Sunday, 28 April 2013

Struktur allgemeine Moraltheologie\ Ziel und Charakteristik der Moraltheologie



Struktur Allgemeine Moraltheologie

Einleitung

-       Ziel und Charakteristik der Moraltheologie

Eine Grundperspektive der Moraltheologie: Der relationale Aspekt

Wodurch wird die Moraltheologie heute besonders herausgefordert?

-       Konzept der indirekten Fragen: Kultur des Bewusstseins und der Triebdynamik

Die Zielgestalt des Werdens

Die vierdimensionale Grundbezogenheit des Menschen

Der relationale Aspekt der Moraltheologie in theologischer Sicht

Brauchen wir heute eine therapeutische Theologie?

-       Biser: das heilende am Wort Gottes / narrative und argumentative Theologie

Zum Selbstverständnis und zur Methode der Moraltheologie

Die ethische Grundfrage

Die ethische Grundfrage im Kontext des Glaubens

-       Freiheit (GS 17), allg. Berufung zum Heil, klassische ethische Frage im NT, responsorische Ethik, Proprium christlicher Ethik, Kurzformel

Erste terminologische Klärungen

-       Ethos – Ethik, ethisches Verhalten, Ethik – Moral, Moraltheologie

Zum Selbstverständnis der Moraltheologie – exemplifiziert an einigen Richtungen der theologischen Ethik der Gegenwart

Die autonome Ethik im christlichen Kontext (Auer, Vernunftethik)

-       Autonomie des Sittlichen: das sittliche Gute entspricht der Wirklichkeit und wird aus Erfahrung und Vernunft gewonnen, Bedeutung des Glaubens → Bewertung

Glaubensethik (Stoeckle)

-       Erkenntnis-Skeptizismus → allein durch den Glauben können sittlichen Normen begründet werden → Bewertung

Hermeneutische Moral (Demmer)

-       Vermittlung: Glaube wirkt indirekt über das Menschenbild auf die Vernunft ein, Moraltheologie ist die ethische Erforschung des christl. Menschenbildes

Personale Ethik (Rotter) – Heilsgeschichtliche Begründung der Moral

-       Def.: Personalismus
-       Die freiheitliche Antwort des Menschen auf den Ruf Gottes ist der ethische Aspekt der Heilsgeschichte

Moraltheologie und Vaticanum II

-       Dialog mit der Welt (GS 36), spezifische Anweisung (OT 36)

Moraltheologie im Dienst des gelingenden Lebens (Müller)

-       Ziel: Gelingen des personal-relationalen Reifungsprozess, 3 Hilfsmittel zur Gestaltung der Selbstwerdung
-       Glaubenswissenschaft, Spirituelle Dimension der Moraltheologie

Erkenntnisquellen der theologischen Ethik und ihre methodische Erarbeitung

Stufen ethischer Erkenntnis

-       Erste Phase: die zwei Quellen der Wahrnehmung eines sittlichen Sollensanspruches
-       Zweite Phase: im Glauben gedeutet

Methodisch-reflektierte ethische Erkenntnis

-       Situationsanalyse durch Humanwissenschaften, Berücksichtigung der Möglichkeit
-       Ethische Analyse durch die Philosophie, Erhebung eines ethischen Anspruchs → Anthropologie
-       Ethische Beurteilung anhand des Glaubensgutes

Moralpsychologie als integraler Bestandteil der Moraltheologie

Pioniere der Moralpsychologie in der katholischen Moraltheologie

-       Kirchliche Situation Anfangs des 20. Jh., Absolute Moral
-       Die Frage nach dem Adressaten des sittlichen Anspruchs

Ignaz Klug (1929)

-       konkrete Moral
-       Schwerpunkt: der psychisch fragile Mensch vor dem ethischen Anspruch
-       Schlüsselbegriff: Bruchstelle, theologische Deutung der Bruchstelle
-       Neuinterpretation theologischer Grundbegriffe
-       Würdigung

Müncker (1960)

-       Hauptanliegen: persongemäße Sittlichkeit durch Gewissen
-       Grundlage: Moralpathologie

Heinen (1986)

-       Weiterentwicklung der Moralpsychologie Mückners zur psychologisch fundierten Tugendethik der Liebe und der Beziehung – Ausgangspunkt: Verstehen von Fehlformen der Liebe (Hauptsünden), kardiale Mitte
-       Ausgleich von Nächsten- und Selbstliebe durch die Gottesliebe und durch die theologischen Tugenden
-       Präventivethik
-       Würdigung

