So Gaudium et spes. Es geht um eine Selbstentfaltung, die auf das Du hin bezogen ist. Die Berufung liegt in der Bereitschaft zu dienen. Dienen bedingt das Gelingen des menschlichen Lebens. Joh 15,16: Wir sollen uns aufmachen und Frucht bringen. Fruchtbarkeit kann auch geistlich sein oder im biovitalen Sinn GS 50 sagt: Die Weitergabe des menschlichen Lebens ist eine Sendung, eine Berufung. Die Eltern sind da dann die Interpreten der Liebe Gottes. Zusammengefaßt: Zeugung gehört zum Lebenssinn. Kinder bekommen ist die eigentliche Lebensbejahung. Ein Satz faßt es zusammen: Der Mensch stammt aus der Liebe und ist zur Liebe bestimmt.
Elternschaft in Liebe und Verantwortung.: verantwortete Elternschaft. Die Entscheidung für ein Kindes liegt allein bei den Eltern. Das Konzil bejaht das. Was meint dieses Prinzip? Kinder sind vorzügliche Gabe der Eltern und tragen zum Wohl der Eltern bei. Das Konzil benennt nun haltungsethische Voraussetzungen, keine Normen, nur Haltungen. GS 50: 1. Verantwortete Elternschaft sagt zunächst, die Ehe ist der Raum für die Weitergabe des Lebens. Also nur die Ehe darf Kinder erziehen. Warum ist das so? a: die Ehe hat Stabilität, mehr als andere Lebensformen. b: das Kind braucht zwei Elternpersonen, die an einem Strang ziehen und so die Erziehung viel besser vermitteln können. Dann braucht das Kind den gegengeschlechtlichen Elternteil zur Identität. Weiter ist die Erfüllung menschlicher Sexualität in der Ehe zu finden. Sexualität ist hier zu verstehen unter der Sprache der Liebe, es geht nicht um Triebbefriedigung. Egal, welche Lebensgemeinschaft, sicher ist: die Zeugung muss immer verantwortet werden. 2.: Verantwortete Elternschaft besagt: die Ehegatten müssen sich ein Urteil machen, wie viele Kinder und in welchem Abstand die Geburten sind. darüber muss es ein verantwortetes Urteil geben, das geht nur in wachsamer Hörbereitschaft coram Deo. Es gehört auch dazu: die Gemeinsame Überlegung, um zu einem angemessenen Urteil zu kommen. Gaudium et spes spricht von einem Versuch, ein Urteil zu finden. Das richtige ist nur annäherungsweise zu erkennen. 3.: das Konzil unterstützt die Eltern durch Kriterien. Erstes Kriterium wird genannt: das Wohl des Paares selber. Das ist nicht so selbstverständlich. Denn früher gab es eine hierarchische Ordnung von Ehezwecken, da war der oberste Zweck: Erzeugung von Nachkommen. Der zweite Zweck war die gegenseitige Hilfe. Der dritte Zweck war: Heilmittel gegen sexuelle Triebe. Heute wird das Wohl des Paares an erster Stelle genannt, Das umfaßt den ersten und zweiten Zweck, den es früher gab, diese ersten beiden Zwecke sind heute gleichgeordnet in dem Ziel: Wohl des Paares. Zweites Kriterium nach dem Wohl des Paares: Wohl der Kinder. Gilt für die Geborenen und für die Ungeborenen. Die Kinder müssen genügend Entwicklungsmöglichkeiten haben. An dieser Stelle bringt die Humangenetik neue Aspekte ein, denn die Eltern müssen auch an Erbkrankheiten denken. Drittes Kriterium: materiellen und geistigen Verhältnisse der Zeit. Gaudium et spes fordert, dass sich auch der Staat und die Politik darum kümmern muss. Nun weitere Aspekte zur verantworteten Elternschaft: 1.: Man sollte besser sprechen von: Elternschaft in Liebe und Verantwortung. 2: Die Eltern sollen nicht nur ihren Kinderwunsch berücksichtigen, sondern sie sollen auch den Elternwunsch des Kindes berücksichtigen. Bei der Homosexualität ist das nicht gegeben. Ein Kind hat das Recht auf Vater und Mutter. Das beste, was die Eltern für ihr Kind tun können, ist die Pflege ihrer eigenen Beziehung. Das sagt die ökumenische Erklärung: Gott ist ein Freund des Lebens. 3.: Der Kinderwunsch ist etwas elementares und braucht keine Rechtfertigung aber: in diesen Wunsch können sich noch andere Wünsche mit einschleichen, die dem Kinderwunsch widersprechen. Dann sind da unbewußte Motive, z. B. das Kind soll eine Ehe stabilisieren. Dem muss man entgegenhalten: Eine intakte Ehe kann durch Kinder weiter wachsen. Eine schwierige Ehe aber wird durch Kinder noch schwieriger. Ein Kind kann auch dazu instrumentalisiert werden, dass sich die Eheleute nicht scheiden lassen. Solche Dinge nennt man: narzistische Elemente im Kinderwunsch. Allein die Tatsache, dass man auch selber was haben will von einem Kind, das ist menschlich normal. Es ist psychisch unmöglich, jeden Vorteil für sich selbst auszuschließen. Es ist angemessen, dass Eltern sich auch selbst über ein Kind freuen. Aber das darf nicht narzistisch dominieren. Einer sagt: Kinder soll man nicht als Besitz sondern als Gäste ansehen. 4.: Welche Haltung sollten Eltern haben, was die Erweckung von Leben betrifft? Einer meint: so viel Freude am neuen Leben wie möglich, so viel rationale Planung wie nötig. 5.: Beratung und Begleitung auf dem Weg zu einer verantworteten Elternschaft, also: Elternschulen sind wichtig. Nun zu den Fragen der Methodenwahl (Donum Vitae). Da zuerst. medizinische Sicht: Ein Aufsatz von Hermann Hepp: Empfängnisregelung ist für jede Ehe eine Aufgabe, die jedem gestellt ist. Gesundheitliche wirtschaftliche und viele andere Aspekte müssen miteinbezogen werden. Dies sind Indikatoren dafür, ob man medizinisch eingreifen muss. Zweitens sagt Hepp: medizinisch muss man handeln, wenn eine Frau gesundheitlich gefährdet ist. Allerdings kann eben die Medizin auch daneben liegen. Das ist dann eine medizinische Indikation. Eine erweiterte medizinische Indikation hat mit der Gefahr zu enger Geburtenabstände zu tun. Dann kann Kind behindert werden und die Mutter auch gefährden. Normal wären zwei Jahre Abstand nötig. Hepp meint, eine Antikonzeption ist auch ein Schutz gegen zu viele Abreibungen. Das ist die Empfängnisverhütung. Es gibt auch körperliche Akzeleration, dann beschleunigt man das körperliche Wachstum, aber da kann die psychische Seite nicht mithalten. Hepp meint: Eine zuverlässige Antikonzeption ist heute ein Problem der Jugendlichen. Müller meint, das ist etwas verkürzt, denn Jugendliche haben heute mehr Beziehungsprobleme. Der Kern des Ethos muss sein, dass Sexualität eine Sprache der Liebe sein soll, nicht Triebbefriedigung. Das ist der Kern der heutigen Sexualmoral. Sexualität muss eine wahrhaftige Sprache der Liebe sein. Das löst man nicht durch Verhütungsmittel. Müller meint also: die Antikonzeptiva seien eine Verkürzung. Im Lexikon der Bioethik stehen die Methoden der Verhütung. Hepp nennt folgende Anforderung an Verhütungsmittel: nicht gesundheitsschädlich, sollen sicher sein, sollen physisch annehmbar sein, sollen nicht zur Sterilisation führen, sollen einfach handhabbar sein und wenig kosten.
Nun. zur kirchlichen Sicht: Humanae Vitae, von Papst Paul VI. (1968). In Familiaris consortio wurde das aufgenommen und erweitert von unserem Papst. Die Frage ist immer: Wie geht man als Theologen mit dem Lehramt um, wenn diese nicht in die gängigen Regelungen passen, wenn da Kritik da ist, die man nicht abweisen kann. Ratzinger meint dazu: Das Gewissen ist die innere Ergänzung und die Begrenzung des Prinzips Kirche. Das meint nicht: Gewissen sei Willkürinstanz, sondern meint einen sorgfältigen Prozeß des Prüfens und Abwägens. Und in diesen Prozess soll man das Lehramt miteinbeziehen. Nun also zur Enzyklika Hymanae Vitae (kurz HV). HV 9 umschreibt die eheliche Liebe. Ist ganzheitliche Liebe, eine besondere personale Freundschaft. Lieben meint, um seiner selbst willen. HV 13 ist die zweite Stelle: Der eheliche Akt, das ist der Geschlechtsverkehr, kann kein Liebesakt sein, wenn man nicht die Bedürfnisse des Anderen sieht. HV zielt darauf ab, die Würde der Frau zu schützen. Deshalb will HV 18 zu einer wahrhaft menschlichen Kultur von Mann und Frau beitragen und die Würde der Ehepartner beibehalten. Nun zur Geschichte der Wahl der Methoden bei der Empfängnisverhütung. Das wurde früher an Hand der Stoa überlegt. Da war die Ataraxie wichtig, die Unberührtheit durch Leidenschaft. Die Stoa hat etwas lustfeindliches. Die Stoa lehnt sexuelle Lust ab. Allein die Zeugungsabsicht legitimiert die sexuelle Lust. Das kommt bei Kirchenvätern wieder, vor allem bei Augustinus. Er war gegen die Manichäer. Da wollte man die geschlechtliche Zeugung und den Geschlechtsverkehr trennen. Da war Augustinus dagegen. Augustinus meint: Die sexuelle Begegnung ist nur wegen Fortpflanzung berechtigt, also wie die Stoa, ist er gegen den Manichäismus. Wendepunkt ist 1930 die Enzyklika Casti connubii. Da sagte man: Künstliche Verhütung ist eine schwere Sünde. Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil setzte Paul VI. eine Kommission ein, wo es dann eben um Empfängnisverhütung ging. Und in HV wurde gesagt: Die künstliche Verhütung ist verboten. Paul VI. sagte, so etwas sei ein intrinsece malum. Wie argumentiert HV? In HV 11 steht: Jede sexuelle Begegnung muss für die Zeugung offen sein. Es müssen immer zwei Dinge da sein. Die Liebe und die Fortpflanzung. So ist für HV nur eines richtig: Die natürliche Familienplanung. Also immer auf Perioden der Unfruchtbarkeit schauen. Johannes Paul II. wiederholt das und hat einen zweiten Einwand: Es muss nämlich das ganzheitliche Sich-schenken da sein. So sagt Familiaris consortio 32. Das ist nicht da bei künstlicher Verhütung. Bei der natürlichen Zeitwahl wäre das gegeben, da gäbe es keine Manipulation und Verfälschung. Nun: Wie gehen wir mit der Lehre um? Da sagt Ratzinger was dazu. In Salz der Erde werden drei Grundoptionen genannt zur Orientierung:
1.: Eine positive Haltung zum Kind muss gefördert werden. Denn heute gelten Kinder oft sogar als Bedrohung.
2.: Innerer Zusammenhang von Sexualität und Fortpflanzung muss gegeben sein. Kinder kann man nicht planen und gar künstlich herstellen.
3.: Große moralische Probleme kann man nicht mit Technik und Chemie lösen, sondern moralisch durch einen Lebensstil.

Nun noch Kritische Punkte zu HV. Einige Moraltheologen führten 1968 etwas kritisch dagegen an. So sagte man: In HV steht, man soll naturgemäß handeln. Natur meint hier. biologische Natur. Kritik ist: reicht dieser Naturbegriff aus? Denn man muss die Natur auch bewußt gestalten und formen. Besser sei die Frage nach der Verantwortung der Elternschaft. Was sagt die Bischofskonferenz zur kirchlichen Lehre? Man hatte da die Königssteiner Erklärung. Da kann man dann die Enzyklika individuell auslegen. Dann kann auch ein Christ auf Grund seines Gewissens zu einer anderen Entscheidung kommen als die Enzyklika, und dies dann, wenn es entscheidende angemessene Gründe gibt. In den 70er Jahren heiß es dann eben: Der Christ soll in die Gewissensbegründung die kirchliche Lehre einbeziehen. Was sagt Schockenhoff zur Empfängnisverhütung? Er hat ethische Kriterien im allgemeinen: das ist rein medizinische Sicht die wurden oben schon gesagt, z.B. nicht gesundheitsschädigend, billig, usw. Dann sollen die Kriterien beider Eltern betrachtet werden, auch die Lasten einer Verhütung soll man sehen, Verhütung darf auf keinen Fall eine Abtreibung sein. Das waren allgemeine Kriterien nun zu den Vorzugsregeln: a: eindeutiger Vorrang der natürlichen Familienplanung. Das kann man nicht aus Büchern lernen, sondern Kurse besuchen. b: Wenn das nicht geht, sind Kondom und Pille vorzuziehen statt einer operativen Sterilisation. c: Die Pille hat einen schwereren Eingriff bei der Frau als das Kondom beim Mann, denn Kondom hat keine Schäden. d: Sterilisation ist nur eine ultima ratio, wenn sonst gar nichts mehr geht. e: Die Abreibung kann nie gut geheißen werden.

