Struktur Allgemeine Moraltheologie
Einleitung
-
Ziel und
Charakteristik der Moraltheologie
Eine Grundperspektive der Moraltheologie: Der relationale Aspekt
Wodurch wird die Moraltheologie heute besonders herausgefordert?
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Konzept der
indirekten Fragen: Kultur des Bewusstseins und der Triebdynamik
Die Zielgestalt des Werdens
Die vierdimensionale Grundbezogenheit des Menschen
Der relationale Aspekt der Moraltheologie in theologischer Sicht
Brauchen wir heute eine therapeutische Theologie?
-
Biser: das
heilende am Wort Gottes / narrative und argumentative Theologie
Zum Selbstverständnis und zur Methode der Moraltheologie
Die ethische Grundfrage
Die ethische Grundfrage im Kontext des Glaubens
- Freiheit (GS 17), allg. Berufung zum
Heil, klassische ethische Frage im NT, responsorische Ethik, Proprium
christlicher Ethik, Kurzformel
Erste terminologische Klärungen
- Ethos – Ethik, ethisches Verhalten, Ethik
– Moral, Moraltheologie
Zum Selbstverständnis der Moraltheologie – exemplifiziert an einigen Richtungen der theologischen Ethik der Gegenwart
Die autonome Ethik im christlichen Kontext (Auer, Vernunftethik)
- Autonomie des Sittlichen: das sittliche
Gute entspricht der Wirklichkeit und wird aus Erfahrung und Vernunft gewonnen,
Bedeutung des Glaubens → Bewertung
Glaubensethik (Stoeckle)
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Erkenntnis-Skeptizismus
→ allein durch den Glauben können sittlichen Normen begründet werden →
Bewertung
Hermeneutische Moral (Demmer)
- Vermittlung: Glaube wirkt indirekt über
das Menschenbild auf die Vernunft ein, Moraltheologie ist die ethische
Erforschung des christl. Menschenbildes
Personale Ethik (Rotter) – Heilsgeschichtliche Begründung der Moral
-
Def.:
Personalismus
- Die freiheitliche Antwort des Menschen
auf den Ruf Gottes ist der ethische Aspekt der Heilsgeschichte
Moraltheologie und Vaticanum II
- Dialog mit der Welt (GS 36), spezifische
Anweisung (OT 36)
Moraltheologie im Dienst des gelingenden Lebens (Müller)
-
Ziel: Gelingen
des personal-relationalen Reifungsprozess, 3 Hilfsmittel zur Gestaltung der
Selbstwerdung
- Glaubenswissenschaft, Spirituelle
Dimension der Moraltheologie
Erkenntnisquellen der theologischen Ethik und ihre methodische Erarbeitung
Stufen ethischer Erkenntnis
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Erste Phase: die
zwei Quellen der Wahrnehmung eines sittlichen Sollensanspruches
- Zweite Phase: im Glauben gedeutet
Methodisch-reflektierte ethische Erkenntnis
-
Situationsanalyse
durch Humanwissenschaften, Berücksichtigung der Möglichkeit
-
Ethische Analyse
durch die Philosophie, Erhebung eines ethischen Anspruchs → Anthropologie
- Ethische Beurteilung anhand des
Glaubensgutes
Moralpsychologie als integraler Bestandteil der Moraltheologie
Pioniere der Moralpsychologie in der katholischen Moraltheologie
-
Kirchliche
Situation Anfangs des 20. Jh., Absolute Moral
- Die Frage nach dem Adressaten des
sittlichen Anspruchs
Ignaz Klug (1929)
-
konkrete Moral
-
Schwerpunkt: der
psychisch fragile Mensch vor dem ethischen Anspruch
-
Schlüsselbegriff:
Bruchstelle, theologische Deutung der Bruchstelle
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Neuinterpretation
theologischer Grundbegriffe
- Würdigung
Müncker (1960)
-
Hauptanliegen:
persongemäße Sittlichkeit durch Gewissen
- Grundlage: Moralpathologie
Heinen (1986)
-
Weiterentwicklung
der Moralpsychologie Mückners zur psychologisch fundierten Tugendethik der
Liebe und der Beziehung – Ausgangspunkt: Verstehen von Fehlformen der Liebe
(Hauptsünden), kardiale Mitte
-
Ausgleich von
Nächsten- und Selbstliebe durch die Gottesliebe und durch die theologischen
Tugenden
-
Präventivethik
- Würdigung
Thesen zur moralpsychologischen Arbeit in der theologischen Ethik heute