Thesen zur moralpsychologischen Arbeit in der theologischen Ethik heute

-       Die drei Grundthemen der Moralpsychologie
-       Einordnung und Legitimation der Moralpsychologie (GS 36)
-       Strukturelle Aspekte des sittlichen Könnens (Vetter)
-       Strukturkomponenten des sittlichen Könnens und psychogenetischer Aspekt
-       Sittliches Können in theologischer Perspektive, Bedeutung des Glaubens
-       Integration der moralpsychologischen Fragestellung in die theologische Ethik

Ethische Grundbegriffe

Wert

-       Unterschied zwischen sittlichen und vorsittlichen Werten

Die Unterscheidung zwischen:

-       subjektiver und objektiver Seite der Sittlichkeit
-       sittlich gut, sittlich schlecht – sittlich richtig, sittlich falsch

Quellen der Moralität

-       Die drei Elemente der Handlung: Objekt, Ziel (Gesinnung), Umstände (7)
-       Gesinnungsethik (Subjektseite) - Erfolgsethik (Objektseite) – Verantwortungsethik
-       Axiom zum Umgang mit den Quellen der Moralität

Sittliche Wahrheit

-       Sinnwahrheit und Freiheit, Zusammenhang von Sinn und Menschenbild (ganzheitlicher Zugang)
-       Menschenbild ist Grundlage für die Bestimmung des sittl. Sollens
-       Sittliche Wahrheit ist der sittliche Anspruch

 


Anthropologie als Grundlage der Moraltheologie

Philosophischer Zugang

Der Mensch als Person: Die vier Dimensionen des Personseins

Das personale Menschenbild von Vetter als Richtbild: Strukturbild der Persönlichkeit

Das vielfältige Spannungsfeld innerhalb der Persönlichkeitsstruktur

-       Störungen im Lebensgrund (Leib):
-           vegetativer Urgrund: Ernährung und Fortpflanzung
-         psychosomatische Störungen (Störungen in der Seele drücken sich im Leib aus)
-           animalische Grundschicht: Empfindungseindruck und Bewegungsantrieb
-         beim Tier durch den Instinkt gekoppelt
-         beim Mensch: Instinktenthebung → Verselbständigung der beiden Pole = Grundstörung (Angst, Wut)
-       Spannung zwischen Geist und Leib (Verstand – Trieb)
-       Spannung zwischen Wissen und Wollen, bzw. Erkennen und Umsetzen
-       anthropologische Bedeutung des Gewissens aufgrund der Störungsmöglichkeiten innerhalb der Persönlichkeitsstruktur

Die emotionale Mitte als Vermittlung zwischen den komplexen Wirklichkeit des Gefühls (phänomenologisch)

-       Selbstgefühl (Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen)
-       Mitgefühl (Beziehung zum Mitmenschen, Mitleid, Mitfreude)
-       Lebensgefühl (Heiterkeit, Traurigkeit)

Die personale Mitte als Integrations- und Steuerungsmitte:

-       personale Mitte: Zusammenhang von Gewissen und Gemüt
-       Aufgaben:
-           Ausgleich der Spannungen
-           Steuerung der Antriebe
-           Integration zwischen Leib und Geist, Zusammenhalt der Persönlichkeit
-       Gewissen:
-           Unterscheidung zwischen Gut und Böse
-           bindet die Erkenntnis und den Willen
-           motiviert zum Denken des Wahren und Tun des Guten
-           empfänglich für die Transzendenz, Stimme Gottes (nicht dem Verstand zugeordnet, sondern der Transzendenz)
-       Gemüt:
-           Grundgeflecht der Anhänglichkeit einer Person (Ausgeglichenheit, emotionale Integriertheit)
-           Ort der Bindung und Rückgebundenheit
-           integriert Selbst- und Mitgefühl
-       Heil ist der Mensch, wenn die personale Mitte entsprechend ausgeprägt ist

Person entfaltet sich in Beziehungen

-       Beziehungskreuz: Mutter, Vater, Sohn, Tochter / Bruder, Schwester, Mann, Frau
-       Begriff der Gestalt (mütterliche, väterliche Gestalt). Ziel: seine Gestalt gut ausprägen
-       Wenn die Gestalt nicht ausgeprägt ist, werden Beziehungen zum Kreuz. Aber es gibt die Möglichkeit der Stellvertretung

Lebenslanger Reifungsprozess in Stadien

-       zwei Hälften des Reifungsprozesses, unterschieden durch die Lebensmitte
-       erste Phase: Aufbau in Familie und Beruf, zweite: Sterben lernen
-       von Gott kommend, zu Gott hingehend

 

 





Theologischer Zugang

-       Transzendenzverwiesenheit der Person
-       Grundaussage der theologischen Anthropologie:
-         Ps 8,5: „was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“
-         Geheimnis der menschlichen Existenz
-       Mensch als theologisches Wesen: von Gott her, auf Gott hin→ Basissatz der theologischen Anthropologie