2. Sorge um die (Erb-)Gesundheit zu erwartender Kinder
a)     Genetische Beratung
Die Genetische Beratung ist eine präventive Methode. Die Eltern sollen da nur informiert werden. So haben die Eltern dann die Möglichkeit, sich zu überlegen, ob sie ein Kind wollen. Man soll das also tun, bevor man schwanger wird. Aber die Möglichkeit, ein behindertes Kind zu bekommen läßt sich nie ganz ausschließen. Aber man kann einen Stammbaum machen und Risikofaktoren aufstellen. Dazu nimmt man eine Familienanamnese. Man kann auch eine genetisch Analyse machen. Nun einige Grundbegriffe der Humangenetik. Was heißt Vererbung? Eine Störung ist, wenn eine Anlage oder ein Paar Ursache ist. Da gibt es a) die monogene Vererbung, das ist der einfache Erbgang, da hat ein Gen einen Defekter b: mehrere verschiedenen Erbanlagen auf verschiedenen Chromosomen ist: polygener Erbgang. Da kann man keine klare Wahrscheinlichkeit angeben dazu gehört: Epilepsie, Schizoidie. Die Erbanlagen können weitergegeben werden, ohne dass man es sieht. Da gibt es. Phänotyp: äußeres Erscheinungsbild, das was wir von uns sehen. b: Genotyp: Gesamtheit der Erbanlagen, ohne dass sie in Erscheinung treten. Beides muss nicht immer übereinstimmen. Ein weiteres Thema ist die Wechselbeziehung von Genen und der Umweltfaktoren, z. B. wenn das Gewicht weniger ist, ist Stoffwechsel besser. Also: Erbanlagen und Umweltfaktoren spielen zusammen. Es gibt umweltlabile Eigenschaften und umweltstabile Eigenschaften. Labil heißt: es ist beeinflußbar. Das ist z. B. das Körpergewicht. Stabil ist dagegen: Körpergröße. Hieraus ergibt sich: Der Mensch ist mehr als nur seine Gene. Der Mensch hat eine relationale Geschichte. Was meint denn Umwelt? Alles, was auf den Menschen von Anfang an, auch im Mutterleib, von außen einwirkt. Was ist Chromosom und Gene? Nicht Krankheiten werden übertragen, sondern Anlagen. Gene sind diese Anlagen, sie sind Träger der Erbinformation. Chromosom sind die Träger der Gene. Die DNS ist der Träger. Die Chromosomen liegen paarweise vor. 22 Paare, zwei Geschlechtschromosome. Insgesamt gibt es 46 Chromosome. Wie kann nun die Samenzelle des Mannes ein X- oder ein Y-Chromosom haben. Die 22 Paare heißen Autosomen; sind Körperchromosomen. Die Geschlechtschromosomen bestimmen das Geschlecht im Augenblick der Befruchtung. Wenn zwei Geschlechtschromosomen zusammenkommen, entsteht eine Zygote. Da ist dann der ganze Mensch da. Der vollständige Mensch entwickelt sich daraus. Das Y Chromosom ist zuständig für die Hoden; fehlt das, dann wächst der Eierstock. Es gibt zwei Zellteilungen: die Geschlechtszellen teilen sich durch Reduktion. Das ist die Reifeteilung. Da erfolgt eine Trennung der Paarlinge, so dass dann eine Samenzelle nur eine Hälfte der Chromosomen in sich hält. Bei dieser Reifeteilung kommt es zu einer Mischung der Gene. Der Mann hat nur ein X Chromosom, das ist immer aktiv. Die Frau hat xx, da bleibt eines immer inaktiv. Wenn also eines eine Erbkrankheit hat, tritt dies im Phänotyp nicht auf. Eine solche Frau ist dann Konduktorin, wenn sie eine solche Erbkrankheit trägt, die man nicht im Phänotyp sieht. Uns interessieren nun die monogenen Vererbungen, weil da Prognosen in Prozenten möglich sind. Die Gene am gleichen Genort auf den homologen Chromosomen, das sind die sich entsprechenden Chromosomen, diese Genen werden genannt: Allele. Wenn die beiden übereinstimmen, ist der Mensch homozygot. Wenn am selben Genort zwei verschiedenen Vorliegen, dann ist der Mensch hier heterozygot. Das ist mischerbig. Wenn mischerbig, muss man fragen, welches sich durchsetzt. Das liegt an den Erbgängen. Da gibt es den autosomalen dominanten Erbgang. Da ist das Merkmal auf einem Autosom drauf. Es gilt da: Niemand kann die Krankheit bekommen, wenn sie nicht bei den Eltern auftritt. Bei einem dominanten Erbang genügt die einfache Gendosis, damit die Wirkung zustande kommt, z.B. bei Krankheiten. Da gibt es eine Schwerhörigkeit: Utrosklerose. Oder die Syndaktilie, ist Verbindung von einzelnen Fingern, oder: Korea-Hantington ist der Veitstanz, das ist ein Nervenleiden. Diese ist nicht heilbar und führt zum Tod. Soweit dieser Erbgang. Nun: autosomal rezessiver Erbgang, da müssen beide Eltern Träger des Gens sein, das zur Krankheit führt. Da braucht man doppelte Gendosis, also von mütterlicher und väterlicher Seite. Bei zwei heterozygoten Eltern sind es bei vier Kindern 25 Prozent, dass es krank wird, also jedes vierte Kind wäre da durchschnittlich betroffen. Die Eltern wären da auch phänotypisch gesund. Krankheiten: grüner Star, Albinismus, ist ein Pigmentmangel, man wird weiß. Die Phenylketonurie. Die Mukowiszidose. Da werden zu zähflüssige Körperzellen gebildet, vor allem in der Lunge, die dann nicht gereinigt werden kann. Nun der x-chromosomale rezessive Erbgang. Da liegt der Defekt auf dem X Chromosom. Davon wären nur die Männer betroffen. Bei Frauen sind es ja zwei x, da wird dann das gesunde aktiv. Obwohl also das Gen rezessiv ist, schlägt es beim Mann immer durch, weil er ja nur ein x hat. Von den Jungen wären da 50 Prozent betroffen, bei der Tochter sind es 50 Prozent, dass sie zur Konduktorin wird. Nun letzter Erbgang, auch x chromosomal-rezessiv: Eine genetisch gesunde Frau und ein kranker Mann, dann sind alle Männer frei, die Frauen wären alle dann Konduktroin. Die Männer können nicht betroffen sein, weil das x immer von der Frau kommt. Das gehört auch zur x chromosomalen Erbkranheit rezessiv. Kranheiten: Hämophilie, die Bluterkranheit. Oder: rot grün Blindheit. Oder: das fragile X-Syndrom, das ist eine geistige Behinderung. Man unterscheidet von den Erbkrankheiten folgendes: die numerischen Chromosomen-Aberationen. Wenn bei der Reduktionsteilung, wo ja die Gene neu kombiniert werden, kann es zu Fehlbildungen kommen. bekannt ist da: Trisomie 21. Das Chromosom 21 ist da dreifach, nicht normal zweifach, vorhanden. Das Risiko steigt mit dem höheren Alter der Eltern.
Nun zu den ethischen Kriterien, also es geht um eine richtige Entscheidung. Zuerst aus humangenetischer Sicht: Genetische Beratung soll da Lebenshilfe sein. Es geht darum, die Wahrheit der genetischen Diagnose mitzuteilen. Da bedeutet Wahrheit einerseits die Richtigkeit des medizinischen Urteils. Die andere Seite der Mitteilung ist aber immer die Situation des Betroffenen. Hier geht es darum, beide Seiten zu sehen bei der Humangenetik. Folgende Indikatoren gibt es, um zu untersuchen, wenn jemand schon eine Erbkrankheit hat. Dann, wenn sich Gesunde durch Erbkrankheit in der Verwandtschaft beängstigt fühlen, dann: wenn Verwandte eine Ehe planen. Dann: wenn bereits ein krankes Kind mit Erbkrankheit da ist. Bei diesen Fällen lohnt sich die genetische Beratung. Aus ethischer Sicht kann man sagen: Weil das Wissen um eine Erbkrankheit ein schweres Schicksal ist, rät eine Gesellschaft davon ab, eine genetische Früherkennung zu machen, denn sonst lebt der Patient unter einem ständigen Damoklesschwert, er weiß, sie bricht irgendwann aus. Die genetische Beratung darf aber nicht überschätzt werden, es kann trotzdem kranke Kinder geben. Die Entscheidung und Verantwortung tragen die Eltern selber. Ein Beratungsgespräch darf auf die Eltern keinen Druck ausüben. Soweit die medizinische Ethik. Nun die theologische Ethik: Eine Beratung ist dann sinnvoll, wenn erbliche Belastungen ein Risiko befürchten lassen. Eine sichere Norm kann man nicht haben, es gibt keine Norm, die sagt, was im Einzelfall zu tun ist. Deshalb braucht man einzelne Kriterien, 1.: Zu berücksichtigen ist die Schwere der Krankheit. Einer stellt einen Befund bei Gehbehinderten fest. Diese haben eine große Lebensbejahung, und wollen gar nicht genetisch untersucht werden. 2.: Der Grad der Wahrscheinlichkeit, das etwas eintritt. 3.: Frage, ob eine Krankheit dann später medizinisch behandelt werden kann. 4.: Den Zeitfaktor muss man bedenken. Da kann ein Kind gleich sterben, oder aber die Krankheit tritt erst im späteren Alter ein. Je nach dem, wann es eintritt, hat die Familie Belastungen. 5.: Die psychische Belastung der Eltern 6.: Die Dringlichkeit des Kinderwunsches und Alternativen prüfen, z. B. Adoption. Insgesamt ist eine genetische Beratung positiv zu beurteilen. Denn so kann man eine Abreibung später vermeiden. Und die Eltern können sich auf ein behindertes Kind einstellen. Wichtig ist die Freiwilligkeit bei der Beratung. Der Einzelne hat das Recht, über die Verwertung seiner Daten selbst zu entscheiden. Er kann auch ein Nichtwissen bevorzugen. Falsch ist, wenn eine staatliche Leistung dann später davon abhängt, dass sich die Eltern vorher genetisch beraten haben lassen.