-
Die drei
Grundthemen der Moralpsychologie
-
Einordnung und
Legitimation der Moralpsychologie (GS 36)
-
Strukturelle
Aspekte des sittlichen Könnens (Vetter)
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Strukturkomponenten
des sittlichen Könnens und psychogenetischer Aspekt
-
Sittliches Können
in theologischer Perspektive, Bedeutung des Glaubens
- Integration der moralpsychologischen
Fragestellung in die theologische Ethik
Ethische Grundbegriffe
Wert
- Unterschied zwischen sittlichen und
vorsittlichen Werten
Die Unterscheidung zwischen:
- subjektiver und
objektiver Seite der Sittlichkeit
- sittlich gut, sittlich schlecht –
sittlich richtig, sittlich falsch
Quellen der Moralität
-
Die drei Elemente
der Handlung: Objekt, Ziel (Gesinnung), Umstände (7)
-
Gesinnungsethik
(Subjektseite) - Erfolgsethik (Objektseite) – Verantwortungsethik
- Axiom zum Umgang mit den Quellen der
Moralität
Sittliche Wahrheit
-
Sinnwahrheit und
Freiheit, Zusammenhang von Sinn und Menschenbild (ganzheitlicher Zugang)
-
Menschenbild ist
Grundlage für die Bestimmung des sittl. Sollens
- Sittliche Wahrheit ist der sittliche
Anspruch
Anthropologie als Grundlage der Moraltheologie
Philosophischer Zugang
Der Mensch als Person: Die vier Dimensionen des Personseins
Das personale Menschenbild von Vetter als Richtbild: Strukturbild der Persönlichkeit
Das vielfältige Spannungsfeld innerhalb der Persönlichkeitsstruktur
-
Störungen im
Lebensgrund (Leib):
-
vegetativer
Urgrund: Ernährung und Fortpflanzung
-
psychosomatische
Störungen (Störungen in der Seele drücken sich im Leib aus)
-
animalische
Grundschicht: Empfindungseindruck und Bewegungsantrieb
-
beim Tier durch
den Instinkt gekoppelt
-
beim Mensch:
Instinktenthebung → Verselbständigung der beiden Pole = Grundstörung
(Angst, Wut)
-
Spannung zwischen
Geist und Leib (Verstand – Trieb)
-
Spannung zwischen
Wissen und Wollen, bzw. Erkennen und Umsetzen
- anthropologische Bedeutung des Gewissens
aufgrund der Störungsmöglichkeiten innerhalb der Persönlichkeitsstruktur
Die emotionale Mitte als Vermittlung zwischen den komplexen Wirklichkeit des Gefühls (phänomenologisch)
-
Selbstgefühl
(Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen)
-
Mitgefühl
(Beziehung zum Mitmenschen, Mitleid, Mitfreude)
- Lebensgefühl (Heiterkeit, Traurigkeit)
Die personale Mitte als Integrations- und Steuerungsmitte:
-
personale Mitte:
Zusammenhang von Gewissen und Gemüt
-
Aufgaben:
-
Ausgleich der
Spannungen
-
Steuerung der
Antriebe
-
Integration
zwischen Leib und Geist, Zusammenhalt der Persönlichkeit
-
Gewissen:
-
Unterscheidung
zwischen Gut und Böse
-
bindet die
Erkenntnis und den Willen
-
motiviert zum
Denken des Wahren und Tun des Guten
-
empfänglich für
die Transzendenz, Stimme Gottes (nicht dem Verstand zugeordnet, sondern der
Transzendenz)
-
Gemüt:
-
Grundgeflecht der
Anhänglichkeit einer Person (Ausgeglichenheit, emotionale Integriertheit)
-
Ort der Bindung
und Rückgebundenheit
-
integriert
Selbst- und Mitgefühl
- Heil ist der Mensch, wenn die personale
Mitte entsprechend ausgeprägt ist
Person entfaltet sich in Beziehungen
-
Beziehungskreuz:
Mutter, Vater, Sohn, Tochter / Bruder, Schwester, Mann, Frau
-
Begriff der
Gestalt (mütterliche, väterliche Gestalt). Ziel: seine Gestalt gut ausprägen
- Wenn die Gestalt nicht ausgeprägt ist,
werden Beziehungen zum Kreuz. Aber es gibt die Möglichkeit der Stellvertretung
Lebenslanger Reifungsprozess in Stadien
-
zwei Hälften des
Reifungsprozesses, unterschieden durch die Lebensmitte
-
erste Phase:
Aufbau in Familie und Beruf, zweite: Sterben lernen
- von Gott kommend, zu Gott hingehend
Theologischer Zugang
-
Transzendenzverwiesenheit
der Person
-
Grundaussage der
theologischen Anthropologie:
-
Ps 8,5: „was ist