Die drei Aspekte des christlichen Menschenbildes und ihre beziehungstheologische Deutung

Der Mensch als Geschöpf und Ebenbild Gottes (Beziehungsstiftung)

-       Relationale Auslegung von Gen 2,4ff.:
-           Gott formt den Menschen: Lebensprozess, der die Mitarbeit des Menschen braucht (Bereitschaft zur Formbarkeit)
-           Dasein und Sosein ist aus Gott hervorgegangen → Jasagen zur Existenz
-           Lebensodem: Gott wendet sich dem Menschen zu (Unterschied zum Tier) → Mensch muss sich Gott zuwenden (coram deo) und Antwort auf Gottes Wort geben. Anhauchen meint auch Lebensprozess
-       Personale Auslegung von Gen 1,26ff.:
-           Gottebenbildlichkeit: Mensch ist durch Gottes Anruf als Gegenüber (als Du) erschaffen. Die Dinge entstehen aus Gottes Befehl, die Person aus seinem Anruf → Schöpfung ist Beziehungsstiftung
-           Anruf ist Akt der Würde, der das Personsein begründet
-           Mensch ist zur Antwort gerufen, das ist der Sinn seines Lebens
-           Hören des Rufes Gottes: Wortcharakter der Wirklichkeit
-           Ethische Konsequenzen aus der Lehre der Gott-Ebenbildlichkeit: Unverfügbarkeit des Lebens, Gen 9,6

Sünde als Beziehungsverweigerung, bzw. Beziehungsstörung

-       Deutung der Sündenfallgeschichte ist Grundlage, um Sünde zu verstehen
-       Freiheit als Voraussetzung
-       Grundgestalt der Sünde: Urbild sein wollen
-       Sünde ist Verfehlung gegen den Sinn des Lebens, Verweigerung gegen den Ruf Gottes.
-       Sinn des Lebens ist die Liebe, Mensch ist zur Liebe berufen. Sünde ist Verweigerung gegen die Liebe
-       10 Gebot zeigen die Sinnstruktur, die Gott dem Menschen gab und die konkreten Felder, wo der Mensch sich gegen den Ruf Gottes verweigert. Doppelgebot der Liebe ist Zusammenfassung der 10 Gebote
-       In der Sünde verlässt der Mensch seinen Wesensort (coram deo). Folge: Selbstüberhebung, Selbstverwerfung. Mensch macht sich oder einen anderen Menschen zu Gott
-       Sünde ist mehrdimensionale Beziehungsverweigerung: gegen Gott, gegen den anderen, bzw. direkt, indirekt gegen Gott
-       Erbsünde als Grundbefindlichkeit des Menschen:
-           Die unheile Gesamtwirklichkeit, in die der Mensch hineingeboren ist, ist seiner Entscheidung vorgegeben
-           Der Mensch ist erlösungsbedürftig, auf Gnade angewiesen → Hinweis auf Christus als einziger Erlöser
-           Konkupiszenz trotz Tilgung der Erbsünde durch die Taufe

Erlösung als Beziehungserneuerung

-       Erlösung ist Erneuerung der Gotteskindschaft, Kindschaft ist ein Beziehungsbegriff
-       Gott ermöglicht die Rückkehr des Menschen in seinen Wesensort: coram deo. Erlösung = Versöhnung
-       Inkarnation. Kreuz als Ausdruck der radikalen Liebe Gottes. Gott erleidet das Nein des Menschen am Kreuz
-       Auswirkungen der Erlösung am konkreten Menschen
-           Friede mit Gott
-           Erneuerung der Gotteskindschaft
-           Sündenvergebung
-       Mensch gewinnt Anteil am Gottesverhältnis Jesu in vierfacher Weise:
-           Gottesbewusstsein Jesu (du bist mein geliebter Vater)
-           Selbstbewusstsein Jesu (du bist mein geliebter Sohn)
-           Wir-Bewusstsein Jesu (als Kinder Gottes sind wir Geschwister)
-           sittliches Bewusstsein Jesu (dein Wille geschehe)
-       Ziel: Demut → coram deo. Gegenteil ist Hochmut oder Kleinmut

Das Gewissen

-         Wahrnehmung des sittlichen Anspruchs
-         Gewissensbildung

Das Gewissen aus anthropologisch-psychologischer Sicht

Was ist das Gewissen?

-       „Funktion der gesamten Persönlichkeit, in der die verpflichtende Forderung des sittlichen Anspruchs zu Bewusstsein kommt.“ (Mückner)

Elemente der Gewissensfunktion

-       Wertintuition, Werteschau → allg. sittl. Bewusstsein, Situationsgewissen
-       Wertunterscheiden, Abwägen
-       eigentlicher Zielpunkt der Gewissenstätigkeit: Sichentscheiden (Willensakt)
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