b)     Pränatale Diagnostik und Präimplantationsdiagnostik
Zuerst ein Fallbeispiel dazu. Eine Frau wollte kein drittes Kind mehr. War aber dann schwanger. Sie freute sich dann aber über das Kind. In der 17. Woche ließ sie ihr Fruchtwasser untersuchen. Sie erfuhr dass ihr Kind Trisomie 21 hat. Was soll sie nun tun. In 90 Prozent wird da abgetrieben. Einer stellte eine Rechnung für solche Kinder auf: Jede Abreibung würde dem Staat 48 Millionen Mark ersparen. Aber dagegen spricht: Wer so denkt, der sagt zu Kindern: Ballastexistenzen. Die pränatale Diagnostik, kurz PND, sagt: Man muss sich da immer fragen, ob diese PND nicht zu einem gefährlichen Befund wird, denn es kann ja sein, dass man dann ein Kind nicht mehr will, nur weil es nicht so wird, wie die Eltern es wollen. Und weitere Frage: Behinderte, könnte man denken wegen der PND, dürfte es mich nicht geben. Und die Eltern könnten immer die Verantwortung später haben, sie hätten doch eine PND machen sollen. Das waren mögliche Fragen zur PND. Ein Problem der PND ist, dass die Mehrzahl der Krankheiten, die man da findet, nicht zu therapieren sind.
Nun medizinische Informationen zum Thema. Was meint PND? Alle diagnostischen Maßnahmen, wo ein Kind vor der Geburt erkannt wird. Die PND setzt mit der Voruntersuchung ein und dient der Betreuung der Schwangeren. Das Ziel ist, durch geeignete Verfahren Entwicklungsstörungen zu erkennen, und eine optimale Schwangerschaft zu gewähren. Und auch sollen Sorgen der Eltern abgebaut werden. Es gibt zwei formen. Die ungezielte Diagnostik. Das ist vor allem Ultraschall. Die andere ist die gezielte Diagnostik. Kommt nur bei konkretem Verdacht auf konkrete Störungen. Ein Anlaß dazu wäre, wenn ein Risiko für eine Störung bekannt ist. Dann hat die Schwangere Anspruch auf volle Beratung. Die PND kann aber nie ein gesundes Kind garantieren, selbst wenn der Befund gut ist. PND klärt nur, ob eine bestimmte Erkrankung gegeben ist oder nicht. Es gibt Methoden zur PND: a: Invasive Verfahren b: Nichtinvasive Verfahren. b: ist, wenn die Fruchthöhle nicht geöffnet wird, dann besteht für das Kind kein Risiko, das wäre etwa eine Blutuntersuchung. Aber dieser Befund ist nicht sicher. Auch Ultraschall zählt zu nicht invasiv. Also bei b keine Gefahr für das Kind, aber der Nachteil ist, keine große Sicherheit. Bei a gibt es ein hohes Risiko. Bei a: wird die Fruchthöhle geöffnet, dann nimmt man Molekularzellen, die werden dann untersucht, auf ein bestimmtes Merkmal. Gefahr kann Fruchtwasserverlust sein. Also eine Fehlgeburt könnte dann sein. Ein Verfahren ist: Koreonzottenbiopsie (Eihautentnahme). Da kommt ein Schlauch in die Gebärmutterhöhle. Der entnimmt Substanz. Diese Zelle wird dann zu einer Kultur angelegt. Oder aber: Es wird die Bauchdecke geöffnet und etwas entnommen. Also zwei Methoden gibt es. Methode 1 hat hohes Risiko. Weiteres Verfahren: Amniozenthese. Eine Nadel geht durch die Bauchdecke und holt Fruchtwasser. Das dauert drei Wochen, bis man zu einem Ergebnis kommt. Dieses lange Warten ist eine hohe Belastung für die Mutter. Denn wenn Frauen dieses Verfahren machen, muss ja schon ein Risiko da sein, aber durch das Warten muss das Risiko akzeptiert werden. Aber durch die Untersuchung kommt für die Frau eine Abtreibung in Frage. Also: Mutter muss sich befassen mit zwei Dingen: Kind annehmen mit Behinderung vielleicht oder aber eine Abtreibung.
Nun zu den ethischen Aspekten: Wie viel Wissen tut uns gut? Dem Problem der PND ist nicht gedient durch eine ethische Schwarz-Weiß-Malerei. Nicht nur ganz schlecht oder ganz gut. Einer meint: Eine PND hat nur dann Sinn, wenn die Frau mit der Abtreibung übereinstimmt. Das ist aber sehr fragwürdig. Wir brauchen jetzt ein differenziertes Urteil über die PND. Abusus non tolit usum: Ein Mißbrauch hebt den guten Gebraucht einer PND nicht auf. Allgemein gilt folgendes Urteil: PND ist notwendig und richtig, wenn das Wissen der Vorbeugung, Heilung, Hilfe und persönlicher Orientierung dient. Und problematisch ist PND, wenn man Schäden aufdeckt, die unvermeidbar, aber zu zweiten auch unheilbar sind. Man muss also immer Chancen und Risiken gegeneinander abwägen. Durch die Untersuchung kann ja Entlastung oder schwere Belastung kommen. Also eine Abwägung. Dabei soll man achten auf: die Würde des Menschen, das christliche Menschenbild, mit Kreuz und Leid. Die freie Entscheidung des Menschen. Die psychische Belastbarkeit. Nun einzelne ethische Kriterien. 1.: Die PND ist ethisch neutral als medizinische Untersuchung. Das meint aber nicht: man kann sie einfach so anwenden. Denn es gibt ja ein Risiko. Ethisch neutral meint. Die Methode als solche ist weder positiv noch negativ. Eine PND kann auch eine Schwangerschaft erleichtern, weil ja in 97 Prozent immer Gesundheit herauskommt, und wenn Krankheit da ist, dann kann man sich auf Behinderung einstellen. Und die PND dient der Medizin, weil man zu frühem Zeitpunkt schon therapieren kann. Aber es gibt eine immer größere Kluft zwischen der Diagnose und der Therapie. Also eine Regel: weil die PND ethisch neutral ist, liegt die Ethische Bewertung immer am Ziel, das erreicht werden soll. 2.: Das Wissen der Mutter um gesundheitliche Störungen begleitet das Verhalten der Mutter dem Kind gegenüber von Geburt an. Soll man dem Kind sagen, dass es tödlich krank ist? Es kann ja sein, dass ein krankes Kind lange gesund ist. 3.: Eine PND darf nur im Rahmen der Medizinischen Fragestellung durchgeführt werden, z.B. darf man nicht am Geschlecht forschen. Man darf die PND nicht einfach routinemäßig verwenden. Sonst kann es zur Diskriminierung von Menschen mit bestimmten Merkmalen kommen. Außerdem könnte dann PD zur Familienplanung werden. Das darf nicht sein. 4.: Die PND ermöglicht es, dass das Leben voraussehbar wird. dann könnte man meinen, die Medizin kann ein gesundes Kind hervorbringen. Dann gelten irgendwann als Folge daraus die Behinderten nichts mehr. Wichtig ist. Ein Lebensrecht erlischt nicht, wenn eine Behinderung festgestellt ist. 5.: Man sieht, es gibt bei der PND viele Mißbrauchsgefahren. Man soll deshalb sensibel sein für den Gebrauch dieses Verfahrens. Die Eltern sollen wissen, was sie tun, wenn sie PND machen. Deshalb: Jede PND setzt eine medizinische Beratung voraus. Eltern müssen immer ein gutes Hilfsangebot bekommen, damit sie nicht abreiben. Eine gute Beratung kann die Kräfte der Frau zum Kind stärken. 6.: Das Prinzip der Freiwilligkeit. Niemanden darf man zur PND drängen. Die Eltern müssen einwilligen nach einer umfassenden Aufklärung. Denn PND hat ein Risiko für das ungeborene Kind. Frauen, die auf PND verzichten, darf man nicht diskriminieren. Es gibt ein Recht auf Nichtwissen. 7.: Die Frage der Behinderung hat Einfluß auf das Bild der ganzen Gesellschaft. Es darf zu keiner Eugenik kommen, das wäre dann wie im dritten Reich. Nun die frage: Inwieweit ist der Glaube eine Orientierung und Unterstützung für die PND. Der Glaube sagt: Leid und Behinderung stellt den Menschen oft vor die Sinnfrage. Das eröffnet die Chance, im Glauben zu reifen. Ein Christ hat die Verantwortung, dem Menschen mitzuteilen, dass die Gene nur eine relative Bedeutung für den Menschen haben, Im Glauben ist der Mensch nicht nur die Summe der Gene. Wichtiger als das Wissen um die Gene ist die Glaubensgewißheit, dass man von der Liebe Gottes getragen ist. Ein Weihbischof sagt: Das letzte Wort hat nicht eine schlimme Diagnose eines Arztes, sondern das letzte Wort über den Menschen hat nur Gott. Es gibt verschiedene Phasen, wenn man eine schlimme Diagnose bekommt:
a.: Eingangsstadium: man bekommt die Diagnose
b: zweite Phase: erst Wut: Wieso gerade ich? Dann kommt die Verhandlung, man will doch noch davon kommen. Wenn man merkt, man kann nicht entrinnen, kommt eine depressive Phase.
c: wenn es gut verläuft, kommt es zur Annahme.
Einen Glauben kann man nicht einfach überstülpen, sondern er eröffnet einen Horizont, damit man mit den verschiedenen Phasen anders umgehen kann. Vom Glauben gehen also Hilfen aus, den Reifungsprozess durchzustehen. So könnte man jeder Phase ein bestimmtes Gebet zuordnen, z. B. Klagepsalm 30 für aggressive Phase. Der Glaube gibt keine Antwort, die alles glatt aufgehen läßt. Denn im Mittelpunkt des Glaubens steht das, was man Ärgernis des Kreuzes nennt. So war auch Jesus ein im innerster Betroffener. Zu bedenken ist weiter: Sind Behinderte Träger einer Botschaft über die Wahrheit des Menschen? Dazu ein Roman von Hermann Hesse. Da hilft ein Behinderter einem, der mit seiner Liebe nicht zurechtkommt. Oder an einem Behinderten kann man lernen, wie wenig selbstverständlich Dinge sind wie: Geduld, Freude, Dankbarkeit. Wir leben heute in einer Gesellschaft, wo es eine Ambivalenz zum Behinderten gibt: einerseits helfen wir, andererseits entfremden wir uns vom Behinderten. Denn die prägenden Bilder unserer Gesellschaft sind Gesundheit und Stärke. Nun noch einige Impulse dazu. 1.: jeder hat Wünsche, die er erfüllt haben will, aber man muss lernen, mit unerfüllten Wünschen umgehen zu können. 2.: Wie reagiert die Umwelt auf ein behindertes Kind? Da tauchen oft Schuldvorwürfe auf, die sich in den Blicken wiederspiegeln. Die Leute sollten aber besser auf die leise Botschaft hören, die ein Behinderter zu geben hat. So kann man lernen, dass einer hilfsbedürftig ist, und da soll man niemand verachten, sondern zu helfen beginnen. So stellt Jesus den Behinderten in die Mitte. Das sagt er zu dem Mann mit der verdorrten Hand. Dann ist in unserer Gesellschaft das Kreuz ein Ärgernis, der christliche Glaube aber sagt: man soll das Kreuz aushalten. So sagt Ratzinger: Behinderte sind Ebenbilder Christi, weil sie auch Kreuzträger sind, und weil sie zeigen, dass der Wert des Lebens, den Gott gibt, nicht abhängt von Gesundheit. Der Wert von Gott hängt allein ab von unserer Entscheidung, zu lieben.

Die Präimplantationsdiagnostik (PID): Ist ein neues Verfahren bei Vorgeburtlichen Untersuchungen. Es ist ein genetischer Test an Embryonen die in der Petrischale erzeugt worden sind, also außerhalb des Leibes. Ethische Aspekte dazu nun: Die PID ist eine vorverlegte PND. So sieht man das, aber ob das stimmt, ist die Frage. Ist die PID genauso ethisch zu sehen wie die PND? Bei der PND geht es um das Leben zu erhalten, da will man nicht gleich töten. Bei der PID schon eher. Jedoch wählt man auch bei der PND aus, wenn es nicht den Eltern entspricht, kommt es weg. Die PID dagegen ist reine Selektion, man erzeugt Embryonen, um den besten auswählen zu können. Befürworter sagen. Durch die PID kann man Abtreibungen verhindern, wenn es man gleich verwirft. Das ist problematisch, denn der genetische Text bei der PID hat immer noch fünf Prozent Unsicherheit. Deshalb wird meist nach der PID noch eine PND empfohlen. Wenn man so argumentiert wie die Befürworter, dann spricht man dem Embryo jedes Recht ab, so bei der PID. Festzuhalten gilt: Aus ethischer Sicht ist ein Unterschied zwischen PID und PND. PND ist neutral und es geht um ein Ziel. Aber die PID dient keiner Therapie. Es geht bei der PID nur um die Auswahl, ob etwas einer Erwartung entspricht. Ein weiteres Argument: Das Argument der schiefen Ebene. Da sagen Ärzte: Die PID darf es geben, aber nur unter strengen Auflagen. Es muss dazu eine Liste von Erkrankungen geben. Das wäre aber eine Todesliste. Nun besagt dieses Argument, wenn man das mit so einer Liste machen würde, dann hieße das: Es läßt sich auf Dauer nicht aufhalten, dass diese Liste immer mehr erweitert wird, irgendwann ist dann schon das Geschlecht ein Kriterium. Und das ist schlimm. Eine schlimme Folge könnte auch sein bei der PID, dass die Eltern verantwortlich gemacht werden könnten, wenn ein Kind dann behindert ist, dann verklagt das behinderte Kind seine Eltern. Das Lehramt ist entschieden gegen die In-Vitro-Vertilisation. Denn dann ist das Kind nie mehr ein Produkt genetischen Zufalls. Ein wichtiges ethisches Argument ist also: Das Recht auf genetischen Zufall. Dann ist Gott der, der den Mensch erschafft. Generell gilt hier: Der Mensch hat keine Kompetenz zu entscheiden, ob ein Mensch leben darf oder nicht. Dann alle haben die gleiche Würde. Gefahr der neuen Techniken ist: Es werden Erwartungen geweckt, die ein Mensch nicht erfüllen kann. Ein genetischer perfekter Mensch kann nicht erfüllt werden.