der Mensch, dass du seiner gedenkst?“
-
Geheimnis der
menschlichen Existenz
- Mensch als theologisches Wesen: von Gott
her, auf Gott hin→ Basissatz der theologischen Anthropologie
Die drei Aspekte des christlichen Menschenbildes und ihre beziehungstheologische Deutung
Der Mensch als Geschöpf und Ebenbild Gottes (Beziehungsstiftung)
-
Relationale
Auslegung von Gen 2,4ff.:
-
Gott formt den
Menschen: Lebensprozess, der die Mitarbeit des Menschen braucht (Bereitschaft
zur Formbarkeit)
-
Dasein und Sosein
ist aus Gott hervorgegangen → Jasagen zur Existenz
-
Lebensodem: Gott
wendet sich dem Menschen zu (Unterschied zum Tier) → Mensch muss sich Gott
zuwenden (coram deo) und Antwort auf Gottes Wort geben. Anhauchen meint auch
Lebensprozess
-
Personale
Auslegung von Gen 1,26ff.:
-
Gottebenbildlichkeit:
Mensch ist durch Gottes Anruf als Gegenüber (als Du) erschaffen. Die Dinge
entstehen aus Gottes Befehl, die Person aus seinem Anruf → Schöpfung ist
Beziehungsstiftung
-
Anruf ist Akt der
Würde, der das Personsein begründet
-
Mensch ist zur
Antwort gerufen, das ist der Sinn seines Lebens
-
Hören des Rufes
Gottes: Wortcharakter der Wirklichkeit
- Ethische
Konsequenzen aus der Lehre der Gott-Ebenbildlichkeit: Unverfügbarkeit des
Lebens, Gen 9,6
Sünde als Beziehungsverweigerung, bzw. Beziehungsstörung
-
Deutung der
Sündenfallgeschichte ist Grundlage, um Sünde zu verstehen
-
Freiheit als
Voraussetzung
-
Grundgestalt der
Sünde: Urbild sein wollen
-
Sünde ist
Verfehlung gegen den Sinn des Lebens, Verweigerung gegen den Ruf Gottes.
-
Sinn des Lebens
ist die Liebe, Mensch ist zur Liebe berufen. Sünde ist Verweigerung gegen die
Liebe
-
10 Gebot zeigen
die Sinnstruktur, die Gott dem Menschen gab und die konkreten Felder, wo der
Mensch sich gegen den Ruf Gottes verweigert. Doppelgebot der Liebe ist
Zusammenfassung der 10 Gebote
-
In der Sünde
verlässt der Mensch seinen Wesensort (coram deo). Folge: Selbstüberhebung,
Selbstverwerfung. Mensch macht sich oder einen anderen Menschen zu Gott
-
Sünde ist
mehrdimensionale Beziehungsverweigerung: gegen Gott, gegen den anderen, bzw.
direkt, indirekt gegen Gott
- Erbsünde als
Grundbefindlichkeit des Menschen:
-
Die unheile
Gesamtwirklichkeit, in die der Mensch hineingeboren ist, ist seiner
Entscheidung vorgegeben
-
Der Mensch ist
erlösungsbedürftig, auf Gnade angewiesen → Hinweis auf Christus als einziger
Erlöser
- Konkupiszenz
trotz Tilgung der Erbsünde durch die Taufe
Erlösung als Beziehungserneuerung
-
Erlösung ist
Erneuerung der Gotteskindschaft, Kindschaft ist ein Beziehungsbegriff
-
Gott ermöglicht
die Rückkehr des Menschen in seinen Wesensort: coram deo. Erlösung = Versöhnung
-
Inkarnation.
Kreuz als Ausdruck der radikalen Liebe Gottes. Gott erleidet das Nein des
Menschen am Kreuz
-
Auswirkungen der
Erlösung am konkreten Menschen
-
Friede mit Gott
-
Erneuerung der
Gotteskindschaft
-
Sündenvergebung
-
Mensch gewinnt
Anteil am Gottesverhältnis Jesu in vierfacher Weise:
-
Gottesbewusstsein
Jesu (du bist mein geliebter Vater)
-
Selbstbewusstsein
Jesu (du bist mein geliebter Sohn)
-
Wir-Bewusstsein
Jesu (als Kinder Gottes sind wir Geschwister)
-
sittliches
Bewusstsein Jesu (dein Wille geschehe)
- Ziel: Demut → coram deo. Gegenteil ist
Hochmut oder Kleinmut
Das Gewissen
-
Wahrnehmung des
sittlichen Anspruchs
- Gewissensbildung
Das Gewissen aus anthropologisch-psychologischer Sicht
Was ist das Gewissen?
- „Funktion der gesamten Persönlichkeit, in
der die verpflichtende Forderung des sittlichen Anspruchs zu Bewusstsein
kommt.“ (Mückner)
Elemente der Gewissensfunktion
-
Wertintuition,
Werteschau → allg. sittl. Bewusstsein, Situationsgewissen
-
Wertunterscheiden,
Abwägen
-
eigentlicher
Zielpunkt der Gewissenstätigkeit: Sichentscheiden (Willensakt)
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