2      Sterilisation
Oft fragt man, ob die Sterilisation ein Mittel zu Geburtenregelung ist, aber da unterschätzt man den Eingriff einer Sterilisation. Die Thematik hat immer auch eine psychologische Seite, wenn ein Kind stirbt, oder die Ehe auseinander geht. Nun zur Definition: Sterilisation ist Eingriff in den Leib, damit die Fruchtzellen sich nicht mehr vereinigen können. Das geschieht durch Eingriff in die Eileiter, oder beim Mann: man durchtrennt die Samenstränge. Diese ist heute irreversibel, hat Endgültigkeitscharakter. Bei einer Kastration gibt es einen Eingriff in die Hormone, bei einer Sterilisation bleibt der Sexualtrieb schon erhalten. Bei einer Sterilisation ist positiv: eine sichere Verhütung. Aber Gefahr ist, wenn der Kinderwunsch gar nicht verabschiedet ist; oder eine Folge ist: für die Identität der Frau oder des Mannes fällt ein wesentliches weg. Man ist nicht mehr fruchtbar. Schwierig ist: Wenn sich nach der Sterilisation die sexuellen Probleme nicht gelöst haben. Das waren Probleme der Psychologie. Nun erste Beurteilungsaspekte: ‚Einmal ist dies ein operativer Eingriff. Also hier ist ein Eingriff in die körperliche Integrität da. Da muss man fragen: Inwieweit darf man in seinen Leib eingriffen? Zweite Seite: Wie weit darf man das zur Geburtenregelungen hernehmen? Jetzt zum ersten. Verfügung über den eigenen Leib. Der Leib ist ein Gut, das der Mensch zu verwalten hat. Sterilisation ist wie ein Eingriff, wo die körperliche Integrität verletzt wird. Dazu gilt: Jeder solche Eingriff braucht einen gültigen Grund. Jeder Eingriff braucht eine Integrationsbegründung. Ein anderes Prinzip sagt: Totalitätsprinzip: man darf insoweit in den Organismus eingreifen, als das er der Gesunderhaltung dient. Also der Eingriff in die Leib Seele Geist Einheit ist nur dann zu verantworten, wenn ein Teil zum Wohl des Ganzen geopfert werden muss. Es muss immer darum gehen, dass das Ganze gesund wird. Pius XII. sagt dazu: Der Teil ist um des Ganzen willen da, das ganze ist für den Teil bestimmend. Drei Bedingungen hat Pius XII. für eine Operation:
a: Das Verbleiben eines Organs stellt eine Bedrohung da.
b: Der Schaden kann nur vermindert werden durch eine Operation.
c: Die negativen Folgen müssen durch den positiven Erfolg aufgewogen werden können.
Soweit dieses Totalitätsprinzip, das um die leibliche Ganzheit geht. Dieses Prinzip wird heute anders gedeutet: Man muss heute auch den psychischen und relationalen Aspekt miteinbeziehen. Beispiel: Es ist ein Krebs in einem Organ, dann darf man dieses wegmachen, auch wenn man dann vielleicht sterilisiert ist. Hier gibt es eine Indikation für einen Eingriff. Anderes Beispiel: Die Gebärmutterwand ist schwach weil sie verletzt ist, das ist eine Gefahr für eine Schwangerschaft. Darf man diesen Uterus nun operieren? Heute sagt man ja, denn der Uterus ist nicht mehr dazu da, wozu er gedacht ist. Ein geschädigter Uterus ist ohne Zweck. Nun ist so eine Entfernung aber ein schwerer Eingriff. Könnte man dann nicht besser eine Sterilisation machen. Und es stimmt, eine Sterilisation hat weniger gesundheitliche Risiken. Drittes Beispiel: Es macht eine Ausweitung des Ganzheitsprinzips deutlich. Da ist der Mann ein Alkoholiker und die Frau ist immer in Zwangssituationen, gegen die sie sich nicht wehren kann. Vor allem wenn die Frau schon vier Kinder hat. Nun auf Rücksicht auf das Wohl ihrer Kinder könnte man einen Eingriff vorziehen. Aber man muss erst fragen. Kann man nicht der Frau so helfen, dass sich die Frau vom Mann trennt. Es muss nicht gleich eine Sterilisation sein. Man kann auch rechtliche Schritte gehen, denn Vergewaltigung ist verboten, und auch muss man den Alkoholiker helfen. Man sieht: eine Ausweitung des Totalitätsprinzips ist gefährlich. Denn man darf nicht gleich einfach operativ eingreifen. Manche Probleme muss man menschlich lösen. Ein anderer Fall einer solchen Ausweitung wäre, wenn Eltern auf Grund der Erbsituation mit schwerkrankem Nachwuchs zu rechnen haben. Darf man da eine Sterilisation machen? Einer sagt: Eine freiwillige Sterilisation würde die Freiheit erleichtern. Also mit Recht kann eine Prophylaxe erfolgen. Herr Dämmer sagt so. Allerdings ist hier nur der Verzicht auf Nachkommenschaft geregelt. Aber wohl erlaubt aus ethischer Sicht.

Nun zweiter Teilaspekt: Sterilisation als Methode der Geburtenregelung. Es geht da um eine indirekte Sterilisation, die direkte Sterilisation wird vom Lehramt abgelehnt, indirekt meint. Man will was anderes operieren, aber als Folge daraus ist man dann sterilisiert. Zwei Aspekte zur Position des Lehramtes: Das Lehramt will vor Zwangssterilisation warnen. Die Kirche ist Anwältin der Freiheit des Menschen. a: die Fortpflanzungsfähigkeit ist ein hohes Gut, das darf man nicht aufs Spiel setzen. Man bedenke also: ein Eingriff hat auch psychologische Bedeutung, denn es ist typisch Mensch, das er fruchtbar ist. Das fehlt dann. b: Sterilisation schließt jede Chance aus, in einer neuen Ehe nach dem Tod des Partners wieder Kinder zu bekommen. Aus ärztlicher Sicht ist ein solcher Eingriff nicht einfach zu machen, es muss schwerwiegende Gründe geben. Nun einige Kriterien, wenn nach Rechtfertigung der Sterilisation gefragt wird. 1.: Beide Partner müssen dies in voller Übereinstimmung bejahen. Um eine Notwendigkeit zu klären muss es drei Fragen geben. a: Geht das Motiv über die Geburtenregelung hinaus? Ist dies das einzige Ziel, oder nicht? Z.B. könnte ja die Mutter krank sein, dann ist die Motivation nicht nur Geburtenregelung, sondern auch die Gesundheit der Frau. Sterilisation ist eine ultima ratio. 2.: Haben Absprachen zwischen den Partnern stattgefunden? 3.: Lassen sich die Schwierigkeiten nicht anders lösen? Es muss eine unbedingte Freiwilligkeit der beiden Partner und des Arztes da sein, auch der Arzt hat ein Gewissen.
1.: Beide Partner müssen übereinstimmen.
2.: Das Alter der Frauen und Männer. Mit 25 ist die Frau in einer anderen Situation als mit 40. Und ein Mann mit 40 ist anders als eine Frau mit 40.
3.: Die Gesundheit der Frau muss eine wichtige ausschlaggebende Rolle spielen
4.: Die Befürchtung, dass das Kind behindert sein könnte, da kann man an Sterilisation denken.

Nun die Einbeziehung der Psychologie. Es gibt da eine Paardynamik. Was geht bei Leuten vor, die eine Sterilisation wieder rückgängig machen wollen? Man sieht, dass oft so eine Entscheidung gerade bei jüngeren Paaren bereut wird. Man fragt dann: Wie ist diese Entscheidung, die man heute bereut, damals zustande gekommen. Oft ist so ein Wunsch nach neuer Schwangerschaft dann da, wenn eine neue Partnerschaft oder wenn die Beziehung zu Kindern anders ist. Regel: Je größer die Freiheit zur Wahl bei einer Sterilisation, desto besser ist später mit den Folgen einer Sterilisation umzugehen. Sterilisation meint oft: Einer hat Probleme mit seiner Identität. Unbewußt spielen oft Persönlichkeitsprobleme bei einer Sterilisation eine Rolle, z. B.: Probleme in einer Partnerschaft meint man zu lösen, indem man eine Sterilisation macht. Nun ein Fallbeispiel. Ein 40-jähriger Politologe will keine Kinder haben. Er hat betont rationale Einstellung, die Frau aber ist eher emotional. Die Frau will eine Sterilisation, er ringt sich dazu durch. Denn die Frau will die Pille nicht mehr nehmen. Er läßt sich also sterilisieren. Zwei Jahre danach stirbt seine Mutter. Nun stellen sich ihm neue Fragen, nach dem Alleinleben, nach dem Weitergehen der Generation. Nun würde der Mann nicht mehr das machen lassen, weil auch die Beziehung zur Freundin weg ist.

3. Abtreibung
Hier nun erst hermeneutische Überlegungen. Es geht hier um Leben und Tod eines vorgeburtlichen Kindes. 1.: Man muss mehrere Disziplinen mit einbeziehen. Nicht nur Naturwissenschaft, die muss man dann philosophisch und theologisch zu Ende denken. Der Mensch ist eben mehr als Natur, sonder auch geistige Person. Anzuschauen ist immer das Menschenbild. Weitere Disziplin: die juristische Seite muss man anschauen. Da gilt es, menschliches Leben von Anfang an zu schützen. Bei der Abtreibung gilt es immer, die konkrete Person und das ungeborene Kind und ihre Wertsituation beurteilen. Die Moraltheologie soll da Werte vorgeben, auch die Moralpsychologie muss gehört werden, da geht es um das Wie des moralischen Anspruchs: Wie gelingt es, dass eine Mutter zum Kind Ja sagen kann? Ja zum Kind und ja zum Muttersein, das ist eine neue Qualität des eigenen Daseins. Die Thematik der Empfängnisregelung ist hier vorauszusetzen, auch sexualethische Aspekte müssen bedacht werden. Letztlich geht es immer um Elemente der Präventivethik. Schockenhoff meint: Ehrfurcht vor ungeborenen Kindern lassen sich nicht erzwingen. Die Einstellung der Kirche ist: Sie versteht sich als Anwältin des ungeborenen Kindes, aber auch als Anwältin der Frau. Bei einer Beratung, die die Caritas anbietet, sollte die Beratung eigentlich drei Jahre dauern, also auch wen das Kind da ist noch weiter beraten. Aber auch wenn eine Frau abgetrieben hat, dann braucht diese auch Beratung. Denn die Frau erleidet selber eine Wunde. Eine Grundregel ist: Das sich entwickelnde Leben in der Mutter läßt sich nur mit der Mutter schützen. So sagt es auch die gemeinsame Erklärung der Kirchen (Gott ist ein Freund des Lebens). Nach can. 1398 CIC erfolgt sogar bei einer Abtreibung eine Exkommunikation als Tatstrafe. Man sieht daran: Die Kirche will Signale setzen gegen die Abtreibung. Man muss zwei Ebenen des Sprechens unterschieden:
a: die Ebene des Sprechens, wo die Kirche in die Welt zu den Menschen der Gesellschaft spricht, da soll einfach das Bewußtsein des Lebensschutzes geweckt werden. Das war die allgemeine Ebene
b: die persönliche Ebene. Die Kirche hat also doppelte Pflicht: Der ganzen Menschheit zu verkündigen und die einzelne konkrete Frau in ihrer Situation wahrnehmen. Zwischen beiden Polen besteht kein Gegensatz, der öffentliche, da geht es um: Gewissensbildung. Und im individuellen Pol geht es um einen Gewissenskonflikt.

Nun welche Elemente sind für eine sittliche Handlung bedeutsam. Da gibt es eine allgemeine Seite und eine persönliche Seite. Da gibt es immer ein Objekt der Handlung, hier: Tötung des ungeborenen Kindes. Dann gibt es eine Norm, die das beurteilt, hier: Das darf nicht sein. Die Grundnorm der Lebensethik ist: Jede Form des Lebens ist in gleicher Weise zu schützen und zu achten. Egal in welcher Entwicklungsphase und wie krank oder gesund das Leben ist. Das war die objektive Seite der Sittlichkeit. Dann gibt es noch die Subjektive Seite. Da gibt es die Absicht und die Umstände einer Handlung. Bei einer Abreibung sind besonders die Umstände zu beachten. Die Lehre der Kirche ist nun: Es gibt bestimmte Handlungen, die immer schlecht sind. Das ist die Lehre vom malum in se. Unabhängig von der Absicht und den Umständen. Es ist immer schlecht. Das gilt für die Tötung unschuldigen Lebens. Die Kirche will also immer öffentlich verkündigen und individuell beraten. Ein Aspekt ist auch immer die sittliche Bewertung einer Handlung. Die Kirche sagt: Das menschliche Leben ist unverfügbar. Lehmann schrieb 1996 ein Hirtenwort dazu. Da wird auch hingewiesen auf die Frage, warum sich die Kirche zu Wort meldet. Die Bischöfe wollen grundlegende Wahrheiten ins Bewußtsein rufen, und nicht auf das schauen, was die Öffentliche Meinung der Gesellschaft so ist. Zwei Beispiele: Da hat eine Frau ein Jahr nach einer Abtreibung von einem Sarg geträumt, wo ihr Kind drin liegt.

Die Definition der Begriffe. Es müssen Begriffe sein, die auf der beschreibenden Ebene liegen, nicht wertend. Es gibt da einmal eine euphemistische Redeweise, das ist beschönigend und verfälschend, z.B. Schwangerschaftsunterbrechung, statt: Abtreibung oder z.B. Absaugung von Schwangerschaftsgewebe. Zum anderen darf man auch Abtreibung nicht bezeichnen als Mord. Denn Mord meint eine Tötung aus niederen Beweggründen. Der bessere Begriff ist: Tötung.


c) Die Debatte um den moralischen und rechtlichen Status des Embryos
Da ist erst eine Definition: Es gibt einen ontologischen Status. Das meint: Ist es schon ein Mensch oder nicht? Es geht da um die Frage der Beseelung. Da gibt es Theorien: Simultanbeseelung und Sukzessivbeseelung. Simultanbeseelung (Albertus Magnus):Da kommt die Seele zugleich mit der Zeugung. Thomas von Aquin aber lehrte Sukzessivbeseelung, da erschafft Gott die Seele unmittelbar, und sie wird dann dem Leid unmittelbar eingesenkt, der Augenblick dessen ist der Beginn des Lebens, er meint: Einsenkung beim Mann am 40. Tag, bei der Frau erst am 80. Tag. Also erst ist da der gezeugte Leib, dann wird dem die Seele eingegeben. Aber das meint nicht, im Vorstadium ohne Seele ist eine Abtreibung erlaubt. Abtreibung war schon immer nicht akzeptabel. Das Lehramt schwankte in der Geschichte.

Heute sagt die Kirche. Simultanbeseelung, aber man verwendet heute die Begriffe nicht mehr. Man spricht heute von: Präformistische Position: Mensch von Anfang an und: Epigenistische Position Demnach kommt die Entwicklung des Fötus in verschiedenen Stufen. Erst artspezifisch, dann personspezifisch. Häckel vertritt das im 19. Jahrhundert. Demnach erst eine tierische Entwicklung. Soweit diese Positionen heute. Das war die Frage nach dem ontologischen Status. Heute fragt man: Ist der Mensch von allem Anfang an Person? So im Dokument Donum Vitae von 1987. Nun hebt sich von der ontologischen Frage folgendes ab:

Frage nach moralischem und rechtlichem Status. Moralisch: Welcher sittliche Anspruch ergeht an den Embryo, rechtlich: welche Schutzwürdigkeit kommt dem Embryo zu. Dann gibt es wieder eine gestufte Schutzwürdigkeit, das würde epigenistisch sein, und präformistisch wäre, wie die Kirche sagt: Volle Schutzfunktion von Anfang an. Nun ein Grundsatz dazu: Man geht davon aus, dass es Menschenleben von Anfang an gibt. Und deshalb muss man den sicheren Weg gehen. Wann beginnt menschliches Leben? Drei Antworten heute:
a)     das soziologische Modell. Da wird der Personstatus von der Gesellschaft abhängig gemacht. Da hat der Embryo nicht von Anfang an ein Recht, sondern die Gesellschaft erkennt das dem Embryo zu. So sagen welche: Leben ist dann, wenn die Mutter es annimmt, weil Beziehung immer erst dann ist, wenn Beziehung da ist. Wenn es so wäre, folgt daraus, dass eine Gesellschaft Würde auch wieder aberkennen kann. Man muss eher von der Natur ausgehen, nicht von der Gesellschaft.
b)     Entwicklungsbiologisches Modell: Soweit der Mensch entwickelt ist, ist er Mensch, Variante 1 dazu ist: Da sagen die einen: Wenn Kind Selbstbewußtsein hat, dann ist erst Leben, also das wäre ein Termin erst nach der Geburt. Das wird begründet durch: Leben kann nur, wer Selbstbewußtsein hat. So sagt es Peter Singer. Das ist aber, sehr verkürzt und fragwürdig. Denn wer schläft, hat auch kein Selbstbewußtsein, auch nicht, wer bewußtlos ist oder im Koma. Mensch ist Mensch durch seine Art. Variante 2 dieses Modells: Wenn das Gehirn bestimmte Funktionen erreicht und tätig wird. Also Ende des Lebens wäre danach: Hirntod. Müller meint, das ist nicht zutreffend. Variante 3: Der Beginn des Menschseins liegt um den 14. Tag, wenn die Einpflanzung des Kindes in die Gebärmutterschleimhaut da ist, von dann wird der Embryo erst versorgt. Das aber bestreiten andere Wissenschaftler. Der Termin ist willkürlich. Denn am Wesen des Menschen ändert sich nichts daran, dass es ab dem 14. Tag besonders versorgt wird. Es gibt Leute, die sagen, dass sich nur 15 Prozent aller Embryos in die Gebärmutterschleimhaut einnisten, die anderen 85 Prozent gehen vorzeitig ab. Die Zahl ist jedoch eine reine Schätzung. Deshalb darf man dieses Argument nicht benützen für Variante drei zur Begründung. Variante 4: Innerhalb der ersten Tage kann sich die Zygote noch teilen, dann entstehen eineiige Zwillinge. Weil das in den ersten Tagen besteht, ist in diesen Tagen zwar Leben da, aber noch kein individuelles Leben. Also hiernach: gestuftes Leben. Aus der Potentialität, dass Zwillinge kommen können, kann doch nicht das ontologische Wesen wegerklärt werden. Somit ist der noch ungeteilte Embryo kein bißchen weniger wert. Also: der Embryo soll von Anfang an als Person behandelt werden, denn auch die ungeteilte Zygote ist Person. Aber trotzdem: Es bleibt hier eine gewisse Dunkelheit, wann der Lebensanfang ist.
c)      Genetisches Modell, das übernimmt die Kirche. Danach beginnt Leben mit Verschmelzung der Gameten, der Keimzellen. Dann ist das in unmittelbarer Nähe der Empfängnis, fast identisch mit der Befruchtung, das ist die Verschmelzung der Zellkerne, wenn sich Ei- und Samenzelle verschmelzt haben, dann ist da ein diploider Chromosomensatz. Nicht mehr haploid wie vorher. Jedes neue Lebewesen verfügt über eine einzige genetische Kombination, die es vorher und nachher nicht gab und geben wird. Also es geht etwas ganz individuelles hervor. Somit ist die Rede von befruchteten Ei nicht ganz richtig. Denn da könnte man meinen, es sei einfach nur eine Zustandsveränderung der weiblichen Eizelle. Sondern mit der Zygote ist die Existenz eines einmaligen neuen Wesens gegeben. Somit entwickelt sich der Embryo nicht zum Menschen, sondern als Mensch entwickelt er sich. Diese biologischen Tatsachen genügen alleine nicht, man muss sie anthropologisch reflektieren. Zusammenspiel von Biologie und Anthropologie, diese besagt: Die allgemeinen Rechte des Menschseins sind in geborenen nicht anders als in ungeborenen. Gleiche Rechte für Geborene und Ungeborene.

Das Genetische Modell soll nun in drei Schritten begründet werden. Drei Argumente helfen, diese These zu begründen. Die These heißt nach Schockenhoff: Alle Wesen tragen potentiell das Leben in sich, und das entwickelt sich kontinuierlich.
a: Identitätsargument: Es ist ein und derselbe Mensch, der das selbe Recht hat egal ob ungeboren oder alt und gebrechlich. Somit ist der Embryo keine Sache, sondern ein Ich. Der Embryo ist ein jemand, der später Ich sagen kann.
b: Pontentialiätsargument: Im Blick ist die Volle Potentialität in der Zygote. Also das meint: Die Zygote kann sich zu vollem Menschsein verwirklichen. Die Zygote trägt schon alles in sich. Aber der Begriff Potentialität muss richtig verstanden werden, denn man muss unterscheiden: Es gibt eine Denkmöglichkeit, oder es gibt eine Möglichkeit, die schon da ist, und die sich schon verwirklicht. Also: Potentialität meint hier. Möglichkeit, die schon dabei ist, sich zu verwirklichen (aktive Potentialität im Gegensatz zur passiven Potentialität nach Aristoteles). Potentialität meint nicht nur, ein Mensch werden zu können, denn das ist er bereits, sondern: es kann dieser eine Mensch ein Erwachsener Mensch werden, der außerhalb des Mutterleibes existieren kann. In so einer Zygote verbirgt sich so ein Mensch.
c: Kontinuitätsargument. Der Mensch entwickelt sich in einem Kontinuum, aber alles gehört zur Zeitgestalt ein und derselben Person. Der Lebensbogen des Menschen beginnt mit der Zeugung und Empfängnis. Abtreibung heißt dann, dass der Lebensbogen einfach abgeschnitten wird. weil man dem Embryo nicht ins Gesicht sehen kann, muss man ihn aus dem Licht des ganzen Lebens sehen. Theologisch soll verwiesen werden hier auf eine Stelle im AT: Ps 139.

d) Aspekte zur ethischen Beurteilung der Abtreibung:
Die Abtreibung fällt unter das Tötungsverbot. Denn die gesamte Zeitgestalt gehört zum Personsein. Folgende Regel: Das elementarste Gut des Lebens hat Vorrang vor anderen Gütern, wie Selbstbestimmung oder Lebensqualität des Menschen. Heute gibt es leider eine Entpersonalisierung, das heißt: Abreibung ist zwar rechtswidrig, aber dennoch straffrei. Das Problem daran ist, dass man denkt, wenn es nicht bestraft wird, ist Abtreibung erlaubt. Es handelt sich bei Abtreibung auch nicht um eine Gewissensentscheidung, denn das Gewissen hat Grenzen, und die sind das Leben des anderen. Es gibt keine grenzenlose Gewissensfreiheit. Nun zu einem ersten Konflikt. Da sagte man in den 70er Jahren: Die Mutter ist nicht verpflichtet, dem Kind ihren Leib zur Verfügung zu stellen. Frau Thompson meint so. Da wäre das Kind nur eine Sache. Das käme höchstens bei Vergewaltigung in frage, aber auch dann nur höchstens. Das Lebensrecht des Kindes wird hier nicht gesehen, und auch nicht das enge Band von Kind zu Mutter. Das war ein erstes Spannungsfeld wo es um das Selbstbestimmungsrecht der Frau ging. Nun ein zweites Spannungsfeld, wenn die Mutter in Konfliktsituationen kommt. Die Kirche erkennt da gar keinen Grund für Abreibung. Aber die Moraltheologen sehen einen Grund. Die vitale Indikation. Sie ist gegeben, wenn Lebensgefahr für die Mutter besteht. Denn dann würde die Mutter und auch das Kind umkommen. Man kann es nicht hinnehmen, dass das Leben der Mutter zu Grunde geht. Heute sagt man: Man muss die Güter abwägen. Man sagt, das rettbare Leben muss dem unrettbaren vorgezogen werden. Die Vitalindikation läßt es gerechtfertigt erscheinen, um die Mutter zu retten, das Kind abzutreiben. Die Bischöfe sagen aber nicht: Es ist erlaubt, sondern nur: man muss für die Ärzte Verständnis haben, die so handeln. Rom ist gegen Abtreibung, aber widerspricht dieser Formulierung der Bischöfe nicht. Grundsatz: rettbares Leben darf dem unrettbaren vorgezogen werden. Außer der vitalen Indikation gibt es von der Kirche her keine weiteren Gründe für Abtreibung. Auch Behinderung ist kein Grund. Denn die Grundnorm der Lebensethik ist ja: Das Recht des Lebens ist in jedem Fall zu achten. Man spricht auch von: embryopatische Indikation, das würde meinen: Das Kind ist behindert, deshalb kann man abtreiben, das geht aber nicht. Früher gab es auch noch: Psychosoziale Indikation, auch das ist heute vom Gesetz her weggefallen, Denn eine psychosoziale Notlage kann man im Rechtsstaat durch andere Weisen lösen, nicht aber durch Abtreibung. Weitere ist: kriminologische Indikation: Frau wurde schwanger durch Vergewaltigung. Aber: man kann nicht ein erstes Verbrechen, Vergewaltigung, durch ein zweites, Abtreibung, ausgleichen. Jedoch kann man nicht die ganze Schuld der Abtreibung da der Frau anlasten, denn die größere Schuld betrifft den Vergewaltiger. Noch ein letzter Punkt zur ethischen Bewertung: Die Verantwortung des Vaters. Welche Mittel kann man heute anwenden, um ein Bewußtsein zu schaffen für das ungeborene Leben? Ein Mittel ist die Verantwortung der Väter. Denn viele Frauen stehen oft unter Druck des Kindesvaters und wollen deshalb abtreiben. Man sagt: 80 Prozent der Frauen sagen: wäre die Beziehung in Ordnung, würde ich nicht abtreiben.

e) Zur Entwicklung der kirchlichen Schwangerenberatung:
Die Kirche soll nicht die Norm nur ausgeben, dass man nicht abreiben darf, sondern: die Kirche muss auch Hilfen geben und Alternativen aufzeigen, wenn jemand schwanger ist. Das ist die große Chance der Schwangerschaftskonfliktberatung. Die frage dabei ist: Was dient dem Kind und was dient der Mutter zum Leben? Man muss immer fragen: Welche Alternativen gibt es? Wie kann man einen Konflikt bei einer Frau lösen, das geht nur dadurch, dass die Frau Solidarität erfährt. Nun zur gesetzlichen Regelung. a: STGB §218f b: c: Schwangerschaftskonfliktgesetz. Diese drei Gesetze. Im Grundgesetz steht: Die Würde ist unantastbar, und jeder hat das Recht auf Leben. Dieses Grundrecht ist der staatlichen Gesetzgebung übergeordnet. Also wenn das Parlament Gesetze macht, muss dies mit der Verfassung übereinstimmen. Im Mai 1993 griff das Bundesverfassungsgericht ein und gab eine Grundregelung. Auf die kommen wir dann noch. Die Gesetzgebung heute ist eine Kompromißlösung aus allen Weltanschauungen. Es heißt immer. Ja aber, und auch: nein, aber im Osten in Deutschland gab es Fristenregelung: In den ersten drei Monaten ist da Abtreibung rechtmäßig, in Westdeutschland hatten wir eine Indikationsregelung, also Abtreibung nur, wenn vier Indikationen vorliegen. Nun ging es damals darum, in ganz Deutschland eine neue Regelung zu finden. Leitidee ist dabei Beratungsregelung. Die Beratung soll ja dazu dienen, Konflikte zu überwinden. Also hier gilt das Prinzip in dem Gesetz: Hilfe vor Strafe. Denn wenn man einer Frau eine strafe androht bei Abtreibung, treibt sie trotzdem ab. In §218 steht ein Unrechtscharakter der Abtreibung. Nach §218 gilt: ein Abbruch der Schwangerschaft hat 5 Jahre Strafe zur Folge. Drei Bedingungen sehen davon ab:
1.: Wenn die schwangere Frau Beratung gemacht hat. So in §219
2.: Abbruch muss in den ersten 12 Wochen sein.
3.: Ein Arzt muss den Abbruch vornehmen.
§219 regelt die Beratung. Man muss da Lebensperspektiven für die Mutter eröffnen. Also: Ziel der Beratung ist: Das Ja der Mutter zum Kind soll unterstützt werden. Um zu gewährleisten, dass Beratung stattgefunden hat, muss eine Bescheinigung da sein, diese muss dem Arzt vorgelegt werden, aber zwischen Beratung und Arztbesuch müssen drei Tage liegen. Wenn dann Abreibung erfolgt, ist das rechtswidrig, aber doch straffrei. Wenn man aber nicht bestraft, meinen die Leute, es sei nicht so schlimm, denn bei Leuten wird durch Strafe zum Ausdruck gebracht, dass etwas missbilligt ist. Zwei Fälle gibt es, dass es rechtmäßig ist die Abtreibung, das ist: Bei medizinischer Indikation. Das geht soweit, dass hier auch die embryopatische Indikation mit drin ist. Also wen Gefahr für Mutter da ist, kann man abtreiben. Heute gibt es da keine zeitliche Begrenzung mehr, in diesem Fall also kann man bis kurz vor Geburt noch abtreiben. Hier liegt das Problem der Spätabtreibung vor. Zweiter Fall für rechtmäßige Abtreibung ist: Kriminologische Indikation, wenn Vergewaltigung da ist.

Fünf Briefe aus Rom
Wie ist die Kirche eingestellt zu Schwangerschaftskonfliktberatung? Wie hat sich also die Kirche zu verhalten? Die Frage lautet: Darf die Kirche sich an einer Beratung beteiligen, in der ein Schein ausgestellt wird, womit man dann abtreiben kann? Macht sich dann die Kirche nicht schuldig, wenn die Frau mit dem Schein abtreibt? Soll also nun die Kirche in der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung bleiben, und Schein ausstellen? Um diese Frage zu beantworten, muss man sehen: Abreibung ist rechtswidrig aber straffrei. Das ist ein Widerspruch. Und Beratung soll zielorientiert sein, aber zugleich: ergebnisoffen. Das ist ein weiterer Widerspruch in der Rechtslage. Nun hatte der Papst Bedenken auf das neue Gesetz von 1995 hin. Der Papst schrieb da fünf Briefe. Der Papst sagt: Kirche darf nicht schuldig werden und mitwirken am Tod unschuldiger Kinder. Der Papst weist auf die Widersprüche hin. Der Papst bat die Bischöfe, eine Lösung zu suchen, die alle Mißverständnisse ausschließt. Der Papst sagt: der Schein ist Voraussetzung für straffreie Abtreibung. Daher hat der Schein eine Schlüsselfunktion. So der Papst. Der Papst würdigt schon die Beratungsstellen, aber wenn man Schein ausstellt, steht Beratung im Zwielicht, weil es nicht mehr um Würde des Menschen geht. Das kirchliche Zeugnis wird verdunkelt, sonst würde man keinen Schein ausstellen. Deshalb sagt der Papst. Bleibt in der Beratung, aber stellt diesen Schein nicht aus, weil der mißverständlich ist. Beratung muss eindeutig sein. In einem dritten Schreiben meint der Papst: Auf den Schein soll drauf: Dieser Schein kann nicht zur straffreien Abtreibung verwendet werden. Dieser Satz läßt also nun Eindeutigkeit zu. Die Politik sagte dagegen: So ein Satz ist rechtlich nicht relevant. In einem vierten Brief sagte dann Rom: Wenn dieser Satz nicht gilt, dann muss die Kirche das staatliche System verlassen. Im letzten und fünften Brief bat der Papst die Bischöfe, eine einmütige Lösung für alle Bistümer zu finden. Die Bischöfe sagten dann: Wir steigen aus, wir beraten weiter, aber ohne Schein. Soweit die fünf Briefe. Man sieht daran ein Ringen des Papstes. Nun eine Wertung: Man muss den Papst respektieren, auch wenn man anders denkt. Denn die Kirche ist eindeutig. Dennoch: Die Frage ist schwierig, es kann auch eine andere Lösung mit Schein verantwortlich sein. Deshalb gibt es ja Donum Vitae mit Schein. Beide Seiten können gute Gründe für ihre Arbeit anführen. Kirche hat doppelte Aufgabe.
a: Eine Gewissensbildung, die die Tugend der Lebensbejahung vermittelt. Und dann die Erfahrung von Solidarität der Kirche. b: Aufgabe der Beziehungsbildung: Es muss um die Fähigkeit von Partnerschaftskompetenz gehen und um die Elternschaft.

5. Ethische Aspekte der Fortpflanzungsmedizin
a)Begriffsklärung:
Diese Medizin befasst sich mit Fruchtbarkeit und Zeugung des Menschen Hauptanliegen ist, die Formeln ungewollter Kinderlosigkeit zu identifizieren und dann medizinisch zu therapieren. Fortpflanzungsmedizin heißt auch: Reproduktionsmedizin. Es gibt verschiedene Verfahren. Die einen wollen die Empfängnisfähigkeit der Frau verbessern, oder man will mit Medikamenten verbessern. Dann gehört die Insemination dazu, da wird mit einer Kanüle der Samen in die Frau geschickt. Hier ist Befruchtung im Körper der Frau Dann gibt es Assistierte Befruchtung: ist In-Vitro-Fertilisation; und noch eines, irgendeine Injektion, heißt Spermieninjektion.

Ursachen der Infertilität:
Gründe, wann man künstlich befruchten kann: Es gibt viele körperliche Gründe, da gibt es eine. tubare Sterilität; das ist wenn Eileiter weg ist. Dann gibt es eine Sterilität, wo Antikörper im Eileitersystem sind. Dann gibt es die. andrologische Sterilität. Das liegt dann beim Mann. Hier sind die Spermien nicht mobil genug. Dann gibt es. ideopathische Sterilität. Da findet man keine organische Ursache. Es gibt auch psychogene Sterilität, dann hat die Ursache seelische Gründe. Da kann nur ein Konflikt das Problem sein, wenn der weg ist, kommt das Kind. Dann gibt es Umweltfaktoren für Unfruchtbarkeit, z.B. Alkohol, auch die soziologische Perspektive ist bedeutsam. Das liegt darin, dass man heute sein erstes Kind in hohem Alter bekommt, z.B. mit 28 Jahren, wie die Statistik sagt. Dann ist das biologische Optimum überschritten. Wie geht man nun mit Kinderlosigkeit um? Das löst bei den Betroffenen Unruhe aus. Gerade bei Frauen. Es kann sogar sein, dass eine Frau eine Aggressivität gegen ihren Körper entwickelt, weil der Körper eben nicht funktioniert. Wenn der Grund bei Männern liegt, dann verlieren sie an Selbstbewußtsein. Und Männer wollen das dann kompensieren. Manche Paare isolieren sich auch, denn sie wollen anderen Menschen ausweichen, die schwanger sind, um keine Gefühle zu erzeugen, und auch um der frage auszuweichen, warum kein Kind kommt. Andere reagieren mit einer Veränderung in der Beziehung zum Partner: Es könnte z.B. Angst kommen, dass man den Partner verlieren könnte. Wenn dann Paare unter Druck geraten, ist oft die Fortpflanzungsmedizin die einzige Lösung für das Problem. Manche Paare haben die Absicht, ihr Problem medizinisch zu lösen. Adoption, Kinderpflegschaft oder leben ohne Kind wird da nicht in Blick genommen. Dann sagen die Leute nur noch: Ich muss ein Kind haben. Das ist zwanghaft.

Wie sieht die medizinische Möglichkeit aus? Zwei Methoden. In-Vitro-Fertilisation (IVF) und: Spermieninjektion. Das hat je mehrere Phasen:
1.: Hormonuntersuchung
2.: Ultraschalluntersuchung, wann der optimale Zeitpunkt wäre.
3.: Punktion, man entnimmt die Eizelle.
4.: Mehrere Stunden nach Eizelleentnahme vermischt man sie mit Sperma des Mannes; die kommt durch: Masturbation. Dann werden diese befruchteten Eizellen in den Körper der Frau transferiert. Drei Eizellen darf man nur einführen. Die anderen werden im Vorkernstadium eingefroren, also ohne dass sie verschmolzen sind. Dann kann nach 14 Tagen ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Bei der Spermieninjektion wird von der Vielzahl der Spermien eine ausgewählt und dann in die Eizelle gesetzt.

Nun muss man die Folgen und Probleme ansehen: Ein Problem ist die Hormonbehandlung der Frau. Auch die Entnahme der Eizelle ist problematisch. Dann gibt es seelische Probleme. Dann kann es Probleme beim zu erwartenden Kind geben. Eine hohe Fehlgeburtsrate. Sehr viele solche Schwangerschaften enden vorzeitig. Weiteres Risiko ist: Es kann eine Mehrlingsschwangerschaft geben, dann kommen Kinder zu früh oder es sind Fehlgeburten. Anderes Risiko: zu frühe Geburt, die Kinder wiegen viel zu wenig, die Hälfte aller solcher Kinder kommen durch Kaiserschnitt. Wie sieht es mit dem Erfolg aus? Im Jahr 2000 gab es etwa 61500 Behandlungen. Davon werden 5327 Geburten angegeben. Und etwa 7000 Kinder, also Mehrfachgeburten. Mediziner rechnen etwa 20 % Erfolg. Aber nur 15 % der Babys kann man nach der Geburt mitheimnehmen. 15 % sind festzuhalten. Nun die Frage, welche Erfahrungen Betroffene gemacht haben. Das Problem ist nicht rein medizinisch technisch zu sehen, vor allem psychische Belastung. So etwas wird also sehr belastend erfahren und auch schamverletzend. Denn da wird ein intimer Vorgang innerhalb des Körpers herausgenommen in die Öffentlichkeit des Labors. Auch die Zeit ist ein Problem, denn oft dauert es Jahre, bis man weiß, ob Unfruchtbarkeit da ist. Dann gibt es den Streß des Wartens bis zur nächsten Periode. Schwer kann es auch sein, wenn Leute in Therapie sind, dass man dann feststellt, es geht nicht, dann können die Leute kaum mehr sich damit abfinden, dass es doch bei Kinderlosigkeit bleibt. Es sind ja nur 15 %, was aber ist mit den vielen anderen? Festzuhalten gilt: Infertilität ist ein Problem mit einer Vielfalt von Problemen. Die Medizin greift nur das organische Problem heraus.

c) ethische Beurteilung:
Ist es ethisch verantwortbar, was medizinisch möglich ist? Die ethischen Kriterien sind zwei: a: Ist die Technik der ehelichen Fortpflanzung gemäß und entsprechend? b: Welchen Wert hat das menschliche Wesen, das man da erzeugt. Zwei Dinge muss man unterscheiden:
a: Homologe künstliche Befruchtung. Dann stammt Ei und Samenzelle von einem gleichen Ehepaar
b: Heterologe Befruchtung. Da stammt eine Keimzelle von einem Dritten. Hier sind komplizierte Verhältnisse dann da.

Nun zur Stellungnahme des kirchlichen Lehramtes:
Da werden die Methoden der künstlichen Fortpflanzung abgelehnt. Argumente sind: Würde des zu erzeugenden Kindes und Würde der menschlichen Fortpflanzung, im Unterschied zur tierischen Zucht. Auch die Folgen werden betrachtet und bewertet, die mit künstlicher Befruchtung zu tun haben. Das steht in Donum Vitae. Das wurde dann in: Evangelium Vitae, bekräftigt. Also zwei Argumente: Einmal das physische Leben. Es darf nichts getan werden, was gegen die Rechte und die Würde des zu erzeugenden Kindes ist. Der zweite Wert ist mit der spezifisch menschlichen Fortpflanzung zu tun. Denn dies ist ein personaler und bewußter Akt. Das waren die beiden allgemeinen Prinzipien, daraus folgen dann einzelne Bewertungen. Das ist als erstes. Die heterologe Fortpflanzung. Dazu heißt es: Jedes Wesen muss als Geschenk Gottes gesehen werden. Es muss aus der Frucht der Ehe kommen. Die Zeugung soll Frucht und Zeichen des gegenseitigen Sich-Schenkens sein. Das Optimum für das Kinderkriegen ist die Ehe. Die Toleranz gegenüber anderer Lebensformen ist gut, aber das Optimum für das Kind ist die Ehe, denn da gibt es stabile Beziehungen. Am sichersten lernt ein Kind alles in der Familie, es lernt da z.B. das Sich-Eingliedern in Gesellschaft. Die Treue in einer Ehe besteht darin, dass der Vater oder die Mutter nur durch den anderen Partner Vater oder Mutter wird. Kinder sollten im Schoß der Familie zur Welt kommen und auf der Familie gründen. Indem die Kirche so argumentiert, wird gezeigt: Rückgriff auf die Keimzellen Dritter entspricht nicht dem Treueversprechen der Ehe. Und das ist ja im heterologen der Fall. Und auch die Rechte des Kindes werden auf diese heterologe Methode verletzt, weil das Kind seine Identität nicht findet. Ergebnis: negative moralische Beurteilung des Heterologen. Soweit zur heterologen Befruchtung. Das klingt alles ganz logisch, aber dennoch ist darüber in unserer Gesellschaft darüber viel unklar. Es gibt da eben die unterschiedlichen moralischen Vorstellungen. Nun zur homologen künstlichen Befruchtung. Auch das lehnt die Kirche ab, aber sie erfährt eine mindere Bewertung. Denn Familie und Ehe bleiben der Raum für das Kind. Dennoch ist sie unerlaubt, weil es der Würde der menschlichen Fortpflanzung widerspricht. Das Lehramt meint: Fortpflanzung und eheliche Vereinigung sind untrennbar miteinander verknüpft. Aber beim Homologen ist die Befruchtung von der ehelichen Vereinigung getrennt. Der Mensch erwächst eben aus einer lebendigen menschlichen Beziehung und nicht aus technischen Vorgängen. Die Öffentlichkeit des Labors bedeutet eine Verletzung aller Beteiligten, auch des Kindes. Entscheidend ist also: Herkunft des Lebens aus personaler Begegnung. Wichtig ist auch die Tatsache, dass ein Kind eine Schenkung des ehelichen Aktes ist. Es gibt also kein Recht auf ein Kind, ein Kind ist ein Geschenk und auch nie ein Eigentum der Eltern. Sexualität und Zeugung sind zutiefst menschliche Akte. Zeugung muss Frucht personaler Ganzhingabe sein. Leibliche Ganzhingabe setzt personale Ganzhingabe voraus, so der Papst.

Nun setzen wir uns damit kritisch auseinander, man könnte ja die homologe Befruchtung doch bedingt bejahen. Manche Moraltheologen sagen so. So sei unter bestimmten Bedingungen das doch vertretbar, weil die Einheit der Ehe und Zeugung aus Liebe doch moralisch da ist. Bedingungen sind:
1.: Aus einer Ehe muss alles kommen.
2.: Keine Samen eingefrieren.
3.: Die IVF muss die einzige Möglichkeit sein, Kinderlosigkeit zu beheben.
Aber: Die Risiken einer künstlichen Befruchtung übersteigen den Vorteil daran. Nehmen diese befürwortenden Moraltheologen auch alle psychogenen Hintergründe wahr? Denn Kinderlosigkeit hat psycho-soziale Folgen für den Menschen, und die kann man nicht technisch beheben, vor allem dann, wenn man die Gründe für die Sterilität nicht weiß, das ist der Fall bei der ideopathischen Sterilität. Gegen diese Meinung mancher Moraltheologen ist zu sagen: Haben diese Leute die Komplexität der Unfruchtbarkeit wahrgenommen, denn es gibt immer biologisch-soziologische und psychologische Seiten. Diese Moraltheologen sehen aber nur die medizinische Seite. Wenn man nur diese Seite sieht, führt dies zu einer Infertilitätskrise. Richtig wäre, erst einmal die Ursachen der Unfruchtbarkeit wahrnehmen, nicht gleich medizinisch behandeln. Möglicherweise fällt dann schon ein technischer Eingriff weg, wenn z.B. die Leute unter Streß stehen. Die Frage ist auch: Ist die IVF überhaupt eine Behandlung, oder ist dies mehr ein Experiment? Denn es gibt zu viele Restrisiken. Die Bedenken sprechen für die Linie, die das Lehramt vorgibt. Wenn aber wirklich einer eine homologe IVF machen will, dann muss dieser unbedingt vorher eine allumfassende Behandlung haben, auch psychologisch und soziologisch. Das Paar muss also erst umfassend aufgeklärt werden. Eine gute Beratung davor sollte auch alternative Perspektiven zeigen, wie man auch ohne Kind leben kann. Bei einer guten Beratung kann das Gefühl der Unfruchtbarkeit gut verarbeitet werden. Besonders viel Beratung brauchen Paare, die ohne Erfolg aus einer IVF-Behandlung kommen. Leider wird diese Nachberatung oft nicht angeboten, und das, obwohl Patienten oft nach einer vergeblichen Behandlung noch mehr leiden.

Nun eine abschließende Bewertung des Dokumentes Donum Vitae. Wird positiv bewertet, denn ist 1987 schon geschrieben worden. Da hat man schon vieles erkannt. Donum Vitae sprach damals geradezu prophetisch, denn jetzt ist es soweit mit den medizinischen Mitteln. Jeder hat das Recht auf den genetischen Zufall. Dabei durchmischen sich ja mütterliche und väterliche Erbgute. Bei künstlicher Befruchtung ist das alles künstlich von Hand gemacht. Mit diesem Recht auf den genetischen Zufall ist auch verbunden das Weitergehen von einer Generation zu anderen. Das Verhältnis der Generationen zueinander muss stimmen.

II. Ethische Probleme am Lebensende

1. Euthanasie
Wie ist das Verhältnis des Menschen zum Tod? Richter meint dazu: Der Umgang mit dem Tod ist eines der ungelösten Probleme unserer Gesellschaft. Die meisten blenden das einfach aus. Und andere sagen dazu: einfach Suizid. Nun terminologische Klärungen, denn mit den Begriffen sind schon Wertungen verbunden. So ist Euthanasie immer. Ein schöner Tod, in der Antike meinte man damit einen leichter schmerzfreier Tod. Oder auch den Tod eines ehrenwerten Mannes. Da ging es noch nicht darum, den Tod selbst herbeizuführen. In Deutschland denkt man immer an die Euthanasie des dritten Reiches, also negative Bewertung dieses Begriffes. Das andere Wort heute ist Sterbehilfe. Aber dieses Wort ist beschönigend, da es wohl kaum eine Hilfe ist, jemand aktiv zu töten, denn Töten geht immer gegen das Lebensrecht. Ein dritter Begriff ist: medizinisch assistiertes Sterben, darunter fällt. Suizidbeihilfe und aktive Sterbehilfe. Man unterscheidet direkt, indirekt, und aktiv, passiv. Euthanasie ist dann gezielte Herbeiführung oder Beschleunigung des Todes. Also hier besteht die Absicht zum Töten. Man kann auch sagen: Man führt den Tod dessen herbei, der an einer tödlichen Krankheit leidet. Bei dieser zweiten Definition Spielt das Motiv des Mitleides mit. Diese Euthanasie kann aktiv oder passiv erfolgen. Aktiv wird vollzogen, wenn todbringende Injektion verabreicht wird, passiv, wenn eine lebenserhaltende Maßnahme unterlassen wird, hierbei ist aber die Tötung beabsichtigt. Das ist dann, wenn die Grundversorgung des Menschen unterlassen wird. Oder wenn man Medizin weg läßt, oder wenn man außergewöhnliche Maschinen wegläßt. Die Frage ist dann noch, ob diese direkte Euthanasie auf Verlangen oder gegen den ausdrücklichen Wunsch erfolgt. Nun gibt es die indirekte Euthanasie, das ist auch die Sterbehilfe. Hierbei ist der Tod nie beabsichtigt, wird aber als Nebenfolge in Kauf genommen. Man unterscheidet wieder aktiv: Wenn Patient Medikamente bekommt, die die Schmerzen nimmt, die aber auch das Leben verkürzen können. Die passive indirekte Sterbehilfe ist der Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen oder der Abbruch einer Behandlung, dann, wenn sich das Behandlungsziel nicht realisieren läßt. Beispiel dafür: Einer hat eine tödliche Lungenentzündung, die als unheilbar gilt, soll man die dann noch behandeln? Das ethische Problem ist a: Der Arzt hat Recht auf Lebensverlängerung; b: der Mensch muss auch sterben können. Anderer Begriff: Sterbebeistand, dazu gehören schmerzlindernde Mittel, dann die Grundversorgung, dann der seelsorgliche Beistand. Diese drei dinge zur Sterbebegleitung. Direkte Sterbehilfe ist Euthanasie. Indirekte und passive diese drei Begriffe sind eigentlich wichtig.

Die Behandlungspflicht der Ärzte: Indirekte Sterbehilfe in aktiver Form, also Schmerzbekämpfung ist hier das Problem. Da gibt es eine Krebs-Schmerz-Spirale. Angst, dann: Depression, dann Schlaflosigkeit, dann niedrige Schmerzschwelle. Dies ist die Spirale. So eine Spirale kann das menschenwürdige Sterben verhindern. Menschenwürdiges Sterben meint: Ein erträgliches Maß. Schmerzen werden behandelt mit Schmerzmitteln, aber auch mit Betäubungsverfahren. Oft ist es so, dass man durch Schmerzfreiheit neu aufblühen kann, man wird aber durch Morphine nicht süchtig, da man nicht in der Stimmung beeinflußt wird. Morphine schädigen auch nicht die Organe, im Gegensatz zu vielen Kopfschmerzmitteln. Wenn man nun aber zu starke Mittel reicht, dann kann es sein, dass die Lebensdauer herabgesetzt wird. Hier gibt es eine Grauzone, fließende Übergänge, ob man einen tötet oder nicht. Pius XII. sagt schon 1957: Auch das Leid gehört zum Menschen, aber es gibt keine Pflicht auf Anästhesie, weil man das auch anders bewirken kann. Schmerzmittel seien nur höchstens indirekte Euthanasie, es muss aber darum gehen, nur die Schmerzen lindern zu wollen. Bei einer indirekten Sterbehilfe muss man die Güter abwägen: Schmerzen weg oder doch Leben verkürzen.

Nun zur passiven Sterbehilfe:
Was ist, wenn einer eine tödliche Krankheit hat, die unbedingt zum Tod führt, soll er dann bei Herzstillstand reanimiert werden oder nicht? Das Problem wird immer größer durch moderne Erfindungen, wie z.B. die Maschine der künstlichen Beatmung. Normal sollte diese Maschine dazu sein, dass man nur eine Phase überbrückt, bis Herz und Kreislauf wieder richtig funktionieren. Schwierig ist, was soll man tun, wenn einer im Koma liegt und der Patient kann nicht wieder zum Leben kommen. Ein zweites ist die sog: Pag-Sonde. Wird auch oft im Altersheim eingesetzt. Hier kann bei Schluckstörungen die Nahrung durch Sonde eingeführt werden, das kann durch eine Nasensonde gehen, oder eben durch die Pag-Sonde. Was ist Pag: Ist ein 15minütiger Eingriff, wo die Sonde gelegt wird. Dann kommt eine Magenspiegelung. Dort, wo das Licht der Sonde im Magen von außen sichtbar wird, wird der Magen punktiert. An diese Stelle wird ein Faden durchgezogen, dann kommt ein Schlauch durch. Jedenfalls kann dann durch einen Schlauch Nahrung in den Magen kommen. Das ist oft der Fall bei Patienten mit Schlaganfall oder wenn die geistigen Fähigkeiten weg sind.
Eine ärztliche Behandlung soll entweder heilen oder den Schmerzzustand verbessern. Das aber braucht eine Zustimmung des Patienten. Dazu muss der Patient erst informiert werden. Dann gibt de Patient eine informierte Zustimmung. Behandlungsverzicht ist dann, auf Wunsch des Patienten findet die Behandlung nicht statt, aber die Grundversorgung des Menschen mit Nahrung muss weiter gewährleistet sein.
Für einen Arzt gelten oberste Prinzipien:
1.: Der Arzt muss dem Wohl des Patienten dienen.
2.: Das Handeln des Arztes soll das Leben des Patienten schützen.
3.: Der Arzt soll vom Patienten Schaden abwehren
4.: Das, was der Arzt tut, muss medizinisch begründet sein. Fachwort: medizinische Indikation
5.: Die Selbstbestimmung des Menschen ist zu achten. Der Arzt darf nur handeln, wenn der Patient zustimmt.
Also: Gesetz der Autonomie des Menschen. Wenn nun Behandlungsverzicht da ist, muss demnach der Patient zustimmen, und es muss eine medizinische Indikation da sein. Dann gibt es ethisch das Prinzip der Proportionalität, der Verhältnismäßigkeit. Es geht um das Verhältnis von Mittel und Zweck. Z.B. ich will ein Ziel erreichen, steht dann das Mittel, das ich dazu verwende, im rechten Verhältnis zum Zweck, zum Ziel, das ich erreichen will? Und: Welche Folgen hat eine Behandlung für den Patienten? Z.B. muss man vielleicht bei einem Patienten die Hände anbinden, damit er die Pag-Sonde nicht herauszieht. Da muss man fragen: ist dieses Mittel des Anbindens dem Zweck entsprechend?

Nun wird das ganze konkretisiert an zwei Lebenskonstellationen. Erster Fall: Was ist bei lebensbedrohlicher Erkrankung? Da kann es sein, dass der Patient nicht will, aber der Arzt muss, um Leben zu erhalten. Es kann auch sein, dass der Wunsch nach einem Abbruch auch vom Arzt bestätigt wird, wenn Behandlung keinen Sinn mehr macht. Schwierig ist, wenn der Arzt sagt: Wir könnten Leben erhalten in einer erträglichen Weise, aber der Patient will nicht. In diesem Fall muss der Arzt den Patienten überzeugen, indem er dem Patienten eine berechtigte Hoffnung macht. Wenn der Patient trotzdem nicht will, kann der Arzt wegen dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten die Behandlung unterlassen. Aber die Beratung muss vorher gegeben worden sein. Was ist, wenn nun der Patient nicht mehr entscheidungsfähig ist? Wonach muss sich dann der Arzt richten? Hier muss der Arzt nach dem mutmaßlichen Willen des Patienten fragen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Es könnte sein, dass der Patient eine Patientenverfügung gemacht hat. Das würde heißen: Einer schreibt auf, was er will, wenn er mal bewußtlos ist. Drei Voraussetzungen müssen da sein, damit die Verfügung eintreffen kann.
1.: Patient ist nicht mehr geistig da zwei.
2.: Krankheit führt zum Tod.
3.: Es stellt sich die Frage, ob eine Behandlung abgebrochen werden soll.
Die Bischofskonferenz gibt ein Formular für so eine Verfügung heraus. Dann muss man auch fragen, ob diese Patientenbekundung überhaupt noch gilt? Das ist dann der Fall, wenn der Patient immer wieder jedes Jahr unterschreibt. Das war Hilfe. 1: Patientenverfügung, Hilfe. 2: Der Patient legt in gesunden Tagen einen Betreuer fest. Wenn nun der Patient nicht mehr geistig da ist, dann muss der Betreuer sagen, was der Patient will. Ein Patient kann nie vom Arzt erlangen, dass er ihm tödliches Mittel gibt oder dass der Arzt ihm beim Suizid hilft. Das kann ein Patient auch nach seiner informierten Zustimmung nicht vom Arzt verlangen. Nun kommen hier zwei Fallbeispiele. Beim ersten Fall richtet der Patient zwei Bitten: Einmal soll der Arzt die Behandlung der Lungenentzündung abbrechen. Die Frage ist, soll der Arzt die Patientenautonomie achten oder nicht? Hier erkannte der Arzt, dass der Patient depressiv war und behandelte weiter. Die andere Bitte war die um Euthanasie. Aber da hätte sich der Arzt strafbar gemacht. Ein zweiter Fall geht um die Pag-Sonde. Hier hat die Betreuerin was anderes gesagt als es die noch geistig da seiende Patientin wollte. Man muss sagen: Eine solche Sonde darf nur gelegt werden, wenn die Chance auf Heilung besteht, dass die Frau selber mal wieder essen kann. Das ist in diesem Fall nicht so, darum kann der Patientin nachgegeben werden und man legt keine Pag-Sonde, weil die Frau fast 90 und dement ist. Darum hat eine Heilung kaum Chance. Und hier hilft auch der Antrag der Betreuerin nichts.

Nun zum Behandlungsabbruch bei kranken Neugeborenen. Eine Behandlung eines Neugeborenen darf unterlassen werden, wenn 3 Bedingungen zugleich der Fall sind: Wenn die Fehlbildungen beim Kind sehr gravierend sind, wenn diese auf Dauer nicht behebbar sind, wenn die Behandlung für das Kind qualvoll ist. Letztlich maßgebend ist das Wohl des Neugeborenen. Nun zur Frage der Intensivmedizin: Hier geht es immer um Reanimation. Argument ist das Wohl des Patienten. Wenn aber ein unumkehrbarer Krankheitsverlauf da ist, dann keine Reanimation, auch nicht, wenn eine Schädigung des Gehirnes da ist. Wenn man beim Unfall schnell entscheiden muss, dann im Zweifel für den Patienten schon reanimieren. Zur Frage: Tötung auf verlangen, ist das erlaubt oder nicht? Es geht jetzt also um direkte Euthanasie. In Holland und Belgien ist das unter bestimmten Bedingungen erlaubt, dass der Arzt Injektion reicht. Vier Bedingungen: Wenn unheilbare Krankheit, wenn unerträgliche Schmerzen, wenn alle Medizin ausgeschöpft ist, wenn freiwillige Bitte der Patienten da ist. Nach diesem Gesetz darf das auch schon bei 12jährigen Kindern sein, wenn die Eltern zustimmen. Ein anderer Arzt muss noch zustimmen. Nach der Euthanasie muss man dann noch eine Ethikkommission zuziehen. So dieses Gesetz in Holland. Also in Holland: nicht erlaubt, aber doch eine bedingte Zulassung. Drei Gründe sprechen für Euthanasie. Diese nennen die Befürworter:
1.: Töten und sterben lassen, da kann man nicht unterschieden.
2.: Der Wunsch eines Patienten muss beachtet werden.
3.: Die Schwere des Leidens läßt nur die Euthanasie offen.

Was sagt das Lehramt: GS 27 sagt: Was dem Leben entgegensteht, so auch Euthanasie, diese Taten sind Schande, sind Widerspruch gegen die Ehre des Schöpfers. Also: Kirche ist ablehnend. 1980 wurde das von der Glaubenskongregation nochmals bestätigt ausführlich. Das steht in: DH 4660 In Evangelium Vitae schreibt der Papst nochmals. Euthanasie sei eine schweres Vergehen gegen das Leben. Das ergibt sich schon aus dem Naturrecht. Das meint. Allein mit Gründen der Vernunft zeigt sich das Verbot der Euthanasie. Dem Menschen steht keine Entscheidung zu, ob ein Leben lebenswert ist oder nicht. Der Papst verlangt statt Tötung einen entsprechenden Beistand. Nun zu diesen Argumenten, die die Befürworter der Euthanasie nennen. Die Frage muss dabei immer sein: Was dient dem Menschen tatsächlich? Was heißt menschenwürdig sterben? Ist das, wenn man eine Injektion gibt, stirbt man dann menschenwürdig? Die Würde des Menschen erlischt nicht, wenn er keine Autonomie mehr hat, auch wenn viele das anders sehen. Die Würde des Menschen verlangt, dass auch die Angewiesenheit angenommen wird.

Nun zu dem ersten Argument: Sterben lassen und töten. Die Befürworter sagen also: Da kann man nicht mehr unterscheiden. Denn auch Töten ist etwas, auf das das Sterbenlassen folgt. So die Befürworter. Aber das ist problematisch. Es gilt bei uns: Töten darf ein Arzt nicht, aber bei aussichtsloser Krankheit darf er Menschen sterben lassen. Das liegt also an der Absicht des Arztes. Töten wäre: Mit Absicht und bewußt, sterben lassen, das meint: der Arzt sieht die Grenze zum Sterben, die respektiert er. Sterben lassen, das geschieht, töten: das wird von außen zugeführt, es ist eine Schädigung. Es ist keine Tötung, wenn man die Beatmung abschaltet, aber nur dann, wenn der Patient nicht mehr gesund werden kann. Bei direkter, also aktiver Euthanasie. ist aber der Arzt direkter Verursacher.
Nun zur Frage 1: Wie autonom ist ein sterbender? Und Frage 2.: Ist die Euthanasie die einzige Möglichkeit, die bleibt, um einem Patienten zu helfen? Oder gibt es andere Alternativen? Nun zu Frage 1: Ein Todeswunsch muss man sehen als letzten Ausdruck der moralischen Selbstbestimmung. Eine Entscheidung des Menschen muss frei von Außeneinflüssen sein. Dies meint Autonomie-Verständnis. Aber wer so sagt, sieht den Menschen autonomistisch, denn der Mensch ist und wird immer das, was er in den Augen anderer ist. Darum ist eine Selbstbeurteilung immer abhängig von der Beurteilung anderer. Man kann sich nie selbst beurteilen, denn man hängt immer vom Urteil anderer ab. Das, was als autonome Entscheidung erscheint, als ein solcher Todeswunsch, in diese Entscheidung fließt immer auch ein, was anderer denken und meinen. So wollen manche als Rücksicht auf andere sterben. Ein Sterbender will so z.B. beim Euthanasiewunsch den anderen Menschen keine Mühe mehr machen. Ein Todeswunsch ist nie eine unabhängige, autonome Beurteilung der eigenen Situation.
Nun noch zur Frage 2: Ist die Euthanasie die einzige Hilfe? Nicht die technische Bewerkstelligung des Tods entspricht der Verabreichung des Todes, sondern es geht um einen humanen Beistand zum Sterben. Dazu gehört pflegerische Betreuung, wirksame Schmerzbekämpfung. und menschlicher Sterbebeistand. Diese drei Dinge sind notwendig. Es geht eben darum, dem Menschen das Leid zu nehmen und ihm zu helfen, ohne dass man gleich töten muss. Also besser Sterbehilfe, statt Euthanasie. Euthanasie erscheint oft als Verweigerung menschlicher Sterbehilfe. Ein anderes Argument: Argument der schiefen Ebene: Wenn einmal das Tötungsverbot aufgehoben wird, dann wird es immer schwieriger, noch Ausnahmen festzustellen, irgendwann macht man dann überall Euthanasie. Dann werden also die moralische Ebene und die Schranken schief. In Bezug darauf hat das strenge Gebot der Kirche schon seine Richtigkeit.

e) christliche und humane Hilfe für ein menschenwürdiges Sterben
Zwei Aufgaben:
1.: Solidarität, was Gesunde für Kranke tun können.
2: Was können Menschen für sich selber tun, solange sie noch gesund sind?
Damit der Mensch gut sterben kann, muss er sich auf den Tod vorbereiten. Zum anderen gehört zum Tod aber auch ein entsprechendes menschliches Umfeld, das das Sterben begleitet. Zuerst zum Sterbebeistand. Der Tod hat viele Gesichter, es kann schnell gehen, wie beim Herzinfarkt. Viele wünschen sich so einen Tod. So darf man auch um eine gute Sterbestunde bitten. Gerade die nicht professionellen Helfer, wie Verwandte, sind wichtig, brauchen aber selber auch Beistand. Die Sterbebegleitung ist die Konkretisierung des Liebesgebotes. Man muss immer davon ausgehen, dass ein Sterbender immer noch alles mitbekommt, so auch im Koma die Leute mit Namen anreden und ihnen Nähe vermitteln. Man muss auch Barrieren abbauen, dass man beim Sterben auch über den Glauben reden kann. Der wichtigste Beistand ist, dass die Familie und Freunde zeigen, dass die Beziehung zum Sterbenden nicht abgerissen ist. Wichtig ist auch die Wahrheit, einem Sterbenden zu sagen, dass Krankheit zum Tod führt, aber diese Wahrheit nicht überstülpen, sondern sich entwickeln lassen.

Gott sei gepriesen in Ewigkeit.
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